Das Problem lässt sich relativ leicht lösen, indem man die Banken verpflichtet, auf das Risiko des Geschäfts explizit und verständlich hinzuweisen. Meines Wissens wurde das mittlerweile auch gemacht.
Spock: Den Punkt wollte ich per edit auch noch ansprechen.
Bei den HRE-Klagen geht es m.W. genau darum, dass die Bank ihre Kunden über die Risiken nicht "explizit und verständlich" aufgeklärt hat. Wenn das usus wird, ist schon viel gewonnen.
Wählt der Kunde dann ein Produkt, über dessen Unkenntnis er sich bewusst ist, muss er darüber hinaus der Bank vertrauen können, dass sie zu seinem Wohl handelt. Soweit ich die SEC-Ermittlungen verstanden habe, soll genau das bei Goldman Sachs nicht so gewesen sein. Vielmehr soll die Bank mit dem Verkauf der Produkte ihr eigenes Wohl zu Lasten des Kunden gesucht haben.
"Wie gestern bekannt wurde, wirft die US-Börsenaufsicht SEC der Investmentbank Goldman Sachs vor, absichtlich Anleger betrogen zu haben. Danach pries das Bankhaus im Jahr vor dem Ausbruch der Finanzkrise Abacus 2007-AC1 benannte hypothekengedeckte Anleihen, so genannte CDOs an, verschleierte aber dabei, dass es mit dem Hedgefonds-Manager John Paulson zusammenarbeitete – einem Mann, der auf ein "Wipeout-Szenario" wettete und die undurchschaubaren Anlagen auf entsprechend wertloser Grundlage zusammenstellte.
Paulsons Rechnung ging auf und die Papiere verloren binnen neun Monaten 99 Prozent ihres Werts. Bei den Machenschaften entstand den Anlegern angeblich ein Schaden von über einer Milliarde Dollar, der zum allergrößten Teil in die Taschen des Hedgefonds-Managers floss." http://www.heise.de/tp/blogs/8/147452
ich weiß nicht auf welche HRE-Klagen Du Bezug nimmst, jedenfalls sind im Fall der HRE, Landesbanken, IKB die Kunden der 'Schrottpapiere' Profis. Profis, die sich offensichtlich blind auf Ratings verlassen haben.
Der Abacus-Fall (http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com...ottes-werk.html) sieht zwar etwas schräg aus, aber hier zweierlei: 1. hat GS inzwischen gesagt, dass sie nichts gegenüber den Ratingagenturen verschleiert haben, 2. pfeifen schon sein über fünf Jahren die Spatzen von den Dächern, dass der amerikanische Hypothekenmarkt zusammenbrechen muss. Paulson hat nur konsequent gehandelt und dafür ein Finanzprodukt gemacht. Wer es mit hohen Risiken (Kreditaufnahmen) gekauft hat in der Hoffnung, dass der Immomarkt einfach so weiterläuft, der müsste eigentlich bestraft werden.
Zitat Eine 70-jährige Oma, die eine sichere Anlage für ihren Notspargroschen sucht, wird man da sicher anders behandeln als einen 40-Jährigen Manager, der von sich behauptet, sich mit Derivaten auszukennen und der ein bischen zocken will.
Inwiefern anders? Warum anders? Beschiss ist Beschiss. Nichtbeschiss ist Nichtbeschiss. Und wo die Grenze bezüglich der Sonderbehandlung ziehen? Nur bei Geld als Ware? Oder auch bei Staubsaugern, Brötchen, Autos?
Zitat von LexxDP: "Nicht verstehen können" ist etwas Anderes als "nicht verstehen". Wenn jemand sich aus Fahrlässigkeit oder Desinteresse über ein Produkt nicht informiert, ist das eine Sache. Wenn die Produkte so kompliziert sind, dass man sie ohne Selbststudium nicht verstehen kann, ist das eine andere.
