Innerhalb einer Woche hat sich Pakistan in der Wahrnehmung des Westens zum gefährlichsten Staat der Welt entwickelt.
Pakistans Präsidenten-General Musharraf regiert per Dekret, die Gefängnisse füllen sich mit Tausenden Oppositioneller.
Während die Welt mit Hingabe über Irans Atomprogramm stritt, erstarkte der militante Islamismus in Pakistan, rückten Terroristen näher an Pakistans Machtzentren und die vielleicht drei Dutzend Atomraketen heran.
Innerhalb einer Woche scheint die Bedrohung für den Weltfrieden von Iran ins Nachbarland gewandert zu sein, der Mullah-Staat erscheint demnach als geordnetes Staatswesen, Pakistan als atomar bewaffneter scheiternder Staat.
Nur: Die Bedrohung durch Pakistan war schon vor dem als «zweiter Putsch» bezeichneten Ausnahmezustand sehr real.
Der pakistanische Militärexperte und frühere General Talat Masood sagt, der Regierung Musharraf entgleite die Kontrolle über das Land.
«Diese Regierung kümmert sich nicht um die Radikalen und die Gefahr, die sie für die Gesellschaft darstellen.»
Jetzt soll Benazir Bhutto, bekannt als korrupte Politikerin, als Hoffnungsträgerin Bushs, Demokratie in ein Land bringen, dass diese Regierungsform nie kennengelernt hat.
Nebenbei soll die Al Queida, von Musharaff zuerst gepäppelt, endgültig beseitigt werden und gleichzeitig sollen die pakistanischen Atomraketen dort bleiben, wo sie stehen.
Da scheint das iranische Problem ja geradezu ein Kinderspiel zu sein.
Ja, das iranische problem ist vergleichweise ein Kinderspiel, aber trotzdem ein gefaehrliches Kinderspiel.
Es ist nun eine rat race, wer zuerst zur islamischen Bombe kommt, die Taliban durch "demokratische" Wahlen, oder die Mullahs durch Zentrifugenspinnen. So zeitlich um den US Praesidentschaftswechsel werden wir sehen, wer gewonnen hat .
Dann erhebt sich die Frage, wer verliert.
Kodo, irgendeine Idee?
Pakistan ist sicher nicht die perfekte Demokratie nach bundesdeutschem DIN-Muster. Momentan wohl gar keine mit einem Putschgeneral an der Spitze. Aber es gibt eine demokratische Tradition in dem Land. Eine Reihe von Präsidenten, darunter Bhutto sen. und Tochter oder der letzte, von Musharraf abgesetzte wurden demokratisch gewählt.
Es gibt Ansätze von Rechtstaatlichkeit - Musharraf hat seine Mühe mit ihnen.
Pakistan seine rudimentäre demokratische Tradition abzusprechen wäre unfair und würde gerade diejenigen, die versuchen sie am Leben zu halten verunglimpfen.
Das gegewärtige Gerangel ist wohl eher ein inszeniertes Spektakel. Das ist die pakistanische Version von Wahlkampf - und Bhutto spielt das Spiel mit. Die von der NZZ behaupteten tausenden von politischen Gefangenen beziehen sich vielleicht auf islamistische Extremisten. Die im derzeitigen Theater festgenommenen werden alle spätestens am nächsten Tag wieder entlassen - oft schon hinter der nächsten Strassenecke. Das ist Teil des Spiels.
F-W schrieb am 11.11.2007 08:42
Pakistan ist sicher nicht die perfekte Demokratie nach bundesdeutschem DIN-Muster. Momentan wohl gar keine mit einem Putschgeneral an der Spitze. Aber es gibt eine demokratische Tradition in dem Land. Eine Reihe von Präsidenten, darunter Bhutto sen. und Tochter oder der letzte, von Musharraf abgesetzte wurden demokratisch gewählt.
Es gibt Ansätze von Rechtstaatlichkeit - Musharraf hat seine Mühe mit ihnen.
