Ich will Martin nicht vorgreifen, aber ein wichtiger Grundsatz der QM ist zu wissen, dass man nie 100% Qualität erreicht. Nur aus dieser Prämisse heraus begreift man, dass QM ein ständiger *Prozess* zum Anstreben (aber sicher nie völligem Erreichen) der perfekten Produktionskette ist.
kater_5 schrieb am 22.05.2008 14:37
Das glaubst Du jetzt nicht alles wirklich, oder ?
Gruss
Kater
Ja, sogar sehr. Dass so manche QMS auf ihre Zertifikate schreiben, dieses aber nicht leben ist kein Argument dagegen. So habe ich auch von Insidern gehört, dass bei einer Automobilfirma in meinem Raum Abteilungsleiter bewusst gegen Q-Vorgaben verstoßen haben und ihre Mitarbeiter entsprechend angewiesen haben - mit entsprechendem Ergebnis am Ende.
Umetikettieren von Ware ist Sabotage. Wenn man will, kann man auch das in einem QMS addressieren. Vielleicht sollte aber einfach der Gesetzgeber dafür seinen Strafrahmen erweitern.
Ansonsten denke ich, dass Du einfach nicht weißt, was ein QMS ist. Es soll ja Leute geben, die meinen ein Zertifikat an der Wand ist ein QMS. Immerhin gab es vor nicht allzu langer Zeit hier im Forum fast Konsens, dass McDonalds im Vergleich zu den Döner-Buden einen klaren Qualitätsvorsprung hat. Die Lebensmittelkontrolle sieht das so ähnlich.
Was Deine Erfahrung aus der Automobilindustrie angeht kann ich nur zwei Dinge sagen: 1. Die Japaner haben über ihre Qualitätsoffensive ihren Markterfolg begründet. 2. Ich weiß von zwei in der Zulieferbranche tätigen Brüdern, wie sehr dort das Qualitätsmanagement im Argen liegt. Und, dort, wo es gut implementiert ist, sind die Betriebe äußerst erfolgreich.
Ich glaube, Birkel ist kein gutes Beispiel in der Diskussion. Es gibt Hinweise, dass im sogenannten Birkel-Skandal Verfehlungen der Firma verschleiert worden sind, und das Land B-W über den Tisch gezogen worden ist.
...während ich lediglich argumentiere, dass beide nicht Fehlersicher sind.
Das ist nix als Werhamsterei - quälendes Breittreten einer Binsenweisheit.
Wenn Deinesgleichen die Binsen nicht zur Kenntnis nehmen/nehmen wollen/nehmen koennen, muss man sie euch manchmal sogar um die Ohren hauen
Zitat:
Natürlich ist letztlich nichts in diesem Universum 100%ig fehlersicher und am Ende auch das beste QMS eines Discounters eine Aufwand-Nutzen-Abwägung. Würde hier gar niemand auch nur im Ansatz bestreiten.
Doch, du:
Zitat:
Spock schrieb am 18.05.2008 13:34 Discounter wie Aldi haben auseklügelte effitziente Logistikketten gepaart mit hohen Durchsätzen in den Läden. Dort wird nichts alt.
Wie oft kam es schon vor, dass hier jemand dein ewig blödes Geschwurbel mal wörtlich nahm und du in tausend wenn und aber flüchtetest?
Jeder, außer dir und Lexx weiß auch, dass meine Aussage 'Dort wird nichts alt' allgemeine Erfahrung und Anspruch, aber längst keine 100%ige Unfehlbarkeit meint.
ich weiss leider durchaus was ein QMS sein kann, was es meistens ist und wo seine Schwächen liegen. Ich habe mir so manche blutige Nase geholt, als ich diese kontinuierlichen Verbesserungen eingefordert habe und vor allem auch gefordert habe, dass sie Teil des Konzepts werden.
