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Dieses Thema hat 189 Antworten
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Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

26.08.2008 23:32
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten

Zitat:

Lexx schrieb am 26.08.2008 23:12
Russland hat Abchasien und Südossetien als unabhängige Staaten anerkannt!

Das ist die Meldung des Tages. Damit sind weitere Konflikte vorprogrammiert, denn jede Abmachung und jeder Vertrag, der zwischen Russland und den Provinzen geschlossen wird verletzt automatisch die Souveränität Georgiens.

Damit ist die Georgien-Angelegenheit in der EU wieder in Bewegung gekommen. Wo führt das ganze noch hin?




Ja, wo laufen sie denn?

Interessant wird jetzt sein, wer die beiden Russia-Zwergstaaten anerkennt.
Und vor allem, wie Russland wieder aus diesem Rausch herausfindet.

Letztlich wird aber die Frage, ob Kater`s bessere Hälfte sich mit ihrem Audi A6 durchsetzen kann, das Forum weiter umtreiben.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

27.08.2008 09:05
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten

Zitat:

Kodo schrieb am 26.08.2008 23:32

Interessant wird jetzt sein, wer die beiden Russia-Zwergstaaten anerkennt.



Kosovo ganz bestimmt.

Zitat:

Und vor allem, wie Russland wieder aus diesem Rausch herausfindet.



Naja, die Nachschubverbindung an die Ostfront ist jedenfalls unterbrochen: Russland will Afghanistan-Kooperation mit Nato auf Eis legen

kater_5 Offline

Besucher

Beiträge: 1.018

27.08.2008 09:13
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
"Letztlich wird aber die Frage, ob Kater`s bessere Hälfte sich mit ihrem Audi A6 durchsetzen kann, das Forum weiter umtreiben."

Na, bis November/Dezember wirst Du noch warten müssen.

Gruss
Kater
DP Offline



Beiträge: 5.248

27.08.2008 09:41
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten

Zitat:

Kodo schrieb am 26.08.2008 23:32

Interessant wird jetzt sein, wer die beiden Russia-Zwergstaaten anerkennt.





Ich vermute mal, dass es da einen russischen Masterplan gibt; erst die Unabhängigkeit der russisch-georgischen Teile, dann Eingliederung in die Russische Föderation. Dass die Russen auf ihren Teil Nordabchasiens- oder Ossetiens verzichten zugunsten zweier neuer unabhängiger Zwergstaaten halte ich für ausgeschlossen.
Kommt es so, braucht es keine Anerkennung mehr.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

28.08.2008 00:11
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
Das denke ich auch. Zumindest bei Südossetien deutet alles auf diesen Plan hin - die meisten haben eh schon russische Pässe und die Regierung strebt den Anschluss an.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

31.08.2008 18:57
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
Kürzlich hatte der Moskauer ARD-Studioleiter Thomas Roth die Gelegenheit, den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin ausführlich zur Kaukasus-Krise zu interviewen. Leider sendete die ARD nur einige Ausschnitte des Interviews. Bei Spiegelfechter gibt es ein Transkript des gesamten Interviews . Hier ein Auszug:

Zitat:

Roth: Und eine letzte Frage, die mich sehr interessiert. Denken Sie nicht, dass Sie sich in der Falle Ihres eigenen autoritären Systems befinden? Sie kriegen Informationen von Ihren Geheimdiensten und anderen Quellen, jedoch haben die Medien Angst etwas zu berichten, was nicht mit der Linie der Regierung übereinstimmt. Ist es nicht so, dass das von Ihnen geschaffene System, Ihnen die Möglichkeit eines breiten Sichtfeldes auf diesen Konflikt nimmt, auf die Geschehnisse in Europa und anderen Ländern?

