Da heißt es stets, der Sozialismus sei tot - und nun machen sich ausgerechnet die USA zumindest im Hypothekenmarkt daran, den Kapitalismus endgültig zu überwinden. Das von Notenbank und Politik für Fannie Mae und Freddie Mac geschnürte Rettungspaket lässt kaum einen anderen Schluss zu.
In der Not handeln Regierung und Notenbank wie Aktienhändler nach einer Fehlspekulation: nach dem Motto "If in trouble, double".
Dadurch verstetigen sie die falschen Anreize, die Fannie und Freddie in die Misere geführt haben.
Vom Sozialismus lernen heißt eben nicht, siegen zu lernen.
Nachdem die Verantwortlichen die Institute aber allzu lange unkontrolliert und subventioniert wachsen ließen, haben sie keine Alternative mehr.
Die Durchblutungsstörungen des US-Finanzsystems sind atemberaubend schnell fortgeschritten.
Auf das US-Gemeinwesen kommen daher so oder so horrende Kosten zu, und die Notenbank könnte statt Schuldverschreibungen Fannies und Freddies auch gleich deren Mobiliar als Sicherheit akzeptieren.
US-Präsident George Bush wird seinem Nachfolger nicht nur ein Land in der Konjunkturflaute mit gähnenden Löchern in Haushalt und Leistungsbilanz hinterlassen, sondern auch die Aussicht auf sprunghaft kletternde Staatsschulden.
Nur der guten Ordnung halber: Die FAZ gibt nur einen Bericht der Börsenzeitung wieder, den sie von Dow-Jones bezogen hat.
Zitat:
Kodo schrieb am 15.07.2008 19:21
Bernanke wirft die US-Notenpresse an und alles ist in Butter?
Nichts ist in Butter, und das wissen auch die US-Regierung und die FED. Das Rettungspaket soll den akuten Kollaps der beiden Institute verhindern, weist aber keinen Weg aus der Krise. Kann es auch nicht, so lange das Grundproblem der unbezahlten Hauskredite nicht ausgestanden ist.
Die Sub-prime Kredite, die die Basis des ganzen sind, wurden 2005 und 2006 vergeben und hatten einen Festsatz von meistens zwei bzw. drei Jahren. Danach ist eine Zinserhöhung fällig, die die Hauseigentümer oft nicht bezahlen können. In der daran anschliessenden Zwangsversteigerung werden aufgrund der fallenden Hauspreise nicht die ausstehenden Kreditbeträge erlöst, wenn sich überhaupt ein Käufer findet. Die Differenz zwischen Kreditsumme und Verkaufserlös ist der Verlust der Bank.
Es wird also noch bis 2009 und darüber hinaus dauern, bis überhaupt das ganze Ausmass des Debakels beziffert werden kann. Solange wird die Finanzkrise auch noch die Finanzmärkte und die Realwirtschaften belasten, nicht nur die amerikanische. Alle Massnahmen sind nur Zwischenlösungen, die einen Kollaps verhindern sollen. Bis dahin kann auch niemand sagen, was das Rettungspaket die FED bzw. das US-Budget kosten wird. Wenig wird es nicht sein.
Da heißt es stets, der Sozialismus sei tot - und nun machen sich ausgerechnet die USA zumindest im Hypothekenmarkt daran, den Kapitalismus endgültig zu überwinden. Das von Notenbank und Politik für Fannie Mae und Freddie Mac geschnürte Rettungspaket lässt kaum einen anderen Schluss zu.
Das ist natuerlich auch Unsinn. Im Sozialismus stuetzt der Staat die eigene Hausbank, weil es sonst keine andere gibt, hier fliesst das Geld nur von der einen in die andere Tasche. Der amerikanische Staat, wie auch jeder andere kapitalistische stuetzt die Privatbank um das System zu stabilisieren; ein Geld-Kredit-Bank-Vertrauenssystem, das es im Sozialismus gar nicht geben kann. Da ist die Bank = Staat. Die FED ueberwindet also nicht den Kapitalismus sondern stuetzt ihn.
Zudem sind Fannie Mae und Freddy Mac keine x-beliebigen privaten Hypothekenbanken, sondern Institutionen, die im staatlichen Auftrag (GSE=Government Sponsored Entities) bestimme, fest umrissene Aufgaben wahrnehmen. Sie wurden einst vom Staat gegründet und werden noch heute subventioniert, z.B. durch bestimmte Steuerregelungen.
Sie haben keine Bezieheungen zu den Endkunden (Häuslebauern), sondern refinanzieren die eigentlichen Hypothekenbanken. Sie stehen allerdings hinter 40% aller Hypothekenfinanzierungen - und, wie die Börsenzeitung schreibt, der Anteil ist seit Ausbruch der Krise auf 70% des Neugeschäfts gestiegen. (Mehr Details hier.)
