Ja, Martin, fuer die gebildeten Inder waren ja die Kolonialisten-Herren das Vorbild, das man erreichen musste.
Ich war ja sehr nett, wenn ich sagte, ich weiss nicht ueber die Briten. Aber es ist allgemein bekannt, dass die Briten die Amerikaner fuer unkultivierte Barbaren halten, die die ganze welt verseuchen mit ihrer abscheulichen Sprache, die man kaum als Englisch bezeichnen kann. Die Tatsache ist, dass das sloppy American English wirklich die Welt heimgesucht hat, ausser den Gebildeten in den ehemaligen Kolonien. Ich hatte Kontakt mit indischen Physikern, ich weiss wovon Du redest.
Als ich in Muenchen gearbeitet hatte, war das eine Aussenstelle von Rank-Xerox, einer traditionell britischen Firma. Ich war in Muenchen, weil ich mich schlicht geweigert hatte, meine Kinder in eine britische Schule zu schicken, was mich zum Barbaren bei der Rank Elite gemacht hat. Das Resultat war , dass ich eine split Ingenieur Gruppe gemanaged hatte, teils Wembley britisch, teils Muenchen, deutsch.
Ich muss sagen, als Deutscher, der Amerikanisch spricht, war ich in Wembley waehrend der ganzen Zeit "the german(!) who speaks some slang from the colonies(!)".
Die Animositaet konnte ich waehrend des ganzen Jahres plus nicht ueberbruecken, obwohl mein Oberboss in Wembley ein Amerikaner war. Wir haben oft Witze darueber gemacht.
Well, Martin, Menschen sind wie sie sind. Attitudes (man sagt glaube ich Mentalitaeten oder weniger Freundliches in Deutsch) aendern sich vielleicht in Generationen, aber bei Individuen, in deren Lebenszeit, aendern sie sich nur nur unter extrem, extrem duress (wie man das immer in Deutschland sagt).
Kennst Du Eugen Roth's Serie "Ein Mensch". Da ist ein Gedicht, in dem ein Mensch seine, was er glaubte, Tasche geklaut bekommen hatte, aber spaeter festgestellt hatte, dass er sie zuhause vergessen hatte. Der Mensch konnte der Menschheit nie mehr trauen, denn.... das Ende des Gedichts war eine Serie von miteinander eng verknuepften Konjunktiven. Ich muesste herumgoogeln, um das Gedicht wieder zu finden. Es ist so enorm aufschlussreich wie die homo sapienns sapiens species funktioniert.
ich habe noch ein kleines Reclam Reclam Büchlein von 1944 "Menschliches in Scherz und Ernst". Das Gedicht heißt 'Falscher Verdacht' und endet mit "Und darauf wagt er jede Wette - Gestohlen würde haben hätte."
Zitat von GerdJa, Martin, fuer die gebildeten Inder waren ja die Kolonialisten-Herren das Vorbild, das man erreichen musste.
Ich muss sagen, als Deutscher, der Amerikanisch spricht, war ich in Wembley waehrend der ganzen Zeit "the german(!) who speaks some slang from the colonies(!)".
Die Animositaet konnte ich waehrend des ganzen Jahres plus nicht ueberbruecken, obwohl mein Oberboss in Wembley ein Amerikaner war. Wir haben oft Witze darueber gemacht.
Gerd
Also, wenn Du da so aufgetreten bist wie hier, kann ich mir gut vorstellen, wie sie Dich gesehen haben. Aber glaube mir, das hatte so gar nichts mit Deinem amerikanischen Slang zu tun.
Ich hatte übrigends nie Probleme in UK, obwohl man mir einen amerikanischen Tonfall nachsagt und ich aus diversen Gründen grundsätzlich amerikanische Rechschreibung benutze. Naja, mal abgesehen von 1976 als ich an der Bushaltestelle mal als Nazi betitelt wurde.
Soso, Kater, Du weisst es ja. Wenn man allerdings einen Job als Brieftraeger oder sonst was hat, dann ist das was anderes. ich hate einen recht aufreibenden Management job mit insgesamt 15 Ingenieuen,dessen Hauptarbeitsgebiet im Osten, DDR, Sowjet Union war. Rank-Xerox hat nie erwaehnt, dass Xerox eine amerikansiche Firma ist. Die waren im Osten so britisch wie's nur eght. Uebrigens war IBM auch pur britisch im Osten.
Weisst du was Englaender sagen, wenn ich die nach der DDR schicken musste, weil sie wesentlich billiger waren als die Deutschen?
Im Uebrigen maulst nur du und ein paar Jojos herum wegen meines angeblichen Benehmens. Und Du weisst ja, was ich von Dir und den paar Jojos halte.
