An dem was Kater schreibt ist schon was dran. Wobei es zweitrangig ist, ob die verschiedenen Beteiligten auf Provisions- oder reiner Gehaltsbasis bezahlt werden.
Das hat was mit dem altmodischen Begriff Arbeitsethos zu tun (und nebenbei auch mit professionellem Können). Nämlich, dass ich dem Kunden nur etwas verkaufe, was Sinn für ihn macht, was ihm nützt.
Was die finanzielle Mithaftung angeht, gehen die Amis ja meistens schon den richtigen Weg. Sie zahlen Prämien und Abfindungen in Aktien der eigenen Firma. Das sollte ausschliesslich so sein und die Aktien dürften erst verkauft werden bis der "Wert" der Arbeit erwiesen ist, z.B. nach 5 Jahren. Bei Lehmann haben die Mitarbeiter die bis hinauf zu den Grosskopfeten 1/3 der Aktien besassen die "Wertlosigkeit" ihrer Arbeit durch Totalverlust bescheinigt bekommen. Sie sind also durchaus für die Folgen ihrer verantwortungslosen Handlungsweise finanziell zur Rechenschaft gezogen worden.
Was die finanzielle Mithaftung angeht, gehen die Amis ja meistens schon den richtigen Weg. Sie zahlen Prämien und Abfindungen in Aktien der eigenen Firma.
Ich nehme an, das reicht Kater noch nicht.
Meine Ex-Firma hatte vor ein paar Jahren das Mitarbeiteraktienprogramm für Deutschland eingestellt. Grund waren irgendwelche neuen komplizierten steuerlichen Regelungen, die man nicht mittragen konnte oder wollte. Ohne noch die Details zu kennen, sieht es so aus, als würden unser kompliziertes Steuerrecht und die Bürokratie gerade solche mitverantworteten Gehaltskomponenten verhindern.
F-W schrieb am 25.09.2008 23:52
Was die finanzielle Mithaftung angeht, gehen die Amis ja meistens schon den richtigen Weg. Sie zahlen Prämien und Abfindungen in Aktien der eigenen Firma. Das sollte ausschliesslich so sein und die Aktien dürften erst verkauft werden bis der "Wert" der Arbeit erwiesen ist, z.B. nach 5 Jahren. Bei Lehmann haben die Mitarbeiter die bis hinauf zu den Grosskopfeten 1/3 der Aktien besassen die "Wertlosigkeit" ihrer Arbeit durch Totalverlust bescheinigt bekommen. Sie sind also durchaus für die Folgen ihrer verantwortungslosen Handlungsweise finanziell zur Rechenschaft gezogen worden.
FW
Ich zweifle, dass diese Maßnahmen zur Systemstabilisierung beitragen. Sie tragen vielleicht bei zum Gerechtigkeitsempfinden in Zeiten wie wir sie jetzt erleben, sie sind aber ursprünglich primär als Leistungsanreiz gedacht. Es gibt genügend Beispiele, dass 'RiskTaker' zuallerletzt an ihren finanziellen Verlust denken. Angst vor Verlust als dämpfendes Mittel zu verstehen, ist wie die Behauptung, dass die Todesstrafe vor Morden abschreckt.
Ich bleibe dabei: Man muss die Stabilität im System lösen. Eine ganz einfache Frage dazu ist beispielsweise die, warum das Bankensystem, das die Wirtschaft mit Liquidität versorgen soll, und das Investmentbanking unter einem Dach firmieren dürfen? Usw.
Ich will aber zu meinem regelungstechnischen Beispiel und intransparenten Finanzprodukten noch eines hinzufügen: In der Regelungstechnik sind die Parameter jederzeit messbar und deterministisch ableitbar. Sie sind nicht vorhersagbar (Störgrößen), aber ihr Bereich, in dem eine lineare Regelung möglich ist, ist Teil des Konzepts. Das ist eine Grundvoraussetzung für eine stabile Regelung.
