Zitat von Kater"Das ist spektakulär, aber immer noch im Rahmen des Angedachten."
Immer noch ?
Gruss Kater
Das kann ich beurteilen, wenn ich die Fakten kenne. Offensichtlich hat es einen Brand in einem Becken für ausgebrannte Brennstäbe gegeben, der mit den Reaktoren direkt nichts zu tun hat.
Gruß, Martin
Nöö, hat mit dem Reaktor nix zu tun. Natüüürlich nicht.
Aber ich meinte eigentlich die Löcher im Containment.
DP: Aufgrund der aktuellen Situation lag der Schwerpunkt auf der Nuklearenergie. Die anderen Energieträger wurden nicht derart detailiert vorgestellt. Das hätte den Rahmen der Veranstaltung gesprengt.
Wenn du es genau wissen willst: Der Erwartungswert des Risikos durch Unfälle schlägt bei aktuellen AKW mit 0,001 €/KWh zu Buche, bei der neuesten Generation liegt man drei Größenordnungen darunter: 0,000001 €/KWh. Die externen Kosten aktueller(!) Biomassekraftwerke liegen aufgrund der hohen Feinstaubproduktion wesentlich darüber.
Zitat von Kater Nöö, hat mit dem Reaktor nix zu tun. Natüüürlich nicht.
Aber ich meinte eigentlich die Löcher im Containment.
Gruss Kater
Kater,
ich würde ja gerne selbst nachschauen, aber ich fürchte, die Veranstaltung bei der ich Anfang April in Tokio teilnehmen wollte wird gestrichen . Solange verlasse ich mich auf die Mitteilungen der japanischen Regierung oder des Betreibers.
Ich wollte ja vorgestern noch ein bisschen philosophisches auf Dein "Vor einer Woche hat Dir jeder Kerntechnikexperte weltweit erklärt, dass alle AKW im Rahmen des Denkbaren sicher sind" schreiben, aber dann war 'Mondbär' und Vorlesen wichtiger, und danach habe ich mich kurz gehalten.
Es sollte auch Dir klar sein, dass AKW-Technologie inklusive Sicherheitskonzept in den letzten 40-50 Jahren einen Wandel durchgemacht haben, es gibt auch dort einen 'Stand der Technik'. Rückblickend gesehen heißt das immer, dass ein AKW 1980 weniger sicher war als ein AKW heute. Und ohne politische Zwänge (eine Bevölkerung muss ja entweder 'mitgenommen' oder geführt werden) könnten heute neu gebaute AKWs sogar einen noch höheren Stand der Technik haben. Mir war schon immer klar, dass ein AKW ein Restrisiko vor allem gegenüber extremen Naturereignissen hat. In Japan waren diese sogar spezifiziert und legitimiert, dito. hierzulande. Dem steht ein Nutzen gegenüber. Das politische Problem ist der, dass die Menschen tendenziell den Nutzen entweder gar nicht wahrnehmen können oder wollen, sich dagegen voll auf die Risiken fokussieren. Auf das Letztere haben sich die Deutschen spezialisiert, mit allen zur Verfügung stehenden Propagandainstrumenten. Dahinter steht zudem eine zutiefst egoistische Haltung, die auch an anderen Stellen erkennbar wird: Für die Validierung von Medikamenten beispielsweise sollen auch erst mal Andere ihren Kopf hinhalten.
Über kurz oder lang gilt aber: There is no free lunch. Ob diese Erkenntnis schnell genug in die deutschen Köpfe sickern wird, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob die Mehrheit der Bevölkerung in der Lage ist zu bilanzieren und das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten: Wir haben das Know How der Kerntechnologie auf einen Höchststand gebracht, wir haben Restrisiken in Kauf genommen, uns ist nichts ernsthaftes passiert, jetzt werfen wir alles weg. Sollen doch Andere den Nutzen aus all dem ziehen. Die Lehren aus Japan werden selbstverständlich auch gleich umgesetzt.
Die Deutschen haben ein spezielles Problem: Wohlstand und Nannystaat haben das Anspruchsdenken nach oben getrieben, die Opferbereitschaft für diesen Wohlstand sehen viele für erfüllt, wenn sie ihre acht Stunden am Tage an einem Arbeitsplatz abgesessen haben. Das reicht halt nicht.
