Dieser Tage liesst man wieder viel von Griechenland. Wie zum Beispiel das hier: "Griechenlands Staatsdefizit ist noch höher als bislang bekannt. Der Fehlbetrag im Haushalt 2010 belief sich auf 10,5 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP), wie die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Zunächst war Athen von etwa 9,5 Prozent ausgegangen." (stern.de) 12 Monate nach dem Rettungspaket von EU und IWF sieht es in Griechenland weiter mau aus. Die Einnahmen bleiben hinter den Erwartungen zurück. Weitere Kürzungen stehen an, sind aber politisch nicht durchzusetzen. Und auch das Privatisierungsprogramm ist weniger mutig, wie gehofft, der private Konsum ist eingebrochen, die öffentlichen Investitionen sind brutal abgestürzt.
Schon macht das böse Wort von der Umschuldung die Runde. Das gänge bei den Griechen noch am ehesten, denn sie sind nicht Teil des Rettungsschirms, der mit dem Haircut ad absurdum geführt werden würde. Ihr Rettungsschirm war noch eine Speziallösung. Aber jeder wird nun Angst haben vor dem Dominoeffekt von Portugal bis Irland. Überdies hätte eine Umschuldung zur Folge, dass die griechischen Banken nun gar kein Kapital mehr bekämen.
Immerhin gibt es auch Lichtblicke; der Grad der Neuverschuldung sank von 15% auf 10%, aber diese 10% sorgen trotzdem dafür, dass die Verschuldung auf 300mrd Euro oder 150% des BIP steigt. Kein Wunder, dass der Spareifer nach und nach erlahmt.
Die FRage ist; halten die Griechen durch oder wird es doch zu einer Umschuldung kommen?
Klär mich mal bitte auf: - M.M.n. wäre es ja am sinnvollsten die fragwürdigen Staaten hätten die Möglichkeit aus dem €-Verbund wieder auszusteigen - das würde nämlich automatisch eine (gewisse) Umschudung beinhalten. - Ich habe gelesen dass sowohl in Spanien als auch in Griechenland die richtig übermäßige Verschwendung erst eingesetzt hatte als die Länder schon der €-Zone angehörten.
Liege ich da jetzt falsch?
Ein Ausscheiden von Griechenland (und danach auch anderen Staaten) aus der €-Zone würde natürlich auch bedeuten dass die (nicht-griechischen) Banken für die dann rapide an Wert verlierenden Papiere kräftig draufzahlen müssten - etwas was mich jetzt nicht mit dem ganz großen Schrecken erfüllt.
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
die Südländer haben sich tatsächlich nach der Euroeinführung billig im Windschatten der Nordländer weiterverschuldet, ohne dass die getätigten Investitionen einen vernünftigen Return erbracht haben. Griechenland hat nichts, dass es sich aus der jetztigen Verschuldung befreien könnte, es sei denn durch völligen Verzicht auf Souveränität und Preisgabe das Landes. Eine Umschuldung ist unausweichlich, und wer etwas anderes behauptet muss erst mal zeigen, dass er die Grundrechenarten beherrscht.
Der Austritt aus dem Eurosystem ist eine andere Sache. Es geht jedenfalls nicht, dass die Griechen einen sozialen Standard (Ruhestand, Arbeitsplatzsicherheit durch viele öffentliche Angstellte, freie medizinische Behandlung) haben, der letztlich von anderen Ländern finanziert wird. Es muss einen Ausgleichsmechanismus geben, der den früheren Mechanismus der Wechselkursabwertung kompensiert. Die einzige (ins Unreine gedachte) Idee, die ich habe, ist die, Einkommensteuern innerhalb Europas dem Geburtsland zukommen zu lassen. Das heißt, dass ein Grieche der in Deutschland arbeitet, in Griechenland die Einkommensteuer abführt (oder irgendeinen in Europa einheitlichen Standardsatz). Man könnte darin einen gerechten Ausgleich für die Ausbildung sehen.