Ihr Zusammenbruch würde nicht nur den Hausfinanzierern den Boden unter den Füssen wegziehen, sondern auch die Sicherheit der über 5 Billionen $ Anlagegelder, die in den Hausfinanzierungen stecken aufs höchste gefährden.
Der Sozialismus hatte solche Probleme nicht. Da wurde nichts gebaut.
Zwar habe ich nicht die geringste Ahnung von diesen beiden Banken, aber nach euren Beiträgen reizt mich die Frage, ob man F Dings und F Bums vergleichen könnte mit den bei uns üblichen Rückversicherern, also Münchner Rück oder ähnlichen (gibt auch Swiss Re). Letztere habe ich bisher immer als Geldpool und Brainpool angesehen, die mit viel Grips Risikovorhersagen vornehmen und daraus resultierende Geldströme antizipieren. Weil der gemeine Verbraucher das nicht verstehen kann oder will, gibt es dann die Zwischenstufe der Firmen, die wir als "Versicherungen" kennen, die also konkrete Geschäftsmodelle für den Privatkunden erschaffen.
Übernehmen Funny Dings und Fuzzy Bums eine entsprechende Funktion bei den US-Immobilien? Sollte dies der Fall sein, dann wundere ich mich darüber, dass sie im staatlichen Auftrag handeln und demzufolge vom Staat stark zu beeinflussen sind.
Mal als Beispiel: Wir wissen, dass sich Rückversicherer mit dem Thema Klimawandel und dessen Folgekosten beschäftigen. Bei eben diesem Thema beeinflusste die Bush-Admin die Wissenschaftlergemeinde, um deren Meinungen, na sagen wir mal, zu frisieren.
Hat nun beim Thema Immobilien der amerikanische Staat einen ebensolchen Einfluss, so ist das zwar noch kein Sozialismus, aber es besteht die Gefahr des Despotismus. Also jedes Häuschen ein kleiner Präsidialbau. Mit Marktwirtschaft hätte das jedenfalls nur am Rande zu tun.
Fakt ist doch, dass die US-Steuerzahler die Verluste zweier privater Hypo-Banken bezahlen sollen.
Das ist eine Sozialisierung der Verluste privater Banken.
Banker wissen also, wenn`s schief läuft, greift der Staat ein.
Der Dollar wird noch weicher, die Inflation wächst.
Eine wesentliche Schwachstelle wird hier sichtbar.
Die FED ist nicht unabhängig.
In Deutschland gibt es solche Aktionen auch hin und wieder; erinnert sei an die "Rettungsaktionen" Schröders. Aber das deutsche System ist allgemein auch als linke und emotionale Variante der Marktwirtschaft bekannt.
Ich erkenne an den derzeitigen Vorgängen, dass die USA ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Die Behauptung ist doch: in den USA gibt es große Risiken aber auch große Chancen; wer daneben greift, muss damit rechnen unterzugehen.
Jetzt geschieht das genau Gegenteil: wer nur groß genug ist, bekommt auf Kosten der Steuerzahler -also der armen Leute- eine Überlebensgarantie. Das ist keine Markwirtschaft, sondern Umverteilung und zwar von unten nach oben.
Kodo schrieb am 16.07.2008 11:52
Die FED ist nicht unabhängig.
"The Federal Reserve banks are one of the most corrupt institutions the world has ever seen. There is not a man within the sound of my voice who does not know that this nation is run by the international bankers.
Some people think the Federal Reserve Banks are the United States government's institutions. They are not government institutions. They are private credit monopolies which prey upon the people of the United States for the benefit of themselves and their foreign swindlers."
--Louis T. McFadden
"I am a most unhappy man. I have unwittingly ruined my country. A great industrial nation is controlled by its system of credit. Our system of credit is concentrated. The growth of the nation, therefore, and all our activities are in the hands of a few men. We have come to be one of the worst ruled, one of the most completely controlled and dominated Governments in the civilized world no longer a Government by free opinion, no longer a Government by conviction and the vote of the majority, but a Government by the opinion and duress of a small group of dominant men."
-Präsident Woodrow Wilson nach der Unterzeichnung des Federal Reserve Act
Jetzt geschieht das genau Gegenteil: wer nur groß genug ist, bekommt auf Kosten der Steuerzahler -also der armen Leute- eine Überlebensgarantie. Das ist keine Markwirtschaft, sondern Umverteilung und zwar von unten nach oben.
