Durch Umschuldung geht das schon, die meisten Euroländer haben ja immer noch einen moderaten Haushalt, darunter Schwergewichte wie Deutschland oder Frankreich. Die Frage ist, wann ist die politische Grenze erreicht. Griechenland ging ja relativ geräuschlos aber schon bei einem Fall Portugal in ähnlichen Dimensionen würde ein weit grösseres Zanken auslösen, sowohl zwischen den Staaten der Eurozone als auch innerhalb derselben. Kommt dann noch ein weiterer Staat hinzu könnte das Fass überlaufen.
Bevor wir soweit denken und gucken, sollten wir erstmal die Verfassungsklage abwarten. Der Eilantrag vor dem BVG wurde zwar zurückgewiesen, aber das war keine Entscheidung in der Sache.
"..was immer es kosten mag" ist doch die beste Herausforderung für Leute, die mit dem € spekulieren wollen.
Da wird Barroso letztendlich den Kürzeren ziehen - und dann waren es wieder die "bösen Spekulanten". Wenigstens schimmert der Gedanke an mehr Haushaltsdisziplin wieder ganz leicht durch - ob sich davon tatsächlich jemand betroffen fühlt?
Schönen Tag noch WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat Durch Umschuldung geht das schon, die meisten Euroländer haben ja immer noch einen moderaten Haushalt, darunter Schwergewichte wie Deutschland oder Frankreich.
Ich weiß nicht, was mit Frankreich ist, aber Deutschland hat im Grunde auch schon einen Schuldenberg angehäuft, der realistisch nie zurückzuzahlen ist. Wir haben im Grunde die Situation, dass ein Zwegat-Klient vom anderen minder schweren Fall Geld geliehen bekommt.
Zitat Durch Umschuldung geht das schon, die meisten Euroländer haben ja immer noch einen moderaten Haushalt, darunter Schwergewichte wie Deutschland oder Frankreich.
Ich weiß nicht, was mit Frankreich ist, aber Deutschland hat im Grunde auch schon einen Schuldenberg angehäuft, der realistisch nie zurückzuzahlen ist. Wir haben im Grunde die Situation, dass ein Zwegat-Klient vom anderen minder schweren Fall Geld geliehen bekommt.
Ganz so krass ist es nicht, weil Deutschland natürlich jede Menge Potenzial zur Einnahmensteigerung und zur Ausgabenreduzierung hat. Quasi ein Zwegat-Traum: da kann man viel machen, ohne gleich Insolvenz anmelden zu müssen oder eine Umschuldung vorzunehmen.
Ich denke da an die Kürzung von Renten und Pensionen, Kürzung von ALGII-Leistungen, Privatisierungen, Steuererhöhungen, Gehaltskürzungen im ÖD...
Dass natürlich noch viel zu wenig Feuer unter dem deutschen Dach ist, um solche Maßnahmen (außer den allgegenwärtigen Steuererhöhungen) auch durchsetzen zu wollen, ist aber auch klar. Im Fall von Griechenland sieht man ja, was der Druck der Straße bewirken kann: das in der Politik als "ambitioniertes Programm" bewertete Sanierungskonzept der Regierung ist IMHO eher als wachsweich zu betrachten - da hätte ich deutlich mehr griechische Eigenleistung erwartet.
"da hätte ich deutlich mehr griechische Eigenleistung erwartet."
Ich auch, aber warum sollten sie - die wachsweiche Lösung wurde ihnen doch von den hohen Herrn (incl. Dame) der "großen" EU-Staaten vorgegeben..
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Barroso scheint es ernst zu meinen mit dem "um jeden Preis".
Die EU-Kommission hat diese Nacht zur Rettung des Euro ein Rettungspaket geschnürt, dass die unvorstellbar gigantische Summe von 720 Mrd. € umfasst. Und das nur, um die Währung stabil zu halten.
Gewirkt hat es zunächst, der Euro liegt gerade um zwei Cent über seinem Wert von Freitag.
Zitat von Steffen Huber Ich denke da an die Kürzung von Renten und Pensionen, Kürzung von ALGII-Leistungen, Privatisierungen, Steuererhöhungen, Gehaltskürzungen im ÖD...
Auf diese Weise saniert man einen Betrieb aber keinen Staat. Ziehst du das alles so durch, sinkt die Investitionsquote, die Leute geben weniger aus, also es sinkt die private Investition und die staatlichen Einnahmen sinken. Was beim Privatmensch oder im Unternehmen ein Segen sein kann, das Gesundschrumpfen, ist beim Staat Rezession und Stagnation. In aller Regel bedeutet gerade das keinen Schuldenabbau. Wir werden das wohl am Beispiel der Griechen erleben. Und übrigens, warum haben wir diese exorbitanten Schulden in fast ganz Europa? Weil doch alle, von den Gewerkschaften bis zu den Finanzexperten, dazu geraten haben, aus der Rezession herauszuwachsen.
