Und was macht die Schreiber-Zunft? Sie ist williger Resonanzboden und verstärkt die düsteren Ausblicke noch. Das kann ich derzeit in jeder Zeitung lesen und langweilt mich. Ich warte auf den Kommentar, der einen neuen Blickwinkel eröffnet.
FW
Ob Kommentare diese Bankenkrise in den Griff kriegen, bezweifle ich.
Was sollte ein neuer Blickwinkel sein?
Die naechste Blase?
Was meint eigentlich unser Ackermann?
Alles im gruenen Bereich?
Für mich hat die notorische Schwarzmalerei auch etwas beruhigendes, inzwischen fast beständiges. Von mir aus, weiter so. Wenn morgen etwa die FAZ prophezeit, der Schlund der Hölle werde sich nun auftun, wen kratzt denn das noch?
Während der Technologieblase gab es jeden Tag Beschwichtigungen, alles wäre nicht so schlimm und fundamental sähe doch alles gut aus. Und es wurde jeden Tag noch schlimmer. Warum sollte man sich diesmal mehr Sorgen machen?
Das Chaos an den Finanzmärkten scheint einigen noch nicht zu reichen.
Während in den USA die viertgrösste Bank Wachovia von der Citibank übernommen wird und in Europa erst mal 3 Banken mit Hilfe ihrer jeweiligen Regierungen gerettet bzw. aufgefangen wurden lehnte in den USA das Repräsentantenhaus den von der Regierung Bush und den Spitzen der Republikaner und Demokraten ausgehandelten 700 Mrd. Rettungsplan ab. Die Ablehnung kam hauptsächlich von republikanischer Seite.
Das Hauptargument der Ablehner, krass zusammengefasst, ist, dass der Markt die Probleme selbst regeln müsse und der Staat sich da nicht mit Steuergeldern einzumischen habe. Die befürchteten Auswirkungen der Krise auf die Wirtschaft im ganzen scheint die Vertreter dieser fundamentalistischen Sichtweise nicht zu beeindrucken.
Diese Argumentation hat ihren eigenen Charme, ist aber brandgefährlich.
In der Tat bedeutet der Rettungsplan nichts anderes als diejenigen zu retten, die ganze Malheur angerichtet haben. Oder wie der Spiegel Autor Gabor Steingart schreibt, das Feuer mit Benzin zu löschen. Die Haltung der Republikaner, die jetzt abgelehnt haben ist da konsequenter. Die Auswüchse sollen nicht mit Steuergeldern bewahrt werden, sondern sich selbst eliminieren.
Das führt zu paradoxen Frontverläufen. Die Vetreter des Kapitalismus betteln um Verstaatlichung von Banken, während die Kapitalismuskritiker aus Furcht vor den Auswirkungen der Krise alles tun um die Krebsgeschwüre des Kasinokapitalismus am Leben zu erhalten.
Wenn mal alle Scherben des Debakels zusammengekehrt sind wird man den Totalverweigerern im Repräsentantenhaus vielleicht dankbar sein. Ob der Schaden in der Realwirtschaft so hoch wird, wie er von vielen an die Wand gemalt wird, kann man noch nicht absehen. Der Schaden, der die Finanzindustrie in Wall-Street und ihren Filialen in Ffm, London und anderswo mit ihren Invesmentbanken, Hedge-Fonds usw. dem Ansehen der Marktwirtschaft in den Augen der „einfachen“ Leute weltweit angerichtet hat, ist unermesslich. Vielleicht ist auf längere Sicht eine Radikalkur der beste Weg, um das Vetrauen in ein Wirtschaftssystem wiederzustellen, das den Namen Marktwirtschaft tatsächlich verdient und durch seinen Nutzen für die Bürger dann auch sozial ist.
FW:
Der Schaden für die Realwirtschaft wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Aber zeitgleich mit dem Fall der Hypo Real Estate (-74% Aktienwert) haben auch ganz andere Unternehmen verloren, die mit dem Finanzsektor zumindest auf den ersten Blick nicht so wirklich was zu tun haben; die Post (ca. -25%) oder ThyssenKrupp und MAN (je -10%).
FW, Deine Erschütterung in den Glauben der Marktwirtschaft sehe ich nicht. Was ich sehe ist eine Verärgerung über eben die Auswüchse eines Teils der MW. Paradox: Die amerikanische Regierung rief die europäischen Regierungen dazu auf, ihrem Beispiel zu folgen und die wankenden Banken zu stützen, woraufhin die grossspurig abwinkten. Dabei wird genau das Gegenteil passieren; während es ohne die deftigen Geldspritzen in den US nun wohl bald zum Bankensterben kommt und damit auch zur Konsolidierung werden wir, so prognostiziere ich mal, im regulationsgläubigen Europa ein Aiffangprogramm erleben, dass über die 700mrd Dollar hinaus geht.
Ich weiss nicht ob die Absage des Repräsentantenhaus richtig war, dazu verstehe ich viel zu wenig von der Materie, aber es zeigt deren Unabhängigkeit, ein Fakt, der von Rocky ja gern herausgestellt wurde und bewies einigen Mut.
DP schrieb am 30.09.2008 07:48
FW, Deine Erschütterung in den Glauben der Marktwirtschaft sehe ich nicht.
Ich denke, man sollte auf keinen Fall das Geschäftsmodell der von New York und London ausgehenden Finanzindustrie nicht mit Marktwirtschaft im allgemeinen verwechseln.
Der Fokus auf Eigenkapitalrendite hat sicher Effizienzsteigerungen zumindest in börsennotierten Unternehmen gebracht, allerdings auf Kosten von Risiken, die auf breiter Front lange Zeit ignoriert worden sind. Nicht die Marktwirtschaft muss sich neu justieren, sondern die Finanzindustrie.
