Worauf Obama wohl eher abgezielt hat sind die Ungleichheiten im Steuersystem, die dank der offengelegten Steuererklärung des republikanischen Kandidaten-Favoriten im Moment in den Medien ist.
14,5% Steuersatz für ein Multi-Millionen-Einkommen. Auch das schützt das "no tax raise"-Dogma.
Interessant ist auch, was die OECD kürzlich in einer Studie herausgefunden hat: Die Länder, die sowohl ein hohes Wirtschaftswachstum als auch geringe Einkommensunterschiede haben (vorwiegend in Skandinavien) investieren viel Geld in ihr Bildungssystem. Dieser Faktor soll sogar effektiver sein als starke staatliche Umverteilung.
Da sich offensichtlich niemand fuer meine Capital Gains Tax Frage in Deutschland interessiert, moechte ich das Thema fuer die US weiter verfolgen:
Hier ist die Capital Gains Tax seit 1972:
Beachte bitte, dass bei der Reagan Tax reform Reagan auf dem Standpunkt stand: So wenig wie moeglich Steuerstufen (15%, 28%), und Capital gains als normales (earned) Einkommen besteuern.
Die Top Rate war 28%, also war die Capital Gains Tax 28%. Und er hat das durch einen demokratischen Kongress mit Tipp O'Neill gebracht. Capital gains ist aller Profit von direkten capital assets. die der Steuerzahler laenger als ein jahr haelt. Funds (indirect assets) zaehlen nicht dazu. Assets , die kuerzer als ein Jahr gehalten werden( Spekulationsgewinne, die meines Wissens in D. steuerfrei sind) werden als normales Einkommen besteuert.
Das ging gut bis etwa 1996. Dann hat Clinton mit einem demokratischen Kongress dran rum genudelt (ich mag NG's Wortwahl), und dann hat Bush mit einem damals 50/50 (Senat) Kongress dran rum genudelt, und jetzt haben wir 15%.
Auch, was im Graph nicht ersichtlich ist, hat Delaware einmal aus Versehen den republikanischen Senator Roth gewaehlt. Der hat Capital gains beim Verkauf der primary residence (was die meisten Mitttlklassler haben) bis zu 250,000 (single) / 500,000 (couple) Dollar voellig steuerfrei gemacht.
Die Moral von der G'schicht: Waehler haben sehr kurze Gedaechtnisse. Davon leben Populisten und Propaganda Experten.
etwas knapp: Capital Gains (Spekulationsgewinne) aus Aktien und sonstigen Anlagen, auch Zinsen werden in der Regel inzwischen mit ca. 28% besteuert, d.i. sofort bei deutschen Banken einbehalten und an den Fiskus abgeführt. Immobilien haben eine zehnjährige Spekulationsfrist, Gold eine einjährige, d.h. nach dieser Zeit fällt keine Steuer mehr an. Wer einen niedrigeren Einkommensteuersatz als 28% hat kann sich am Ende des Jahres ein bisschen Geld vom Finanzamt zurückholen (angepasst an den Einkommensteuersatz). Die Zeiten der Steuerfreien Spekulationsgewinne sind seit 2009 vorbei.
Aktien Capital Gains werden also mit 28% besteuert, egal wann man sie verkauft. Interessanterweise recht genau der Prozentsatz, den Reagan durchgebracht hat.
Jetzt kommen wir zurueck auf Romney. Romney hat fast kein earned income, vielleicht etwas Dividende, die normal besteuert werden. Also eben so ungefaehr 15% Steuersatz fuer seine Capital Gains - er hat einen 200 Seiten Tax return.
Nun, wenn Romny wirklich smart gewesen waere - er wusste ja seit Jahren, dass er als Kandidat sich aufstellen lassen will, haette er eben das Doppelte freiwillig bezahlt, zum "Abdecken der US Debt".
Diese etwa 12 Mio Dollar waeren ein Bargain gewesen verglichen mit dem was er jetzt ausgibt. Und er wuerde als Held dastehen, der sich freiwillig um die Debt kuemmert.
Aber vielleicht sind Politiker nicht wirklich smart.
