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Dieses Thema hat 2.638 Antworten
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MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

05.09.2014 19:01
#196 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat von DP im Beitrag #189
Martin,

Nein der Zeitfaktor ist hier ein absolut entscheidender, denn dieser drückt am Ende die Seriösität der Abklärung eines allfälligen Volkswillen aus. Ein Schnellschuss innert Wochen kann nur als völkerrechtswidrige Annektion bezeichnet werden. Die Bevölkerung muss die verschiedenen Optionen abwägen können, erst am Ende dieses sicher kaum unter zehn Jahren währenden Prozesses steht die freie und geheime, neutral beobachtete Abstimmung.
Auf der Krim ist nichts dergleichen passiert.



DP,

ng's Vergleich mit der DDR ist nicht ganz falsch, es geht auch schneller. Zum Zeitfaktor: Entscheidend ist erst mal die Anerkennung als souveräner Staat, mit dieser Anerkennung ist natürlich ein formaler Rahmen für Verhandlungen, Austausch diplomatischer Beziehungen, und im Prinzip auch militärische Unterstützung, der die Standards der anerkennenden Staaten erfüllt. Militärische Unterstützung stand in den diskutierten Beispielen nicht zur Debatte, die Serben keine unmittelbare Gefahr mehr, daher war auch keine Eile geboten. Trotzdem erfolgte lange vor der Aufnahme in die EU beispielsweise die Aufnahme Kroatiens (auch Ungarns) in die Nato: Der Sicherheitsaspekt war damit abgedeckt. Die Aufnahme in die EU schließt eine Angleichung von Gesetzen und Standards ein, die Zeit brauchen, außer man kann die wie im Falle der DDR einfach überstülpen. Bei Kroatien kam noch hinzu, dass die EU noch ein paar Personalien klären wollte, die sich in der Zeit der kämpfe nicht konform mit internationalen Standards verhalten hatten.

Im Fall der Krim blieb den Krim-Bewohnern die Zeit nicht, da sie mit Gewalt seitens des damaligen Putsch-Regimes in Kiew rechnen mussten (die Kämpfe in der Ostukraine zeigen, was passiert wäre). Die bürokratischen Hürden sind bei der russischen Föderation wohl deutlich niedriger, meines Wissens haben die Mitglieder auch größere Autonomie als die EU-Länder. Wichtig war zuvorderst der militärische Schutz, und der kam tatsächlich schnell. Dies wäre aber im Prinzip aber auch seitens der EU beispielsweise im Fall von Slowenien, Kroatien unmittelbar nach der Anerkennung möglich gewesen, ohne gegen internationales Recht zu verstoßen. Ein kleiner Vorteil der EU ist auch, dass Länder Vollmitglieder in der UN sind.

Zitat
Und natürlich ist deine Gleichsetzung EU/Russland hanebüchen und völlig an den Haaren herbeigezogen. Unfassbar, dass man sowas überhaupt noch erwähnen muss. Sollte die EU mal einen Präsidenten haben mit weitgehenden Machtbefugnissen, eine einheitliche Aussen- und Wirtschaftspolitik betreiben und ihr die NATO unterstellt sein dann komm wieder.



Genau genommen ist das kein Vergleich mit Russland, sondern der UDSSR. Wie ng schon richtig erkannt hat, steckt da natürlich eine Portion Sarkasmus drin. Wie ich erwähnt habe stammt dieser aus dem Tagesgeschäft, aber auch von den Auswirkungen einiger Richtlinien auf unseren Alltag. So viel von oben übergestülpten Unsinn und sanktioniert Vertragsbrüche habe ich in der Vergangenheit nicht für möglich gehalten. Das Schlimme ist, dass beispielsweise viele Deutsche, die sich lokal nicht durchsetzen könnten, dies via EU dann doch noch schaffen. Da habe ich bei Gesetzesvorhaben in den USA deutlich bessere Mitsprachemöglichkeiten, vor allem kann nichts vom Tisch gewischt werden. Dazu kommt, dass das System EU letztlich auf Korruption beruht, nichts anderes ist der Honigtopf, den man in Straßburg und Brüssel hingestellt hat. Bei außerordentlicher Versorgung bis ans Lebensende ist der Hofstaat gesichert. Das hat aber zugegebenermaßen nichts mit der Krim zu tun.