Wir haben zur Zeit in BaWü zwei skurrile politische Auseinandersetzungen, die für die Situation symptomatisch sind: 1. Das Kernforschungszentrum, das unter anderem auch eine wichtige internationale Funktion bei der Verfolgung von radioaktiven Materialien hat, will ein terrorsichereres Gebäude errichten, in das es mit seinen Materialien umziehen kann. Der BUND stellt sich mit allen Mitteln (Angst verbreiten gehört dazu) quer. 2. Am Schluchsee im Schwarzwald soll ein Pumpspeicherkraftwerk gebaut werden, um Spitzen aus erneuerbaren Energien abzufangen. Die lokalen Grünen haben sich mit der Bevölkerung dagegen gestellt.
Zitat von LexxDP: Aufgrund der aktuellen Situation lag der Schwerpunkt auf der Nuklearenergie. Die anderen Energieträger wurden nicht derart detailiert vorgestellt. Das hätte den Rahmen der Veranstaltung gesprengt.
Wenn du es genau wissen willst: Der Erwartungswert des Risikos durch Unfälle schlägt bei aktuellen AKW mit 0,001 €/KWh zu Buche, bei der neuesten Generation liegt man drei Größenordnungen darunter: 0,000001 €/KWh. Die externen Kosten aktueller(!) Biomassekraftwerke liegen aufgrund der hohen Feinstaubproduktion wesentlich darüber.
Das ist mir zu artifiziell. Und ob der Erwartungswert nun 0,001 oder 0,000001 beträgt, was bedeutet das? Fakt ist doch, dass in der Regel nichts passiert und wenn doch dann sind die Kosten so immens, dass sie kostenmässig jeder anderer Energie unterlegen sind. Die Frage ist doch am Ende, wie man damit umgeht. Das ist letztlich auch nur bedingt rational zu behandeln, wenn die Bevölkerung dagegen ist dann muss man dem auch dann Rechnung zollen wenn es wirtschaftlich Sinn machen würde.
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Die Schlußfolgerung aus der japanischen Katastrophe für unsere (deutschen) Kernkraftwerke ist eigentlich simpel:
1. Unsere Gefährdungslage hat sich durch des Mega-Erdbeben und seinen Folgen in Japan nicht geändert. 2. Die Kernkraftwerke sind eine Brückentechnologie, aber sie sind auch vorhanden. Was allerdings nicht unbedingt nötig ist, gehört abgeschaltet. Die Folgen daraus, massiv steigende Strompreise und möglicherweise Stromausfälle sind der Preis für das gesunkene Folgenrisiko. 3. So lange noch Kernkraftwerke laufen, müssen die Fachleute dafür die Verantwortung und das Sagen haben. Soziologen, Pädagogen, Philosophen, Lehrer und alle anderen "Betroffenen" können weder die Sicherheit eines laufenden Kraftwerks verbürgen, noch bei einer Störung helfend eingreifen. Übrigens, vor Jahren waren ja Petra Kelly und andere mit dem Greenpeaceschiff "Rainbow Warrier" in den Pazific gefahren, um gegen die französischen Bombentests zu protestieren. Wann brechen Roth, Trittin und Konsorten auf, um vor der japanischen Ostküste im Fallout zu protestieren? Sie können ja ein paar Sonnenschirme mitnehmen. 4. Wenn alle Kernkraftwerke abgeschaltet sind, so ist der Rückbau erst recht eine Sache der Fachleute. Die Grünen können sich dann auch auflösen, die braucht keiner mehr. Vor allen Dingen wird die Frage des Endlagers umso dringender, es sei denn, Trittin und Roth verscherbeln alte Brennstäbe bei eBay.
[uV]Ephraim Kishon: "Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."
Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'): "Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."
Dr. Gottfried Curio, AfD 2017: „Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“
DP: Das ist nicht artifiziell, das ist für jeden Depp klar verständlich! Der Erwartungswert des Risikos geht mit Kosten von 0,001 €/kWh bei heutigen Kraftwerken in den Strompreis ein. Zum Vergleich: Bei Biomasse liegen die externen Kosten fast im zweistelligen Cent-Bereich, also bis zu einen Faktor 100 höher.
