Ja den Artikel habe ich inzwischen auch gefunden. Interessant, wie deutlich der Markt auf solche mehr als vagen Gerüchte reagiert. Wenn wir mehr davon streuen, schlagen wir den Hedgern vielleicht ein Schnippchen ;)
Für das Gerücht spricht, dass der Euro heute wieder auf Talfahrt gegangen ist. Er hat seinen täglichen Cent Verlust fast schon eingefahren. Also keine Trendwende.
der Beitrag schildert lediglich die Vorteile in einem wenige Monate langen Zeitfenster. Wenn von 'Zahlmeister' die Rede ist, dann sind damit in der Regel Transferleistungen gemeint. Solange Griechenland und andere Länder ihre Kredite bedienen können gibt es natürlich kein Problem. Griechenland wird es aber nicht bedienen können. Irgendjemand seine Forderungen abschreiben müssen.
Des weiteren werden in Zukunft genau diese Risiken als höhere Zinskosten in den Schuldendienst des Bundeshaushalts einfließen. Da sich Deutschland zu einem hohen Teil kurzfristig verschuldet hat, werden uns diese Kosten einholen.
Jedenfalls ist der Artikel für eine Gesamtbetrachtung ungeeignet. Ernst genommen würde er bedeuten, dass noch weitere Länder auf Haushaltsdisziplin verzichten sollten.
"Irgendjemand seine Forderungen abschreiben müssen. "
Das passiert permanent, eigentlich jedesmal, wenn eine Firma Pleite geht, was ja nicht so selten ist. Schwierig ist es natürlich, wenn mal wieder die ganzen Landesbanken beteiligt sind. Das eigentliche Problem ist aber doch, dass die Bundesregierung Bürgschaften übernommen hat.
"Des weiteren werden in Zukunft genau diese Risiken als höhere Zinskosten in den Schuldendienst des Bundeshaushalts einfließen."
Sicher ist einerseits das Problem, dass die Verschuldung Deutschlands dadurch nicht eben sinkt. Andererseits führt natürlich das nunmehr stärker wahrgenommene Risiko bei vielen Ländern dazu, dass das Geld lieber in sicherere Häfen geht. Und da sind deutsche Anleihen nach wie vor eher gut aufgestellt, so dass die Zinsen, die die BRD zu zahlen hat, eher sinken, so wie das in dem Artikel steht. Denn das Geld, was man Spanien und Griechenland nicht mehr geben möchte, muss ja irgendwo hin. Und die USA sind ja noch viel schlechter aufgestellt.
Zitat von KaterDas eigentliche Problem ist aber doch, dass die Bundesregierung Bürgschaften übernommen hat.
...die irgendwann fällig werden, außer man schiebt den Pleitekandidaten das Geld anderweitig in den Hintern. Heute wird über eine weitere Bürgschaft über 120 Mrd € im Bundestag abgestimmt, für die keine Rücklage gebildet wird. Was immer davon in realiter zu leisten sein wird muss von der BRD am Markt zu dann ganz sicher ungünstigen Konditionen aufgenommen werden.
Zitat Andererseits führt natürlich das nunmehr stärker wahrgenommene Risiko bei vielen Ländern dazu, dass das Geld lieber in sicherere Häfen geht. Und da sind deutsche Anleihen nach wie vor eher gut aufgestellt, so dass die Zinsen, die die BRD zu zahlen hat, eher sinken, so wie das in dem Artikel steht. Denn das Geld, was man Spanien und Griechenland nicht mehr geben möchte, muss ja irgendwo hin. Und die USA sind ja noch viel schlechter aufgestellt.
Das Geld wird ja in Zukunft nicht direkt an Spanien und Griechenland gegeben. Diese Länder werden von der zu gründenden Zweckgesellschaft zu günstigeren Zinsen bedient, während diese Zweckgesellschaft ihrerseit mit den (noch-)Sicherheiten z.B. der BRD über Anleihen Geld an den Märkten leihen wird. Das Problem liegt nicht im status quo, sondern in der Zukunft. Der Markt wird die ungedeckten Schecks gnadenlos in Risikoprämie umsetzen, die auch in Deutschland landen wird.
Geht man davon aus, dass die Schulden nicht mehr rückbaubar sind (der EU-weite Versuch, diese rückzuführen wird einen deflationären Schock mit großen Konjunktureinbrüchen zur Folge haben), dann laufen die jetzigen Maßnahmen auf eine Umschuldung zu Lasten der Steuerzahler hinaus. Deutsche Steuerzahler sind dann mit allen Bürgschaften, Anteilen der HRE, Landesbanken usw. beteiligt. Da bin ich weit davon entfernt an 'Deutschland profitiert' zu denken.