Jetzt ist er in der Defensive, und Warren Buffet heizt fuer Obama das Thema noch richtig an. Gerd
Gerd: Der Punkt bei der Angelegenheit, den Obama macht, ist (soweit ich das von diesseits des großen Teichs bewerten kann) der Fehler im System. Romney zahlt 15% Kapitalertragsteuer (das ist wenn ich das richtig verstanden habe das deutsche Pendant) auf ein Einkommen, das als Arbeitsverdienst deutlich höher besteuert wäre (du kennst dich damit sicher besser aus und kannst mir einen ungefähren Steuersatz für Arbeitseinkommen im Millionenbereich nennen).
Diese unterschiedlichen Steuersätze sorgen offenbar dafür, dass Großverdiener (durch Kapitalertrag) einen niedrigeren Steuersatz haben als nicht so groß verdienende Beschäftigte. Dass Romney nicht aus schlechtem Gewissen oder Verantwortungsbewusstsein oder sonstwelchen Gründen freiwillig höhere Steuern zahlt, wirft ihm vermutlich niemand vor.
Aber diese Ungleichheit in den Steuersätzen wird durch das "no tax raise" der Tea Party gedeckt und dagegen rennt Obama ja nun schon seit geraumer Zeit an (bisher vergeblich).
Ich habe dem Romney ja nichts vorgeworfen. Ich habe nur gesagt, ween er smart gewesen waere...... Jetzt kommt ihm das Nicht smart sein teuer zu stehen
Ich moechte nochmals darauf hinweisen, dass das Ganze emotioneller Klassenkampf ist (das Fair Argument Obamas), vermutlich weil er objektive Zahlen und Erfoge nicht vorbringen kann.
Die Zahlen, nochmals, etwas aufgerundet.
Etwa 250,000 Tax returns sind ueber 1 Mio Dollar. Etwa 1.5 Bio Dollar sind das Gesamt Bruttoeinkommen dieser Personengruppe.
Nehemn wir mal an, dass die Gruppe 20% Steuern bezahlt (besonders in den unteren Millionen sind nicht nur Capital gains, sondern auch Salaries/ Dividende) , macht 300 Mrd Dollar.
Dann, machen's wir mal hoeher als Obama will, die Gruppe soll ihre Steuern verdoppeln, auf 40%, also nochmals 300 Mrd Dollar, also etwa 20 % vom jaehrlichen Defizit.
Loest das irgendetwas? nein? Macht das gute Propaganda? Ja.
Der Garden-of-Gods Club, den ja der Werner kennt, hat ein grosses noch unbebautes Stueck Land dazugekauft, auf der Kissing Camel Mesa (auf dem auch der Club ist), dessen Properties die eindeutig spektakulaerste Aussicht auf die Berge (den Garden of Gods mountain Park) in Colorado Springs hat. Property Preise: weit uber 1 Mio Dallr/property. Diese properties gehen wie die warmen Semmel. Texaner aus Houston ( Oelgeld) sind die Hauptkunden. Die Haueser, die dort entstehen, sind Palaeste. Wuerde schaetzen, die haueser mit property kosten etwa 5 Mio Dollar oder mehr.
Warum sage ich das? Wenn Obama und der Kongress diese Gruppe zu stark besteuert, dann verschwindet das Vermoegen in ultrateure private Residenzen, die keine Federal Tax bringen ,sie bringen nur lokale property Tax, und wenn sie verkauft werden sind noch die 500,000 Dollar Roth Steuerfreiheit, und, um beim obigen Beispiel zu bleiben,Obama nimmt vielleicht weniger Geld ein von der Personengruppe, nicht unbedingt mehr.
Nochmals, reine Propaganda von Obama, nicht der Tea party, die das eben realistisch sieht (so wie's wirklich sein wird). Hat er vermutlich einen Wahlerfolg damit ? Ich gebe ihm grosse Chancen. Klassenkampf wirkt immer.
Sind wir, die Amerikaner in better shape? Nein. Genau deswegen, weil ich das sehe und auf 2014/2016 projeziere, sehe ich das Ende in etwa diesen jahren.
Gerd
Ich moechte Dich auch daran erinnern, dass Investoren heutzutage mit negativen Yields zufrieden sind, solange das Prinzipal erhalten bleibt. Deutschland ist, wie ich weiter oben erklaert habe, der temporaere Gewinner in dieser Situation, denn deren Bonds werden von Euro Investoren mit negativen yields gekauft.
Dann, machen's wir mal hoeher als Obama will, die Gruppe soll ihre Steuern verdoppeln, auf 40%, also nochmals 300 Mrd Dollar, also etwa 20 % vom jaehrlichen Defizit.
