"Mit dem Aufdecken der Praxis ist der Imageschaden und damit der wirtschaftliche Schaden dann aber größer als das, was man gewonnen hat. "
Der Image-Schaden ist m.E. durch die Art der Bestechung, Gehalt für Freundinnen, Bordellbesuche, Reisen etc, nicht aber durch durch die Tatsache an sich entstanden. Aber ich gebe zu, das ist reine Spekulation (ich behaupte auch, wenn da nur Geld geflossen wäre, wäre es auch garnicht aufgeflogen. Viele "wäre"...)
Gruß
WRL
PS.: ich war schon vor vielen Jahren der Meinung (und bin es noch) dass der einzige signifikante Unterschied zwischen D und einer "Bananenrepublik" der ist, dass bei uns keine Bananen wachsen.
Die Vorstellung, dass irgendwer für meine Handlungen als Geschäftsführer/Unternehmer verantwortlich ist und ich da auf irgendwen die Resultate meiner Entscheidungen abwälzen könnte, ist mir daher vollkommen fremd.
Kater,
Du denkst noch immer zu eingeengt, ob nun aus der Geschäfstführersicht oder der Matrosensicht: Du argumentierst, als könntest Du alle Umstände kontrollieren und als wärst Du nicht in Systeme eingebunden. Diese Allmachtsvorstellungen trifft man tatsächlich bei so manchen Selbstständigen.
Wie war denn Dein Plan B, wenn Deine Hausbank von heute auf morgen pleite und der Zahlungsverkehr deiner Firma über Monate unmöglich gewesen wäre? Wie war Dein Plan B, falls jemand Übelwollender die Staatsanwaltschaft auf Deinen Betrieb angesetzt hätte, und Dir erst mal sämtliche Rechner oder Unterlagen ausgeräumt worden wären?
Hättest Du das alles geschluckt, oder hättest Du zumindest Schadensersatz eingeklagt (soweit dies möglich war)?
Eben weil wir einigermaßen hochentwickelte Systeme haben und für deren Überwachung Steuergeld bezahlen, gibt es auch einen Anspruch darauf, dass man sich auf diese Systeme verlassen darf, und dies nicht zur 'groben Fahrlässigkeit' erklärt wird.
WRL007 schrieb am 25.07.2008 23:30
Ganz kurz 2 Anmerkungen, dann zieh' ich mich aus der Debatte wieder zurück:
"Das ist 'Stand der Technik'. Wenn Du einen Anwalt in Deinen Angelegenheiten beauftragst, dann kann man Dir auch keine grobe Fahrlässigkeit unterstellen, wenn der bisher unbescholtene Anwalt schlechte Arbeit macht."
Das mag bei einem Anwalt eventuell gelten - beim Steuerberater gilt das bestenfalls als mildernder Umstand. Und wenn mir mein Anwalt von einer Straftat nicht abrät, so bin ich eben doch dran.
WRL,
Wenn Du als Geschäftsführer einen renommierten Steuerberater mit der Erstellung der Jahresbilanz beauftragst, dann wird Dir niemand grobe Fahrlässigkeit unterstellen, wenn der Steuerberater fehlerhaft testiert. Folglich wird von Dir als Geschäftsführer niemand Schadensersatz, geschweige denn Rückzahlung aller Boni der vergangenen Jahre einfordern. Die Schadensersatzforderungen gehen an den Steuerberater.
Den Schaden für die Firma muss diese trotzdem erst mal selbst tragen - bis auf die Hoffnung, dass beim Steuerberater noch etwas zu holen ist.
"Wenn Du als Geschäftsführer einen renommierten Steuerberater mit der Erstellung der Jahresbilanz beauftragst, dann wird Dir niemand grobe Fahrlässigkeit unterstellen, wenn der Steuerberater fehlerhaft testiert."
Hallo Martin,
das Finanzamt hat aber dennoch in erster Linie mich am Wickel und nicht den Steuerberater, wenn ich eine unzutreffende und damit falsche Steuererklärung abgebe und sie rechtskräftig wird.
Und das mit den Boni - da müsste ich doch glatt gegen mich selber klagen... :-)
Die privaten Banken jedenfalls sind bei dem Geschäft prima weggekommen.
Dabei bleibt festzuhalten, dass die staatliche KfW stets Minderheitsaktionär und die IKB grundsätzlich eine private Bank war und bleibt: eine private Bank, die mit Milliarden Steuergeld gerettet wurde. Bei allem Verständnis für die Sorgen der 1750 Mitarbeiter, das war es nicht wert.
Der Fall IKB ist genaugenommen kein Bankendesaster, er ist ein Bankenskandal.
Also, stimmt doch.
Verluste werden sozialisiert.
Bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht ein Straftatbestand ergibt.
Die privaten Banken jedenfalls sind bei dem Geschäft prima weggekommen.
