"1. Die griechische Regierung verbessert ihre Vorschläge schnell und umfassend, mit voller Unterstützung ihres Parlaments. Die Verbesserungen müssen Vertrauen wieder aufbauen, vorab die Schuldentragfähigkeit sowie die erfolgreiche Umsetzung des Programms sicherstellen - damit nach Abschluss des Programms ein erneuter Marktzugang erreicht wird. Die Verbesserungen umfassen:
a) einen Transfer von wertvollen griechischen Vermögenswerten von (50 Milliarden) Euro in einen externen Fonds wie die Institution für Wachstum in Luxemburg, um mit der Zeit privatisiert zu werden und die Schulden zu vermindern.
b) einen Kapitazitätsaufbau und eine Entpolitisierung griechischer Verwaltungsaufgaben unter Aufsicht der COM (Anmerkung der Redaktion: EU-Kommission) für die genaue Umsetzung des Programms.
c) automatische Ausgabenkürzungen, falls Defizitziele verfehlt werden. Parallel würde eine Reihe von Finanzierungselementen zusammengestellt, um die zeitliche Lücke zu überbrücken, bis die ersten Auszahlungen unter dem verbesserten Programm erfolgen können. Dies bedeutet, dass das existierende Risiko, dass ein neues ESM-Programm nicht abgeschlossen wird, bei Griechenland liegt, nicht bei den Eurozonen-Ländern.
Screenshot des Schäuble-Papiers
Das Schäuble-Papier (engl.)
| sven-giegold.de
2. In dem Fall, dass Griechenland ein tragfähiges Schuldenniveau und eine glaubhafte Perspektive zur Umsetzung nicht im Vorfeld sicherstellen kann, sollten dem Land zügige Verhandlungen über eine Auszeit aus der Eurozone angeboten werden. Dies könnte mit einer möglichen Neustrukturierung der Schulden geschehen, wenn nötig in einem Format des Pariser Clubs (Anm. d. Red.: informelles Gremium für staatliche Gläubiger und Schuldnerländer) von mindestens fünf Jahren. Nur dieser Weg vorwärts würde eine ausreichende Schuldenrestrukturierung erlauben, die mit einer Mitgliedschaft in der Währungsunion nicht vereinbar wäre (Art. 125 AEUV - Anm. d. Red.: Vertrag über die Arbeitsweise der EU).
Die Auszeit-Lösung sollte in den kommenden Jahren begleitet werden von einer Unterstützung Griechenlands als EU-Mitglied und dem griechischen Volk mit wachstumssteigernder, humanitärer und technischer Betreuung. Die Auszeit-Lösung würde auch begleitet von der Konsolidierung aller Pfeiler der Wirtschafts- und Währungsunion und konkreten Maßnahmen, um die Steuerung der Eurozone zu stärken."
Das waren wohl die beiden Alternativen. Nicht mehr und nicht weniger. Er hat also nicht für den Grexit gekämpft. Aber, so entstehen Legenden.
So, so, die Mehrheit der Deutschen sind Doofies...
So, so, die Mehrheit der Deutschen sind Doofies...
Und jeder darf sich selbst aussuchen, ob er zu denen gehören will. Sarrazin muss nicht mit Mehrheiten im Gleichschritt marschieren, er ist dafür zu kompetent:
Oh, Vorab-Marketing für sein neues Buch über die Merkel/Tsipras-Verschwörung? Noch`n Milliönchen? Der Markt für Ersatz-Erlöser und Allesversteher scheint in D noch immer reizvoll. Und das alles, weil Gott tot ist.
Zitat von Arthur S. im Beitrag #229Oh, Vorab-Marketing für sein neues Buch über die Merkel/Tsipras-Verschwörung? Noch`n Milliönchen? Der Markt für Ersatz-Erlöser und Allesversteher scheint in D noch immer reizvoll. Und das alles, weil Gott tot ist.
Also verstanden hast Du nicht, was er gesagt hat. Pisa eben.