Das Resultat: Auch mit externen Kosten inkl. Risikovermeidungs- und Risikokosten ist die Kernenergie noch immer die günstigste Art, Strom zu erzeugen. Danach folgt, Kosten von 36 €/T CO2 vorausgesetzt, Braunkohle. Setzt man höhere CO2-Kosten an (teurere Zertifikate, höhere externe Kosten), wird Erdgas mit CO2-Abscheidung nach Kernenergie die günstigste Energieform. Biomasse ist am anderen Ende der Skala, PVE und WKE liegen mit geringen externen aber hohen tatsächlichen Kosten meist in der Mitte.
Das alles unter dem Vorbehalt meines fehlbaren Gedächtnisses.
Gerade eben habe ich aber erfahren, dass man CO2-Abscheidung hierzulande eigentlich knicken kann. Das Energiekonzept der BR bis 2050 fällt so langsam angesichts dieser Erkenntnisse in sich zusammen. Mal sehen, wann Merkel das merkt.
Martin, Kater: Zu eurer Diskussion habe ich gerade einen interessanten Nutzerkommentar auf tagesschau.de gefunden: "Mi, 16.03.2011 - 11:13 — Serpens
In Deutschland sterben jährlich bis zu 15.000 Patienten am Krankenhauskeim (tagesschau), 74.000 Menschen durch Alkoholkonsum (Welt) und 140.000 durch Nikotinkonsum (Stern).
In der Umgebung des Endlagers Asse hat man innerhalb von 8 Jahren 18 Fälle von Leukämie statt der zu erwartenden 8 festgestellt. 10 mehr als der Durchschnitt! (Focus)
Laut einer Studie zum Krebsrisiko von Kindern gab es für alle deutschen Atomkraftwerke zusammen innerhalb von 24 Jahren 77 Krebsfälle statt zu erwartenden 48. Eine Häufung über dem Durchschnitt gilt aber nur für unter Fünfjährigen und innerhalb eines fünf km Radius. (Ärzte Zeitung) Wichtig: Steinkohlekraftwerke erzeugen pro Megawattstunde mehr radioaktive Isotope als Atomkraftwerke. Die Häufung von Krebsfällen ist hier leider noch nicht untersucht.
Der Deutsche zittert aber nur vor Atomkraftwerken und die Opposition betreibt Bauernfängerei für die nächsten Wahlen. Wie schäbig!"
Das ist mit Fallbeispielen in etwa das gleiche Ergebnis, zu dem auch die wissenschaftliche Quantifizierung der externen Kosten verschiedener Energieträger kommt.
Zitat von LexxDP: Das ist nicht artifiziell, das ist für jeden Depp klar verständlich! Der Erwartungswert des Risikos geht mit Kosten von 0,001 €/kWh bei heutigen Kraftwerken in den Strompreis ein. Zum Vergleich: Bei Biomasse liegen die externen Kosten fast im zweistelligen Cent-Bereich, also bis zu einen Faktor 100 höher.
Das Resultat: Auch mit externen Kosten inkl. Risikovermeidungs- und Risikokosten ist die Kernenergie noch immer die günstigste Art, Strom zu erzeugen.
Deine "für jeden Deppen verständliche" Risikovermeidungskostenkalkulation sieht jetzt aber, da Japan vor die Hunde geht, ziemlich alt aus.
wir sollten bei dieser Diskussion im Hinterkopf behalten, dass dem gestern endgültig vom Netz genommenen AKW Neckarwestheim I von der IAEA 2007 und 2009 exzellente Sicherheitsstandards über den IAEA-Anforderungen bescheinigt wurden. Die IAEA-Inspektionen sind freiwillig, Japan hat sich diesen nicht unterworfen. Dagegen gibt es Berichte, dass die IAEA ganz massiv auf Nachbesserungen / Stilllegung von japanischen Anlagen gedrängt hat http://www.telegraph.co.uk/news/worldnew...ables-show.html
Bevor man 'das Kind mit dem Bade ausschüttet' muss man erst man klären, ob hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.