Gruß, Martin

DP Offline



Beiträge: 5.248

05.09.2014 22:13
#197 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Martin,

Deine Argumentation ist zusammengeschustert und je weniger dir einfällt desto mehr absurde Parallelen musst du bemühen. Also die Leute in der DDR hatten 28 Jahre Zeit sich ein Urteil zu bilden und in der darauffolgenden freien Wahl haben sich 80% für den Anschluss entschieden, je nach Modell schneller oder langsamer. Hier sind alle Merkmale eines geordneten Überganges gegeben.

Dein bemühter Krim Vergleich erinnert mich ziemlich exakt (Spock kann es sicher noch bestätigen) an das Argumentarium der Russen, als man 1980 in Afghanistan einmarschierte; die afghanische Bevölkerung rief die russische Regierung um Hilfe, um sie vor konservativen Kreisen zu schützen. In Wahrheit ging es nur darum, in Kabul eine moskautreue Marionettenregierung zu etablieren und sich am Ende das Land unter den Nagel zu reissen.

Wenn die Krim Angst vor einem Chaos a la Ostukraine gehabt hätte, hätte man sich auch vorläufig für autonom erklären und eine Unabhangigkeits- oder Anschluss Debatte führen können mit einem anschliessenden Referendum in einigen Jahren und unter internationaler Kontrolle. Ich denke das hätte die internationale Gemeinschaft dann auch akzeptiert.

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

05.09.2014 22:18
#198 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat von DP im Beitrag #197
Martin,

Deine Argumentation ist zusammengeschustert und je weniger dir einfällt desto mehr absurde Parallelen musst du bemühen. Also die Leute in der DDR hatten 28 Jahre Zeit sich ein Urteil zu bilden und in der darauffolgenden freien Wahl haben sich 80% für den Anschluss entschieden, je nach Modell schneller oder langsamer. Hier sind alle Merkmale eines geordneten Überganges gegeben. Dein bemühter Krim Vergleich erinnert mich ziemlich exakt (Spock kann es sicher noch bestätigen) an das Argumentarium der Russen, als man 1980 in Afghanistan einmarschierte; die afghanische Bevölkerung rief die russische Regierung um Hilfe, um sie vor konservativen Kreisen zu schützen. In Wahrheit ging es nur darum, in Kabul eine moskautreue Marionettenregierung zu etablieren und sich am Ende das Land unter den Nagel zu reissen.


DP,

jetzt hast Du aber schon ein paar Viertel zu viel. Na, dann prost.

Gruß, Martin

DP Offline



Beiträge: 5.248

05.09.2014 22:24
#199 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Nee geht gar nicht, ich komme vom Sport und sitze noch im Zug.

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

06.09.2014 06:37
#200 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Ok, dehydriert und deoxygeniert, das lasse ich auch gelten.

Gruß, Martin

DP Offline



Beiträge: 5.248

06.09.2014 09:58
#201 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

http://www.welt.de/politik/ausland/artic...der-Grenze.html

Ist das die Vorbereitung auf den Einmarsch in Estland?
Ich nehme an, Martin wird uns bald erklären; Im Fall Estlands blieb nach der kurzfristigen Installierung einer moskaufreundlichen Administration in Tallin den Bewohnern Estlands die Zeit (für eine aufwändige Meinungsevaluation mit anschliessender Abstimmung) nicht, da sie mit Gewalt seitens des damaligen Putsch-Regimes in Tallin rechnen mussten (die Kämpfe in der Ostukraine zeigen, was passiert wäre). Die bürokratischen Hürden sind bei der russischen Föderation wohl deutlich niedriger und so konnte Estland schnell und unkompliziert ins neurussische Reich aufgenommen werden.
Spontan kam es in den Strassen Tallins zu Putin freundlichen Demonstrationen.

ng Offline



Beiträge: 2.614

06.09.2014 15:11
#202 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat
Deine Argumentation ist zusammengeschustert und je weniger dir einfällt desto mehr absurde Parallelen musst du bemühen. Also die Leute in der DDR hatten 28 Jahre Zeit sich ein Urteil zu bilden und in der darauffolgenden freien Wahl haben sich 80% für den Anschluss entschieden

Hä? Von welchem Universum redest du? In meinem wurden weder die DDR-Bürger noch die West-Deutschen gefragt, ob sie eine Wiedervereinigung oder auch nur diesen dann praktizierten Beitritt wollen.

