DP schrieb am 25.04.2008 17:30
Allein die Diskussion über die Prinzipielle Gleichwertigkeit des Lebens in DDR und Bundesrepublik lässt erahnen, dass der Autor im Welt Beitrag ins Schwarze getroffen hat.
Von prinzipieller Gleichwertigkeit habe zumindest ich nicht gesprochen. Ich spreche vom Individuum und seinen realen Lebensumstaenden - aber Individuum und Realitaet zaehlen bei manchen Ideologen halt nicht viel *achselzuck*
dewo schrieb am 25.04.2008 20:32
Ost-Kunz konnte sich kein Exotenobst kaufen weil keines da war. Basta, End of Story!
Ich hab nichts anderes behauptet.
Zitat:
West-Kunz hätte es sich sehr wohl kaufen können, wenn er denn so wild darauf war, daß er dafür gespart hätte.
Ja, die gabs auch - hab ich doch erwaehnt (u.a. am Beispiel "7 Tage Aepfel statt 1 Tag Exotenobst").
Aber auch solche, die sich das ersparen mussten, waren nicht grad in der Lage, auch noch Ossis mit Luxus zu versorgen.
Zitat:
Es war nämlich immer welches da.
Exotenkram gabs eher selten und dann auch nicht grad immer in guter Qualitaet.
Apfelsinen, Mandarinen und Co. waren zumindest in den frueheren Jahrzehnten, die ich erwaehnte, eher nur "Weihnachtsobst". Aber das nur btw...
Spock schrieb am 25.04.2008 20:36
Die Bananen waren auch schon in den 80er, vor der Wiedervereinigung billiger als die Äpfel. Orangen kosteten ungefähr gleich viel wie Äpfel. Also konnte sich der einkommensschwache Wessi paradoxerweise sogar eher ein Kilo Bananen als ein Kilo Äpfel leisten.
Ich sprach von den 60/70/80ern und nicht vom letzten Jahr der 80er. Insofern ist deine Behauptung dummes Zeug.
Zitat:
Aber wenn man sich mit der Bananendiskussion aufs Hamsterniveau begibt, wird man erst richtig zugemüllt.
Ich sprach von den 60/70/80ern und nicht vom letzten Jahr der 80er. Insofern ist deine Behauptung dummes Zeug.
Du halluzinierst inzwischen wohl schon? Wo schreibe ich was von 'letzten Jahr der 80er'?
Davon abgesehen ist es ein wesentliches Merkmal der Marktwirtschaft, dass sich Preise bilden, die nicht jeden Marktteilnehmer eine positive Kaufentscheidung treffen lassen. Das hat was mit Grenznutzen zu tun. Wäre das nicht so, wären Preise weitestgehend sinnlos.
In der Planwirtschaft ist das im Prinzip genauso. Dort werden ja die Preise und Einkommen von irgendwelchen Instanzen festgelegt und auch nicht jeder Insasse einer Planwirtschaft kann sich alles leisten. Damit die Insassen deswegen nicht gegen die Festleger aufmucken, erzählt(e) man ihnen tolle Stories vom heute viel arbeiten und morgen dafür besser leben oder gar vom Kommunismus, in dem für alle von jedem genug da sein wird, ganz ohne Geld.
Aber das alles weiß ja hier im Grunde jeder außer Hamster und vielleicht Lexx, der sich offenbar kleinlaut aus der Diskussion ausgeklinkt hat.
Wenn du meinst, in den 60/70/80ern waren alle Deutschen betucht benug, um es sich leisten zu koennen, ihre Ableger studieren zu lassen, in Europa herumeiern zu lassen und ihnen auch noch ein Auto&Haltung zukommen zu lassen, dann haettest du aus dieser/deiner Sicht sicher Recht mit deinem Widerspruch. Und dann waeren natuerlich auch Markenkaffee/-jeans, Bananen und Orangen kein Problem gewesen.
Aber was du da schilderst, traf in der besagten Zeit nur auf eine Minderheit in D zu und auf die Mehrheit eben nicht. I.Ue. musste man nicht mal richtig arm sein, um in die Betroffenengruppe zu gelangen - da reichte schon die Ueberlegung, ob man fuer die Kids drei Bananen kauft oder lieber ein paar Pfund Aepfel, die bis zum naechsten Wochenmarkt reichten. Usw. Fuer damals voellig normal.