"So lange noch Kernkraftwerke laufen, müssen die Fachleute dafür die Verantwortung und das Sagen haben."
Es sind genau diese Fachleute, die ein Szenario wie in Japan heute für vollkommen unrealistisch gehalten haben. Tatsächlich stellt sich heraus, dass in Anbetracht der angeblichen Unmöglichkeit dieses Szenarios wichtige Massnahmen nicht getroffen wurden. Es ist ja schon ernüchternd festzustellen, dass man jetzt die Reaktoren anscheinend mit Feuerwehrpumpen kühlt, die Abklingbehälter bei der Risikoabwägung schlicht ignoriert hat, und das Kühlwasser mangels andere Möglichkeiten jetzt einfach ins Meer laufen lässt. Das waren alles Fachleute, die dafür verantwortlich sind und die das nur machen konnten, weil man denen bedingungslos vertraut hat. Und es soll mir keiner erzählen, dass das in Deutschland anders gelaufen wäre.
Dabei haben es die Japaner im Vergleich sogar noch recht einfach. Man kann bei denen das verseuchte Kühlwasser einfach ins Meer leiten und bei entsprechenden Windrichtungen den radioaktven Überdruck einfach in die Athmosphäre pusten. Abgesehen von amerikanischen Flugzeugträgern hat das keinen gejuckt.
Man stelle sich das mal am Rhein oder der Elbe vor, wo in jeder Richtung Menschen leben.
Bzgl. der Risikoabschätzung gilt nach wie vor das von mir gesagte, dass man nur Risiken abschätzen kann, die man kennt. Die Japaner haben nicht damit gerechnet, dass ein Tsunami alle Notstromdiesel gleichzeitig flachlegt, obwohl es ja naheliegt, dass identische Sicherheitsmassnahmen im Ernstfall auch durch identische Ursachen kollabieren. Und wenn die "Fachleute" die Möglichkeit eines Erdbebens mit anschliessendem Tsunami nicht berücksichtigen, ist die ganze Risikoabschätzung für die Tonne. Und es ist ja nicht so, dass es in Deutschland keine Hochwasser und keine Erdbeben gäbe. Und wer argumentiert, dass diese deutlich schwächer als in Japan sind, dem muss man leider entgegenhalten, dass die deutschen Kraftwerke durch die Fachleute auch entsprechend schwächer ausgelegt wurden.
Und nachdem ich mir in den letzten Tagen diverse Artikel zum Sicherheitsstandard in deutschen Kraftwerken durchgelesen habe, bin ich einigermassen verblüfft über die Dreistigkeit, wie sinnvolle Sicherheitsmassnahmen aus kommerziellen Gründen nicht implementiert wurden. So wurden ja anscheinend eine ganze Reihe Massnahmen wegen der sowieso anstehenden Stilllegung in acht Jahren aus Kostengründen nicht umgesetzt. Diese Mär, dass die deutschen Kraftwerke die sichersten der Welt sind ist schlicht Quatsch. Sie sind so sicher, wie es die Kosten zulassen und so unsicher, wie man es gerade so für verantwortbar hält. Wobei genau wie in Japan diese Entscheidungen von geschlossenen Expertengruppen getroffen werden, die sich da nicht reinreden lassen und jeden externen, der die Entscheidungen dieser Gruppen kritisiert, schlicht zu Idioten erklären. Naja, letzteres fällt ja jetzt doch schwerer, acuh wenn manche das immer noch nicht begriffen haben.
Und der Vergleich mit den Medikamenten hat einen Haken. Die Testpersonen machen das freiwillig. Die Bewohner von Japan sidn aber keine freiwilligen Testpersonen, denen hat man gesagt, dass es keine Risiken gibt. So wie Mappus oder Merkel das auch immer gesagt haben. Mal abgesehen vom Restrisiko, welches aber beherschbar wäre. Naja, im weitesten Sinne ist ja in Japan noch nicht viel passiert, aber von "beherschbar" kann wohl keine Rede sein.
Letzlich bestätigt dieser Unfall meine schlimmsten Befürchtungen, die ich hier ja auch schon früher geäussert hatte, und wo mir immer gesagt würde, ich hätte keine Ahnung.