Ob das daran lag, dass die Völker und ihre "Regierungen" Besetzte waren und bei dem ganzen Vorgang eh nicht viel zu melden hatten, sei dahingestellt. Nicht gefragt ist nicht gefragt.

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

06.09.2014 15:13
#203 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

DP,

ich kann Dir nur erklären, dass ich die Welt nicht ernst nehme und auch nicht lese. Ansonsten müssen EU-Länder gewisse Mindeststandards einhalten, was die Behandlung der eigenen Bürger angeht, auch der Minderheiten. Sollte Estland russische Minderheiten unfair behandeln, können diese Brüssel um Hilfe bitten.

Gruß, Martin

ng Offline



Beiträge: 2.614

06.09.2014 15:22
#204 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat
Ist das die Vorbereitung auf den Einmarsch in Estland?

Klar! https://www.youtube.com/watch?v=eqenDDW16_E

WRL Offline



Beiträge: 1.124

06.09.2014 16:54
#205 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat von ng im Beitrag #202
Hä? Von welchem Universum redest du? In meinem wurden weder die DDR-Bürger noch die West-Deutschen gefragt, ob sie eine Wiedervereinigung oder auch nur diesen dann praktizierten Beitritt wollen.

Ob das daran lag, dass die Völker und ihre "Regierungen" Besetzte waren und bei dem ganzen Vorgang eh nicht viel zu melden hatten, sei dahingestellt. Nicht gefragt ist nicht gefragt.



Schlechtes Gedächtnis Hamster?
Zumindest in der DDR gab es die erste tatsächlich freie Wahl, die Wahlprogramme der angetretenen Parteien waren einigermaßen klar ("Heim ins Reich"), die Bevölkerung hat entsprechend gewählt und deren Parlament hat danach mit deutlicher Mehrheit für den Anschluß an die BRD gestimmt, ebenso hat der Bundestag dem "heim-ins-Reich" des DDR-Parlaments zugestimmt.

Dass wir in D (egal ob vor oder nach dem Anschluß der DDR) über nichts direkt bestimmen dürfen ist nichts Neues - wir nennen uns zwar Demokratie, sind es aber im Vergleich zu der Schweiz oder gar dem Fürstentum Liechtenstein nicht...

(Schon mal gehört dass sich seit 1949 ein eklatanter Schreibfehler in unserem Grundgesetz breit gemacht hat: "...alle Macht geht VOM Volke aus.." steht drin, heißen müßte es aber "...dem Volke aus..."!)

Die Bevölkerung in D richtig über Sachverhalte abstimmen zu lassen geht ja mal garnicht, dazu sind wir nämlich zu blöd, dafür braucht es die Erleuchtung die nur durch den Eintritt ins jeweilige Parlament über einen kommt, verstanden? Schon wenn Du Kandidat der X-Partei in Kleinkleckersdorf wirst verfügst Du automatisch über einen etwas höheren Verstand, wenn Du dann auch noch gewinnst und in den Bezirks-, Land- oder gar Bundestag einziehst siehst Du die Welt gleich mit gaaaanz anderen Augen an, so ähnlich wie man bei Erreichen gewisser Stufen in verschiedenen Religionen "erleuchtet" wird (Scientology ist da auch ein gutes Beispiel...)

Wenn Du tatsächlich über interessante Fragen abstimmen willst musst Du auswandern, die wirklich interessanten Länder verlangen aber dass Du "dem Land nützlich bist"....