Zitat:
Was allerdings stimmt, ist, dass die Ossies dachten, das gäbe es alles umsonst
Eben das sprach ich damit auch an. Viele glauben das immer noch - allerdings scheint es auch Wessis zu geben, die glauben, damals gabs fuer alle Wessis alles umsonst
wh
Du schließt immer von Deinem Millieu auf das Ganze.
Könnte das damit zu tun haben, dass Du nie über W-Hamsterhausen herausgekommen bist?
werhamster schrieb
Nicht jeder hat frueher die Ossis als viel aermer dran seiend betrachtet, wenn ich nach Erinnerungen gehe, wo das Ossi-Gejammer dann auch mal kommentiert wurde mit: "Ich kann mir keinen Markenkaffee leisten, aber denen drueben soll ich welchen schicken", "Meinen Kindern muss ich billige DDR-Jeans aus dem Katalog kaufen aber Erna aus der Zone will Markenjeans von mir", "Was nuetzen uns im Westen die Bananen, wenn wir sie uns nicht leisten koennen?", usw.
Das les ich ja jetzt erst.
Very strange.
Klar gab es zu allen Zeiten Sozialhilfeempfänger.
Die waren aber kein Maßstab.
Mich gruselt`s, wenn ich solche Storys aus w.`s Welt lese.
Ich sprach von den 60/70/80ern und nicht vom letzten Jahr der 80er. Insofern ist deine Behauptung dummes Zeug.
Du halluzinierst inzwischen wohl schon? Wo schreibe ich was von 'letzten Jahr der 80er'?
Ich bezog mich auf dein "...in den 80er, vor der Wiedervereinigung..."
Ok, das koennte auch mehrere Jahre bedeuten - hast Recht.
Aber die 60/70er wurden dennoch unterschlagen.
Zitat:
Davon abgesehen ist es ein wesentliches Merkmal der Marktwirtschaft, dass sich Preise bilden, die nicht jeden Marktteilnehmer eine positive Kaufentscheidung treffen lassen. Das hat was mit Grenznutzen zu tun. Wäre das nicht so, wären Preise weitestgehend sinnlos.
In der Planwirtschaft ist das im Prinzip genauso. Dort werden ja die Preise und Einkommen von irgendwelchen Instanzen festgelegt und auch nicht jeder Insasse einer Planwirtschaft kann sich alles leisten. Damit die Insassen deswegen nicht gegen die Festleger aufmucken, erzählt(e) man ihnen tolle Stories vom heute viel arbeiten und morgen dafür besser leben oder gar vom Kommunismus, in dem für alle von jedem genug da sein wird, ganz ohne Geld.
Aber das alles weiß ja hier im Grunde jeder außer Hamster
Nee, grad der Hamster weiss das und bestreitet das nicht. Aber diese pauschalen, theoretischen, ideologischen Bewertungen der Systeme bzw. Kollektive hat nichts mit den relativen, praktischen, individuellen Lebensrealitaeten einzelner Menschen/Gruppen zu tun, von denen ich sprach.
Kodo schrieb am 27.04.2008 11:57
Du schließt immer von Deinem Millieu auf das Ganze.
Noe, das grad nicht. Im Gegenteil.
Zitat:
Könnte das damit zu tun haben, dass Du nie über W-Hamsterhausen herausgekommen bist?
...
Klar gab es zu allen Zeiten Sozialhilfeempfänger.
Die waren aber kein Maßstab.
SoHis gabs auch damals schon, wenn auch noch nicht in dem Ausmasz, wie heute.
Es gab auch Arbeiterfamilien. Zumeist "kleine" Rentner. Kinderreiche. Usw.
Und die waren halt alle nicht betucht genug, sich staendig Luxus leisten zu koennen - und schon gar nicht, auch noch die Ost-Sippe mit Luxus zu versorgen.
Keine Ahnung, was so schlimm daran ist, wenn man die Lebensrealitaeten von Millionen erwaehnt.
Mir ist noch niemand begegnet im Westen, auch keine Sozialhilfeempfänger, der DDR-Jeans trug oder sich keine Banane - ein Grundnahrungsmittel- leisten konnte.
Wo soll es überhaupt DDR-Jeans gegeben haben?
Kann mich aber erinnern, dass ich ca. 1976 mal einen kleinen Küchenschrank bei Quelle kaufte.