"Es wächst zusammen, was zusammen gehört" sagte der alte Willy Brandt nach dem Fall der Mauer. In diesem Taumel der Gefühle war nicht abzusehen, welches Desaster wirtschaftlich dieses Zusammenwachsen bedeuten würde. Aber das war eine Art Familienzusammenführung zwischen den Menschen gleicher Sprache, die einen jahrhundertealten Zustand wiederherstellen wollten. Dafür hat man zuvor ungeahnte Kosten in Kauf genommen. Und es klappte letztlich, weil die Leistungsbereitschaft und die Fähigkeiten der Menschen beider Teile ähnlich sind und auch eine ähnliche Verantwortungsethik herrscht.
Bei der Euro-Idee herrschte das Ideal vor, möglichst nie wieder Krieg zwischen europäischen Ländern zu bekommen, dafür verzichtet D. auf die wirtschaftliche Dominanz und auf die D-Mark. Daß dies bei den sehr unterschiedlichen Lebensauffassungen der Menschen in den einzelnen Euro-Ländern große Probleme geben würde, haben schon frühzeitig Fachleute gesagt, haben dagegen prozessiert, vergeblich. Der Euro kam, weil die Idee der Egalität aller Menschen, mittlerweile zur Ideologie verkommen, der derzeitige Mainstream ist. Aber trotz dieses lebensfremden Postulats der Gleichheit lebten und leben gerade die Griechen mit dem Euro so, als wäre ein nimmerleeres Füllhorn über sie ausgeschüttet worden. Im kleinen wird ihnen dies vorgemacht mit dem unsäglichen Länderfinanzausgleich im letzten noch verbleibenden "Geberstaat" der EU-Zone, der gerade dabei ist, den drittletzten internen Geberstaat an eine dem Euro-Experiment ähnliche Harakiri-Veranstaltung mit einem grünen Lehrer als MP zu verlieren. Der Erfolg der Grünen in BW ist das Desaster der Rot-Roten in Berlin, es gibt in Zukunft praktisch keinen Länderfinanzausgleich mehr, weil es nichts mehr zu "Geben" gibt. Das gleiche Modell wird sich in der Euro-Zone abspielen. Wenn man die Regierungen läßt (und sie nicht abgewählt werden), und wenn die EU-Bürokratie weiterhin bei ihrer Gleichmacherei bleibt. Oder man hört endlich auf, die lebens- und fortschrittsfeindliche "Egalität" als das Maß der Dinge zu sehen. Denn das höchste Ziel der "Egalität" wäre der "Wärmetot", die "Entropie" der Euro-Zone. Keiner bekommt mehr was, keiner gibt was, jeder macht, was er zum Leben braucht, wenn er noch kann.
[uV]Ephraim Kishon: "Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."
Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'): "Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."
Dr. Gottfried Curio, AfD 2017: „Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“
Zitat von ErichFBei der Euro-Idee herrschte das Ideal vor, möglichst nie wieder Krieg zwischen europäischen Ländern zu bekommen, dafür verzichtet D. auf die wirtschaftliche Dominanz und auf die D-Mark.
Gunnar Heinsohn hat zu dieser Maxime der Euroeinführung kürzlich ganz interessante Überlegungen publiziert: http://www.cicero.de/97.php?item=5784 Ich denke, da ist etwas dran.
Ich war seinerzeit sehr positiv zur Euro-Einführung eingestellt, muss heute den Skeptikern allerdings recht geben. Die EU/EZB sind unfähig strikte Kontrollmechanismen durchzusetzen, weil das EU Tagesgeschäft ein immerwährendes Basargeschäft ist. Die Finanzindustrie hat zusammen mit Regierungen diese Zustände in aller Konsequenz genutzt, vor allem auch die Zeit in der Eichel-Deutschland (auch) wegen der Folgen der Wiedervereinigung selbst zu Tricksereien griff, und schwerlich auf Disziplin pochen konnte.