Zitat von Arthur S. im Beitrag #229Oh, Vorab-Marketing für sein neues Buch über die Merkel/Tsipras-Verschwörung? Noch`n Milliönchen? Der Markt für Ersatz-Erlöser und Allesversteher scheint in D noch immer reizvoll. Und das alles, weil Gott tot ist.
Also verstanden hast Du nicht, was er gesagt hat. Pisa eben.
Gruß, Martin
Welche Logik liegt in Behauptung, wer Sarrazin nicht versteht, ist irgendwie pisa? Also doch: Sarrazin ist der Erlöser. So, jetzt geh ich mit meinem Hund in den Wald. Die Vöglein zwitschern...
Zitat von MartiS2 im Beitrag #227Sarrazin muss nicht mit Mehrheiten im Gleichschritt marschieren, er ist dafür zu kompetent:
Naja. Sarrazin, das ist eine Mischung aus Pragmatismus mit Polemik und Populismus.
Die Strategie mit dem Premier als Mehrheitenbeschaffer und dem Minister als Macher ist schon richtig. Aber bitte, mal eben 1000 unbestechliche Finanzbeamte... in Griechenland. Das ist ja das Problem, die Kultur des Landes ist anders. Solche Sätze klingen bei seiner Leserschaft in Deutschland natürlich gut, er verkauft sich als harter Macher. Ich bezweifle aber stark, dass das alles in der Realität so einfach funktionieren würde.
Zitat von MartiS2 im Beitrag #227Sarrazin muss nicht mit Mehrheiten im Gleichschritt marschieren, er ist dafür zu kompetent:
Naja. Sarrazin, das ist eine Mischung aus Pragmatismus mit Polemik und Populismus.
Die Strategie mit dem Premier als Mehrheitenbeschaffer und dem Minister als Macher ist schon richtig. Aber bitte, mal eben 1000 unbestechliche Finanzbeamte... in Griechenland. Das ist ja das Problem, die Kultur des Landes ist anders. Solche Sätze klingen bei seiner Leserschaft in Deutschland natürlich gut, er verkauft sich als harter Macher. Ich bezweifle aber stark, dass das alles in der Realität so einfach funktionieren würde.
Sarrazin hat in Berlin die Realität unter teilweise ungünstigen Umständen kennen gelernt. Er hat natürlich den Vorteil, sich ohne Rücksicht auf politische Plänkeleien äußern zu können. Sinn hat sich nun auch geäußert: http://www.finanznachrichten.de/nachrich...gen-vor-003.htm
Ich orientiere mich in solchen Dingen lieber an Fachleuten als an Meinungsumfragen, das war der Grundtenor meines Einwurfs.
Zitat von Arthur S. im Beitrag #231 Welche Logik liegt in Behauptung, wer Sarrazin nicht versteht, ist irgendwie pisa? Also doch: Sarrazin ist der Erlöser. So, jetzt geh ich mit meinem Hund in den Wald. Die Vöglein zwitschern...
Es ist ganz einfach: Wenn man aus der Antwort entnehmen kann, dass ein Thema nicht verstanden wurde, dann denke ich an Pisa. Manchmal auch an Lichtenberg: "Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?"
Jedenfalls halte ich es für zielführender, Inhalte und nicht die Personen zu beurteilen. Beim linken Marxisten Yaroufakis hast Du ja auch erst spät gemerkt, dass das was er sagt Stand der Wissenschaft ist.
Ich orientiere mich in solchen Dingen lieber an Fachleuten als an Meinungsumfragen, das war der Grundtenor meines Einwurfs.
Gruß, Martin
So ? Welche denn ?
Es gibt zu dem Griechenlandthema zu jedem beliebigen Standpunkt ernstzunehmende Fachleute, ob Sinn nun gerade dazugehört, liegt im Auge des Betrachters. Ich habe allerdings den Eindruck, dass er international gesehen unter den Fachleuten eine ziemlich einsame Position hat.
