kater_5 schrieb am 09.10.2008 11:00
"Und dazu muss er die Banken übernehmen? Warum stelle er denn nicht einfach mehr Mittel (für alle) zur Verfügung?"
Weil er dann wenigstens kontrollieren kann, wo das Geld bleibt.
Wenn man sich ansieht, was bei AIG anscheinend abgeht, geht es wohl nicht ohne.
Gruss
Kater
Kater,
es geht nicht nur um Kontrolle, sondern um das Vertrauen in den Kreditnehmer, ohne das Liquidität nicht zustandekommt (die Finanzwirtschaft basiert auf Kreditweitergaben).
Unser Straßenverkehr funktioniert nur, weil die Teilnehmer darauf vertrauen, dass die anderen auf ihrer Spur bleiben und nicht plötzlich mal ausscheren. Ein paar Unfälle, bei denen das nicht der Fall ist, erodieren dieses Vertrauen nicht. Wird das Ausscheren aber plötzlich Mode, geht das Vertrauen irgendwann zurück. Irgendwann fahren die Leute nur noch ganz langsam, dann lassen sie das Auto irgendwann stehen.
Stehenlassen ist zwar nicht das 'Geschäftsmodell' für den Autobesitz, notfalls geht aber Sicherheit vor. Wenn alle Autos stehenbleiben gibt es keinen Straßenverkehr mehr. Der Einzelne handelt in seinem Sinn durchaus richtig, das System (Transport u.a.) bricht aber zusammen.
Es dürfte keinen Unterschied machen, ob der Staat nun als Aktionär mit drinsteckt oder der jeweiligen Bank das Geld nur einfach so gibt, auf das Versprechen hin, das irgendwann zurückzuzahlen. Oder als Bürgschaft.
In allen Fällen hat ein Kreditgeber nicht die Sicherheit, dass der Staat im Bedarfsfalle weiteres Geld nachschiessen wird oder überhaupt kann, dass es irgendwo noch Schwächen in der Bilanz gibt, und und und. Denn für den Staat spielt es letztlich keine Rolle, wie er das Geld verliert.
Für das Vertrauen zwischen den Banken ist das also erstmal ziemlich egal.
Allerdings kann der Staat als Grossaktionär natürlich auch Vertrauen "verordnen", d. h. er kann zumindest zwischen den von ihm gekauften Banken den Kreditkreislauf aufrechterhalten.
Und er kann die Luschen, die das Ganze verbockt haben, in den Wind schiessen. Auch eine Methode, um Vertrauen zu schaffen.
"Allerdings kann der Staat als Grossaktionär natürlich auch Vertrauen "verordnen", d. h. er kann zumindest zwischen den von ihm gekauften Banken den Kreditkreislauf aufrechterhalten."
kater_5 schrieb am 09.10.2008 11:32
Allerdings kann der Staat als Grossaktionär natürlich auch Vertrauen "verordnen", d. h. er kann zumindest zwischen den von ihm gekauften Banken den Kreditkreislauf aufrechterhalten.
Und er kann die Luschen, die das Ganze verbockt haben, in den Wind schiessen. Auch eine Methode, um Vertrauen zu schaffen.
Gruss
Kater
Aja und was abzuschiessende Luschen sind und wie das verordnete Geld verwendet wird entscheidet der Beamte X aus dem Finanzministerium. Und das sorgt dann für Vertrauen.
kater_5 schrieb am 09.10.2008 11:32
Allerdings kann der Staat als Grossaktionär natürlich auch Vertrauen "verordnen", d. h. er kann zumindest zwischen den von ihm gekauften Banken den Kreditkreislauf aufrechterhalten.
Und er kann die Luschen, die das Ganze verbockt haben, in den Wind schiessen. Auch eine Methode, um Vertrauen zu schaffen.
Dazu müsste er sich zuerst mal selber in den Wind schießen, was erfahrungsgemäß nicht passieren wird.
"Aja und was abzuschiessende Luschen sind und wie das verordnete Geld verwendet wird entscheidet der Beamte X aus dem Finanzministerium. Und das sorgt dann für Vertrauen."
Schlimmer kann es ja nicht werden, also so what ?
