MartiS2 schrieb am 07.10.2008 07:01
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bund Bürgschaften auf Treu und Glauben gibt. Eine HRE bleibt bei einer Bürgschaft weisungsungebunden. Ich weiß nicht, ob unsere Gesetzgebung einer Verstaatlichung unverrückbar im Wege steht, würde im Prinzip aber eine Verstaatlichung und anschließende Abwicklung als einfachste Lösung sehen, ...
Vielleicht ist der britische Weg gangbar: Die Banken geben Vorzugsaktien an die Regierung aus, und können sich so kapitalisieren. Dies wäre eine Halbverstaatlichung, ohne Anwendung von Notstandsgesetzen. In diesem Fall müsste lediglich ein neuer Haushalt verabschiedet werden.
Die britische Regierung will ihr Vorhaben wohl mit einer Verpflichtung der Großbanken zu verbinden, Kredite an Banken und Wirtschaft weiterzureichen. Die Austrocknung der Kreditmärkte scheint im Moment ein größeres Problem als das Überleben der einen oder anderen Bank zu sein.
F-W schrieb am 07.10.2008 16:52
Ja, Gold würde ich dringend empfehlen. Bei einem Preis von derzeit 877 $ ist der Wertverlust mit eingebaut. Eine sicherere Möglichkeit, sein Vermögen zu vernichten gibt es kaum.
FW
Wie auch immer man die Wertentwicklung von Gold einschätzt, wer in Europa lebt, sollte auf den €-Kurs schauen.
MartiS2 schrieb am 07.10.2008 07:01
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bund Bürgschaften auf Treu und Glauben gibt. Eine HRE bleibt bei einer Bürgschaft weisungsungebunden. Ich weiß nicht, ob unsere Gesetzgebung einer Verstaatlichung unverrückbar im Wege steht, würde im Prinzip aber eine Verstaatlichung und anschließende Abwicklung als einfachste Lösung sehen, ...
Vielleicht ist der britische Weg gangbar: Die Banken geben Vorzugsaktien an die Regierung aus, und können sich so kapitalisieren. Dies wäre eine Halbverstaatlichung, ohne Anwendung von Notstandsgesetzen. In diesem Fall müsste lediglich ein neuer Haushalt verabschiedet werden.
Die britische Regierung will ihr Vorhaben wohl mit einer Verpflichtung der Großbanken zu verbinden, Kredite an Banken und Wirtschaft weiterzureichen. Die Austrocknung der Kreditmärkte scheint im Moment ein größeres Problem als das Überleben der einen oder anderen Bank zu sein.
Gruß, Martin
Hallo FW,
kuerzlich hast Du uns doch erklaert, wie gut britische Banken dastehen wuerden?
Anonymer User schrieb am 08.10.2008 11:27
Hallo FW,
kuerzlich hast Du uns doch erklaert, wie gut britische Banken dastehen wuerden?
Kodo
Da kannst du mal sehen, wie schnell sich die Dinge ändern. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass die englischen Grossbanken schlecht sind oder unsolide. Wobei ich allerdings nicht genau weiss, worin deren aktuelle Probleme bestehen.
Der Fall zeigt, dass sich auch Banken, die mit den ursprünglichen Problemen vom US-Immobilienmarkt nichts oder nur wenig zu tun haben, sich den Verwerfungen am Finanzmarkt nicht länger entziehen können. Vielleicht war die RBS auch nur von den von der Regierung verordneten Rettungsaktionen für andere Strauchelkandidaten (HBOS) überfordert.
Die Gefahr könnte auch bei uns bestehen, durch die Rettungsaktion für die Hypo-Real Estate.
Dürfte wohl die aktuelle Situation gut zusammenfassen. Ich denke nicht, dass sich der Autor wichtigtun möchte, ihn dürfte nur die Sorge treiben, dass unsere Regierung beratungsresistent ist.
Aja, das funktioniert aber nur, wenn wir mal kurz die Augen schliessen und Gott als agierenden CEO einstellen, der mal eben Zugriff auf "die Realwirtschaft" hat, die sich dann also komplett verpflichtet hier Geld reinzubuttern und anschliessend noch sämtliche Regierungen dazu verpflichtet, gewaltige Konjunkturprogramme zu installieren.
Meiner Erfahrung nach führen solche umgesetzten Allmachtsfantasien schnurstraks in die Misswirtschaft. Auch ein koordiniertes Konjunkturprogramm braucht es nicht; nach der Hysterie werden die Zinsen niedrig sein, die Lohnverhandlungen moderat abgeschlossen und die Preise niedrig sein.
ich denke, die G7 und G20 werden am Wochenende genau in die beschriebene Richtung diskutieren. Die USA scheinen auf den britischen Plan einzuschwenken.
Die Situation hat nichts mehr mit unsolidem Bankenmanagement einzelner Banken allein zu tun, sondern mit einem totalen Zusammenbruch des Vertrauens unter den Banken und damit Zahlungsverkehrs, gegen die die Notenbanken nicht mehr ansteuern können. Die gestrige Zinssenkung war nur ein Versuch, die Situation bis zum Wochenende zu retten.