Letztlich muss man heute die EU und den Motor der EU als gigantisches Schmiergeldsystem sehen: Die EU-Bürokratie füttert Delegierte aller EU-Länder, die wiederum fleissig damit beschäftigt sind, Gelder in ihre Länder umzuleiten. Man hat zu sehr das Prinzip vernachlässigt, dass wer anschafft auch dominant bestimmen dürfen muss. Für viele EU-Bürger ist der Aufstieg in die EU-Bürokratie der Himmel auf Erden. Sie werden sich dort mit aller Macht festkrallen. Die Verhältnisse sind dort nicht mit den deutschen vergleichbar, wo eine gut funktionierende Industrie ausreichend lukrative Alternativen zu bieten hat.
"Ich war seinerzeit sehr positiv zur Euro-Einführung eingestellt, muss heute den Skeptikern allerdings recht geben."
Prinzipiell ging es mir auch so - mir war nur der Zeitraum zu kurz. Jeder Staat musste sozusagen eine einmalige "Bilanz" abliefern die natürlich jeder nach eigenem Gusto hinfrisiert hat (mit Sicherheit auch Deutschland!).
Jetzt weiß aber jeder, der einmal eine Bilanz aufgestellt hat dass diese sehr einfach zu manipulieren ist. Schwerer wirds da schon bei 2 oder gar 3 aufeinanderfolgenden Bilanzen - die erfolgreich zu manipulieren ist schon sehr schwer.
Wie sehr die EU an Einzelheiten krankt sieht man ja gerade wieder an der Wasserspar-Sau, die gerade durchs Dorf getrieben wird - nutz- und sinnlos nördlich der Alpen, nur nutzlos im Süden, aber sie wird wohl kommen und alle miteinander Milliarden kosten. Ich weiß, hat nichts mit Umschulden zu tun, vieles beruht aber auf den Konstruktionsfehlern der EU.
Martin, ein lesenswerter Artikel!
Schönen Tag WRL
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Dom Lob für den von Martin verlinkten Artikel kann ich mich nur anschließen!
WRL: Griechenland hat bekanntermaßen seine Bilanzen über mehrere Jahre hinweg gefälscht und hätte eigentlich nie in den Euro-Raum aufgenommen werden dürfen. Ich finde wir sollten unterscheiden zwischen inhärenten Problemen der EU und des Euro, wie der unmöglichen Wertungsabwertung zwischen den einzelnen Euro-Staaten und handwerklichen Fehlern bei der Konstruktion dieser Institutionen.
Die Aufnahme wirtschaftlich schwacher Länder in die Eurozone hätte man nicht vornehmen müssen, vielleicht auch nicht dürfen. Aber auch die jetzt eingeführte gegenseitige Schuldverschreibung und der Kauf von Staatsanleihen, deren kategorischer Ausschluss seinerzeit deutschlands Bedingung für die Einführung des Euro war, waren/sind keine zwingende Konsequenz, sondern politisch gewollt. Genauso politisch gewollt ist die Handlungsunfähigkeit der EU, da die Nationalstaaten zwar eine Gemeinschaft und supranationale Regierung eingerichtet, sich aber über den Ministerrat noch immer eine Hintertür zur Machtwahrung offen gelassen haben. Auch dadurch konnte sich die EU nie in den Köpfen der Bevölkerung festsetzen, was sich jedes mal aufs Neue in der Wahlbeteiligung zur Europawahl niederschlägt.
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quote Sie werden sich dort mit aller Macht festkrallen. Die Verhältnisse sind dort nicht mit den deutschen vergleichbar, wo eine gut funktionierende Industrie ausreichend lukrative Alternativen zu bieten hat. unquote
Das ist eine enorm scharfsinnige Beobachtung, wie multinationale Organisationen funktionieren, die ich in dieser Kuerze, Pragnanz und Vollstaendigkeit bisher noch nicht gelesen habe.