Zitat Ich habe allerdings den Eindruck, dass er international gesehen unter den Fachleuten eine ziemlich einsame Position hat.
Aber auch das ist kein Beweis, nicht mal ein gutes Indiz, dass Sinn Unrecht hat.
Fachleute werden bezahlt, insbesondere solche für Volkswirtschaft von nicht eben unbedeutenden Organisationen, Regierungen, etc. Oder sie vermarkten sich gut selbst, wie Nobelpreisträger Krugmann, für dessen Aussagen man schon leicht in die Fäkalsprache abgleiten könnte, da er sich gehörig im Ton vergreift. Aber Blättern wie der NY Times ist es Recht, genauso wie dem Autor, es zahlt sich in barer Münze aus.
Insofern hast du schon Recht, Kater, Fachleuten zu vertrauen ist nicht einfach.
Dass gerade Fachleute, die Keynes predigen (oder das, was man dafür hält), in der Mehrheit sind, verwundert nicht. Denn sie hängen meist gut gesichert in der Verwertungskette, die durch den warmen Geldregen, den sie herbeibegründen, ganz gut angetrieben wird.
Es gibt zu dem Griechenlandthema zu jedem beliebigen Standpunkt ernstzunehmende Fachleute
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, mich mit dem Thema nicht mehr zu befassen. Um halbwegs kompetent mitreden zu können, bräuchte man wahrscheinlich ein abgeschlossenes Studium in Volkswirtschaftslehre.
Die einen behaupten, der Euro wurde geschaffen, um Deutschland zu schwächen.
Die anderen behaupten, der Euro gäbe Deutschland die Möglichkeit, den Mitgliedsländern seinen Willen aufzuzwingen.
Wieder andere behaupten, der Euro wurde geschaffen, um die Mitgliedsländer zu zwingen, neoliberale Reformen ihres Arbeitsmarktes vorzunehmen und somit die "marktkonforme Demokratie" (=Abschaffung der Demokratie) herbeizuführen (demzufolge liefe derzeit alles nach Plan):
Zitat The euro would really do its work when crises hit, Mundell explained. Removing a government's control over currency would prevent nasty little elected officials from using Keynesian monetary and fiscal juice to pull a nation out of recession.
"It puts monetary policy out of the reach of politicians," he said. "[And] without fiscal policy, the only way nations can keep jobs is by the competitive reduction of rules on business."
He cited labor laws, environmental regulations and, of course, taxes. All would be flushed away by the euro. Democracy would not be allowed to interfere with the marketplace – or the plumbing.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir zur D-Mark zurückkehren sollten. Keine Ahnung, wieviele hunderttausend Millionen Trillionen das kosten würde.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Zitat von Kater im Beitrag #235 So ? Welche denn ?
Es gibt zu dem Griechenlandthema zu jedem beliebigen Standpunkt ernstzunehmende Fachleute, ob Sinn nun gerade dazugehört, liegt im Auge des Betrachters. Ich habe allerdings den Eindruck, dass er international gesehen unter den Fachleuten eine ziemlich einsame Position hat.
Gruss Kater
Kater,
zuerst mal wollte ich feststellen, dass ich mich bei meiner Meinungsbildung in Fachfragen weniger an Meinungsumfragen, denn an Fachleuten orientiere. Sinn und Sarrazin hatte ich hier eher zufällig referenziert, weil sie sich gerade geäußert hatten. Immerhin war Sinn der Erste, der die Zusammenhänge der Kapitalflüsse innerhalb Europas (Stichwort Target, ELA, ESFM, usw.) verständlich präsentierte. Das kann er schon. Ich dachte auch gelegentlich, dass er gewichtige Einflüsterer hatte, wie Weidmann, Stark, u.a..