Pakistan seine rudimentäre demokratische Tradition abzusprechen wäre unfair und würde gerade diejenigen, die versuchen sie am Leben zu halten verunglimpfen.
Das gegewärtige Gerangel ist wohl eher ein inszeniertes Spektakel. Das ist die pakistanische Version von Wahlkampf - und Bhutto spielt das Spiel mit. Die von der NZZ behaupteten tausenden von politischen Gefangenen beziehen sich vielleicht auf islamistische Extremisten. Die im derzeitigen Theater festgenommenen werden alle spätestens am nächsten Tag wieder entlassen - oft schon hinter der nächsten Strassenecke. Das ist Teil des Spiels.
FW
Ich bezweifle sehr, dass das ein Spiel ist. Musharraf weiss, dass ein Leben hoechstwahrscheinlich ein baldiges, gewaltsames Ende nehmen wird, und er weiss auch, dass die Talibans eine gute Chance haben die Wahlen zu gewinnen, so wie Hamas in Palaestina.
Er weiss auch, dass die ISI von den Terroristen unterwandert ist, und die letzten Endes die Kontrolle ueber die Bombe haben.
Ich gebe im allgemeinen bei solchen Dingen keine Wisecracks von mir, weil ich weiss, dass die eine Beleidigung fuer solche sind, die im Chaos sitzen. Aber hier mache ich eine Ausnahme.
Mir ist folgendes aufgefallen: Falls sich irgendein Land finden wuerde, das Musharraf Asyl geben wuerde, koennte er verschwinden und in einer Emergency Order die Bhutto
bis zu den Wahlen als Emergency-Praesident einsetzen. Das wuerde ihn selbst, also einen Irritant in dem Chaos, wegnehmen.
Die USA koennte das Asyl Land nicht sein. Das wuerde Benzin in's Feuer werfen.
F-W schrieb am 11.11.2007 16:42
Pakistan ist sicher nicht die perfekte Demokratie nach bundesdeutschem DIN-Muster. Momentan wohl gar keine mit einem Putschgeneral an der Spitze. Aber es gibt eine demokratische Tradition in dem Land. Eine Reihe von Präsidenten, darunter Bhutto sen. und Tochter oder der letzte, von Musharraf abgesetzte wurden demokratisch gewählt.
Es gibt Ansätze von Rechtstaatlichkeit - Musharraf hat seine Mühe mit ihnen.
Pakistan seine rudimentäre demokratische Tradition abzusprechen wäre unfair und würde gerade diejenigen, die versuchen sie am Leben zu halten verunglimpfen.
Das gegewärtige Gerangel ist wohl eher ein inszeniertes Spektakel. Das ist die pakistanische Version von Wahlkampf - und Bhutto spielt das Spiel mit. Die von der NZZ behaupteten tausenden von politischen Gefangenen beziehen sich vielleicht auf islamistische Extremisten. Die im derzeitigen Theater festgenommenen werden alle spätestens am nächsten Tag wieder entlassen - oft schon hinter der nächsten Strassenecke. Das ist Teil des Spiels.
FW
Zum ersten Mal hat das Militär in den 50-er Jahren geputscht und dann immer wieder oder es waren korrupte Politiker am Werk, wie z.B. die Butthos.
Musharraf ist nicht der Erfinder der islamistischen Unterwanderung des ISI. Das ist viel älter und reicht auf den ersten islamistischen Diktator Zia Ul Haq zurück, der 1977 Bhutto sen. gestürzt und nach einem Schauprozess hat hinrichten lassen. Zia ul haq war übrigens auch ein Hätschelkind der USA.
Die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan haben seit der Unabhängigkeit eine innere Autonomie. Die Zentralregierung hat dort nie etwas zu sagen gehabt und weder Musharraf noch seinen sämtlichen Vorgängern ist es je gelungen da etwas daran zu ändern, so sie es überhaupt wollten.