Die Finanzwelt baut auf 'Marktwert' als Parameter. Ich sehe dies als beherrschbar an, solange die Marktwertbestimmung für die Teilnehmer einigermaßen nachvollziehbar ist: Ein Haus, das in sich eine Grundsubstanz darstellt, eine Aktie, die durch Cashflow-Zahlen und Gewinne eine innere Substanz hat. Das verhindert zwar keine 'irrationalen Übertreibungen', lässt aber dort, wo Solidität gefragt ist (Pensionsfonds, u.a.) eine Beurteilung zu. Es wird immer schwerer beherrschbar, je unüberschaubarer der Marktwert für die entscheidenden Individuen wird. Dann wird irgendwann nach Glauben, und nicht nach Wissen geregelt. Wenn Ratingagenturen den 'Wissenpart' übernehmen, dann verschiebt sich alles Risiko in deren Qualität. Da auch dort nur Menschen sitzen, ist aber absehbar, dass diese bei zunehmender Komplexität an ihre Grenzen stoßen - da helfen auch 500 Seiten Prospekte nicht mehr. Das erinnert mich ein bisschen an die Wissenschaftler, die seit Jahren mit ihren Computersimulationen die Klimaenticklung vorhersagen wollen.
Komplexität und Intransparenz ist ein Risikofaktor, vor allem, er ist nicht deterministisch bestimmbar. Das ist Stand der Erkenntnis, außer vielleicht im Finanzbereich.
Gruß, Martin
PS: Dass es heute Nacht die größte amerikanische Bankenpleite gab (WaMu), dürfte sich schon herumgesprochen haben.
Der einzige Weg, das etwas dran zu ändern, ist an jeder Stelle persönliche Risiken für die Akteure einzubauen.
Super Idee. Mit vielen Gesetzen und Bürokratie und sicher auch Verbiegen des GG bauen wir das Risiko bei den Akteuren ein. Die Finanzbranche wird erst laut jammern und dann einfach die Mehrkosten in ihre Verträge einpreisen. (...) Im Ergebnis würde alles nur teurer und komplizierter und keinem wirklich geholfen.
Ich prognostiziere mal; egal welche von den geplanten Massnahmen tatsächlich umgesetzt werden; mehr staatliche Kontrolle, Entflechtung und Reglementierung der Finanzprodukte, wobei die Erhöhung der persönlichen Risiken der Finanziers und Begrenzung der Gehälter noch der geringere Teil wäre; die Mehrkosten werden über die Steuern (Staat) und Gebühren (Finanzinstitute) umgelegt. Ob das jetzt mehr Steuergelder verbraucht als das Auffangen der Wackelkredite weiss ich nicht, kann man nur spekulieren.
DP: "Das predigt die FDP und Teile von SPD oder Union seit Jahrzehnten, ohne dass der Slogan je besonders sexy war."
Es wurde aber auch nie wirklich in Taten umgesetzt. Wenn die Parteien seit Jahrzehnten Bürokratieabbau gepredigt haben, so muss der angehende Bäcker trotzdem noch immer 45 Genehmigungen einholen, bevor er ne Bäckerei bauen und anfangen darf zu backen (hab ich mal im TV gesehen).
Labern und Predigen können viele (im Moment allen voran die Linkspartei). Aber wenn es beim Gelaber bleibt dann spricht der Wähler irgendwann von nicht gehaltenen Wahlversprechen und ist frustriert. (Dazu siehe auch weiter unten).
Ich erinnere daran, worum es (mir) geht:
Die Akzeptanz des Wirtschaftssystems beim "einfachen Mann" zu steigern. Das erreicht man nicht, indem man ihm nichts gibt. "ich bin nach wie vor der Ansicht, dass sich der Staat aus den Gasrechnungen und Urlaubsreisen seiner Bürger herauszuhalten hat."
Gasrechnung und Urlaub sind zwei Fragen, die mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation dieser Leute zusammenhängen. Wenn der Staat sich um die wirtschaftliche Gesamtsituation kümmert - nicht mit Gießkannen-Subvention oder staatlichen Zuschüssen - sondern durch Wirtschaftspolitik, die den "einfachen Mann" am wirtschaftlichen Fortschritt teilhaben lässt, dann bekommt dieser "einfache Mann" die Antwort auf die Fragen: "Mit deinem jetzt höheren Einkommen."