Davon abgesehen gibt es dazu doch in der Wirtschaft sonst eine klare Regelung: Wenn die Zahlen nicht stimmen, fliegt der Vorstand. Nur eben diesmal ohne Abfindung. Das wäre allerdings eine Änderung, die anscheinend nur der Staat durchsetzen könnte, wie man bei AIG sehen konnte.
Es dürfte keinen Unterschied machen, ob der Staat nun als Aktionär mit drinsteckt oder der jeweiligen Bank das Geld nur einfach so gibt, auf das Versprechen hin, das irgendwann zurückzuzahlen. Oder als Bürgschaft.
Doch Kater, es gibt wesentliche Unterschiede dazwischen. Eine Bürgschaft über letztlich 100e Milliarden ohne Einfluss kann eine Regierung ihren Bürgern nicht vermitteln, und wäre deshalb von vornherein unglaubwürdig. Der Markt würde schnell testen, ob eine Regierung auf dieser Rechtsgrundlage auch über eine Billion ginge.
Zitat:
In allen Fällen hat ein Kreditgeber nicht die Sicherheit, dass der Staat im Bedarfsfalle weiteres Geld nachschiessen wird oder überhaupt kann, ..
Ist der Staat mal Aktionär, dann kann er im Rahmen einer Kapitalerhöhung zum Nachschießen vereinnahmt werden. Das ist die Sicherheit. Und das deutsche BSP ist in einem weit besseren Verhältnis zu den Verpflichtungen der Banken, als das isländische zu isländischen Banken.
kater_5 schrieb am 09.10.2008 12:56
"Aja und was abzuschiessende Luschen sind und wie das verordnete Geld verwendet wird entscheidet der Beamte X aus dem Finanzministerium. Und das sorgt dann für Vertrauen."
Schlimmer kann es ja nicht werden, also so what ?
Davon abgesehen gibt es dazu doch in der Wirtschaft sonst eine klare Regelung: Wenn die Zahlen nicht stimmen, fliegt der Vorstand. Nur eben diesmal ohne Abfindung. Das wäre allerdings eine Änderung, die anscheinend nur der Staat durchsetzen könnte, wie man bei AIG sehen konnte.
Gruss
Kater
Nun ja, es gibt sicher solche Leute, die den einzigen Seemann an Bord über Bord werfen, weil er sie nicht heil durch ein Unwetter gebracht hat. Das kann ja ganz befriedigend sein.
"Doch Kater, es gibt wesentliche Unterschiede dazwischen. Eine Bürgschaft über letztlich 100e Milliarden ohne Einfluss kann eine Regierung ihren Bürgern nicht vermitteln, und wäre deshalb von vornherein unglaubwürdig. Der Markt würde schnell testen, ob eine Regierung auf dieser Rechtsgrundlage auch über eine Billion ginge."
Das war hier aber nicht die Frage.
"Ist der Staat mal Aktionär, dann kann er im Rahmen einer Kapitalerhöhung zum Nachschießen vereinnahmt werden."
So ein Quatsch.
"Nun ja, es gibt sicher solche Leute, die den einzigen Seemann an Bord über Bord werfen, weil er sie nicht heil durch ein Unwetter gebracht hat. Das kann ja ganz befriedigend sein."
Nö, den Kapitän.
Aber ich merke schon, an der Stelle bist Du etwas störrisch. Wenn ich mir Deine Kommentare so durchlese, haben Vorstandsvorsitzende offensichtlich nur Schuld an guten Zahlen, aber keine Verantwortung für schlechte.
Letztlich sind es Leute wie Du, wegen denen die Marktwirtschaft in Deutschland so einen schlechten Ruf hat.
kater_5 schrieb am 09.10.2008 13:19
Aber ich merke schon, an der Stelle bist Du etwas störrisch. Wenn ich mir Deine Kommentare so durchlese, haben Vorstandsvorsitzende offensichtlich nur Schuld an guten Zahlen, aber keine Verantwortung für schlechte.
Letztlich sind es Leute wie Du, wegen denen die Marktwirtschaft in Deutschland so einen schlechten Ruf hat.
Gruss
Kater
Kater,
ich verstehe ja den archaischen Drang nach Rache, sei Dir gegönnt.