Aber wenn das so ist, wie du schreibst, DP, gibt es keine Rettung vorm Staatsbankrott, weder für Griechenland noch für - wenn auch Jahre später - Deutschland. Die Dreiviertel Rettungsbillion, von der nun die Rede ist, wäre Vorbote einer gigantischen Inflation, mit der die Bürger der Eurozone in nicht so ferner Zukunft enteignet werden.
Wie macht die Schweiz das eigentlich? Häuft man da auch solche Schuldenberge an?
Die Rettung besteht aus der Verschiebung; die Verschuldung wird immer weiter nach oben und der Schuldenabbau nach hinten verschoben. Das geht auch wunderbar solange die Kreditgeber glauben, dass es rein theoretisch möglich wäre den Betrag zu kontrollieren. Für diesen Glauben wurden die Stabilitätskriterien angelegt. Diese Kriterien wurden nun ad absurdum geführt und deshalb ist nun der Glaube weg. Und deshalb muss die Eurozone nun eine andere Glaubensrichtung anbieten; den Rettungsfonds. "Mein" Königsweg hier sähe so aus; sollten die Märkte dem Rettungsweg II glauben und über kurz oder lang Ruhe einkehren sollten stark verschuldete Länder wie Griechenland um-investieren, statt in Pensionen und Sozialhilfe in Strassen und Schulen. Die Geberländer sollten hier mithelfen, ähnlich wie China derzeit seine überschüssige Kohle in Afrika ausgibt. Apropos China, die könnte man vielleicht auch dazu bringen günstig im Euroland einzukaufen. Auf die Art kommt Deutschland vielleicht doch noch zu ihren griechischen Inseln. Natürlich sprechen wir hier von einem Prozess über 10-20 Jahre und ob der überhaupt politisch und kulturell durchzustehen ist ist wohl mehr als fraglich.
Die Staatsschuld (Bund und Kantone) beträgt etwa 220mrd Franken, wobei etwa die Hälfte davon auf den Bund und die andere Hälfte auf Kantone und Gemeinden entfällt. Das ist etwa 40% BIP. Die Schweiz wäre also ein Musterknabe in der Eurozone. Interessant ist, dass die Schulden sukzessive in den letzten Jahren abgebaut wurden: 2005 244mrd (45%BIP) 2006 231mrd (43%BIP) 2007 226mrd (42%BIP) 2008 223mrd (41%BIP)
Zählt man die Inflation hinzu ist der Grad der Verschuldung noch kleiner als die jeweils eingesparten Milliarden. Aber die Situation ist eine andere als in Deutschland, in der CH schaut man immer mit Argusaugen auf die Ausgaben und es ist sehr wohl ein öffentliches Thema ob eine Ausgabe sinnvoll ist oder nicht. In D ist es ja eher umgekehrt, soll eine Ausgabe abgeschafft werden wird nur der fehlende Service beklagt. Die Einsparung geht unter.
DP: ►"In D ist es ja eher umgekehrt, soll eine Ausgabe abgeschafft werden wird nur der fehlende Service beklagt. Die Einsparung geht unter."◄
Das ist wohl nicht zuletzt eine Folge der politischen Erziehung der letzten Jahrzehnte, wo Wahlgeschenke und Mehrausgaben auf Pump mit guten Wahlergebnissen belohnt wurden.
In Griechenland ist das ja noch viel Schlimmer. Man schätzt, dass durch die verbreitete Korruption dem Staat jährlich hohe zweistellige Millardensummen entgehen. Das fängt bei Ärzten an, die ihren Patienten die Wahl lassen entweder mit Rechnung und Steuer zu zahlen, oder ohne Rechnung und Steuer, dafür wesentlich billiger. Das geht über Betriebe, die sich aus einer gescheiterten Steuerprüfung einfach herauskaufen und endet nicht zuletzt bei den chronisch unterbeschäftigten staatlich bediensteten, die die Hälfte des Tages einer (lukrativen) privaten Tätigkeit nachgehen.
Mit einer wirksamen Korruptionsbekämpfung wäre Griechenland einen Großteil seiner Sorgen los. Es steht allerdings zu befürchten, dass die Gehaltskürzung im ÖD die Korruption dort noch erhöht.
Ja also ehrlich gesagt, was Griechenland angeht bin ich auch nicht sonderlich optimistisch. Ich finde den Enthusiasmus eines Nicolas Sarkozy ja erfrischend, aber wenn u.a. sein Land auf Dauer solche Patienten durchfüttern muss dann wird das nicht lustig.
100mrd sind ja nichts, wenn man sich jetzt schon den Fonds anschaut. Bevor da eine Reissleine gezogen wird wird da womöglich eine Billion verbrannt. Aber was noch schlimmer ist ist, dass von Solidarität oder Gemeinschaft dann keine Rede mehr sein wird. Dann wird sich wohl nur noch angegiftet.
Und das interessante ist, dass der Schirm zwar den Börsen geholfen hat, nicht aber dem Euro. Der ist nach anfänglichen Gewinnen von 1,30 $ wieder auf 1,28 $ gefallen und damit nichtmal 1 ¢ höher als am Freitag.