Dabei bleibt festzuhalten, dass die staatliche KfW stets Minderheitsaktionär und die IKB grundsätzlich eine private Bank war und bleibt: eine private Bank, die mit Milliarden Steuergeld gerettet wurde. Bei allem Verständnis für die Sorgen der 1750 Mitarbeiter, das war es nicht wert.
Der Fall IKB ist genaugenommen kein Bankendesaster, er ist ein Bankenskandal.
Also, stimmt doch.
Verluste werden sozialisiert.
Bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht ein Straftatbestand ergibt.
Na ja, die KfW war (und ist noch) grösster Einzelaktionär und stellte den AR-Vorsitzenden. Somit hatte sie die sog. industrielle Führerschaft inne und war für das Debakel hauptsächlich verantwortlich.
Als eine der ersten Bankenpleiten in der Krise erschien der Fall noch enorm gross, was sich in der Rückschau und nach den folgenden Pleiten relativiert hat. Das Hauptargument für die Stützung war, Schäden vom Finanzsystem abzuwenden. Allerdings gab es damals schon Stimmen, die diese Gefahr als nicht so gross erachteten und meinten, man hätte die Bank ruhig pleite gehen lassen können. Nach der Devise haben sich die privaten Aktionäre ja auch bei der Stützung vornehm zurückgehalten. Allerdings sind ihre Anteile auch nichts mehr wert, so dass sie, wenn auch in bescheidenem Ausmass an den Verlusten teilnehmen.
Wenn dies http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/ikb-bank-russe-wollte-angeblich-viel-mehr-zahlen_aid_327037.html stimmt, dann wurde zusätzlich auf Steuerzahlers Kosten gemauschelt. Da ich davon ausgehe, dass die kürzlichen Gesetzesänderungen zum Verhindern des Einstiegs von Staatsfonds vor allem gegen russische und chinesische Staatsfonds gerichtet waren, nehme ich mal an, dass dies die alternative Variante der Verhinderung sein sollte.
Wenn dies keinen Untersuchungsausschuss zur Folge hat, dann darf man getrost von Mauschelei quer durch alle Parteien ausgehen. Die FDP müsste wegen Yukos/Chodorkowsky eh stinkesauer sein (Lambsdorff saß ja damals im Menatep Aufsichtsrat), Druck von ihrer Seite wäre also etwas inkonsequent.
Martin schrieb am 23.08.2008 15:28
Wenn dies http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/ikb-bank-russe-wollte-angeblich-viel-mehr-zahlen_aid_327037.html stimmt, dann wurde zusätzlich auf Steuerzahlers Kosten gemauschelt. Da ich davon ausgehe, dass die kürzlichen Gesetzesänderungen zum Verhindern des Einstiegs von Staatsfonds vor allem gegen russische und chinesische Staatsfonds gerichtet waren, nehme ich mal an, dass dies die alternative Variante der Verhinderung sein sollte.
Nach dem geplanten Gesetz wäre der Verkauf an Lebedew wohl nicht zu verhindern gewesen. Abgesehen davon, dass Lebedew keinen Staatsfonds vetrtitt, ist der Kauf der IKB kein Investment in eine strategisch wichtige Firma. Die IKB ist relativ klein und nach der fast-Pleite sowieso angeschlagen. Den deutschen Bankenmarkt wird der Russe damit nicht aufmischen können. Bin gespannt auf die Erklärungen dazu. Aber vermutlich wird man nichts substantielles zu hören bekommen und mit vorgeschobenen Gründen abgespeist.
F-W schrieb am 23.08.2008 17:26
Nach dem geplanten Gesetz wäre der Verkauf an Lebedew wohl nicht zu verhindern gewesen. Abgesehen davon, dass Lebedew keinen Staatsfonds vetrtitt, ist der Kauf der IKB kein Investment in eine strategisch wichtige Firma. Die IKB ist relativ klein und nach der fast-Pleite sowieso angeschlagen. FW
Ja, ich war etwas unscharf, und nach den Kommentaren in der Presse ist die Wirkung des Gesetzes wohl schwach (es gibt ja auch noch die Wettbewerbshüter). Aber es gibt die Tendenz, mit allen Tricks Investoren außen vor zu lassen, die der Regierung nicht in den Kram passen.
Die privaten Banken jedenfalls sind bei dem Geschäft prima weggekommen.
Dabei bleibt festzuhalten, dass die staatliche KfW stets Minderheitsaktionär und die IKB grundsätzlich eine private Bank war und bleibt: eine private Bank, die mit Milliarden Steuergeld gerettet wurde. Bei allem Verständnis für die Sorgen der 1750 Mitarbeiter, das war es nicht wert.
Der Fall IKB ist genaugenommen kein Bankendesaster, er ist ein Bankenskandal.
Also, stimmt doch.
Verluste werden sozialisiert.
Bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht ein Straftatbestand ergibt.