Die Zahlen, die ich anfangs präsentiert habe zeigen Reallohnverluste seit 14 Jahren, seit 2000 exklusiv für Deutschland - und das trotz Aufschwung. Auch im Aufschwungjahr 2007 sind die Reallöhne Aller Voraussicht nach gesunken. Und das liegt eben auch daran, dass der Staat sich NICHT um den Mittelstand gekümmert und Bürokratie abgebaut hat, dass er KEINE echten Greencards ausgestellt und Akademiker zurückgeholt hat. Dass er KEINEN Mindestlohn eingeführt hat, den Arbeitsmarkt NICHT ausreichend flexibilisiert hat, stattdessen Aktionspolitik und Opportunismus gezeigt und sich um kurzfristigere Dinge gekümmert hat.
DP: "Ob das jetzt mehr Steuergelder verbraucht als das Auffangen der Wackelkredite weiss ich nicht, kann man nur spekulieren."
Nicht zu vergessen der mögliche/wahrscheinliche Konjunkturschaden. Die Realwirtschaft reagiert viel langsamer als die Finanzwirtschaft, aber die Folgen der Krise dürften die Konjunktur in den nächsten Jahren runter ziehen, noch tiefer ins Tal der Konjunkturzyklus.
Lexx:
Dass die Reallöhne gesunken sind, liegt primär an den globalen Umwälzungen der Weltwirtschaft, die wir in den letzten Jahren gesehen haben. Die Rohstoff- und Energiepreise gingen nach oben, während die Konkurrenz billiger Arbeitskräfte die hohen Löhne in Deutschland drückte. Der Ruf nach Wirtschaftspolitik wird da nicht so viel bringen - die wird in ihrem Einfluss m.E. stark überschätzt, zumindest in ihrem klassischen Muster. Da kommt dann sowas wie Nokia bei raus.
Richtige Politik, die uns einen guten Platz in diesem Wettrennen sichert, schafft gute Voraussetzungen in Bildung, Ausbildung und Infrastruktur. Weiterhin müssen Personen und Unternehmen, die mehr leisten und mehr Risiken eingehen, auch dafür belohnt und nicht durch progressive Abgaben bestraft werden.
Spock:
Dann verweise ich nochmal auf meine eingangs zitierten Quellen. Deutschland ist in der gesamten EU das einzige Land, in dem die Reallöhne durchgehen gesunken sind. Das einzige!
Frankreich hat einen Mindestlohn von 8,44 € pro Stunde, Reallohnzuwächse von >3% und trotzdem ein knapp 40% höheres Wirtschaftswachstum. Wenn die "Umwälzungen in der Weltwirtschaft" bei uns für sinkende Löhne verantwortlich sind - wieso dann nicht auch in Frankreich?
Die naheliegensde Erklärung ist der Mindestlohn und das ist eine politische Entscheidung, die interessanterweise offenbar der Wirtschaft nicht geschadet hat.
Oder ist die deutsche Sonderstellung durch die Wiedervereinigung derart exklusiv, dass sie die Unterschiede ausgerechnet jetzt bemerkbar macht?
Lexx, bevor ich den Mindestlohn als Patentrezept allein für die Verschönerung einer Kennziffer (Reallöhne) anpreise, würde ich erstmal überlegen, wie diese Kennziffer gebildet wird und dann, welche Auswirkungen noch zu erwarten sind.
Die Franzosen machen mit dem Mindestlohn meines Wissens keine so guten Erfahrungen. Die USA haben ja auch einen Mindestlohn, allerdings ein viel schwächeres Sozialsystem - also nicht vergleichbar. Ich habe prinzipiell nichts gegen einen Mindestlohn, halte die Debatte darüber aber als überbewertet - aufgeblasen von den Linken und den Gewerkschaften. Wichtiger fände ich, dass in Deutschland ein guter Markt für qualifizierte Facharbeiter erhalten bleibt und die ordentlich Geld verdienen. Fressen kann das Geld schließlich niemand, wenn es ausgegeben wird, profitieren wieder andere davon.