Warum ich so gerne auf Liechtenstein rumreite - der Fürst gab/gibt jeder Gemeinde das Recht per Abstimmung das Fürstentum zu verlassen und sich einem anderen Staat anzuschließen! Kannst Du Dir vorstellen dass es hier in D einen Kanzler/Kanzlerin geben kann der/die über soviel Zutrauen in seine eigene Regierungsarbeit verfügt um dieses Wagnis einzugehen?

So sehr ich Martin schätze, mit seiner Ansicht bezüglich Krim gehe ich absolut nicht konform:
- Es hat nie eine Gefahr gegeben für den russischen Teil der Krimbevölkerung, es gab auch keine Gefahr dass die Ukraine den Vertrag mit Russland bezüglich der Stationierung der Schwarzmeerflotte kündigen wollte. (Dazu hatte auch Russland noch die Gasleitungen als Druckmittel in der Hinterhand)
- Was es gab war ein Präsident der Ukraine, der mit seinem Ansinnen, die Zusammenarbeit mit Russland deutlich zu verengen eindeutig die ukrainische Verfassung gebrochen hatte, daraufhin gab es im eher nicht-russischen Teil der Ukraine Demonstrationen (wer die Schwabinger Krawalle mitgemacht hat hat eine leichte Ahnung davon was in Kiew los war) die letztendlich dazu führten dass dieser Mann seinen Job losgeworden ist.
- Die vollkommen unvorbereitete Abstimmung auf der Krim wurde mit Wahlzetteln durchgeführt bei denen eine andere Abstimmung als für den Anschluss an Russland nicht möglich war. (Diese Information habe ich von einem Freund der jahrelang in der Ukraine tätig war und mit seinen Freunden dort gesprochen hatte).
- Es gibt einen verbindlichen Vertrag zwischen Ru, USA und Ukraine der die territoriale Unversehrtheit der Ukraine garantiert, als "Garantiemächte" sind Russland und USA zu sehen.

Ja, die Ukraine ist nach meiner Ansicht so etwas ähnliches wie ein "failed state", der von Demokratie noch deutlich weiter weg ist als die BRD; ich meine auch dass hier viel politisches Unvermögen zur derzeitigen Lage beigetragen hat, auf allen Seiten. Das gibt aber keinem Staat das Recht seine Soldaten, sei es in offizieller Mission, sei es als "verkleidete Urlauber" dort einzufallen zu lassen (auch das gilt wieder für alle Seiten).

Noch was zur EUDSSR: Wir sind doch auf dem schlechtesten Weg dorthin. Wir haben einen obersten Sovjet - sorry, heißt bei uns EU-Kommission - der von den (hoffentlich) demokratisch gewählten Regierungen der einzelnen Mitgliedsländer nach Art des bäuerlichen Schweinehandels ausgekungelt wird, ohne Rücksicht auf Qualität und Eignung der einzelnen Kandidaten (das ist allerdings ein gravierender Unterschied zum bäuerlichen Schweinehandel..). Wir haben ein Parlament das zum einen (so gut wie) nichts zu entscheiden hat, zum Ausgleich dafür wird es von zig Ländern nach ebenso zig unterschiedlichen Wahlrechten gewählt, mit so haarsträubenden Stimmenverteilungen wie "1 vote here" = "80 votes there". Na ja, ist ja nicht sooo schlimm solange sie außer Geld zum Fenster rauswerfen bzw. in die eigene Tasche zu transferieren mit nichts Wesentlichem beschäftigt sind....

Aus der deutschen Sicht ist vielleicht noch anzumerken dass wir nach wie vor keine volle Selbständigkeit haben - absichtlich. Sonst würden uns ein paar Staaten nämlich noch ganz hübsch rupfen, denn die Reparationsverhandlungen standen damals unter dem Vorbehalt dass Endgültiges in einem Friedensvertrag zu regeln sei (um den jede deutsche Regierung natürlich einen Riesenbogen macht). Na ja, in ein paar Jahren, wenn die Missgeburt Euro Europa plattgewalzt hat kommts darauf dann auch nicht mehr an....

Ich glaube die Politik stinkt mir derzeit ganz gewaltig!