Ich selbst ziehe es vor, den Seemann erst dann ins Wasser zu werfen, wenn ich wieder an Land bin. Und ankündigen tue ich das auch nicht.
"ich verstehe ja den archaischen Drang nach Rache, sei Dir gegönnt."
Das meine ich mit : "Letztlich sind es Leute wie Du, wegen denen die Marktwirtschaft in Deutschland so einen schlechten Ruf hat."
"Ich selbst ziehe es vor, den Seemann erst dann ins Wasser zu werfen, wenn ich wieder an Land bin. Und ankündigen tue ich das auch nicht. "
Ich glaube, Du hast das Problem nicht begriffen. Wir haben hier einen Haufen Kapitäne, die die ganze Zeit die Untiefen absichtlich nicht gesehen haben (naja, sie haben vorsichtshalber nicht auf das Echolot gesehen, wo es doch so schön vorwärts ging), der ganzen Welt erklärt haben alles wäre supertoll in Ordnung und der neue Kurs wäre eine tolle Abkürzung zum Profit. Dabei haben sie jegliche Hinweise auf die Untiefen aktiv bekämpft und alle Leute, die sie darauf hingewiesen haben, von Bord geworfen.
Jetzt sind sie auf Grund gelaufen, das Schiff droht zu sinken und die gleichen Kapitäne schreien nun nach dem rettenden Schlepper. Der kommt jetzt auch in Form des Staates (der gleiche, der sich vorher bitteschön nicht einmischen sollte) und zieht das Schiff wieder von den Klippen. Nun geht die Fahrt also mit einem havarierten Schiff weiter, bei dem permanent Wasser einläuft.
Das dürfte die derzeitige Lage wohl ganz gut beschreiben.
Und so einem Kapitän, der es schon bei schönem Wetter nicht geschafft hat, das Schiff sicher zu steuern, würdest Du Dich wieder anvertrauen ?
In der Schiffahrt würde so einem Kapitän einfach das Patent entzogen. Die sind übrigends dann persönlich für die Schäden haftbar.
Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum man Bankkapitäne anders behandeln sollte als Schiffskapitäne.
Und das hat mit Rache nichts zu tun. Das ist ganz schlichte Konsequenz. Wirst Du bei Deiner Tochter auch noch lernen.
MartiS2 schrieb am 09.10.2008 11:04
Die EZB stellt den Geschäftsbanken Kredite zu günstigen Zinssätzen zur Verfügung, diese geben diese 'Liquidität' aber nicht weiter, sondern nutzen diese nur noch zur Eigensicherung. Die Differenz zwischen Interbankenzins (LIBOR) und dem ZB-Zins ist massiv angestiegen, ein Zeichen des großen Misstrauens.
Wie kann man eigentlich irgendwelche sinnvollen Aktionen rund um den Libor sehen, wenn gleichzeitig die Europäische Zentralbank beliebige Summen zu einem Zinssatz von 3,75% in den Markt bringt ?
Da muss doch die innerbänkische Liquidität einbrechen und der Zinssatz von 4.75 für den Libor ist doch reine Theorie ?
kater_5 schrieb am 09.10.2008 14:32
"ich verstehe ja den archaischen Drang nach Rache, sei Dir gegönnt."
Das meine ich mit : "Letztlich sind es Leute wie Du, wegen denen die Marktwirtschaft in Deutschland so einen schlechten Ruf hat."
Gruss
Kater
Kater,
wir sind hier nicht in einem Spielfilm mit John Wayne als Sherif. Wir sind in einem komplexen System gefangen, dessen Komplexität sich nicht deshalb in Luft auflöst, wenn einzelne Akteure gehängt werden.
Wenn ich meiner Tochter etwas beibringe, dann dass sie in turbulenten Situationen kühlen Kopf behält.
Du kannst davon ausgehen, dass der HRE Vorstand strafrechtlich oder privatrechtlich belangt werden, wenn dies begründbar ist. DB-Prüfer sind bereits bei der Depfa in irland und durchforsten die Bücher. Du darfst auch gerne alle Bürgermeister köpfen, die die Immobilien ihrer Gemeinden verkauft und zurückgemietet haben.
Ich versuche aber erst mal für mich die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist Marktwirtschaft pur.