Zitat von LexxEin Schauspiel sondergleichen kann man im Moment in Griechenland beobachten. Die Staatsbediensteten - die Griechen mit den lockersten und bestbezahlten Arbeiten - gehen auf die Straße um gegen die Kürzungen zu demonstrieren und zu streiken. Die Regierung weicht allerdings keinen Millimeter zurück, weil sie es nicht kann. Bleibt nur die Frage: Hält sie die Streik- und Protestwelle durch? Ist die Beteiligung vielleicht, wie in einigen Meldungen erwähnt wird, garnicht so groß wie man denken könnte? Oder stürzt Papandreou über den Volksprotest? Hintergrund: Etwa jeder vierte Grieche ist im Staatsdienst. Der Apparat ist total aufgebläht. Viele Beamte wie Lehrer arbeiten nur 2-3 Stunden am Tag und gehen danach Nebentätigkeiten nach. Trotzdem bekommen sie vom Staat ca. 40% mehr als privatwirtschaftliche AN, dazu 13. und 14. Monatsgehalt und Boni für Lappalien wie die Benutzung eines Computers oder das Beherrschen einer Fremdsprache oder (wie bei Förstern!) Arbeit im Freien. Deswegen treffen die ausgabenseitigen Sparmaßnahmen in erster Linie den öffentlichen Dienst: - Einstellungsstopp auf unbestimmte zeit - allgemeine Gehaltskürzung um 8% - Streichung des 14. Monatsgehalts - Deckelung der Weihnachts- und Urlaubszulage (früher 13. Monatsgehalt) - Auflösung unsinniger Gremien, etwa für die Verwaltung eines Sees, der vor 80 Jahren ausgetrocknet ist. Allein die Streichung/Deckelung der Zulagen soll 1,6 Mrd. € einsparen.
Was mir da noch fehlt ist eine modifizierte Pensionsregelung. Kann jawohl nicht wahr sein, dass die Griechen mit 60 in Rente gehen und sich diese Renten von den Europäern zahlen lassen, die dann bis 67 arbeiten müssen.
Also als Grieche würde ich mich schämen, bei solchen Zuständen auch noch auf die Strasse zu gehen. Da wäre ich ganz klein mit Hut.
- Die Renten werden pauschal gekürzt, - das Rentenalter wird angehoben, von 61 auf 63 Jahre (ohne Gewähr), - die Lebensarbeitszeit für Rentenansprüche wird von 37 auf 40 Jahre angehoben (wimre im ÖD).
Kurze Anmerkung dazu, wie mediale Wahrnehmung und Realität auseinander gehen können:
"Laut unabhängigen Umfragen griechischer Medien steht die Mehrheit der Bevölkerung hinter den harten Maßnahmen der Regierung. Lediglich 20 Prozent setzen demnach auf anhaltende Protestaktionen." http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenland724.html
(20% wollen protestieren, 25% sind im Staatsdienst - zufall?
Warum geben wir dann 30 Mrd. € aus, um die Währung stabil zu halten?
Die Kehrseite des billigen Exports sind teurere Importe (u.a. Gas und vor allem Öl!). Das muss man gegenrechnen. (die beiden obigen Zeilen stehen nicht im Zusammenhang)
Zitat von LexxWarum geben wir dann 30 Mrd. € aus, um die Währung stabil zu halten? Die Kehrseite des billigen Exports sind teurere Importe (u.a. Gas und vor allem Öl!). Das muss man gegenrechnen.
Wo hast du diese Zahl denn her? Und werden nicht viele Rohstoffimporte in Euro beglichen? Mindestens Iran und Norwegen begleichen ihre Lieferungen in Euro, da gibt es keine Einbussen.
Begründung: Sie verstößt gegen den Maastrichter Vertrag und die Ankündigung, Deutschland "müsse und dürfe" nicht für andere EU-Länder zahlen vor der Einführung des Euro.
DP: Rohöl wird in Dollar gehandelt. Durch die Abwertung des Euro wird also Rohöl für uns teurer. Damit verteuert ein schwacher Euro nicht nur die Lebenshaltungskosten der Bevölkerung (Heizung, Sprit), sondern auch die Produktionskosten (Transporte per LKW, Rohöl als Rohstoff für Kunststoffe, Energieaufwand). Zudem muss man feststellen, dass nur 25% unserer Exporte nach außerhalb der Eurozone gehen. Der "billigere Exporte"-Effekt trifft also nur 1/4 aller Ausfuhren. Demgegenüber stehen bei allen produzierten Waren höhere Stückkosten sowie eine verringerte Kaufkraft der Bevölkerung und damit sinkende Nachfrage im Binnenmarkt.
Gut, meine Zahlen sind veraltet. Inzwischen liegt die Summe nicht bei 30 Mrd. €, sondern bei 110 Mrd. €.
Warum geben wir dann 30 Mrd. € aus, um die Währung stabil zu halten?
Ach so, du deklarierst die Hilfen für Griechenland einfach mal so als Währungsstabilisator. Nun ich denke weit wichtiger als ein stabiler Euro ist die Zahlungsfähigkeit der Griechen aufrecht zu erhalten. Sonst werden deren Anleihen mit einem mal wertlos was eine Bankenkrise auslösen würden, gegen die die Lehman Pleite ein harmloses Geplänkel wäre.
DP: Die Stabilität der Währung ist DER Grund, der hierzulande für die Griechenlandhilfe angeführt wird. Wenn es um die Abwendung wirtschaftlicher Schäden ginge, müssten wir auch Großbritannien in Betracht ziehen. Das wird dieses Jahr ein Defizit von 12% des BIP haben. Davon ist aber keine Rede.
die Zahlungsfähigkeit der Griechen und der Euro verhalten sich durch die Vertragslage in der EU wie kommunizierende Röhren.
GB interessiert da nicht weil nicht im Euro.
Schönes Wochenende WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
WRL: DP argumentiert doch, dass es gerade NICHT um die Währungsstabilität geht, sondern um die Sicherung der Invesitionen (Kredite). Dann müsste GB mindestens ebenso interessieren.
Tut es aber nicht, ergo: Es geht doch um die Währungsstabilität.
"'Wir werden den Euro verteidigen, was immer es kosten mag', kündigte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso an."
Der EU geht es um Währungsstabilität! Sie will die "weltweit organisierte Attacke gegen den Euro" (J.C. Trichet) abwehren und die mögliche Entwertung bis hin zur Dollar-Parität verhindern. Deswegen wirft sie jetzt einen guten Teil der früheren Prinzipien über Bord. Die EU-Kommission soll Kredite aufnehmen und an schwächelnde Länder verteilen können. Die EZB akzeptiert inzwischen auch Schrott-Anleihen wie die Griechenlands für die Geldausgabe. Damit ist/wird die "no bailout"-Klausel des Maastricher Vertrages faktisch außer Kraft gesetzt. Im Gegenzug sollen die Defizitverfahren verschärft werden.
Ist hier "der Zweck heiligt die Mittel" angebracht? Sind diese Maßnahmen gerechtfertigt, nur um die Euro-Stabilität zu sichern? Oder ist der Schaden für den Stabilitätspakt am Ende größer?
Zitat "'Wir werden den Euro verteidigen, was immer es kosten mag',
Das ist ja mal eine coole These. Als würde Rainer Kalmund sagen, ich komme auf mein Idealgewicht, was auch immer ich dafür fressen muss.
Erfolgreiche Spekulationen gegen den Euro sind nur möglich durch überbordende Schulden der Mitgliedsländer. Man wird den Euro kaum durch neue Schulden, auch nicht im anderen Gewand, stabil halten können.