Ich würde es in unserem Geschäft durchaus begrüßen, wenn dieses wieder stärker von Produkt- und Kundenkenntnis dominiert würde, und weniger von Controllern.
Spock schrieb am 29.09.2008 15:05
Für mich hat die notorische Schwarzmalerei auch etwas beruhigendes, inzwischen fast beständiges. Von mir aus, weiter so. Wenn morgen etwa die FAZ prophezeit, der Schlund der Hölle werde sich nun auftun, wen kratzt denn das noch?
Während der Technologieblase gab es jeden Tag Beschwichtigungen, alles wäre nicht so schlimm und fundamental sähe doch alles gut aus. Und es wurde jeden Tag noch schlimmer. Warum sollte man sich diesmal mehr Sorgen machen?
Du meinst, einfach ignorieren?
So wie die Republikaner im Abgeordnetenhaus?
Glaube nicht, dass das was bringt.
Diesmal getht es ums Ganze.
Nicht um ein paar Technos.
Eigentlich ist das der Beweis:
Duemmer als die wiederwahlgeilen Republikaner kann man eigentlich gar nicht sein.
Eigentlich ist das der Beweis:
Duemmer als die wiederwahlgeilen Republikaner kann man eigentlich gar nicht sein.
Wofür ist das der Beweis? Dass du von Demokratie keine Ahnung hast oder nix hälst? Abgeordnete wollen gewählt werden. Dafür wahren sie die Interessen ihrer Wähler, ist doch ganz einfach. Die winken eben nix in Parteiräson durch, vielleicht ein aus deutscher Sicht unglaublicher Vorgang.
Eigentlich ist das der Beweis:
Duemmer als die wiederwahlgeilen Republikaner kann man eigentlich gar nicht sein.
Wofür ist das der Beweis? Dass du von Demokratie keine Ahnung hast oder nix hälst? Abgeordnete wollen gewählt werden. Dafür wahren sie die Interessen ihrer Wähler, ist doch ganz einfach. Die winken eben nix in Parteiräson durch, vielleicht ein aus deutscher Sicht unglaublicher Vorgang.
Die Interessen der Waehler liegt nicht im Zusammenbruch des Finanzsystems.
Genau das wird aber passieren, wenn das Haus die 700 Milliarden-Kiste nicht genehmigt.
Ich sehe im Moment nur eine Mischung aus dummer Ideologie (Freie Kraefte des Marktes) und Angst vor dem Verlust des Sitzes.
Was die machen hat nichts mehr mit Demokratie zu tun.
Das war kein Handeln im Interesse des Volkes.
Wenn da nichts laeuft, faellt alles.
Auch bei uns.
Woher kennst Du eigentlich den Waehlerwillen, Lexx?
Ich denke, die Waehler in USA wollen ihre Jobs behalten und was zu essen und zu trinken haben.
Die Mehrheit der Demokraten hat fuer das Paket gestimmt.
Niemand, ausser ein paar Leuten hier bestreitet auch, das das notwednig ist.
Einige hier sind, wie so oft, offenbar nicht von dieser Welt.
Ausserirdische?
Anonymer User schrieb am 30.09.2008 10:39
Ich sehe im Moment nur eine Mischung aus dummer Ideologie (Freie Kraefte des Marktes) und Angst vor dem Verlust des Sitzes.
Was die machen hat nichts mehr mit Demokratie zu tun.
Das war kein Handeln im Interesse des Volkes.
Du irrst.
1. ist der Kontakt der Abgeordneten zum Volk so eng wie sonst kaum in einer Demokratie, und ganz offensichtlich will das Volk eine Ablehnung des Hilfspakets.
2. kannst Du annehmen, dass das Volk über die Konsequenzen informiert ist.
3. dürftest Du persönlich keine Ahnung haben, was 'Zusammenbruch des Finanzsystems' letztlich bedeutet.
Und Du bist kein Demokrat. Du hast noch immer die Attitüde, dass das Volk nur dann Demokratie verdient, wenn es das tut, was Du für richtig hältst. Immerhin kann man in dieser Krisensituation schön studieren, was der Unterschied ist zwischen Scheindemokratie und wirklicher Demokratie.
Anonymer: "Woher kennst Du eigentlich den Waehlerwillen, Lexx? "
daher: "Die Politiker fürchten um ihre Wiederwahl im November, wenn sie dem unpopulären Rettungsplan für die Banker zustimmen." Quelle
"Viele Parteigänger von Präsident George W. Bush fühlten sich von dem größten Staatseingriff in der US-Geschichte überrumpelt und fürchten um ihre Wiederwahl bei den Kongresswahlen im November. Umfragen zufolge lehnen die meisten Wähler das Rettungspaket ab. „Die Amerikaner wollten diese Staatshilfe nicht, und jetzt hat auch der Kongress sie abgelehnt“, sagte der republikanische Abgeordnete Mike Pence aus Indiana." Quelle
"Die Interessen der Waehler liegt nicht im Zusammenbruch des Finanzsystems.
Genau das wird aber passieren, wenn das Haus die 700 Milliarden-Kiste nicht genehmigt. "
"Das war kein Handeln im Interesse des Volkes. "
Ich sehe auch nicht so wirklich das Interesse des Volkes darin, die Staatsverschuldung auf Jahrzehnte hinaus um recht ordentliche Summen zu erhöhen. Und das nur, um letztlich ein bischen in Psychologie zu machen.
Im übrigens soll ja dem Finanzminister iun dem Zusammenhang ein Blankoscheck ausgestellt werden. Für so eine Summe ist das vielleicht auch ein bischen viel verlangt.