Trotzdem: Schönes Wochenende
WRL

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

Mirkalf Offline




Beiträge: 11.759

06.09.2014 17:48
#206 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Wir können sie nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen. Wir können sie nur zwingen, immer dreister zu lügen.

http://de.ria.ru/politics/20140905/269476447.html

https://www.youtube.com/watch?v=YIegIHTfr3g

---

„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.”
--Arthur Moeller van den Bruck

„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.”
--G. K. Chesterton

„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.”
--Mark Twain

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

06.09.2014 21:25
#207 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat von WRL im Beitrag #205
Es hat nie eine Gefahr gegeben für den russischen Teil der Krimbevölkerung, es gab auch keine Gefahr dass die Ukraine den Vertrag mit Russland bezüglich der Stationierung der Schwarzmeerflotte kündigen wollte. (Dazu hatte auch Russland noch die Gasleitungen als Druckmittel in der Hinterhand)


Welche Gefahr im Falle von Separationsbestrebungen bestand lässt sich in der Ostukraine ablesen. Ähnliche Kampfhandlungen auf der Krim wären zusätzlich delikat gewesen, da eine saubere Trennung zu den von den Russen gepachteten Bereichen schwieriger gewesen wäre als an der Grenze zwischen R und UKR. Darüber, wie die genauen Sorgen der Russen waren, kann ich auch nur spekulieren. Der Vertrag war gerade bis 2042 verlängert worden, wobei die Kompensation durch den niedrigeren Gaspreis immer Bestandteil war. Trotzdem hätte die ukrainische Regierung wohl von dem Vertrag zurücktreten können, mit entsprechenden Konsequenzen. Die schnelle Übernahme in die russische Föderation werte ich als Indiz, dass die Einschätzung der Russen so war, dass die Heimat der Schwarzmeerflotte in Gefahr war. Nachdem der einzige Mittelmeerstützpunkt in der letzten Zeit am Wackeln war ist das nicht unwichtig.

Zitat
- Was es gab war ein Präsident der Ukraine, der mit seinem Ansinnen, die Zusammenarbeit mit Russland deutlich zu verengen eindeutig die ukrainische Verfassung gebrochen hatte, daraufhin gab es im eher nicht-russischen Teil der Ukraine Demonstrationen (wer die Schwabinger Krawalle mitgemacht hat hat eine leichte Ahnung davon was in Kiew los war) die letztendlich dazu führten dass dieser Mann seinen Job losgeworden ist.


Ich weiß nicht, welche Verfassung gebrochen worden sein soll. Ich sehe die Umtriebe auf dem Maidan nach wie vor als Reaktion darauf, dass der Präsident nicht die NATO im Paket mit dem EU-Assoziationsabkommen unterzeichnen wollte. Wie sehr die Proteste dann vom Westen noch angeheizt wurden, lasse ich mal als Spekulation stehen.

Zitat
- Die vollkommen unvorbereitete Abstimmung auf der Krim wurde mit Wahlzetteln durchgeführt bei denen eine andere Abstimmung als für den Anschluss an Russland nicht möglich war. (Diese Information habe ich von einem Freund der jahrelang in der Ukraine tätig war und mit seinen Freunden dort gesprochen hatte).



Den Text des Referendums kannst du hier nachlesen: http://www.manager-magazin.de/politik/ar...l-a-958915.html
Die Kritik blendet aber aus, dass die Wahlbeteiligung > 80% war, mit dem Kreuzchen für die russische Föderation. Wäre die Wahlbeteiligung sehr klein gewesen, oder Zettel gar nicht angekreuzt = ungültig wäre die Diskussion eine andere. Das ist klar.

Zitat
- Es gibt einen verbindlichen Vertrag zwischen Ru, USA und Ukraine der die territoriale Unversehrtheit der Ukraine garantiert, als "Garantiemächte" sind Russland und USA zu sehen.