Lexx schrieb am 26.09.2008 09:37
DP: "Das predigt die FDP und Teile von SPD oder Union seit Jahrzehnten, ohne dass der Slogan je besonders sexy war."
Es wurde aber auch nie wirklich in Taten umgesetzt. Wenn die Parteien seit Jahrzehnten Bürokratieabbau gepredigt haben, so muss der angehende Bäcker trotzdem noch immer 45 Genehmigungen einholen, bevor er ne Bäckerei bauen und anfangen darf zu backen (hab ich mal im TV gesehen).
Labern und Predigen können viele (im Moment allen voran die Linkspartei). Aber wenn es beim Gelaber bleibt dann spricht der Wähler irgendwann von nicht gehaltenen Wahlversprechen und ist frustriert. (Dazu siehe auch weiter unten).
Nachdem die Union im letzten Wahlkampf sowas ähnliches präsentierte (ich sage nur Bierdeckelsteuer) wurde das mit den "Argumenten" der fehlenden Gerechtigkeit aber sowas von niedergemacht, dass sie fast ihren sicheren Wahlsieg verspielt hätte. Woraus man sicher schliessen kann, dass vor dem Bürokratieabbau in Deutschland des Bedürfnis nach Regulierung steht (in der Schweiz ist es übrigens umgekehrt.) So hat jeder das System das er verdient.
Zum Thema Reallohnentwicklung in Deutschland empfehle ich diesen Artikel von Hans Werner Sinn. Wer ihn kritisch liesst wird vielleicht nicht mehr ganz so einseitige Schlüsse ziehen.
Dann verweise ich nochmal auf meine eingangs zitierten Quellen. Deutschland ist in der gesamten EU das einzige Land, in dem die Reallöhne durchgehen gesunken sind. Das einzige!
Deutschland ist auch das einzige Land, das in den letzten zwanzig Jahren einen Billionen-Bailout verdauen musste. Dass der über die Jahre in alle mögliche Statistiken durchrippelt muss einen nicht wundern. Der Bailout ist in Arbeitslosenstatistiken, Armutsstatisiken, Einkommensscheren, usw. eingeflossen. Ich will das nicht aufdröseln, aber daran herumzujammern ohne das aufzudröseln ist zwecklos. Wie weiter oben geschrieben: Das ist ein komplexes Unterfangen, nicht glaubhaft aufgedröselt ist das ein Fall für Populisten.
Lafo ist wenigstens so schlau, den Bürger mit Hilfe dieser Statistiken vom Sozialismus überzeugen zu wollen, und einige Prozent nehmen ihm das sogar ab.
Das IFO-Dokument von DP bringt die Ursachen auf den Punkt:
1. Das niedrigere Lohnniveau in den zugekommenen Neuen Bundesländern
2. Das massive Entstehen von *neuen* Billigjobs durch die Agenda 2010
Gleichzeitig haben die realen Facharbeiterlöhne massiv zugelegt.
Ich habe nichts dagegen, dass Linke und Gewerkschaften die Situation der Geringverdiener thematisieren, dazu sind sie da. Aber ich habe ein Problem damit, dass sich (gefühlt) die Öffentlichkeit und in Folge die Politik fast ausschließlich nur noch mit dieser Thematik beschäftigt. Das kann für ein Land nicht gesund sein.
Lexx schrieb am 25.09.2008 15:08
Aber dem "einfachen Mann" nur die vermeintlichen und tatsächlichen Wahrheiten an den Kopf zu werfen und ihn mit seinem Problemen allein zu lassen ist keine Lösung. Fragen wie "Wie bezahle ich die nächste Öl-/Gas-/Stromrechnung?", "Kann ich mir in Zukunft noch einen Urlaub leisten?", oder im Extremfall "Wovon soll ich leben?" sind Fragen, die die Politik nicht einfach dauerhaft ignorieren kann - dann rennen diese Leute eben zu denjenigen, die den Eindruck erwecken, sie hätten eine Lösung für diese Fragen; die Linke.
Nein, um das Denken, die Mentalität dieser Leute zu ändern, muss man sich als Politiker diesen Fragen stellen, sich darauf einlassen und eine Lösung anbieten.