Gerd: "Lexx, die Schuldenbremse ist im Maastrichter Vertrag genau definiert, und keiner kuemmert sich darum. "
Auch hier muss ich dich korrigieren. Der Maastrichter Vertrag begrenzt die Neuverschuldung lediglich auf ein Maß von 3% BIP und zwar von Seiten der EU. Es existiert in keinem Euro-Staat ein Gesetz dazu (ist mir zumindest nicht bekannt). D. h. juristisch sind die Stabilitätskriterien für die Politiker unverbindlich. Niemand kann deren Einhaltung irgendwo einklagen (deswegen hat es sich jetzt ja auch als so fatal herausgestellt, dass keine automatischen Sanktionen damit verbunden wurden).
Genau das ändert sich aber, wenn in jedem Euro-Land eine Schuldenbremse nach deutschem Vorbild eingeführt wird. Bei uns sind unausgeglichene Haushalte in Zukunft nämlich verfassungswidrig.
Um damit auf deine Frage zurück zu kommen: "Du glaubst also, dass 16 oder so Staaten eine solche Schuldenbremse in ihren jeweiliegen Grundgesetzen/Verfassungen einfuehren wuerden UND auch sich danach halten wuerden? "
Die Einführung dieser Schuldenbremse ist m. E. die sinnvollere nachhaltige Lösung des Problems abseits einer Transferunion. Und ja, wenn es tatsächlich gelänge, sie in jedem Euro-Staat nach deutschem Vorbild einzuführen, dann würde sie auch eingehalten. Warum? Weil sie dann einklagbar ist. Die Frage, ob diese Einführung auch gelingt, muss natürlich offen bleiben. Hier hoffe ich auf die Macht des Faktischen.
Zuletzt noch ein Wort zur Sprache: Für die Jobs, die ein Hauptschüler für Gewöhnlich bekommt, reichen dessen Englischkenntnisse in der Regel voll und ganz aus. Und wenn es sich letztlich darin erschöpft, ein englisches Menü bzw. Bedienungsanleitung wenigstens halbwegs zu verstehen.
Zitat von LexxGerd: D. h. juristisch sind die Stabilitätskriterien für die Politiker unverbindlich. Niemand kann deren Einhaltung irgendwo einklagen (deswegen hat es sich jetzt ja auch als so fatal herausgestellt, dass keine automatischen Sanktionen damit verbunden wurden).
Lexx, ich bin kein Jurist, deshalb moechte ich da keine groesere Diskussion vom Stapel lassen, aber Du siehst das Ganze zu hemdsaermlig. Der Vertrag insgesamt ist von den Mitgliederstaaten ratifiziert worden, und er ist deshalb international (juristisch) rechtsgueltig.
Es ist richtig, dass in der Defizitfrage der Paragraph 104c-10 die Klageerhebung beim Europaeischen Gerichtshof ausdruecklich ausgeschlossen hat, aber der Europaeische Rat (Du weisst sicher besser als ich wie der in das Bruessel/Strassbourg/ Luxembourg Mosaik passt) hat, als vierter und letzter Schritt die rechtliche( jurtitische) Macht "Geldbussen in angemessener Hoehe zu verhaengen".
Nun, man kann geteilter Meinung sein ueber den praktischen Wert von Geldbussen, wenn der Staat bis ueber die Ohren verschuldet sind, aber das ist ein Rechtsmittel, mit dem der Europaeische Rat gelegentlich gedroht hat (auch mal Deutschland), aber das der Rat noch nie in Anspruch genommen hat.
Ich wuerde auch vorschlagen, bei dem Wort "Verfassung" sehr praezise zu sein. Der 2+4 Vertag hat den Verfassungsparagraphen im Grundgesetz dahingehend umschifft, in dem er das (provisorische) bis zu einer Wiedervereinigung gueltige Grundgesetz auf die sechs neuen Laender erweitert hat, und bestimmt hat, dass die Forderung nach einer gesamtdeutschen Verfassung nach einer Wiedervereinigung im (1949) Grundgesetz damit erfuellt ist.
Das war wohl sehr unkompliziert und schnell, im Gegensazt zu sicher sehr komplexen und sehr zeitraubenden Schritten zu einer (gesamt)deutschen Verfassung, war aber, wenigstens in meiner persoenlichen Meinung eine fatale Fehlentscheidung. Das Grundgesetz ist schlicht keine Verfassung.
Du implizierst, dass eine Schuldenbremse irgendwelcher Art durch Grundgesetzaenderung in Deustchland jetzt existiert. OK. Wenn Du mal darueberfaellst, wuerde mich der genaue Text dieser Grundgesetz Aenderung interessieren.