Von daher weiss ich leider auch, was in vielen Fällen der Grund für die Einführung eines QMS Systems ist, in Deutschland würde ich mal frech behaupten, dass der Hauptgrund die jährliche Pannenstatistik des ADAC war, auf der man nicht auffallen will. Aber jetzt hat man ja einen anderen Weg gefunden, dort zu glänzen. Ansonsten führt man es halt ein, weil die Kunden (meistens andere Firmen) das fordern. Und natürlich, um bei evtl. Klagen ein QMS nachzuweisen. Wobei in dem Falle das Ziel eben nicht die Optimierung der Qualität ist, sondern das QMS optimal so auszulegen, dass es möglichst wenig Arger macht und man im Zweifelsfall gerade so davonkommt.
Davon abgesehen kann das beste QMS nur das optimieren, was auch erfasst wird. Man kann problemlos 20% Ausfall liefern, wenn man einen Parameter zu erfassen vergisst.
Bei den Lebensmittelhändlern sehe ich aber nicht, dass Qualität tatsächlich aus innerem Antrieb ein Ziel ist. Ziel ist es vor allem, dass die Ware gut aussieht. Und damit ist jedes noch so ausgefeilte QMS System zum Scheitern verurteilt.
Davon abgesehen kann das beste QMS nur das optimieren, was auch erfasst wird. Man kann problemlos 20% Ausfall liefern, wenn man einen Parameter zu erfassen vergisst.
Aus dem Grund ist ja richtige QM nie das Abarbeiten eines starren Regelwerkes, sondern ein nicht endender dynamischerProzess, wie ich schon zu erklären versuchte.
Zitat:
Bei den Lebensmittelhändlern sehe ich aber nicht, dass Qualität tatsächlich aus innerem Antrieb ein Ziel ist. Ziel ist es vor allem, dass die Ware gut aussieht. Und damit ist jedes noch so ausgefeilte QMS System zum Scheitern verurteilt.
Dass du hier Unsinn schreibst, weißt du selbst. Das optische Erscheinungsbild ist sicher EIN Zielparameter des QM eines Lebensmittelhändlers. Ein Zielparameter höherer Priorität ist aber mit Sicherheit die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Ware. Ich sehe nicht, dass sich diese beiden Ziele grundsätzlich widersprechen müssen und warum deswegen das ganze QMS scheitern sollte.
Davon abgesehen ist Qualität 'aus innerem Antrieb' immer ein Ziel, nämlich zur Sicherung des Geschäftsergebnisses. Wer zweimal Fleisch bei Aldi gekauft hat, das spätestens in der Pfanne beginnt schlecht zu riechen, wird es kein drittes Mal tun, sondern eher seinem Umfeld von diesem Erlebnis erzählen.
kater_5 schrieb am 23.05.2008 12:19
Von daher weiss ich leider auch, was in vielen Fällen der Grund für die Einführung eines QMS Systems ist, in Deutschland würde ich mal frech behaupten, ...
Über den 'wahren' Grund, warum ein QMS eingeführt wurde, zu spekulieren, ist Selbstbeweihräucherung. Tatsache ist, dass ein Automobilzulieferer ohne QMS keine Aufträge bekommt, und bei mangelhafter Lieferung als Zulieferer erst abgestuft wird, und dann herausfliegt. Ohne Einbindung von Lagerhaltung, Auftragsbearbeitung, Angebotserstellung, Optimierung der Maschinenauslastung in ein QMS wird er bei engen Margen auch nicht lange überleben. In meinem Bereich ist das QMS gesetzliche Anforderung, ganz simpel.
Zitat:
Bei den Lebensmittelhändlern sehe ich aber nicht, dass Qualität tatsächlich aus innerem Antrieb ein Ziel ist.
'Sehen' tut man den inneren Antrieb selten. Und Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit einem Lebensmittelhändler dürftest Du selten haben.
Zitat:
Ziel ist es vor allem, dass die Ware gut aussieht. Und damit ist jedes noch so ausgefeilte QMS System zum Scheitern verurteilt.