Die "beschriebene Richtung" betrifft dann aber allein die Übernahme der Banken durch die Staaten. Ich bin mir da nicht sicher was mehr Schaden anrichtet; die Krise der Finanzinstitute, die vorher misswirtschafteten oder die Misswirtschaft der Regierung, die mit ihrem sicher nur dürftig ausgestatteten Personal die Bankenbranche übernimmt. Als Anleger oder Investor wäre dieser Bankensozialismus für mich schlimmer als das Abwarten auf den Bodensatz, inklusive der Möglichkeit, dass der eine oder andere Finanzer dann hopps geht.
ich denke, die G7 und G20 werden am Wochenende genau in die beschriebene Richtung diskutieren. Die USA scheinen auf den britischen Plan einzuschwenken.
Die Situation hat nichts mehr mit unsolidem Bankenmanagement einzelner Banken allein zu tun, sondern mit einem totalen Zusammenbruch des Vertrauens unter den Banken und damit Zahlungsverkehrs, gegen die die Notenbanken nicht mehr ansteuern können. Die gestrige Zinssenkung war nur ein Versuch, die Situation bis zum Wochenende zu retten.
Gruß, Martin
Zumal die Zinshöhe derzeit nicht das primäre Problem der Banken ist. Es ist die Verfügbarkeit bzw. Nichtverfügbarkeit von Geld auf dem Geldmarkt.
Vielleicht ist der britische Weg nicht falsch. Die Staatsbeteiligung an 8 Banken (die im übrigen nicht danach gefragt hatten, sie wurde ihnen aufgenötigt) dient ja nicht dem Auffangen des einen oder anderen akut vom Kollaps bedrohten Instituts, sondern es geht darum, den Kreislauf zwischen dem Bankensytem und dem Rest der Wirtschaft aufrecht zu erhalten bzw. wieder in Gang zu bringen. Zu der Staatsbeteiligung kommt noch als ganz wichtige Komponente, dass der Staat den Interbankenhandel zwischen diesen 8 Banken garantiert und ihnen somit die grössten Liquiditätssorgen nimmt.
Ob diese Richtung für Deutschland gangbar wäre muss man sehen. Die Anzeichen für eine totale Kreditblockade sind hierzulande noch am geringsten im Vergleich zu GB oder den USA. Die USA denken ja inzwischen intensiv über den britischen Weg nach. Die Bundesbank hat sich bisher standhaft geweigert, den Geldmarkt zu garantieren. Auch die EZB hält sich da vornehm zurück, ist allerdings nicht in erster Linie gefragt, weil die Rettungsaktionen auf nationaler Ebene laufen.
F-W schrieb am 09.10.2008 10:02
Zu der Staatsbeteiligung kommt noch als ganz wichtige Komponente, dass der Staat den Interbankenhandel zwischen diesen 8 Banken garantiert und ihnen somit die grössten Liquiditätssorgen nimmt.
Und dazu muss er die Banken übernehmen? Warum stelle er denn nicht einfach mehr Mittel (für alle) zur Verfügung?
Die EZB stellt den Geschäftsbanken Kredite zu günstigen Zinssätzen zur Verfügung, diese geben diese 'Liquidität' aber nicht weiter, sondern nutzen diese nur noch zur Eigensicherung. Die Differenz zwischen Interbankenzins (LIBOR) und dem ZB-Zins ist massiv angestiegen, ein Zeichen des großen Misstrauens. Die Geschäftsbank muss auf eigene Solidität achten, und nicht primär auf Liquidität. Liquidität ist in normalen Zeiten im Interesse der GBen, da sie damit ihr Geschäft machen, jetzt geht Sicherheit vor. Im extrem bekommst Du morgen kein Geld mehr von der Bank, Deine Kreditkarte funktioniert nicht mehr. Das gilt für die ganze 'Realwirtschaft'. Deshalb die Sorge des Schreibers in der FR. Es geht inzwischen nicht mehr primär um die Banken, sondern um die Realwirtschaft, und der Schreiber hat die Sorge, dass dies bei der Regierung nicht verstanden wird.
Die FED stellt wohl deshalb inzwischen auch Firmen (gegen fast beliebige Sicherheit) Kredit zur Verfügung, um für die Aufrechterhaltung der Liquidität nicht auf die primary dealer angewiesen zu sein. Deshalb sieht Paul Krugman in seinem Blog die USA auf drittem Welt Status.
"Und dazu muss er die Banken übernehmen? Warum stelle er denn nicht einfach mehr Mittel (für alle) zur Verfügung?"
Es geht m.E. ja garnicht darum, dass der Staat die Banken im Sinne eines Mehrheitsgesellschafters übernimmt - es geht zum einen darum, das Standing der Banken zu verbessern -immerhin ist da ein, sieht man mal von Island ab, extrem potenter Gesellschafter mit drin und zum anderen will Papa Staat auch, wenn die ganze Sache mal ausgestanden ist, einen Teil seines Investments wieder zurück haben.
Drittens, und das könnte die Diskussion innerhalb der Bevölkerung etwas dämpfen, können dann auch die unsäglichen Verträge der "Leergeschäftszocker" viel leichter geändert werden, wenn der neue Miteigentümer seine Interessen zu wahren in der Lage ist.