"Die macht des Faktischen" ist ein netter Ausdruck. Dass sich, um ein Beispiel zu nehmen, die griechische Regierung (und wer immer noch zu einer grischischen Verfassungsaenderung/Amendment zustimmen muss) zu einer "Schuldenbremse" voluntaer bereiterklaeren wuerde, erachte ich als eine nette, aber voellig unrealistische Phantasievorstellung.
Nun, ich bin aus dem ehemaligen "Zeit" Forum herausgeflogen, als mich irgend ein Deutscher gefragt hat, "wie lange wir Deutschen noch die Nazi Keule ertragen muessen" . Ich antwortete : Zwischen 200 und 300 jahre, und bin prompt aus dem Forum herausgeflogen.
Aber sehe das mal in der Perspektive eines Amerikaners, ueber die eine nicht unwesentliche Zahl von Deustchen argumentieren: Indianerausrottung (Kommt glaube ich von der ehemaligen DDR Propaganda), Sklaventum ( das die 1787 US Verfasssung ausgeklammert hat, um zu den Unterschriften der Suedstaaten zu kommen), das aber 80 Jahre spater zu dem blutigsten amerikanischen Krieg gefuehrt hat, dem 1861-1865 Sezessionskrieg, viel blutiger (american causalties) als WWII gegen die Japaner und die Deutschen )
Und man kann nicht sagen, dass beide Themen international zu den Akten gelegt sind. Gerd
Gerd: "aber der Europaeische Rat (Du weisst sicher besser als ich wie der in das Bruessel/Strassbourg/ Luxembourg Mosaik passt) hat, als vierter und letzter Schritt die rechtliche( jurtitische) Macht "Geldbussen in angemessener Hoehe zu verhaengen"."
Ganz ehrlich Gerd: Die Strafandrohungen sind eine Lachnummer.
Und genau an dieser Stelle ist der Pferdefuß der Maastrichter Verträge. Alle Sanktionen gegen Mitgliedsstaaten müssen von Mitgliedsstaaten verhängt werden. Die Ebene, auf der die Sanktionen beschlossen werden ist nicht unabhängig von der Ebene, die die Sanktionen trifft. Ich erinnere mich an deine desöfteren gebrachte Kritik am UNSC, vom zahnlosen Tiger bis zum Debattierclub - weil kein Weltgericht existiert, das die Macht hat, gegen Staaten vorzugehen.
Genau dieses Problem hat man bei den Maastrichter Verträgen. Niemand kann Sanktionen gegen einen Schuldensünder erzwingen. Niemand kann die Einhaltung der Grundsätze des Maastrichter Vertrages erzwingen.
Deswegen konnte auch niemand die Politiker daran hindern, einen nach dem anderen Grundsatz der Maastrichter Verträge im Ministerrat zu kippen, sei es nun die Aufgabe der "no-bailout"-Klausel oder der Ankauf nicht solider Staatsanleihen durch die EZB.
Niemand konnte das verhindern, weil im Ministerrat alles Verhandlungssache der Regierungen ist. Es fehlt die Gewaltenteilung - die Exekutive ist die Legislative und kontrolliert sich selbst, anstatt von der Judikative kontrolliert zu werden.
Das wäre bei national gesetzlich umgesetzten Bestimmungen anders. Denn dann gibt es eine Klagemöglichkeit in den jeweiligen Ländern, die im Prinzip jeder Bürger anstrengen kann.
►"OK. Wenn Du mal darueberfaellst, wuerde mich der genaue Text dieser Grundgesetz Aenderung interessieren."◄
§109: (...) "(3) Die Haushalte von Bund und Ländern sind grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten auszugleichen. Bund und Länder können Regelungen zur im Auf- und Abschwung symmetrischen Berücksichtigung der Auswirkungen einer von der Normallage abweichenden konjunkturellen Entwicklung sowie eine Ausnahmeregelung für Naturkatastrophen oder außergewöhnliche Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen und die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen, vorsehen. Für die Ausnahmeregelung ist eine entsprechende Tilgungsregelung vorzusehen.(...)" http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_109.html
►"Dass sich, um ein Beispiel zu nehmen, die griechische Regierung (und wer immer noch zu einer grischischen Verfassungsaenderung/Amendment zustimmen muss) zu einer "Schuldenbremse" voluntaer bereiterklaeren wuerde, erachte ich als eine nette, aber voellig unrealistische Phantasievorstellung. "◄
Es war vor ein paar Jahren auch noch eine völlig unrealistische Phantasievorstellung, dass eine riesige Bank wie die Lehman Bros. pleite gehen kann. Es war eine völlig unrealistische Phantasievorstellung, dass ein Staat 300 Mrd. € Schulden aufnimmt, um eine Bank wie die Hypo Real Estate zu retten. Es war eine völlig unrealistische Phantasievorstellung, dass innerhalb der Euro-Zone hunderte Millarden Euro über Staaten ausgekippt werden um deren Schuldendienst nachzukommen.