Das sind nicht "Mentalitaeten" "dieser Leute" / dieser "einfachen Maenner", sondern Realitaeten. Und das gilt auch fuer fuer die "weniger einfachen Maenner", die auch Gas und Strom fuer ihre Villen und Unternehmen brauchen, Oel fuer die Yacht oder den Sportwagen, usw. Und ob nun "oben" oder "unten" - es wird gewaehlt, unterstuetzt, animiert, etc. was eben den "Eindruck erweckt, eine Loesung fuer die persoenlichen Probleme zu haben".
Zitat:
Die wirtschaftsbezogene Politik sollte ihr Handeln unter zwei Prämissen stellen:
1. Die Wirtschaft ist für den Bürger da, nicht der Bürger für die Wirtschaft. Wirtschaftsförderung darf daher nicht auf Kosten der Bevölkerung gehen.
2. Die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft ist so wenig wie möglich einzuschränken und muss nachhaltig erhalten bleiben.
Dazu bedarf es vieler Freiheiten einerseits aber auch sozialer Mindestabsicherung - das waere sowas wie Links- bzw. Sozialliberalismus!? Kriegst du derzeit nicht durch, weil sich die Pseudoliberalen und die Pseudosozialisten primaer nur um die Freiheiten der groszen Unternehmen, Unternehmer und Reichen streiten und beiden der "einfache (kleine) Mann" am Arsch vorbeigeht.
Zitat:
Beispiele für Maßnahmen, die beide Prämissen berücksichtigen sind eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, wo weniger verwaltet und mehr vermittelt wird. Schröders "Fördern und Fordern" mit dem Hartz-Konzept geht da schon in die richtige Richtung. Nicht umsonst wird der hiesige Arbeitsmarkt als größtes Hemmnis gesehen.
Was willst du da noch flexibilisieren?? Der Arbeitnehmer und Arbeitslose ist flexibel bis Oberkante - und wenn nicht, wird er halt ganz flexibel vom Amt oder von seinem Arbeitgeber gezwungen. Niedriglohn, Hungerlohn-plus-Hartz, Zeitarbeit, etc. Was willst du noch?
Zitat:
Man muss sich der Globalisierung stellen. Anstatt an überholten Wirtschaftszweigen festzuhalten und sie mit teuer Geld zu erhalten (wie Industrie, die ins Ausland verlagert wird), gilt es die Stärken des Landes zu fördern. Dazu gehört eine bessere Ausbildung, aus der sich mehr Fachkräfte rekrutieren lassen, die in den zur Zeit mangelbesetzten Branchen arbeiten können.
Was ist denn ueberholter Wirtschaftszweig? Und wozu dann "bessere Ausbildung"? Fuer das Abwandern ins Ausland!?
Mal als Beispiel die Textilindustrie... kommt fast alles nur noch aus China, Indien, etc... ist nicht nur billig, weil die Loehne normal niedriger sind, sondern auch durch Kinderarbeit, Gefangenenarbeit, etc... Es lohn also nicht, Textilien fuer D in D herzustellen. Was ist daran aber ueberholt?
DP: "Woraus man sicher schliessen kann, dass vor dem Bürokratieabbau in Deutschland des Bedürfnis nach Regulierung steht"
Dazu zitiere ich mich mal selbst: "Außerdem würde ich nicht darauf setzen, dass jeder einzelne Punkt meiner Vorhaben bejubelt wird, sondern das Gesamtkonzept Zustimmung findet. Und da kann man dann schon etwas heiklere oder bürgerferne Themen mit populären, sinnvoll umgesetzten Maßnahmen kombinieren."
Das Dokument zum Reallohn ist eine Quelle, für die ich immer dankbar bin. Es stellen sich mir da aber einige Fragen:
Die Wiedervereinigung soll auch heute noch die Löhne drücken, etwa durch Niedriglohnbereiche im Osten. Allerdings sind diese Löhne seit 1990 in der Statistik drin.
Wie diese Grafik zeigt, waren die wirtschaftlichen Anpassungen nach der WV etwa 1997, 1998 größtenteils beendet. spätestens seitdem müssten die Ostlöhne einen positiven Effekt auf die Reallohnentwicklung haben, da sie durch die stetige Angleichung stärker steigen als die Westlöhne.