Putin: Sehr geehrter Herr Roth, Sie haben unser politisches System als autoritär bezeichnet. Sie haben in unserer heutigen Diskussion auch mehrfach über unsere gemeinsamen Werte gesprochen. Woraus bestehen diese? Es gibt einige grundliegende Werte, wie das Recht zu leben. In USA z.B. gibtes immernoch die Todesstrafe, in Rußland und Europa gibt es die nicht. Heißt das denn, dass Sie aus dem NATO-Block austreten wollen, weil es keine vollständige Übereinstimmung der Werte zwischen den Europäern und Amerikanern gibt?
Jetzt zum Konflikt, über den wir heute sprechen. Wissen Sie denn nicht, was sich in Georgien die letzten Jahre abgespielt hat? Rätselhafter Tot des Ministerpräsidenten Shwania, Niederschlagung der Opposition, physische Zerschlagung von Protestmärschen der Oppositionellen, Durchführung der Wahlen während eines Ausnahmezustands und jetzt diese verbrecherische Aktion in Ossetien mit vielen Toten. Und da ist natürlich ein demokratisches Land, mit der ein Dialog über die Aufnahme in die NATO oder gar EU geführt werden muss. Und wenn ein anderes Land seine Interessen verteidigt, das Recht seiner Bürger auf Leben verteidigt, 80 unserer Leute wurden sofort getötet, 2000 aus der zivilen Bevölkerung wurden getötet und wir dürfen unsere Bürger dort nicht schützen? Und wenn wir das machen, dann nimmt man uns die Wurst weg? Wir haben die Wahl Wurst oder Leben. Wir wählen das Leben, Herr Roth.
Jetzt über den anderen Wert: Pressefreiheit. Sehen Sie nur wie diese Ereignisse in der amerikanischen Presse beleuchtet werden, die als leuchtendes Beispiel der Demokratie gilt. Und in der europäischen ist es ähnlich. Ich war in Peking, als die Ereignisse anfingen. Massierter Beschuß von Zchinwali, Anfang des Vorstoßes der georgischen Truppen, es gab sogar bereits vielfache Opfer, es hat keiner ein Wort gesagt. Auch Ihre Anstalt hat geschwiegen, alle amerikanischen Anstalten. So als ob gar nichts passiert. Erst als der Agressor in die Fresse bekam, “Zähne rausgeschlagen” bekommen hat, als er seine ganze amerikanische Ausrüstung aufgegeben und ohne Rücksicht gerannt ist, haben sich alle erinnert. An das internationale Völkerrecht, an das böse Rußland. Da waren alle wieder auf der Stelle. Wieso eine solche Willkür [in der Berichterstattung]?
Nun zur Wurst: Wirtschaft. Wir wollen normale, wirtschaftliche Beziehungen zu allen unseren Partnern. Wir sind ein sehr zuverlässiger Partner, wir haben noch nie einen Partner betrogen. Als wir Anfang der 60er die Pipeline in die BRD gebaut haben, hat unser transatlantischer Partner den Deutschen geraten, diesem Projekt nicht zuzustimmen. Sie müssen das ja wissen. Damals hat die Führung Deutschlands die richtige Entscheidung getroffen und die Pipeline wurde zusammen mit der Sowjetunion gebaut. Heute ist eine der zuverlässigsten Gas-Quellen für die deutsche Wirtschaft. 40 Mrd. m³ bekommt Deutschland jedes Jahr. Und wird es auch weiterhin, das garantiere ich. Sehen wir uns das globaler an. Wie ist die Struktur unseres Exports in die europäischen Länder und auch in die USA? 80 % davon sind Rohstoffe (Öl, Gas, Ölchemie, Holz, Metalle). Das alles ist von der europäischen und Weltwirtschaft in höchsem Maße gefragt. Das sind sehr gefragte Produkte auf dem Weltmarkt. Wir haben auch die Möglichkeiten in hochtechnologischen Gebieten, die sind jedoch sehr begrenzt. Mehr noch, trotz rechtsgültiger Abkommen mit der EU beispielsweise über atomaren Brennstoff, werden wir rechtswidrig vom europäischen Markt ferngehalten. Wegen der Position unserer französischen Freunde. Aber sie wissen davon, wir haben mit denen lange diskutiert. Und wenn jemand diese Beziehungen aufgeben will, dann können wir nichts dagegen machen. Wir wollen das jedoch nicht. Wir hoffen sehr, dass unsere Partner ihre Pflichten genauso erfüllen, wie wir unsere.
Das war über unseren Export. Was Euren Export, also unseren Import, angeht, so ist Rußland ein sehr zuverlässiger und großer Markt. Ich erinnere mich jetzt nicht an genaue Zahlen, Import der Maschinenbautechnologie aus Deutschland wächst von Jahr zu Jahr. Dieser ist sehr groß heutzutage. Und wenn jemand uns nicht mehr beliefern will, dann werden wir das wo anders kaufen. Nur wer braucht das, verstehe ich nicht?
Wir drängen auf eine objektive Analyse der Geschehnisse und wir hoffen, dass gesunder Menschenverstand und die Gerechtigkeit siegen werden. Wir sind das Opfer der Aggression und wir hoffen auf die Unterstüzung unserer europäischen Partner.