Es gibt im Grunde zwei Lager, diejenigen, die den Grexit befürworten, und diejenigen, die am Liebsten eine Europäische Transferunion hätten. Wen Du in diesen Lager als kompetent sehen willst bleibt Dir überlassen. Sinn hat zumindest mal ein Konzept präsentiert, wie ein Grexit praktisch aussehen könnte. Keine Ahnung, ob er da als kompetent gilt, er dürfte aber auch da nicht im einsamen Kämmerlein vor sich hin spinnen.
Ich traue Sinn aber beispielsweise in Fragen der Finanzwirtschaft / Handel keine große Kompetenz zu, da würde ich mich an Andere halten.
Zitat von Mirkalf im Beitrag #237Die einen behaupten, der Euro wurde geschaffen, um Deutschland zu schwächen.
Die anderen behaupten, der Euro gäbe Deutschland die Möglichkeit, den Mitgliedsländern seinen Willen aufzuzwingen.
Wieder andere behaupten, der Euro wurde geschaffen, um die Mitgliedsländer zu zwingen, neoliberale Reformen ihres Arbeitsmarktes vorzunehmen und somit die "marktkonforme Demokratie" (=Abschaffung der Demokratie) herbeizuführen (demzufolge liefe derzeit alles nach Plan)
Varoufakis beschreibt die Geschichte in etwa so, dass die USA, noch ganz im Schock der Wirtschaftskrise vor dem WKII, weltweit stabilisierende Währungssäulen haben wollten, so dass sich das Desaster nach 1929 nicht wiederholen sollte. Dazu haben sie erst mal D und J auserkoren, die beide das Potential hatten, und die beide weitgehend (D) oder ganz (J, Mac Arthur) unter ihrer Kontrolle waren. Dafür haben sie dann auch investiert. In diesem Zuge haben sie auch auf eine Wirtschaftsunion in Europa gedrängt, den Japanern die Märkte nach Thailand (Versorger für das Militär) und später den USA geöffnet. Der ursprüngliche Plan ist dann irgendwann, auch mit dem Fall der SU ad acta gelegt worden, das Bestreben, eine weitere starke Währung in Europa zu haben blieb. Die USA hatten nach Bretton Woods den $ als Welthandelswährung etabliert, konnten aufgrund des dadurch starken $ leicht weltweit Kapital einsammeln: D hat fleißig Autos in die USA gekauft, und die Gewinne gleich hinterhergeschickt. Dito. Andere.
Ob geplant oder nicht, für die USA war das kein schlechter Deal. Für die Europäer ging der Euro auch ganz gut, bis dann die fehlender Regelmechanismen offensichtlich wurden. Da sind wir nun. Bevor wir zur DM zurückkehren muss es eine deutlich schlimmere Krise geben als GR.
Wenn es um die Diskreditierung der US geht zitiert Martin jeden Idioten, selbst Varoufakis, der mit etwas Amibashing und Verschwörungstheorien auf Bilderberger Niveau mal eben auf Stand der Wissenschaft überhöht wird. Was mir bei Varoufakis sehr deutlich auffiel war, dass er von den Basics der Finanzpolitik keine Ahnung hat. Er konnte dazu weder Fragen beantworten noch Strukturen erläutern. Varoufakis kann nur das Grosse und Ganze, man kann das auch Schwafelei nennen, die Details müssen andere. Das sind dann Martins Fachleute, denen er glaubt.
Die Griechenland Krise ist, wo wir schon beim Thema sind, ist zu weiten Teilen auch dem fehlenden Grundlagenwissen verschiedener Politiker geschuldet. Die neugewählten Quasi-Kommunisten waren leider komplett überfordert und beauftragten mit der Verhandlungsführung zwei linke Redenschwinger ohne Ahnung von der Materie. Die Kenntnis von Spieltheorien und Märchen (also VWL) ersetzt nun mal nicht das ABC der Staatsfinanzen. Dass Varoufakis die erst beste Gelegenheit nutzte sich abzuseilen war folgerichtig und die Vorführung eines griechischen Ministerpräsidenten wie einem kleinen Schuljungen in den entscheidenden Verhandlungen leider auch.