Na ja, die KfW war (und ist noch) grösster Einzelaktionär und stellte den AR-Vorsitzenden. Somit hatte sie die sog. industrielle Führerschaft inne und war für das Debakel hauptsächlich verantwortlich.
...
FW
Die KfW war zwar größter Einzelaktionär; konnte die Bank aber mit einem Anteil von 45,5 % nicht kontrollieren.
Die Mehrheit der Aktien liegt bei institutionellen und privaten Aktionären.
"Gerettet" wurde die Bank bisher mit öffentlichen Mitteln.
Nobelpreisträger Joseph Stiglitz zur Bankenkrise:
Stiglitz: Die Banken behaupten, sie könnten Risiken managen. Aber dazu sind sie nicht in der Lage.
Sie sind nicht einmal in der Lage, ihre Risiken richtig zu beziffern. Es ist phänomenal, wie sehr die Banken danebengelegen haben.
SZ: Niemand hat die Banken gestoppt. Die Aufsicht hat sie gewähren lassen.
Stiglitz: Das stimmt. Und die amerikanischen Banken haben einen wichtigen Unterstützer: Alan Greenspan. Der hat behauptet, keine Regulierung sei die beste Regulierung.
Er hat den Eindruck erweckt, als gebe es keine Blase.
Diese Mentalität hat sich überall verbreitet.
Es ist immer wieder erfrischend mal keine ideologische Meinung zu lesen.
Etwa mit dem Tenor, der Markt reguliere sich selbst und die US-Wirtschaft unter Bush sei ja sowas von klasse.
Vergessen darf man dabei nicht, dass jegliche Gewinne ebenfalls sozialisiert werden und zwar durch den Fiskus. Der hält schließlich ohne eigenes Risiko für jeden irgendwo verdienten Euro oder Dollar die Hand auf. Das ist ja prinzipiell auch ok und steht nicht zur Diskussion, relativiert den Vorwurf der sozialisierten Verluste aber beträchtlich.
Davon abgesehen waren es immer Individuen, die einen Kreditvertrag unterzeichneten, der offenbar über ihre Verhältnisse ging. Wenn jetzt in den USA die Immobilienpreise verfallen, freuen sich vielleicht Leute drüber, die besser gewirtschaftet haben, sich aber im überhitzten Markt kein Haus leisten konnten.
Das Geheule über die rücksichtslosen Banken erinnert mich etwas an das Platzen der Internetblase, als Lieschen Müller bar jeder Vernunft Aktien orderte, deren Wert sich dann in Luft auflöste. Da gab es auch eine Menge Schuldzuweisungen.
F-W schrieb am 22.08.2008 19:05
Na ja, die KfW war (und ist noch) grösster Einzelaktionär und stellte den AR-Vorsitzenden. Somit hatte sie die sog. industrielle Führerschaft inne und war für das Debakel hauptsächlich verantwortlich.
Als eine der ersten Bankenpleiten in der Krise erschien der Fall noch enorm gross, was sich in der Rückschau und nach den folgenden Pleiten relativiert hat. Das Hauptargument für die Stützung war, Schäden vom Finanzsystem abzuwenden. Allerdings gab es damals schon Stimmen, die diese Gefahr als nicht so gross erachteten und meinten, man hätte die Bank ruhig pleite gehen lassen können. Nach der Devise haben sich die privaten Aktionäre ja auch bei der Stützung vornehm zurückgehalten. Allerdings sind ihre Anteile auch nichts mehr wert, so dass sie, wenn auch in bescheidenem Ausmass an den Verlusten teilnehmen.
Die IKB sollte wohl rechtzeitig vor der nächsten Wahl aus den Schlagzeilen verbannt werden - um jeden Preis. Sieht man sich die Liste an, dann ist ein Untersuchungsausschuss recht unwahrscheinlich. Da ist das von Westerwelle angekündigte unter-vier-Augen-Gespräch mit Peer nur ein Geplänkel für die Öffentlichkeit.
Der Artikel beschreibt nur den kleinen Teilaspakt des Rohstoffhandels, ist aber auch ein gutes Beispiel für das Verständnis der sogenannten Finanzkrise, und dem Zusammenwirken von Finanzindustrie und Regulierern. Den Letzteren scheint der Wille zu Solidität zu fehlen, zugleich ist aber erkennbar, dass im Zuge der Globalisierung staatliche Reglementierung selbst bei den USA schwer über die eigenen Landesgrenzen hinaus möglich ist, besonders dann, wenn große amerikanische Investmentbanken von der fehlenden Regulierung profitieren.
Kodo schrieb am 24.08.2008 12:17
Es ist immer wieder erfrischend mal keine ideologische Meinung zu lesen.
Etwa mit dem Tenor, der Markt reguliere sich selbst und die US-Wirtschaft unter Bush sei ja sowas von klasse.
Die FTD beschreibt dazu den Werdegang der F&M Geschichte (FW hat das auch schon mal so dargestellt), und wie die Politik ihren Beitrag geleistet hat.