Interessanterweise gibt es da ein Phänomen, dass wenn sich im nachhinein der Kauf von Finanzprodukten deren Vorteilhaftigkeit herausstellt, die Kunden alle feststellen, dass sie praktisch Profis sind, eine gute Nase haben und sowieso alle institutionellen Anleger Dummköpfe sind. Erst wenn man feststellt dass die Produkte Verlust einfahren ist nicht die eigene Nase schuld, das Gespür oder die Ahnung sondern die böse Bank, die dem ahnungslosen Kunden hinterrücks schlechte Produkte andrehte.
►"Paulson hat nur konsequent gehandelt und dafür ein Finanzprodukt gemacht."◄
Das kann man bei einem chinesischen Billiganbieter von Babyspielzeug mit Blei in der Farbe und giftigen Weichmachern im Kunststoff auch sagen. Das macht es keinen Deut besser.
Zitat von SpockDas Problem lässt sich relativ leicht lösen, indem man die Banken verpflichtet, auf das Risiko des Geschäfts explizit und verständlich hinzuweisen. Meines Wissens wurde das mittlerweile auch gemacht.
Ich kenne keine Bank, die nicht explizit auf die Risiken beim Aktien- und Fondserwerb hinwies. Man braucht eben nicht nur einen Mund, ein Ohr wäre auch nicht schlecht zum Hören und Aufnehmen all der Informationen, die zum Erwerb komplizierter Finanzprodukte vonnöten sind. Zum Beschiss gehören immer 2.
Nun, einige der 'Lehmann-Omas' behaupten, nicht gewarnt worden zu sein. Aber man muss einem Sparkassenberater sicher zu Gute halten, den Bankrott einer ganzen US-Investmentbank nicht ernsthaft in Betracht gezogen zu haben. Aber wie du schon sagst, es gehören immer zwei dazu.
Wir sind aber auch ganz schön von Thema weg. Unsere Medien und Politiker werden ja nicht müde, das Desaster in die Schuhe der bösen Spekulanten zu schieben. Nun schreibt aber beispielsweise die FAZ, das Marktvolumen der Spekulanten sei auch endlich und ein Gros ganz normaler Marktteilnehmer geht aus Euro und griechischen Anleihen. Was nun? Da kommt als nächstes die hilflose Replik, die Spekulanten würden dem Markt aber eine fatale Richtung vorgeben.
Ist schon alles sehr durchschaubar. Man muss auch hier den Spekulanten in Wahrheit danken, dass nicht Lieschen Müller oder die mies arbeitenden Ratingagenturen das Desaster erst in fünf Jahren 'entdeckt' hätten. Die Folgen wären ja noch dramatischer. Obwohl, dann hätte man vielleicht nicht mehr so viel 'retten' können.
Spock: Die weltweiten Hedgefonds verwalteten Ende letzten Jahres ein Finanzvolumen von 1,2 Billionen €. (Tagesschau.de) Etwa 60% (ntv) bzw. 80% des Devisenhandels ist rein spekulativer Natur.
►"Da kommt als nächstes die hilflose Replik, die Spekulanten würden dem Markt aber eine fatale Richtung vorgeben."◄
Und was stimmt daran nicht? Wenn die Spekulanten von fallenden Eurokursen sprechen und den Negativtrend setzen gehen _natürlich_ auch viele andere Marktteilnehmer vom Euro weg. Die sind ja nicht blöd und nehmen die zu erwartenden Verluste in Kauf. Der Euro verliert zur Zeit fast 1 ¢ an Wert - jeden Tag!
Alles. - Was ist ein Negativtrend, wenn der $ steigt? - Marktteilnehmer (Fonds, Versicherungen, usw.) reagieren vor allem auf Statistiken, Analysen, Kommentare / Entscheidungen der Politiker. Professonelle Spekulanten reagieren auf diesselben Informationen, nur schneller.
Zitat über kurz oder lang Ruhe einkehren sollten stark verschuldete Länder wie Griechenland um-investieren, statt in Pensionen und Sozialhilfe in Strassen und Schulen.
In den Nachrichten wird gesagt, dass DAX und Euro nach dem Leerverkauf-Verbot weiter gefallen sind. Der Euro ist allerdings inzwischen zwei(!) Cent höher als gestern. Eine Trendwende?