Also warum soll ich als Wähler für eine Partei stimmen, die diese Technologie fördern will ? Die Risiken sind vollkommen unkalkulierbar, die Chancen durch billigere Energie werden sowieso privatisiert. Aus Wählersicht ist meine Nutzen/Risiko Abschätzung tiefrot.
wir sollten bei dieser Diskussion im Hinterkopf behalten, dass dem gestern endgültig vom Netz genommenen AKW Neckarwestheim I von der IAEA 2007 und 2009 exzellente Sicherheitsstandards über den IAEA-Anforderungen bescheinigt wurden. Die IAEA-Inspektionen sind freiwillig, Japan hat sich diesen nicht unterworfen. Dagegen gibt es Berichte, dass die IAEA ganz massiv auf Nachbesserungen / Stilllegung von japanischen Anlagen gedrängt hat http://www.telegraph.co.uk/news/worldnew...ables-show.html
Bevor man 'das Kind mit dem Bade ausschüttet' muss man erst man klären, ob hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Gruß, Martin
Soo ?
Das sieht aber hier ganz anders aus:
"Auslegung des Kühlsystems
Neckarwestheim ist von den heute in Betrieb befindlichen deutschen AKW das einzige mit nur drei Hauptkühlkreisen (sog. Loops), was bedeutet, dass die vier Notkühlsysteme bestimmte Komponenten gemeinsam benutzen müssen und nicht vollständig räumlich getrennt sind. Die sicherheitstechnisch eigentlich geforderte Entmaschung und räumliche Trennung der Systeme ist somit beim GKN-I nicht vollständig verwirklicht. Das kann sich sowohl bei internen Störfällen als auch bei äußeren Einwirkungen (Erdbeben, Terrorangriff) negativ auf deren Beherrschbarkeit auswirken.
Hohes Risiko in der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA)
In der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA) wird versucht, die Eintrittswahrscheinlichkeit bestimmter Schadensereignisse abzuschätzen. Bei deutschen AKW werden PSA im Rahmen der periodischen Sicherheitsüberprüfungen erstellt. Auch wenn die so ermittelten Werte mit Vorsicht zu genießen sind, da die Analyse niemals alle Schadensszenarien berücksichtigen kann (bei den meisten deutschen AKW werden zum Beispiel bisher Auswirkungen von Bränden und externen Einwirkungen nicht analysiert), können die ermittelten Werte zu einem relativen Risikovergleich der AKW heran gezogen werden. Bei der rechnerische Häufigkeit von sog. Gefährdungszuständen (Plant Hazard States) hat Neckarwestheim-I zusammen mit Biblis-B den zweithöchsten Wert und ist damit im Betrieb etwa 10-mal riskanter als neuere Reaktoren. Unter den derzeit in Deutschland in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken ist nur noch Biblis A schlechter.
Mangelnder Schutz gegen Flugzeugabsturz
Neckarwestheim-I gehört zu den durch Flugzeugabstürze (insbesondere Terrorangriffe) besonders verwundbaren Atomkraftwerken. Seine Reaktorkuppel ist nur gegen den Absturz eines Flugzeuges von der Größe eines Starfighters ausgelegt. Die meisten neueren AKW sollen immerhin den Absturz eines wesentlich schwereren "Phantom"-Kampfjets verkraften. Diese schwächere Auslegung würde bei einem tatsächlichen Absturz oder Terrorangriff in jedem Fall ein höheres Risiko eines Super-GAUs bedeuten, auch wenn es sich z.B. um einen voll getankten Passagierjet handelt, für den auch die neueren Reaktoren nicht ausgelegt sind.