DP Offline



Beiträge: 5.248

01.09.2008 10:42
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten

Zitat:

Anonymer User schrieb am 31.08.2008 18:57
Kürzlich hatte der Moskauer ARD-Studioleiter Thomas Roth die Gelegenheit, den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin ausführlich zur Kaukasus-Krise zu interviewen. Leider sendete die ARD nur einige Ausschnitte des Interviews. Bei Spiegelfechter gibt es ein Transkript des gesamten Interviews . Hier ein Auszug:

Zitat:

Roth: Und eine letzte Frage, die mich sehr interessiert. Denken Sie nicht, dass Sie sich in der Falle Ihres eigenen autoritären Systems befinden? Sie kriegen Informationen von Ihren Geheimdiensten und anderen Quellen, jedoch haben die Medien Angst etwas zu berichten, was nicht mit der Linie der Regierung übereinstimmt. Ist es nicht so, dass das von Ihnen geschaffene System, Ihnen die Möglichkeit eines breiten Sichtfeldes auf diesen Konflikt nimmt, auf die Geschehnisse in Europa und anderen Ländern?

Putin: Sehr geehrter Herr Roth, Sie haben unser politisches System als autoritär bezeichnet. Sie haben in unserer heutigen Diskussion auch mehrfach über unsere gemeinsamen Werte gesprochen. Woraus bestehen diese? Es gibt einige grundliegende Werte, wie das Recht zu leben. In USA z.B. gibtes immernoch die Todesstrafe, in Rußland und Europa gibt es die nicht. Heißt das denn, dass Sie aus dem NATO-Block austreten wollen, weil es keine vollständige Übereinstimmung der Werte zwischen den Europäern und Amerikanern gibt?
Jetzt zum Konflikt, über den wir heute sprechen. Wissen Sie denn nicht, was sich in Georgien die letzten Jahre abgespielt hat? Rätselhafter Tot des Ministerpräsidenten Shwania, Niederschlagung der Opposition, physische Zerschlagung von Protestmärschen der Oppositionellen, Durchführung der Wahlen während eines Ausnahmezustands und jetzt diese verbrecherische Aktion in Ossetien mit vielen Toten. Und da ist natürlich ein demokratisches Land, mit der ein Dialog über die Aufnahme in die NATO oder gar EU geführt werden muss. Und wenn ein anderes Land seine Interessen verteidigt, das Recht seiner Bürger auf Leben verteidigt, 80 unserer Leute wurden sofort getötet, 2000 aus der zivilen Bevölkerung wurden getötet und wir dürfen unsere Bürger dort nicht schützen? Und wenn wir das machen, dann nimmt man uns die Wurst weg? Wir haben die Wahl Wurst oder Leben. Wir wählen das Leben, Herr Roth.
Jetzt über den anderen Wert: Pressefreiheit. Sehen Sie nur wie diese Ereignisse in der amerikanischen Presse beleuchtet werden, die als leuchtendes Beispiel der Demokratie gilt. Und in der europäischen ist es ähnlich. Ich war in Peking, als die Ereignisse anfingen. Massierter Beschuß von Zchinwali, Anfang des Vorstoßes der georgischen Truppen, es gab sogar bereits vielfache Opfer, es hat keiner ein Wort gesagt. Auch Ihre Anstalt hat geschwiegen, alle amerikanischen Anstalten. So als ob gar nichts passiert. Erst als der Agressor in die Fresse bekam, “Zähne rausgeschlagen” bekommen hat, als er seine ganze amerikanische Ausrüstung aufgegeben und ohne Rücksicht gerannt ist, haben sich alle erinnert. An das internationale Völkerrecht, an das böse Rußland. Da waren alle wieder auf der Stelle. Wieso eine solche Willkür [in der Berichterstattung]?
Nun zur Wurst: Wirtschaft. Wir wollen normale, wirtschaftliche Beziehungen zu allen unseren Partnern. Wir sind ein sehr zuverlässiger Partner, wir haben noch nie einen Partner betrogen. Als wir Anfang der 60er die Pipeline in die BRD gebaut haben, hat unser transatlantischer Partner den Deutschen geraten, diesem Projekt nicht zuzustimmen. Sie müssen das ja wissen. Damals hat die Führung Deutschlands die richtige Entscheidung getroffen und die Pipeline wurde zusammen mit der Sowjetunion gebaut. Heute ist eine der zuverlässigsten Gas-Quellen für die deutsche Wirtschaft. 40 Mrd. m³ bekommt Deutschland jedes Jahr. Und wird es auch weiterhin, das garantiere ich. Sehen wir uns das globaler an. Wie ist die Struktur unseres Exports in die europäischen Länder und auch in die USA? 80 % davon sind Rohstoffe (Öl, Gas, Ölchemie, Holz, Metalle). Das alles ist von der europäischen und Weltwirtschaft in höchsem Maße gefragt. Das sind sehr gefragte Produkte auf dem Weltmarkt. Wir haben auch die Möglichkeiten in hochtechnologischen Gebieten, die sind jedoch sehr begrenzt. Mehr noch, trotz rechtsgültiger Abkommen mit der EU beispielsweise über atomaren Brennstoff, werden wir rechtswidrig vom europäischen Markt ferngehalten. Wegen der Position unserer französischen Freunde. Aber sie wissen davon, wir haben mit denen lange diskutiert. Und wenn jemand diese Beziehungen aufgeben will, dann können wir nichts dagegen machen. Wir wollen das jedoch nicht. Wir hoffen sehr, dass unsere Partner ihre Pflichten genauso erfüllen, wie wir unsere.
Das war über unseren Export. Was Euren Export, also unseren Import, angeht, so ist Rußland ein sehr zuverlässiger und großer Markt. Ich erinnere mich jetzt nicht an genaue Zahlen, Import der Maschinenbautechnologie aus Deutschland wächst von Jahr zu Jahr. Dieser ist sehr groß heutzutage. Und wenn jemand uns nicht mehr beliefern will, dann werden wir das wo anders kaufen. Nur wer braucht das, verstehe ich nicht?
Wir drängen auf eine objektive Analyse der Geschehnisse und wir hoffen, dass gesunder Menschenverstand und die Gerechtigkeit siegen werden. Wir sind das Opfer der Aggression und wir hoffen auf die Unterstüzung unserer europäischen Partner.