Die Finanzkrise hat da einige Paradigmen gesprengt, insbesondere was hohe Geldsummen angeht. Sie hat so manche Denkgrundsätze über den Haufen geworfen - und bisher unrealistische Vorstellungen Realität werden lassen.
Warum also sollte Griechenland nicht in letzter Konsequenz eine Schuldenbremse einführen, im Gegenzug etwa zu einem Schuldenerlass?
Den neuesten Nazivergleich der englischen Boulevardpresse habe ich auch schon gesehen - das ist nichts ungewöhnliches.
Sehe das so wie Lexx. Dass die Verträge zahnlos sind war dem Umstand geschuldet, dass man bis dato nie ernsthafte Schwierigkeiten hatte und deshalb die Papiere nicht krisenfest schnürte. Man ging damals den Konfliktgesprächen aus dem Weg und redete sich die Zukunft schön. Jetzt sind diese Gespräche dann also doch noch auf dem Tisch, wuchtiger und drängender.
Allerdings ist die Schuldenbremse allein noch lange kein Allheilmittel (wie wir übrigens gerade abn debn Staaten sehen, da werden so viele Schulden gemacht bis die Verfassung ausser Kraft gesetzt wird, wo ist denn da die Logik der Bremse?) Helfen wird hier nur das langfristige, vorausschauende und nachhaltige Wirtschaften; einfache Steuer- und Abgabensysteme, korrektes Abrechnen, reduzierte Staatswirtschaft etc., nur das hilft langfristig.
Natürlich sind Schuldenbremsen besser als keine. Mehr als nur ein gewisser Rechtfertigungsdruck der Öffentlichkeit entsteht aber als ernsthafte Sanktion nicht. Schliesslich sind Schuldenbremsen nicht neu.
Die Maastricht Kriterien sind eine Schuldenbremse, nur etwas anders definiert als die gegenwärtige. Wer hat sie als erster verletzt? Die Deutschen unter Schröder Arm in Arm mit Chiracs Franzosen. Damit war die gesamte Autorität dieses Konstruktes mitsamt seinen Sanktionsregelungen für den Arsch.
Oder unsere alte Schuldenbremse (Schulden dürfen nicht höher sein als Investitionen). X-mal verletzt. Folgenlos für die Politiker. Ganz dreist treibt es da derzeit Rot-Grün in Düsseldorf. Nicht nur dass der letzte Haushalt im Nachhinein für verfassungswidrig erklärt wurde. Nein sie verabschieden einen neuen Etat, der ganz klar verfassungswidrig ist. Das ist Vorsatz. Aber dennoch folgenlos für Frau Kraft. Denn mit einem weiteren Urteil des Verfassungsgerichtes wird sie sich wieder den Hintern abwischen.
FW, Gerd: Ihr stellt beide praktisch die gleiche Frage: Wie sinnvoll/wirksam ist eine Schuldenbremse, wenn sie keine Konsequenzen für die Politik hat?
Genau genommen ist das nur eine rhetorische Frage, denn die Antwort ist klar.
Die eigentliche Frage ist, wie verbindlich eine Schuldenbremse für die Exekutive ist. Was ist die Konsequenz eines verfassungswidrigen Haushalts in NRW, in Deutschland mit der Schuldenbremse und in Kalifornien? Und welche Möglichkeiten gibt es, sie zu umgehen?
Eine zumindest nach bisherigem Stand mögliche Vorgehensweise ist die Bildung von Sondervermögen. Was gibt es noch und wie schlagkräftig sind die jeweiligen Schuldenbremsen trotzdem?
Ich frage das um einzuschätzen, was die Einführung europaweit national verankerter Schuldenbremsen bewirken kann.
Das einzige was ich praktisch dazu sagen kann ist, in California hat das Balanced Budget Amendment schlicht nicht funktioniert.
Man sollte nie die Kreativitaet von Politikern in aller Welt unterschaetzen, alles, was ihnen nicht passt zu umgehen. Ich weiss natuerlich nichts ueber die Details der parlamentarischen Regierungsysteme und Rechtssysteme der diversen Eurostaaten.
Die California Kreativitaet habe ich allerdings genau verfolgt, und kenne auch Details von deren Regierungs-/Rechtssystem.
Die Kreativitaet des kalifornischen Assembly (Public Services Union dominiert) und des jeweiligen kalifornischen Governeurs scheint mir endlos zu sein.