Vertrag ist für das Budapester Memorandum der falsche Ausdruck. International werden da gewaltige Unterschiede gemacht. Die USA haben da beispielsweise nie etwas ratifiziert. Die Stellungnahmen zu diesem Memorandum im Zusammenhang mit der Krim-Krise kannst Du auch hier nachlesen: http://en.wikipedia.org/wiki/Budapest_Me...rity_Assurances

Gruß, Martin

Spock Offline



Beiträge: 2.377

07.09.2014 02:06
#208 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Neben dem ganzen Klein-Klein zwischen Moskau und Kiew zählt für mich vor allem, dass Russland ein gigantischer Failed State ist, der da zwischen Europa und Asien rumliegt. Glasnost ist längst im Alkohol ersoffen. Es gibt keine freie Presse, das auf beängstigende Weise, wenn sich kritische Journalisten mit mehreren Kopfschüssen vor ihrer Wohnung wiederfinden. Simple Verwaltungsakte, die jedes Dritteweltland versucht hinzubekommen, sind in Russland vom Wohl des korrupten Beamten abhängig, wie etwa die Erlangung eines Führerscheins. Noch wesentlich schlimmer wird es bei etwas komplexeren behördlichen Vorgängen. Genau aus dem Grund gehen wohl viele russische Autofahrer nicht ohne ihre Dashcam auf die Straße.

Das russische Militär ist im Dauersuff, seine Waffen diffundieren unkontrolliert in die Bevölkerung. Unter den Umständen halte ich es gar nicht für so unwahrscheinlich, dass sich Horden von Freizeitkämpfern nach Donezk aufgemacht haben.

Das Land müsste wegen seines Reichtums an Ressourcen, aber auch der durchaus vorhandenen intellektuellen und industrieellen Basis eines der reichsten Länder der Erde sein. Minnesota, wo ich derzeit lebe, ist geografisch durchaus mit den weiten Teilen des gemäßigten Sibiriens vergleichbar. Die Lebensqualität hier hat Topwerte in nationalen und internationalen Rankings. Sibirien dagegen war und ist Gulag und Schauplatz anderer Schweinereien. Große Teile der Russen leben in bitterer Armut. Touristen selbst in entwickelten Städten Westrusslands wird dringendst davon abgeraten, Dinge selbst zu unternehmen, schon gar nicht sich in medizinische Versorgung zu begeben. Das sind Ratschläge, die man für Dritte Welt Länder bekommt.

Und als Sahnehäubchen werden Minderheiten wie Schwule unterdrückt und aktiv diskriminiert, dazu passt, dass Putin mehr oder weniger offen Stalin rehabilitiert.

Diese Informationen habe ich übrigens nicht aus den russlandfeindlichen Westmedien, sondern von Leuten aus erster Hand, die aus verschiedenen Gründen das Land bereisen.

Nun bin ich auch fertig. Es mag sein, dass unsere Medien manche Vorgänge nicht gerade aus der russischen Perspektive darstellen, ich selber bin immer skeptisch gegenüber Massenmedien, wenn es nach Kampagne riecht. Aber Russland ist, leider, 15 Jahre nach Gorbatschow, ein stinkendes Loch, im übertragenen und buchstäblichen Sinne. Auf genau dieser Basis würde ich alle Erwägungen treffen, wie ich mit diesem Land auf den möglichen Ebenen zusammenarbeite oder dessen Handlungen bewerte.

DP Offline



Beiträge: 5.248

07.09.2014 09:12
#209 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Diese Mischung aus Nationalismus, Geschichtsverklärung, Machismus und die Tendenz, religiöse, ethnische oder anderweitige Minderheiten öffentlich zu dissen ist nicht nur das Sahnehäupchen sondern genau der notwendige Kitt, der solche Gesellschaften überhaupt zusammenhält. Man findet diese Muster in allen nationalsozialistischen oder kommunistischen oder sonstwie diktatorischen Strukturen. Er gibt den Ärmsten das Gefühl, doch nicht ganz unten in der Kette zu stehen und der Mittelschicht zeigt sie den Weg den sie geht, wenn sie nicht mitzieht.

Nur so als Bonmot: Das Land müsste wegen seines Reichtums an Ressourcen, aber auch der durchaus vorhandenen intellektuellen und industrieellen Basis eines der reichsten Länder der Erde sein. Das war die Basis der gesamten politischen Erziehung in der DDR; seht euch das an, dieses riesige Potenzial, wenn das gehoben wird dann ist der Kommunismus nicht mehr aufzuholen.