Instabiler Untergrund
Der Boden, auf dem die Reaktoren des AKW Neckarwestheim stehen, ist geologisch instabil. Eine Gipsschicht wird durch Grundwasser ausgelaugt, wodurch Hohlräume entstehen, die spontan einstürzen können. Ende 2002 kam es auf einem Acker nahe Besigheim ohne Vorwarnung zu einem 18 Meter tiefen Erdeinbruch, 4,5 km vom AKW entfernt und in geologisch vergleichbarem Untergrund. Die Atomaufsicht argumentiert zwar, dass die Bewegung des Untergrundes laufend durch empfindliche Messgeräte überwacht wird. Trotzdem wurden seit 1988 im Laufe der Zeit mehrere neue, bisher nicht bekannte Hohlräume im Untergrund unter den AKW entdeckt. Es ist daher zu befürchten, dass weitere unbekannte Hohlräume entstehen oder bereits existieren, und die Standsicherheit der Anlage gefährden. Ein Einbruch unter dem Reaktor oder anderen kritischen Bereichen könnte wichtige Komponenten massiv beschädigen und dabei auch mehrere der redundanten Sicherheitssysteme gleichzeitig betreffen. Schwächen der Sicherheitskultur
Verschiedene Vorfälle der letzten Jahre deuten darauf hin, dass es deutliche Mängel im betriebsinternen Sicherheitsverständnis gibt. Es wurden wiederholt Verstöße gegen die Vorschriften des Betriebshandbuches bekannt.
So wurde 1997 während dem Anfahrprozess des Reaktors der vorgeschriebene Füllstand in allen vier Flutbehältern des Notkühlsystems 16 Stunden lang unterschritten und drei der Flutbehälter falsch als verfügbar deklariert. Gemäß Betriebshandbuch hätten zu diesem Zeitpunkt mindestens drei Flutbehälter verfügbar sein müssen. Dieser Vorfall wurde vom Betreiber nicht gemeldet und wurde erst bekannt, nachdem 2001 im AKW Philippsburg ein ähnlicher Fall aufgedeckt worden war und die Baden-Württembergische Atomaufsicht gezielt nach solchen Verstößen gesucht hatte. Ein Ausschuss der Reaktorsicherheitskommission (RSK) stellte später fest, dass zum Teil jahrelang gegen das Betriebshandbuch verstoßen worden war.
Im Juni 2002 wurde ein Brennelement von der Lademaschine unbeabsichtigt angehoben und auf einer Position abgesetzt, in der sich bereits ein anderes Brennelement befand. Dieser Vorfall hätte zu einer Beschädigung von Brennstäben des Brennelements und zu einer Freisetzung von radioaktiven Substanzen führen können. Ursache war eine Störung an der Lademaschine, die dem Fahrer angezeigt worden war - dieser hatte jedoch unzulässigerweise die Meldung quittiert und die Sperrung der Maschine aufgehoben, trotz eindeutiger Kenntnis der Vorschriften. Die RSK stellte bei der Untersuchung Mängel an Fachkunde, Sorgfaltspflicht und in der Arbeitsorganisation fest. Der Fahrer war sogar geschult worden, die automatische Verriegelung aufzuheben.
Auffällige Störfälle und sonstige Ereignisse 1999 und 2005: Ausfall und Brand der Hauptkühlmittelpumpen
Das GKN I fällt auf durch wiederholte Störfälle an den Hauptkühlmittelpumpen, deren Funktion für die Sicherheit entscheidend ist, da ein vollständiger Ausfall der Reaktorkühlung zur Kernschmelze führen würde. Im Mai 1999 kam es zum Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe, und in der Folge zu einer Schnellabschaltung des Reaktors. Im Oktober 2005 kam es sogar zu einem Brand an einer Hauptkühlmittelpumpe, und erneut zu einer Schnellabschaltung, als heißes Öl aus der Pumpe tropfte und sich entzündete. Eine eigentlich vorgesehene Leckölsammeleinrichtung war an der Pumpe nicht montiert."
Interessant noch, dass ENBW selbst 2007 noch einen Antrag zur Genehmigung weiterer Sicherheitsmassnahmen gestellt hatte. Übrigends mit Hinweis auf besondere Dringlichkeit. Dabei sollte ein zusätzlicher Notstromdiesel in ein getrenntes Gebäude gebaut werden, damit die Dieselgeneratoren nicht durch identische Ursachen gleichzeitig lahmgelegt werden können. Also sollte genau das Problem adressiert werden, was man in Japan jetzt hat. Allerdings wurden diese Massnahmen nach dem ersten Antrag nicht weiter verfolgt, nicht mal, als die Laufzeit um weitere 8 Jahre verlängert wurde. Mit anderen Worten: Die Sicherheitslücke war bekannt, man hatte aber keinen Druck, was dagegen zu tun.