Trotz dieser Angleichung stagnieren die Reallöhne seit 2001 aber und gehen seit 2004 sogar deutlich zurück. Dafür kann die Wiedervereinigung nicht direkt verantwortlich sein.
Die Grafik zeigt indes den tatsächlichen Grund dafür, dass in der Statistik, auf die ich mich beziehe (2000-2007) Deutschland das einzige Land mit Reallohnverlusten ist: Seit 2004 fallen die Reallöhne wieder massiv. Daran ist nicht die WV und auch nicht die Globalisierung "schuld".
Von Spocks zwei Punkten bleibt also lediglich noch der zweite Punkt übrig.
Die nächste logische Frage ist jetzt: Sind die zusätzlichen Jobs alleinige Ursache für den Rückgang, oder verschleiern sie einen Rückgang des Lohnniveaus auch "normaler" Arbeitsplätze?
Und um das jetzt nochmal zu präzisieren: Wir wissen, dass die Reallöhne der hochqualifizierten Arbeitsstellen gestiegen sind. Das dürfte in erster Linie den Arbeitskräftemangel in diesem Bereich widerspiegeln.
Wie steht es um den Niedriglohnbereich, von 5-10 €/Stunde? Wie haben sich die Löhne da entwickelt? Das sagt uns weder der Durchschnittswert, noch irgendeine andere hier zitierte Quelle. Aber genau dieser Wert gibt die Antwort darauf, ob der "einfache Mann" sich seine Probleme nur einbildet, oder tatsächlich mehr Probleme hat.
Da müssten die Zuwächse im oberen Bereich der Stundenlöhne und die Abzüge durch neue Billigjobs gegengerechnet werden.
Abbildung 5 aus dem IFO-Dokument zeigt die Lohnverteilung in der Privatwirtschaft. Nach diesem Diagramm sind in der PW 30,5 mio. Menschen beschäftigt. Der Durchschnittslohn liegt bei geschätzten 11 €/Stunde. Wenn durch Agenda 2010 zwischen 2004 und Ende 2006 800k neue Jobs mit im Schnitt 4 €/Stunde geschaffen wurden, senkt das die Reallöhne um 1,3% (bei ansonsten unveränderten Parametern).
Wenn nur 10 mio. Facharbeiter in Deutschland gemäß Abb. 4 seit 2000 5% mehr bekommen, dann macht das einen Reallohnanstieg von 1,7% aus -> es bleiben 0,4 % Plus.
Zu dieser Schätzung kommen ggf. noch weitere Facharbeiter und die (gestiegenen) Löhne der hochbezahlten Jobs.
Gestützt wird dieser Schätzung durch diese Grafik.
Demnach sind die Reallöhne seit 2000 in Übereinstimmung mit der ersten Grafik um ca. 4% gesunken - ohne die oberen 10% sind es über 6%. Wenn man jetzt nicht die oberen 10%, sondern die oberen 20%, 30% nimmt, ist es nicht schwer zu ahnen, wohin es geht: Richtung 7-8% Reallohnverlust, vielleicht sogar mehr.
Die Schaffung vieler schlecht bezahlter Jobs hat im Lohnbereich darüber entweder massiv die bezahlte Arbeitszeit gesenkt oder es wurde tatsächlich der Stundenlohn gesenkt.
Hier hilft ein Blick auf die Statistik des statistischen Bundesamts. Der Stundenlohn ist real gesunken!
Wir haben also tatsächlich echte Lohneinbußen. Die neuen Niedriglohn-Jobs haben zwar Leute aus der Arbeitslosigkeit geholt, aber anscheinend auch einen enormen Druck auf die ohnehin niedrigsten Löhne ausgeübt.
Daher die Frage an dich, DP: Sollte es der Politik egal sein, dass die Einkommen, die sowieso schon niedrig sind binnen 8 Jahren 10% an Kaufkraft verlieren?
Spock: "Die Franzosen machen mit dem Mindestlohn meines Wissens keine so guten Erfahrungen."