Man tut Musharraf zuviel Ehre an, ihn für alle Probleme Pakistans verantwortlich zu machen. Die Ausbreitung des Islamismus oder die Unterwanderung des ISI und dessen Unterstützung für Al Qaida und Taliban. Er hat es nicht verhindern oder zurückdrängen können. Aber da unterscheidet er sich in nichts von seinen Vorgängern. Ob Pakistan mit einer Bhutto und ihrer korruptionsträchtigen Vita oder einem demokratisch weichgespülten Musharraf besser bedient ist, kann man nicht wissen. Wahrscheinlich ist es egal und vielleicht finden sie sich ja zu einer pakistanischen grossen Koalition gegen die Islamisten zusammen.
F-W schrieb am 11.11.2007 09:26
Musharraf ist nicht der Erfinder der islamistischen Unterwanderung des ISI. Das ist viel älter und reicht auf den ersten islamistischen Diktator Zia Ul Haq zurück, der 1977 Bhutto sen. gestürzt und nach einem Schauprozess hat hinrichten lassen. Zia ul haq war übrigens auch ein Hätschelkind der USA.
Die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan haben seit der Unabhängigkeit eine innere Autonomie. Die Zentralregierung hat dort nie etwas zu sagen gehabt und weder Musharraf noch seinen sämtlichen Vorgängern ist es je gelungen da etwas daran zu ändern, so sie es überhaupt wollten.
Man tut Musharraf zuviel Ehre an, ihn für alle Probleme Pakistans verantwortlich zu machen. Die Ausbreitung des Islamismus oder die Unterwanderung des ISI und dessen Unterstützung für Al Qaida und Taliban. Er hat es nicht verhindern oder zurückdrängen können. Aber da unterscheidet er sich in nichts von seinen Vorgängern. Ob Pakistan mit einer Bhutto und ihrer korruptionsträchtigen Vita oder einem demokratisch weichgespülten Musharraf besser bedient ist, kann man nicht wissen. Wahrscheinlich ist es egal und vielleicht finden sie sich ja zu einer pakistanischen grossen Koalition gegen die Islamisten zusammen.
FW
Musharraf ist ein ausgesprochen mutiger Mensch. Wenigstens ich kreide ihm garnichts an. Fuer ihn ist die Grenze des menschlich Moeglichen erreicht.
Wie gesagt, vielleicht kann er die Siutation einigermassen stabilisieren, indem er sich selbst als Target herausnimmt. Dazu brauechte er aber ein mutiges Land, das nicht die USA ist. Und noch jemand Muitgen zu finden in dieser Welt ist halt schwer.
Dass die Wahlen die Taliban hochspuelen, halt ich fuer sehr wahrscheinlich in der jetzigen Situation.
In dieser Situation wird nicht nach Unschuldsengel gesucht, wie das in diesem thread offensichtlich angenommen wird. In dieser Situation braucht man ein paar mutige Leute, in und ausserhalb Pakistans. In Pakistan sehe ich Bhutto als mutige Frau. Ausserhalb Pakistans sehe ich niemanden. Jedes Land, ausser der USA, macht sich so unsichtbar wie moeglich und hier in diesem Forum treibt man geistige Selbstbefriedigung mit esoterischen Schuldzuweisungen und netten Scheingefechten, was demokratie sei und was nicht, die verdecken sollen, dass auch Deutschland nichts tut.
Das bringt mich in Erinnerung, dass anscheinend die Angelika die Iran Situation genau so sieht wie Bush.
In den "Welt" Kommentaren sehe ich schon wuestes Draufhauen auf die Angelika. Passt nicht ganz hierher, aber da es eigentlich fuer uns in Pakistan nur um die Atombombe geht, alles andere ist irgendwie reparierbar, passt es vielleicht doch. Was denkt man in diesem Forum ueber die Angelika?
Rocky schrieb am 11.11.2007 17:39
Musharraf ist ein ausgesprochen mutiger Mensch. Wenigstens ich kreide ihm garnichts an. Fuer ihn ist die Grenze des menschlich Moeglichen erreicht.