Nach meiner Auffassung wurden die Verluste ja bereits im Moment ihres Entstehens sozialisiert und nicht erst durch Eingreifen der Zentralbanken. Das am Immobilienmarkt verlorene Geld hatten die Banken doch eher nicht bar im Sparstrumpf, sondern es stammt zumindest zum großen Teil aus anderen Geschäften, Anlagen etc. Wenn man also die beteiligten Banken in den Ruin rennen lässt, schadet man auf jeden Fall ebenso völlig unbeteiligten.
Die beiden Fanni & Freddie sind nicht das Ergebnis eines marktwirtschaftlichen Prozesses, sondern sind als zentrale Finanzinstitutionen vom Staat gegründet worden. Noch dazu nicht mit marktwirtschaftlichen, sondern sozialpolitischen Intentionen, nämlich jedem Amerikaner zu bezahlbarem Wohneigentum zu verhelfen. Weder ihre Gründung noch ihre heutige Stützung haben etwas mit Marktwirtschaft oder Sozialismus zu tun.
Das Problem des "to big to fail" trifft auf viele Banken zu, auch in Deutschland. Die Frage ist, wo die Grenze gezogen wird. Die IKB in Deutschland hätte man sicher auch pleite gehen lassen können, aber da war es wohl eher die Eigentümerverantwortung als die Sorge um das Finanzsystem, die den Staat in Gestalt der KfW zur Rettung veranlasst hat. Die beiden US-Hypothekenriesen kann der Staat nicht pleite gehen lassen, weil ihre Rolle nicht von anderen Instituten übernommen werden kann. Das Finanzsystem würde kollabieren. Und weil sie in staatlichem Auftrag und quasi unter Staatsgarantie arbeiten, ist der Staat sowieso verpflichtet, sie zu stützen.
Wie unabhängig die FED ist, darüber kann man diskutieren. Aber die Rettungsaktion ist sicher kein Beleg für die Abhängigkeit der FED. Die Rolle des "lenders of last resort", also des letzten Rettungsankers für Banken ist eine der zentralen Aufgaben jeder Zentralbank. Sie ist also verpflichtet, die beiden Banken zu stützen.
Kodo schrieb am 16.07.2008 11:52
Fakt ist doch, dass die US-Steuerzahler die Verluste zweier privater Hypo-Banken bezahlen sollen.
Das ist eine Sozialisierung der Verluste privater Banken.
Banker wissen also, wenn`s schief läuft, greift der Staat ein.
Das unterstellt, dass die Banken aufgrund eigener Fehler/Missmanagement/Fehlspekulationen in Schwierigkeiten geraten sind. Das ist nicht richtig.
Einkommensschwachen Familien zu eigenen 4 Wänden zu verhelfen, war sozialpolitischer Auftrag schon bei der Gründung der Banken.
Zitat:
Our efforts target underserved communities and households who traditionally have difficulty accessing the mortgage industry, including:
Low- and moderate-income buyers
Minorities
Urban and rural residents
People with special housing needs, including the homeless
Das ist genau die Klientel, deren Kredite jetzt zu den Problemen führt.
Die Schwierigkeiten gehen im wesentlichen auf die Zinspolitik der FED seit 2001 zurück, die erst mit Niedrigstzinsen bis zu negativen Realzinssätzen die Immobilienblase aufgeblasen hat und später mit ihren Zinserhöhungen den Ballon zum Platzen gebracht hat. Die Schwierigkeiten der beiden Hypothekenbanken spiegeln also nur die von der FED zu verantwortenden Verwerfungen im Finanzsystem wider. Wenn die FED nin die Banken stützt, ist das keine Sozialisierung von Verlusten, die eigentlich private Investoren zu tragen hätten.
Die haben genug zu tun mit dem Verlust ihres Investments für das sie nicht entschädigt werden:
Fahnder der US-Bundespolizei FBI ermitteln gegen die zusammengebrochene US-Hypotheken- und Bausparbank IndyMac wegen Betrugsverdachts.
Dabei geht es um die Vergabe von Darlehen an Risiko-Kunden, wie ein Ermittler sagte. Unklar ist, wie lange die Untersuchung bereits läuft.
Die Ermittlungen konzentrierten sich auf das Unternehmen und nicht auf Einzelpersonen, betonte der Strafverfolger.
Insgesamt ermittelt das FBI im Zusammenhang mit der Immobilienkrise inzwischen gegen 21 Unternehmen und deren Mitarbeiter, darunter Countrywide Financial sowie zwei frühere Manager der Investmentbank Bear Stearns.
FBI-Chef Robert Mueller erklärte, die Vorwürfe lauteten auf Betrug und Insiderhandel.