Auf der Rückwand stand VEB-Irgendwas.
Habe den Schrank sofort auf Abhöranlagen und Minenfelder untersucht.
War aber nix.
Stattdessen war er sehr stabil und billig und passte haargenau in meine kleine Küche.
Kann mich aber auch gut daran erinnern, dass ich gleichzeitig Bananen aß und Jacobs-Kaffee trank.
Sogar Wein.
Die Urlaube damals verbrachte ich in Griechenland, Spanien und Marokko.
Obwohl ich wesentlich weniger verdiente als heute.
Kodo schrieb am 27.04.2008 14:27
Banane - ein Grundnahrungsmittel
Bananen waren weder in der BRD noch in der DDR Grundnahrungsmittel, du Scherzkeks
Zitat:
Wo soll es überhaupt DDR-Jeans gegeben haben?
Da, wo es auch DDR-Schraenke gab?!
Zitat:
Kann mich aber erinnern, dass ich ca. 1976 mal einen kleinen Küchenschrank bei Quelle kaufte.
Und wenn ein anderer noch nie einen VEB-Kuechenschrank bei seinen West-Mitbuergern gesehen hat, waere deine Erzaehlung von deinem VEB-Schraenkchen dadurch ein Maerchen?!
Und ob und welche Reisen du dir leisten konntest oder kannst, hat und hatte nichts damit zu tun, dass es eben andere Leute gab und gibt, die das nicht koennen.
Exotenkram gabs eher selten und dann auch nicht grad immer in guter Qualitaet.
Apfelsinen, Mandarinen und Co. waren zumindest in den frueheren Jahrzehnten, die ich erwaehnte, eher nur "Weihnachtsobst". Aber das nur btw...
wh
Die Saison für diese Früchte beginnt im Spätherbst und endet im Frühjahr.
Jedenfalls für Importware.
Vor Ort ist das anders.
Außerhalb der Saison stimmt die Qualität nicht mehr.
Jetzt werden die Orangen trocken.
Kodo:
"Wo soll es überhaupt DDR-Jeans gegeben haben? "
Bei mir in der 1972 Leipziger Messe. Ohne solche Goodies waeren wir nie durch die Messe gekommen. Schrauben, Platten, Arbeitskraefte?-- Jeans.
Auch Maedchen konnte man sich kaufen fuer die, die daran interesseirt waren, mit jeans. Um Wisecracks zu vermeiden. Ich hatte mir vorgenommen, im Osten nie schattige Geschaefte zu machen. Maedchen und Currency Geschaefte waren fuer mich ein No-No. Einige meiner Kollegen sind da in tiefe Schwierigkeiten gekommen, und die Firma laesst dich fallen wie eine heisse kartoffel. Kein Krach mit den Autoritaeten war die Devise.
Mit Jeans hat's alles gegeben, auch das, was im Intershop nicht verfuegbar war.
das waren aber keine DDR-Jeans, das waren Levis - oder für den Pappa Nyltest-Hemden. Da waren die Leipziger (und die meisten anderen DDR-ler ganz verrückt danach.
Das mit den Devisengeschäften kann ich bestätigen: Ein Freund von mir hatte auf dem Ku-Damm in einer offiziellen Wechselstube vor einem Ostberlin-Besuch ein paar Ostmark eingewechselt und sie glücklicherweise nicht mitgenommen. Am Bahnhof Friedrichstrasse wurde er durchsucht bis unter die Unterhosen - ganz gezielt nach Geld....
Dazu muss man noch wissen, dass Jeans in der DDR bis weit in die 70er hinein offiziell verpönt waren. Wer zu Zeiten, als meine Eltern Abi machten, mit Jeans in die Schule kam, musste mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.
Erst mit der Liberalisierung und dem Aufschwung der Honecker-Ära Mitte der 70er liberalisierte man das und produzierte auch Jeans nach Plan in den VEBs (Die konnten in Qualität und Image mit Levis nie mithalten, aber immerhin...).
Das zeigt ein weiteres für mich sehr negatives Merkmal der Planwirtschaft: Alles, was sie nicht produziert, wird mit irgendwelchem ideologischen Trara begleitet (die Planer müssen ja begründen, warum sie Artikel X oder Y trotz Nachfrage nicht vorhalten). Planwirtschaft und totalitäre Ideologie gehören zusammen, bedingen sich.