Das verstehe ich nicht. Was ist falsch an gut aussehender Ware, abgesehen davon, dass dies nicht das einzige Kriterium ist? Vermutlich meinst Du Frischware, aber ich erinnere mich an eine Initiative von Märkten, die Preise ausgelobt hatten, falls abgelaufene Ware gefunden wird
"'Sehen' tut man den inneren Antrieb selten. Und Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit einem Lebensmittelhändler dürftest Du selten haben. "
Nun, die Ereignisse bei Real Kauf haben doch wohl gereicht, um eine Meinung über die wirklichen Ziele im Lebensmittelhandel zu begründen. Um so mehr, als Real Kauf ja wiederholt mit solchen Qualitätsmängeln aufgefallen ist.
Aber auch die jüngsten Berichte von Wallraff (unabhängig was man sonst von ihm halten mag) haben wohl deutlich genug gemacht, was hinter den heeren Versprechen wirklich steht.
"Ein Zielparameter höherer Priorität ist aber mit Sicherheit die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Ware."
Alleine die oben genannten Ereignisse zeigen, dass Du da einer Illusion aufliegst.
Alleine die oben genannten Ereignisse zeigen, dass Du da einer Illusion aufliegst.
Aha, Kater, wie ist es denn stattdessen?
Verkauft wird, was irgendwo rumliegt und ob das Zeugs noch unbedenklich ist, ist Glückssache oder wie? Und auf diese Weise läuft ein Laden wie Aldi über Jahrzehnte, macht Milliarden Umsatz, wälzt also unzählige Tonnen an Lebensmitteln um und hat nicht wenigstens einen Lebensmittelskandal am Hals.
Na gut, soll jeder glauben, was er will.. Mir ists egal. Es ist ein Unterschied, ob man kritisch durchs Leben geht und auch durchaus das Aldi-Schnitzel genau anguckt, bevor es im Korb landet oder ob man über alles undifferenziert am rummosern ist.
kater_5 schrieb am 22.05.2008 22:20
"Würde hier gar niemand auch nur im Ansatz bestreiten. "
Na, da hat sich Martins Beitrag aber ganz anders angehört.
Gruss
Kater
Genau deswegen habe ich in "Werhamster"-Manier, wenn du es so nennen willst, bestanden. Normalerweise muss man Binsen nicht weiter nennen und darauf eingehen, aber hier in diesem Forum ist eben nichts mehr sicher. Da werden auch Selbstverständlichkeiten schonmal geleugnet.
Mal gucken, ob jemand einen persönlichen Angriff gegen mich bastelt
"Jeder, außer dir und Lexx weiß auch(...)"
Lassen wir doch einfach mal diese Sticheleien. Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt.
Ein QMS einer großen Kette muss sogar sehr gründlich sein. Ein Fehler von 0,01% bedeutet beim Metzger um die Ecke vielleicht eine Scheibe Wurst, beim Discounter bedeutet es eine ganze Filiale oder mehr.
Aber warum so theoretisch? Werden wir doch mal ganz konkret: Das QMS endet in der Filiale mit Vorschriften, wie lange Salat, Obst usw. liegen darf, wann das Zeug weg muss usw. Letztlich liegt es dann an den Mitarbeitern das auch entsprechend umzusetzen.
Resultat: Bei uns wird kein Eierkarton mitgenommen, ohne überprüft zu haben, dass die Eier auch noch ganz sind...und zwar aus gutem Grund.
Und es wird kein Salat mitgenommen, ohne ihn auf angewelkte Blätter überprüft zu haben....und zwar aus gutem Grund.
Auch Obst und Gemüse wird selbstverständlich vorher begutachtet und nicht einfach blind in den Einkaufswagen gepackt...und zwar aus gutem Grund.
Auch Fleisch wird optisch kontrolliert, bevor es im Wagen landet....und zwar aus gutem Grund. Und der gute Grund nennt sich Erfahrung.
Es gab bei unserem Discounter schon mehr als einmal kaputte Eier im Karton. Auch angewelkten Salat konnte man mehr als einmal vorfinden und Fleisch, das nicht mehr wirklich gut aussah.
Und was will ich damit sagen?
Ein QMS ist nicht nur nicht unfehlbar, es lässt die Mängel auch nicht zu einer rein theoretischen, praktisch vernachlässigbaren Größe werden, wie es dieser Ausdruck "dass man nie 100% Qualität erreicht." vermuten lassen könnte. Sondern sie kommen im alltäglichen Leben durchaus vor.
