Ich sehe auch nicht so wirklich das Interesse des Volkes darin, die Staatsverschuldung auf Jahrzehnte hinaus um recht ordentliche Summen zu erhöhen. Und das nur, um letztlich ein bischen in Psychologie zu machen.
Im übrigens soll ja dem Finanzminister iun dem Zusammenhang ein Blankoscheck ausgestellt werden. Für so eine Summe ist das vielleicht auch ein bischen viel verlangt.
Gruss
Kater
Man muss sich nur die Summen anschauen, die bereits in den Markt reingepumpt wurden. Das meiste davon ist verpufft und die Situation ist kaum besser. Ich denke, die Stützung der Immofirmen macht noch Sinn, aber jede in Schieflage geratene Bank zu unterstützen fände ich dreist und würde überdies den erhofften Boden unter den Füssen weiter mulmig machen.
Die wird jetzt mit 26,5 Mrd. Bürgschaften gerettet - richtig oder falsch?
Meine Zeitung schreibt dazu, falls dadurch Verluste entstehen steht die Konsolidierung und z.b. die Krippenplatzfinanzierung auf der Kippe. Also HRE statt Kinderkrippen. Wenn das stimmt, fände ich das schon ziemlich krass.
Nunja, die 700 Mrd. werden ja nicht voll ausgegeben. Zum einen hätten erstmal nur 350 Mrd. freigegeben werden sollen und die weiteren 350 Mrd. hätten einer entsprechenden Zustimmung des Parlaments bedurft.
Zum anderen sollte der Staat für das Geld Aktienoptionen erhalten, die bei entsprechenden Kursen auch wieder Geld zurückgebracht hätten.
Martin schrieb am 30.09.2008 09:12
Ich denke, man sollte auf keinen Fall das Geschäftsmodell der von New York und London ausgehenden Finanzindustrie nicht mit Marktwirtschaft im allgemeinen verwechseln.
Genau das tun aber einige der Akteure. Finanzminister Paulson ist Ex-Goldman Sachs Chef (und selbst so um die 500 Mio $ schwer). Für ihn ist der Zusammenbruch des bisherigen Geschäftsmodells der Wall Street der GAU schlechthin, eine funktionierende marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung ohne die gerade zusammenbrechenden Strukturen des Bankensystems schlechthin nicht vorstellbar. Da kann man schon mal vor einer Demokratin auf die Knie sinken.
Die rebellierenden Kongressabgeordneten (darunter 95 Demokraten) machen sich diese Perspektive nicht zueigen. Ob aus ideologischen Gründen oder nur schlicht, weil sie wiedergewählt werden wollen, ist dabei unerheblich.
Dem amerikanischen Steuerzahler bringt das Rettungspaket rein gar nichts, ausser einer astronomisch erhöhten Staatsverschuldung, wie Kater richtig anmerkt. Und auch für den zahlungsunfähigen Hausbesitzer macht es keinen Unterschied ob er von einer künstlich am Leben erhaltenen Bank oder deren Konkursverwalter aus dem Haus gejagt wird.
Ob Regierung und Kongress überhaupt noch ein Rettungspaket auf die Beine bringen bleibt abzuwarten. Für einige Abgeordneten scheint das Thema nicht wichtig genug zu sein um darob ihren Urlaub zu verschieben. Wenn nicht, werden die Zentralbanken weltweit dem dahinsiechenden Patienten weiterhin Sauerstoff in Form von Liquiditätsmilliarden zufächeln und dabei zuschauen wie ihm die nicht mehr lebensfähigen Gliedmassen abfaulen.
kater_5 schrieb am 30.09.2008 12:05Man muss sich das mal überlegen:
Das wären 2400 US$ pro Amerikaner.
Was würde passieren, wenn man das Geld nicht den Banken, sondern direkt den Menschen geben würde ?
Würde das nicht die Wirtschaft ausreichend stützen ohne dass man die "Schuldigen" auch noch belohnt und falsche Signale sendet ?
Diese Rechnung habe ich auch gemacht, bin zumindest auf dieselbe Zahl gekommen. Das macht bei einer vierköpfigen Familie also knapp 10.000$. Das reicht vielleicht, die Raten ein paar Monate länger zu zahlen, aber nicht um das verschuldete Haus abzulösen. Also nur eine Atempause, die verpufft, wenn sich die Situation nicht bessert.
"Diese Rechnung habe ich auch gemacht, bin zumindest auf dieselbe Zahl gekommen. Das macht bei einer vierköpfigen Familie also knapp 10.000$. Das reicht vielleicht, die Raten ein paar Monate länger zu zahlen, aber nicht um das verschuldete Haus abzulösen. Also nur eine Atempause, die verpufft, wenn sich die Situation nicht bessert."
...bezogen auf diejenigen, die Raten abzuzahlen haben. Das sind aber nur so wenige Prozent der gesamten Bevölkerung. Vor der Zwangsversteigerung stehen in den USA wimre ca. 300.000 Menschen, also <0,1% der Gesamtbevölkerung.