Also, wenn das excellente Sicherheitsstandarts sind...
wir sollten bei dieser Diskussion im Hinterkopf behalten, dass dem gestern endgültig vom Netz genommenen AKW Neckarwestheim I von der IAEA 2007 und 2009 exzellente Sicherheitsstandards über den IAEA-Anforderungen bescheinigt wurden. Die IAEA-Inspektionen sind freiwillig, Japan hat sich diesen nicht unterworfen. Dagegen gibt es Berichte, dass die IAEA ganz massiv auf Nachbesserungen / Stilllegung von japanischen Anlagen gedrängt hat http://www.telegraph.co.uk/news/worldnew...ables-show.html
Bevor man 'das Kind mit dem Bade ausschüttet' muss man erst man klären, ob hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Gruß, Martin
Soo ?
Das sieht aber hier ganz anders aus:
Also, wenn das excellente Sicherheitsstandarts sind...
Gruss Kater
Kater,
und die IAEA und die Atomaufsicht sind blöde? Die IAEA hat die Werke 2007 inspiziert, Verbesserungsvorschläge gemacht, die 2009 nachinspiziert worden sind. Dabei waren alle Gefahren bekannt, die Du gelistet hast. Wir sind jetzt im Jahr 2011. Zu einer Risikoanlayse gehört nicht nur das Auflisten gefährlicher Situation, sondern auch eine Bewertung. Die fehlt in Deiner Liste.
Ich kenne die Details der PSA nicht, auch nicht wer die Bewertung vorgenommen hat. Dass ein altes AKW konstruktionsbedingt nicht den neuseten technischen Standard haben kann ist aber völlig normal. Sicher heißt aber, dass das Restrisiko vertretbar ist - egal, um welche Faktoren sich das Ergebnis unterscheidet: Ob Du 1:1Mrd oder 1:10Mrd hast hat keine keine Relevanz, vor allem weil systemische Risiken sich einer probalistischen Bewertung entziehen. Du solltest also aus dem Ergebnis einer begrenzt anwendbaren Methodik nicht die falschen Schlüsse ziehen.
Auch Störfälle werden bewertet. Allein die Tatsache, dass ein Störfall vorliegt, sagt für sich noch gar nichts. Selbst wenn ein in der Sicherheitskette wichtiges Teil im Zeitfenster einer Stunde ausfällt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein zweites funktional unabhängiges Teil in derselben Stunde ausfällt bei einer statistischen jährlichen Ausfallrate von 100% bereits bei 5 Zehnerpotenzen.
Mit solchen Listen kann man Journalisten und Unbedarfte beeindrucken, aber nicht Jemanden für den das Tagesgeschäft ist.
Zitat von Kater"So lange noch Kernkraftwerke laufen, müssen die Fachleute dafür die Verantwortung und das Sagen haben."
Es sind genau diese Fachleute, ...
Wenn Du 'genau' schreibst musst Du sie ja namentlich kennen. Sind es dann 'diese' oder 'dieselben'? Vielleicht erzählst Du 'genau', was 'diese' Fachleute so schlecht können. Ich hätte mehr Sorge vor politischer Einflussnahme.
Zitat Abgesehen von amerikanischen Flugzeugträgern hat das keinen gejuckt.
Und Du meinst, das ist ein geistreicher Seitenhieb? Das US-Militär arbeitet nach Standard Operation Procedures die stupide ausgeführt werden. Daraus kann man überhaupt nichts ableiten, außer man ist grün und sucht Kumpels.
Jetzt mach die IAEA mal nicht päpstlicher als den Papst. Deren Aufgabe ist es: "The Agency works with its Member States and multiple partners worldwide to promote safe, secure and peaceful nuclear technologies"
Deren Hauptaufgabe ist es, die Kernenergie zu fördern. Denen Sicherheitsbewertungen zu überlassen, wäre so, wie wenn man die Autowerkstätten selbst den TÜV machen lassen liesse. Was nicht heisst, dass die nicht in dem einen oder anderen Fall mal was kritisieren.