Mit der Gewaltenteilung hat er wohl nicht viel am Hut.
Sein Regime hat alle Korruptionsrekorde übertroffen.
Islamisten wurden gefördert, ein bißchen bekämpft, aber nicht zu viel.
Über die Wahlchancen der Islamisten gibt es unterschiedliche Aussagen.
Von geringen bis zu sehr guten.
Was richtig ist, werden wir sehen.
Was soll Deutschland in Pakistan tun?
Das ist nicht unser Diktator.
Was soll Deutschland in Pakistan tun?
Das ist nicht unser Diktator.
Pakistan hat aber eine Atombombe. In den falschen Haenden kann die auch auf Berlin fallen.
Und das ist Eure Hauptstadt.
Die USA, wie der Spiegel schreibt, kramt schon ihre Pakistan-Atombomben Scenarios aus.
Ich bin mir nicht sicher, ob Berlin da auch erwaehnt ist.
Kodo- Der Spiegel sagt "Notstandsplaene". Bitte nicht in die falsche Richtung springen, sind nicht die, die der Cheney nach deutscher Mehrheitsmeinung am 19. Januar 2009 ausgraebt und...... ach, Du weisst das sicher besser. Wenn Du Fragen hast, wende Dich an Mirkalf, der hat sicher Details.
FW:
Du vergisst zwischen Bhutto und Musharraf die 3. Partei, die Sharifs, die Musharraf seinerzeit weggeputscht hat. Die wäre durchaus eine Alternative, hätte sie eine Chance, sich in dem Land zu präsentieren. Aber Sharif wurde ja gleich wieder ausgewiesen....
Lexx schrieb am 11.11.2007 19:01
FW:
Du vergisst zwischen Bhutto und Musharraf die 3. Partei, die Sharifs, die Musharraf seinerzeit weggeputscht hat. Die wäre durchaus eine Alternative, hätte sie eine Chance, sich in dem Land zu präsentieren. Aber Sharif wurde ja gleich wieder ausgewiesen....
Das ist richtig, zeigt aber auch, dass Musharraf und Bhutto ein Stück weit ein abgekartetes Spiel spielen, wobei jeder natürlich auf seine Chance lauert, den anderen noch abzuhängen. Aber am Ende wird es wohl auf einen Präsidenten Musharraf mit einer PM Bhutto hinauslaufen.
FW:
Das "abgekartete Spiel" scheint sich inzwischen zum regelrechten Machtkampf entwickelt zu haben. Bhutto hat Musharrafs Rücktritt gefordert, Musharraf Bhutto unter Hausarrest gestellt; das Volk protestiert, die Regierung geht gegen Oppositionelle vor und lässt Demonstrationen niederknüppeln. Sieht alles nicht wirklich gut aus und wie demokratisch die Wahlen im Januar sind, steht noch völlig in den Sternen.
Kurz vorher war aber Bhutto noch bei Musharaf und erörterte in aller Ruhe eine Kooperation. Erst als sie ihren Zipfel als zu klein empfand empörte sie sich öffentlich. Das ist mindestens genauso legitim wie Koalitionsabwägungen in einer westlichen Demokratie nach der Wahl. Und das Abkanzeln politischer Gegner kennt man hier ja auch. Vielleicht nicht physisch, dafür umso mehr medial.
DP: "Und das Abkanzeln politischer Gegner kennt man hier ja auch. Vielleicht nicht physisch, dafür umso mehr medial."
Allerdings mit dem Unterschied, dass die Mittel des Abkanzelns (die Medien) nicht unter der direkten Kontrolle des abkanzelnden stehen. So sind die Chancen gleichverteilt und 2 gleich starke Gegner liefern sich einen Wettkampf auf Augenhöhe. In Pakistan ist das anders. Der Kampf dort ist asymmetrisch. Bhutto hat die Bevölkerung auf ihrer Seite, Musharraf die Staatsmacht.
Die Gerichte sind ja nun de facto entmachtet und können ihn kaum mehr gefährden, geschweige denn stürzen.