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

07.09.2014 11:24
#210 RE: Der bevorstehende 3. Weltkrieg Antworten

Zitat von Spock im Beitrag #208
Neben dem ganzen Klein-Klein zwischen Moskau und Kiew zählt für mich vor allem, dass Russland ein gigantischer Failed State ist, der da zwischen Europa und Asien rumliegt. Glasnost ist längst im Alkohol ersoffen. Es gibt keine freie Presse, das auf beängstigende Weise, wenn sich kritische Journalisten mit mehreren Kopfschüssen vor ihrer Wohnung wiederfinden. Simple Verwaltungsakte, die jedes Dritteweltland versucht hinzubekommen, sind in Russland vom Wohl des korrupten Beamten abhängig, wie etwa die Erlangung eines Führerscheins. Noch wesentlich schlimmer wird es bei etwas komplexeren behördlichen Vorgängen. Genau aus dem Grund gehen wohl viele russische Autofahrer nicht ohne ihre Dashcam auf die Straße.


Spock,

ich will mich an solchen Etikettierungen nicht beteiligen. Nett das Beispiel mit dem Führerschein, habe ich doch noch im Ohr das Schimpfen meines britischen Kollegen über seine Odyssee durch Bostoner Amtsstuben, bis er seinen amerikanischen Führerschein in der Hand hatte. Es war keine Korruption, dafür aber eine Menge telefonischer Weiterleitungen von einer inkompetenten Stelle bis zur nächsten, usw., Eskalierung zu vorgesetzten Stellen, weil die Mitarbeiter nur ihre 08/15-Akte bearbeiten konnten. Wenn er gekonnt hätte, hätte er das wohl gerne mit einem 10-Dollarschein an der richtigen Stelle abgekürzt.

Ich kenne Russland nicht, kann kein russisch, das Vorurteil von den Wodka-saufenden Russen hatte ich, bis ich Russen kennengelernt hatte. Komischerweise hatten die entweder keinen oder nur wenig Alkohol angerührt. Ich war beeindruckt durch ihre Bildung und Kultur. Ich hatte mit russischen Verwaltungsbeamten zu tun, da war Null Korruption angesagt. Da ich mit sehr vielen Behörden ausländischer Länder inkl. Botschaften zusammengearbeitet habe meine ich, dass ich einen ganz guten Überblick habe, an eine russische Botschaft haben wir jedenfalls nie Bargeld verschickt. Die Russen sind nicht negativ aufgefallen. Ich weiß, dass dies ein selektives Bild ist, aber das gibt es auch von anderen Nationen. Mein Bild von den Amerikanern war von den Soldaten nach dem Krieg bestimmt, es hat sich später in der professionellen Zusammenarbeit sehr verändert. Was ich aber feststellen kann ist, dass sich die USA seit Anfang der 80er Jahre sehr zu ihrem Nachteil verändert haben.

Ich sehe aber keinen Grund, mich über Russland zu mokieren. In der hier geführten Diskussion akzeptiere ich, dass Russland und die Russen in vielen Dingen anders sind, keiner ist gezwungen, dort zu leben oder zu arbeiten. Sicher erinnern manche Geschichten an Wildwest-Filme, aber sind die USA nicht stolz auf diese Tradition, die dort die Mentalität mitgeprägt hat? Ich könnte dem durchaus etwas Positives abgewinnen. Ich habe die Entwicklung der USA von einem HighTec-Boom zu einer Finanz- und Rechteverwertungsindustrie hautnah miterlebt, und bei etwas Mitgefühl für meine alten Kollegen in R&D kann ich diesen Entwicklungen nicht Positives abgewinnen wollen.

Was die Medien angeht: Ich schaue mir Berichte und Nachrichten an, um zu verstehen, was dort vor sich geht, und was dem Durchschnittsbürger serviert wird, aber das Internet hat die etablierten Medien schon längst bei der Informationsbeschaffung abgelöst.

Gruß, Martin

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