Womit ihr Recht habt ist, dass ein QMS weitgehend gegen Pfusch der Lieferanten schützt - im Gegensatz zum Restaurant und der Dönerbude und im Zweifel auch des Metzgers um die Ecke.
Lassen wir doch einfach mal diese Sticheleien. Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt.
Ja, das war gestichelt, ich gebe es zu!
Man sollte sich auch die Erdbeeren (Saison!) immer gut angucken! Auch bei Aldi. Das ändert aber nichts daran, dass dort die Qualität professionellen Kontrollen unterliegt, die Gesundheitsgefahren für den Verbraucher weitestgehend ausschließen.
Wer 100% Sicherheit wollte, dürfte sich ja in kein Flugzeug mehr setzen. Das Restrisiko ist immer da, trotz bestem QMS.
Meinetwegen können wir uns auch darauf einigen, dass bei den allermeisten Metzgern die Hygiene stimmt, auch wenn sie kein explizit deklariertes QMS haben (obwohl sie unbewusst sehr viele QMS-Methoden anwenden).
Ausgangspunkt des Disputs war für mich die von Kodo eingebrachte These: Discounter / Supermärkte = Immer Müll vs. Bauern und Direktverkauf = Immer Top.
Spock: "Man sollte sich auch die Erdbeeren (Saison!) immer gut angucken! Auch bei Aldi. Das ändert aber nichts daran, dass dort die Qualität professionellen Kontrollen unterliegt, die Gesundheitsgefahren für den Verbraucher weitestgehend ausschließen. "
Seh ich auch so.
"Wer 100% Sicherheit wollte, dürfte sich ja in kein Flugzeug mehr setzen."
Das meinte ich ja gerade vorhin:
In Bezug auf etwa "Gesundheitsgefahren" wird das QMS vermutlich tatsächlich so gute Arbeit leisten, dass die Gefahr praktisch vernachlässigbar ist. Was angewelkten Salat und kaputte Eier angeht dagegen nicht.
"Ausgangspunkt des Disputs war für mich die von Kodo eingebrachte These: Discounter / Supermärkte = Immer Müll vs. Bauern und Direktverkauf = Immer Top. "
Die stimmt natürlich nicht, jedenfalls nicht so, wie du sie darstellst. So wie man das liest klingt das aber eher nach einer Aussage über die Qualität des Fleisches (Inhaltsstoffe, Verarbeitung, Rohmaterial) selbst, nicht die Qualität seiner Behandlung (Frische, Hygienischer Zustand).
Dazu haben wir noch überhauptnichts gesagt (außer PM).
Spock schrieb am 23.05.2008 14:50
Man sollte sich auch die Erdbeeren (Saison!) immer gut angucken! Auch bei Aldi. Das ändert aber nichts daran, dass dort die Qualität professionellen Kontrollen unterliegt, die Gesundheitsgefahren für den Verbraucher weitestgehend ausschließen.
Ich weiss gar nicht warum Du den Aldi hier so vehement verteidigst. Keine Aldi Filiale würde eine Hygiene Kontrolle einer mittleren Imbissbude überleben, keine einzige. Was da in der Gemüse- und Obst Abteilung so rumgammelt ist echt übel. Ich wette mit Dir um was leckeres, dass ich in jeder Aldi Filiale der Welt schimmligen Mist finde. Das liegt vielleicht nicht am Lieferanten oder Lagerist sondern an der Tatsache, dass nur 3 Verkäuferinnen einen riesen Laden schmeissen müssen und die Obstschachteln nur einmal am Tag drankommen, mag sein, das ändert aber nichts am Endprodukt.
Und dass der Rest, also das Eingeschweisste, in Dosen und Gläsern gereichte nicht ähnlich aussieht verdanken die Grbrüder Albrecht der fortgeschrittenen chemischen Lebensmittelindustrie, die sich an Aldi, Lidl und Co dusslig verdient wegen der verabreichten Konservierungsmittel.