Loest das irgendetwas? nein? Macht das gute Propaganda? Ja.
Gerd
Na, dann bin ich ja mal auf Deine Idee gespannt, wo man jährlich jetzt 1,5 Brd Dollar herholt, damit diese 300 Mrd. nichts bringen.
Kein Mensch (weder Obama noch Geithner, noch Harry Reid) haben die geringste Ahnung, wo die anderen 1.2 Bio (10E12) herkommen sollen, um den jaehrlichen, uebrigens stark wachsenden, Defizit zu decken.
Die Tea Party und der Boehner wissen's: Die kommen nicht, von nirgendwo.
Kater, exakt das ist mein Punkt.
BTW: Geithner scheint den Europaern- sprich Deutschen- in Davos erzaehlt zu haben, wie man's macht: Geld ausgeben, infinite Schulden machen, sich schlicht nicht darum kuemmern was rein kommt.
Die Europaer- sprich deustche- sollten auch wissen, dass Geithner, der schon letztes Jahr bei dem Defizit fight hat fluechten wollen, hat kuerzlich gesagt, dass Obama ihn unter keinen Umstaenden fuer seinen zweiten Term rekrutieren koennte. Seine Frau wuerde sich sonst scheiden lassen, und die Kinder sich vom Vater abkoppeln. Geithner ist ein family Man.
Well, Kater, 2014/2016, fuer beides den Dollar und den Euro Raum.....
quote "Den Griechen fehlt nicht der politische Wille, sondern die ökonomische Kraft, um wieder auf die Beine zu kommen." endquote
Und dann steht da: quote Laut "Financial Times" sieht der Antrag zudem vor, dass Athen sich gesetzlich dazu verpflichtet, Staatseinnahmen zuerst und vor allem zur Schuldentilgung einzusetzen. end quote
Versucht da jemand die Quadratur des Kreises endlich zu loesen?
Gerd
BTW: Die Finanzen des US Federal Government werden in amerikanischen Kommentaren mehr und mehr mit denen von Griechenland verglichen.
Diese Eurorettung ist ja voll von finanziellen Transaktionsloops, die wenigstens ich nicht durschaue.
Vielleicht durchschaut die niemand, aber die Wirkungsweise eines offensichtlichen loops wuerde mich interessieren:
Da gibt es ja die diversen Euro Rettungsfonds, in die Deustchland den Loewenanteil einbezahlt, aber auch die zu rettenden Laender zahlen irgendetwas ein.
Da erheben sich zwei Fragen:
(1) Wenn ein Hilfspaket zum Beispiel fuer Griechenland geschnuert und ueberwiesen wird, ist das dann eine Schenkung, also verlorenes Geld fuer Deustchland, oder sind das technisch Kredite, die dann Griechenland durch Bonds deckt?
Im letzteren Falle wuerden dann ja technisch Zinsen anfallen, also haeuft sich das Geld in Deutschland, das dann die Deutschen wieder per Hilfspaket an Griechenland geben, mit dem sie die Zinsen bezahlen.... usw Ist das so?
Auch wenn Griechenland wenig bezahlt an die Rettungsfonds, was sie immer bezahlen, decken sie mit Krediten, aslso machen sie Schulden. Die Zinsen. Die Zinsen, die sie bezahlen, gehen dann an die Bondholders, vermutlich nicht den griechischen Staat selbst.
Ist das eine Schuldenbeschleunigung auf Autopilot?
Zitat Dann, machen's wir mal hoeher als Obama will, die Gruppe soll ihre Steuern verdoppeln, auf 40%, also nochmals 300 Mrd Dollar, also etwa 20 % vom jaehrlichen Defizit.
Loest das irgendetwas?
Keine Einzelmaßnahme löst irgendetwas allein. Das wäre dumm, so etwas zu verlangen. Das macht Obama m. W. auch nicht.
Eine (realistischere) Erhöhung der steuern auf 30% würde immerhin 150 Mrd. $ bringen und die Einnahmen mit einem Schlag um 7-8 % erhöhen. Als Einzelmaßnahme finde ich das schon ziemlich machtvoll. Ähnlich machtvoll kann man nur bei der Kürzung des Verteidigungshaushalts (574 Mrd. $) und den Rentenzahlungenen (681 Mrd. $) vorgehen.
Beim Verteidigungshaushalt wird das ja inzwischen schon gemacht.