F-W schrieb am 30.09.2008 12:46
Wenn nicht, werden die Zentralbanken weltweit dem dahinsiechenden Patienten weiterhin Sauerstoff in Form von Liquiditätsmilliarden zufächeln und dabei zuschauen wie ihm die nicht mehr lebensfähigen Gliedmassen abfaulen.
kater_5 schrieb am 30.09.2008 12:05Man muss sich das mal überlegen:
Das wären 2400 US$ pro Amerikaner.
Was würde passieren, wenn man das Geld nicht den Banken, sondern direkt den Menschen geben würde ?
Hatten wir das nicht schon im Frühjahr? War vielleicht nicht so viel, aber ein paar 100 $ waren es auf jeden Fall. Gebracht hat es auch nichts. Ausserdem, warum den Staat noch höher verschulden um den Bürgern das Geld in die Tasche zu stecken?
Es ist halt eine Zwickmühle. Wenn der Staat viel Geld in die Hand nimmt um zahlungsunfähigen Hypothekenschuldnern zu helfen, fragen die anderen sich zurecht, warum sie so blöd waren, keinen faulen Kredit aufzunehmen. Und der Besserverdiener, der seine Raten gerade noch so schafft um sein überteuertes Haus abzuzahlen, schaut auch in die Röhre.
Und den Banken wie geplant die 700 Mrd. zuzuschieben, macht die Hypotheken um keinen Cent billiger und die Häuser nicht wieder wertvoller, zumindest auf kurze Sicht.
Nochmal was dazu. Was sollte man momentan anderes sein als entspannt. Es jagt momentan eine Meldung die nächste, die Informationslage ändert sich ständig. Inwieweit die Weltwirtschaft, Europa, Deutschland und man selbst betroffen sein wird, erfährt man bestimmt erst in Monaten 1). Alle, die sich jetzt an Vorhersagen versuchen, machen sich für mich unglaubwürdig.
1) Es sei denn, man hat nur Lehmann-Zertifikate im Depot, dann weiß man es schon jetzt .
Es gibt ja wiedermal keinen einzigen Kommentar, der das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten im Repräsentantenhaus und in dem Zusammenhang die Problematik die sich stellt, wenn man absterbende Geschäftszweige mit Steuergeldern zustopft mal sachlich darlegt. Also ausser hier. Es geht eigentlich nur darum, die verstockten Blödmänner nun endlich zum Abnicken zu bringen. Das grosse Umdenken wird wohl erst einsetzen wenn es die eigenen Steuermittel betrifft.
"Es gibt ja wiedermal keinen einzigen Kommentar, der das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten im Repräsentantenhaus und in dem Zusammenhang die Problematik die sich stellt, wenn man absterbende Geschäftszweige mit Steuergeldern zustopft mal sachlich darlegt."
Naja, aus deutscher Sicht wäre das natürlich das Beste, was psssieren könnte. Unsere Banken werden mit gerettet und die Amies zahlen das Ganze.
Natürlich wird das Ganze, vor allem von den Bankoberen, anders verpackt, aber faktisch ist es genau das.
Interessant fand ich übrigends mal eine Liste in der Welt (glaube ich), wo man gezeigt hat, was man mit dem Geld sonst alles anstellen könnte.
Mal davon abgesehen, dass das illusorisch ist, zeigt es doch, wie viel Geld das eigentlich ist. Ich glaube, das ist sowieso das grosse Problem bei dem Ganzen. Da wird mit so vielen Nullen gespielt, dass keiner mehr eine Vorstellung davon hat, worum es eigentlich geht.
kater_5 schrieb am 01.10.2008 19:25
Naja, aus deutscher Sicht wäre das natürlich das Beste, was psssieren könnte.
Auch das wäre eine andere Metaebene als immer nur das-Rettungspaket-muss-unter-allen-Umständen-kommen-zur-Rettung-der-Weltwirtschaft-und-wer-es-verhindert-ist-ein-Lump.
kater_5 schrieb am 01.10.2008 19:25
Naja, aus deutscher Sicht wäre das natürlich das Beste, was psssieren könnte. Unsere Banken werden mit gerettet und die Amies zahlen das Ganze.
Kater,
ich wüßte nicht, dass das US Paket vorsieht, unseren Banken ihren Giftmüll abzunehmen. Zwar kann ich mir vorstellen, dass der Transfer an den US Staat eine Bewertung und damit Bilanzierung auch für unsere Banken erlaubt, aber für eine Bewertung allein hätte das Paket keine 700 Mrd $ groß sein müssen.
Dein Philiosophieren über die Größe der Beträge würde ich etwas relativieren: Es ist wie mit der exzessiven Kreditvergabe: Werden solche Beträge freigelassen, steigen die Preise, die Nullen verlieren an Wert. Solange solche Beträge in Computern zirkulieren, ohne mit der alltäglichen Wirtschaft ernsthaft zusammenzuprallen (welcher Privatmann kauft eine asset based security), kümmert das wenig. Das Problem ist jetzt halt nur, dass die Luft mit der Realität zusammenstößt: Die Zahlen sind groß, der Wert dahinter leider nicht. Wäre da nicht der Zwang zur zeitnahen Bilanzierung ginge das sicher noch einige Zeit unbemerkt weiter.