"Der Markt wird die ungedeckten Schecks gnadenlos in Risikoprämie umsetzen"
Das scheint der Markt aber derzeit ganz anders zu sehen. Wenn ich das richtig sehe, sind die Kurse von deutschen Staatsanleihen in den letzten Wochen und Tagen weiter gestiegen. Das sieht für Langläufer genauso aus. Das der "Markt" ja genauso in die Zukunft schaut wie Du, scheint es da grundsätzliche Differenzen zwischen dem Markt und Dir zu geben :) : Wobei ich zugeben muss, dass ich mich mit Anleihen zuletzt ernsthaft vor ein paar Jahren beschäftigt habe. Ich kann das also auch komplett falsch interpretieren.
"dann laufen die jetzigen Maßnahmen auf eine Umschuldung zu Lasten der Steuerzahler hinaus. " Der Ansatz in dem Artikel war ja, dass die niedrigeren Zinsen, die Deutschland jetzt zahlen muss, diese Ausgaben weit überkompensieren. Bei einer Verschuldung von 2 Billionen Euro würde eine Zinssatzreduzierung von 1% die 120Mrd (wenn sie tatsächlich komplett fällig würden) in ganzen 6 Jahren kompensieren. Und wenn ich mir den Kurs der Bundesanleihen seit Januar so ansehe, scheint 1% fast konservativ zu sein (mal unterstellt, dass Griechenland seitdem das dominierende Element war).
"In den Bilanzen deutscher Banken schlummern europaweit die meisten Problemkredite. Sie summierten sich Ende 2009 laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) auf knapp 213 Milliarden Euro. (...) Nach den deutschen Kreditinstituten waren britische Banken Problemkrediten in Höhe von rund 155 Milliarden Euro europaweit 2009 an zweiter Stelle. Dahinter folgten spanische Banken mit 97 Milliarden Euro, italienische Institute mit 59 Milliarden Euro und russische Finanzkonzerne mit 22,1 Milliarden Euro."
Lexx, wir hören doch nun schon seit zwei Jahren die Meldungen von milliardenschweren faulen Papieren. Da hört inzwischen keiner mehr hin. Die Märkte tun es derzeit auch nicht.
Spock, es geht mir mehr um eine Zukunftsspekulation. Wenn die WM vorbei ist, wird die Öffentlichkeit sich neue Themen suchen. Und wenn dann passenderweise wieder Neues aus Griechenland kommt, geht der ganze Sermon wieder von vorne los.
immerhin ist die Rendite der griechischen Staatsanleihen wieder bei 10%, also dort wo sie vor dem Rettungspaket war. Soweit zu 'die Märkte hören nicht hin'. Im Gegenteil, wer nicht bei den Schlagzeilen hängenbleibt liest auch mal Anderes: http://www.faz.net/s/Rub4B891837ECD14082...n~Scontent.html
Zu der Rückzahlungsrunde teilt die ARD allerdings mit: "Bei dem heutigen Drei-Monats-Tender rechneten Geldmarkthändler im Schnitt damit, dass bei der EZB 210 Milliarden Euro nachgefragt werden.
Tatsächlich riefen die Banken aber weit weniger ab - nämlich nur rund 132 Milliarden Euro, wie die EZB um 11:17 Uhr mitteilte. Das deutet darauf hin, dass bei den europäischen Geldhäusern gar kein so großer Liquiditätsbedarf besteht, wie am Markt befürchtet.
Entsprechend positiv reagieren die Märkte: Am Devisenmarkt schießt der Euro in die Höhe bis auf 1,2274 Dollar. Der Dax, der zuvor noch im Minus notierte, springt auf einen vorläufigen Tageshöchststand von 5.997 Zähler - das ist ein Plus von 0,8 Prozent. " http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_446768
Zitat von LexxDP: Der Euro ist heute nach einem zwischenzeitlichen Verlust von fast 1 ¢ doch wieder ins Plus gedreht. Gibt es neue Gerüchte? Oder gibts doch eine Trendwende?
Eindeutig Trendwende. Der Zürcher Tagesanzeiger dazu:
Der radikale Stimmungswandel auf den Märkten widerspiegelt sich im Euro-Wechselkurs zum Dollar. Hatte die Gemeinschaftswährung Anfang Juni mit knapp unter 1.19 Dollar ein Vierjahrestief erreicht und aus Sicht mancher Beobachter bereits Kurs auf die Dollar-Parität genommen, pendelt ihr Aussenwert jetzt in einer Bandbreite von 1.30 bis 1.35 Dollar. Gestern notierte der Euro deutlich über 1.32 Dollar.
Parallel dazu haben sich die Währungsspekulanten neu positioniert: Sie sind inzwischen mehr oder weniger neutral gegenüber dem Euro, nachdem sie zuvor in grossem Stil dagegen gewettet – und viel Geld verloren haben. Noch Mitte Mai überwog die Zahl der Verkauf- gegenüber den Kaufkontrakten für Euro an der US-Terminbörse CME im rekordhohen Ausmass von etwa 114'000. Aktuell beträgt dieser Saldo gerade mal rund 7'000. Etliche Hedgefonds sahen sich in den vergangenen Wochen genötigt, Euro zu kaufen, als sich ihre Wetten gegen die Gemeinschaftswährung je länger, desto mehr als Fehlschlag erwiesen.