Ihr wisst ja, ich war fuer drei Jahre bei der UN, genauer der IAEA in Wien, bevor ich in Colorado Springs mich zur Ruhe gesetzt habe.
Wenn man dieses Phaenomen auf eine weltweite Organisation wie die UN anwendet, vielleicht fuer "Deutschland" "westliche Industrielaender" substituierend, dann wird sofort sonnenklar, warum die UN, und andere multinationale Organisationen, funktionieren wie sie in der Realitaet funktionieren.
Ich bin unverwuestlich. Ich war uebrigens in Deutschland Mitte Maerz/Anfang April. War aber hektisch. Die noch nicht verstorbenen protestantischen Konfirmationskollegen/Kolleginnen meiner Frau haben eine "diamantene Konfirmation" arrangiert. Sogar einige Kolleginnen, die heute in der USA leben, waren dabei. War recht hektisch. Meine spezifischen Prioritaeten waren auf dem Ruecksitz. Auch haben gerade die Privatbahnen gestreikt; die Karlsruher S-Bahn ist deshalb sehr unregelmaessig gefahren ausserhalb des Stadtgebiets.
Falls es Dich interessierst, wie ich noch so kicke, kannst Du ja beim Werner anfragen. Der hat mich Anfang letzten November besucht in Colorado Springs.
Nun, im Zusammenhang mit Deinem Talent fuer "astute observations", was sagst Du ueber das heutige Bin Laden Ereignis.
Well,the messias pulled it off. His divine message is not more subject to doubts.
Zitat von GerdIch bin unverwuestlich. Ich war uebrigens in Deutschland Mitte Maerz/Anfang April. War aber hektisch.
Gerd, Dir scheint Ruhe wichtiger als Deiner Frau, und Dein Heimweh scheint auch etwas geringer. Offensichtlich hast Du Deinen Besuch in Deutschland zwar nich genossen, aber immerhin überlebt
Zitat Nun, im Zusammenhang mit Deinem Talent fuer "astute observations", was sagst Du ueber das heutige Bin Laden Ereignis.
Well,the messias pulled it off. His divine message is not more subject to doubts.
Gruss, Gerd
Was soll ich dazu sagen, ist ein bisschen wie Hollywood gewesen die letzen Jahre: Der Mann scheint tot zu sein, und wer zu ihm pilgern will, muss sich im Meer versenken . Die USA sollten die Koordinaten bekannt machen.
quote When air travel plunged following the global recession in 2008, Spanish air-traffic controllers suffered little impact: They were earning, on average, a half a million dollars apiece.
Last year, as the Spanish government tried cutting those payouts to below $300,000—still 10 times Spain's average salary—controllers protested by staging wildcat strikes during December holidays. unquote
Mir sind die Dollarzahlen aufgefallen.
Ist das so? Ist das bekannt in der Diskussion um die Eurokrise?
Die Dollarzeichen stehen deshalb in der amerikanischen Zeitung lieber Gerd, weil der durchschnittliche Amerikaner keine Vorstellung davon hat was der aktuelle Kurs des Euro ist und mit Sicherheit zu faul ist um nachzublättern.
Zitat von DPDie Dollarzeichen stehen deshalb in der amerikanischen Zeitung lieber Gerd, weil der durchschnittliche Amerikaner keine Vorstellung davon hat was der aktuelle Kurs des Euro ist und mit Sicherheit zu faul ist um nachzublättern.
Well, DP, auch 500,000 Dollar p.a. durch 1.50 = 333,000 Euro p.a. erscheint mir als ein Einkommen, von denen die deutschen Fluglotsen, so nehme ich an, nur traeumen koennen. Oder haben die deutschen Fluglotsen ein jaehrliches Einkommen von dieser Hoehe?