Aber gut, deswegen habe ich am Schluss den Zusatz mit den geplanten, aber nicht durchgeführten Sicherheitsverbesserungen angehängt.
Da haben wir bei dem gerade mit hervorragend geprüften Kraftwerk die Situation, dass alle Notstromagregate in eine Halle stehen und der Betreiber selbst! einen Antrag gestellt hat, eine zusätzliche Halle zu bauen für ein zusätzliches Notstromagregat.
In Japan war jetzt genau diese Situation massgeblich ursächlich für die Katastrophe, alle Notstromdiesel sind gleichzeitig ausgefallen. Genau diese Situation hat die ENBW bereits 2007 vorhergesehen und wollte dagegen Massnahmen vorsehen.
Mit anderen Worten: Das hervorragende Kraftwerk hatte einen bekannten Fehler, der gerade zur Katastrophe erheblich beigetragen hat und ist trotzdem mit hervorragend bewertet worden.
Gibt es eigentlich noch einen besseren Beweis für die miserable Qualität dieser Überprüfung ?
Du magst das für excellente Sicherheitsstandarts halten, tatsächlich ist das ein Haufen Schrott, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass an dieser Situation bis heute nichts geändert wurde.
Zitat von Kater"So lange noch Kernkraftwerke laufen, müssen die Fachleute dafür die Verantwortung und das Sagen haben."
Es sind genau diese Fachleute, ...
Wenn Du 'genau' schreibst musst Du sie ja namentlich kennen. Sind es dann 'diese' oder 'dieselben'? Vielleicht erzählst Du 'genau', was 'diese' Fachleute so schlecht können.
Zu 1. Namentlich kennen: Also, ich kenne die nicht persönlich, aber die Betreiber des Kraftwerks in Japan sind doch die Fachleute, von denen Erik sprach. Also, würde ich mir jetzt mal so vorstellen aus seinem Beitrag. Und das sind jetzt von der Ausbildung her sicher keine anderen als in Deutschland.
Zu 2. Was die so schlecht können: Ein Kernkraftwerk so betreiben, dass es nicht explodiert ?
Zitat von KaterJetzt mach die IAEA mal nicht päpstlicher als den Papst.
Nun, die IAEA hat offensichtlich Japan dazu gedrängt, z.B. Fukushima stillzulegen, bzw. besser zu sichern. Soviel zu 'diese Fachleute'. Es spricht eigentlich für die IAEA.
Zitat Deren Hauptaufgabe ist es, die Kernenergie zu fördern.
Nach meinem Kenntnisstand sollen die die unkontrollierte Weiterverbreitung von Nuklearmaterial verhindern. Zudem arbeiten sie Sicherheitsstandards aus - selbstverständlich mit Betreibern.
Da haben wir bei dem gerade mit hervorragend geprüften Kraftwerk die Situation, dass alle Notstromagregate in eine Halle stehen und der Betreiber selbst! einen Antrag gestellt hat, eine zusätzliche Halle zu bauen für ein zusätzliches Notstromagregat.
In Japan war jetzt genau diese Situation massgeblich ursächlich für die Katastrophe, alle Notstromdiesel sind gleichzeitig ausgefallen. Genau diese Situation hat die ENBW bereits 2007 vorhergesehen und wollte dagegen Massnahmen vorsehen. [/quote]
Nein, zu einer Risikobewertung gehört die Beschreibung der 'gefährlichen Situation' oder des failure mode: Wenn eine Tsunamiwelle alle Aggregate auf einmal auspustet, dann ist das etwas anderes, als wenn das eine oder andere Aggregat statistisch ausfällt. Man kann sich sicher irgendeine singuläre Ursache vorstellen, die auch in Neckarwestheim alle Aggregate auf einmal außer Funktion setzt, aber das ist kein Tsunami. Ein separates Gebäude kann diese Wahrscheinlichkeit reduzieren. Ein Vergleich ist aber nur im Prinzip erlaubt, nicht im entscheidenden Detail, und eben der Bewertung.
Zu Risikomanagement gehört selbstverständlich die stetige Verbesserung. Ich lese bei Dir heraus, dass diese nicht gemacht werden sollte, weil das der Beweis ist, dass ein AKW unsicher ist. Das finde ich merkwürdig.