Warum postest du uns das? Um zu zeigen, dass der russische MP gewöhnliche Fragen entweder nicht versteht oder diese grundsätzlich nicht beantwortet sondern nur als Stichwort nimmt um seinen Senf abzulassen?

WRL007 Offline

Besucher

Beiträge: 412

01.09.2008 13:46
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
off topic??

Ich habe anfangs der 70er Jahre regelmäßig eine Arbeitswoche pro Monat in Westberlin verbracht. 1972 oder 73 war irgend so ein Weltjugendkongress in (Ost-)Berlin. Ich bin auch ein paarmal gen Osten gepilgert um mir das Ganze anzusehen und war schwer beeindruckt: Wenn Leute von der Jungen Union mit anderen diskutieren wollten, waren sie sofort von einem Kordon von FDJlern umringt die sie nach allen Regeln kommunistischer Dialektik auseinander nahmen. Hörte sich reichlich ähnlich an wie in dem Posting der Genosse Putin.

(Das, was mich allerdings mit Abstand am meisten beeindruckt hat war, dass zu dem Ereignis überall neue Speisekarten gedruckt worden waren - genauso wie bei der Hannover Messe. Nur hatten sich die Preise in Ostberlin halbiert während sie sich in Hannover verdoppelt hatten)

Gruß
WRL
DP Offline



Beiträge: 5.248

01.09.2008 14:04
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
Das war 1973, die Weltfestspiele. Sowas wie Olympia nur ohne Sport.
Dass die Stasi hier Hochkonjunktur hatte darf man annehmen. Trotzdem hat das Festival das miefige Ostberlin kräftig durchgespült. Allein schon die grosse Anzahl schwarzer Babies ein Jahr später zeugte von der innigen Verbundenheit der DDR Bevölkerung zu den Arbeitern im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet.
WRL007 Offline

Besucher

Beiträge: 412

01.09.2008 15:21
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
"Allein schon die grosse Anzahl schwarzer Babies ein Jahr später zeugte von der innigen Verbundenheit der DDR Bevölkerung zu den Arbeitern im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet."

Ich vermute, da waren keine JUler beteiligt, denen ist sichtlich die Lust vergangen, an allem....

Gruß
WRL
F-W Offline




Beiträge: 1.679

01.09.2008 22:55
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
Ich denke, man sollte bei Betrachtung des Georgien-Konflikts auch die langen Linien der russischen Geopolitik im Blick behalten.

Nach der Wende 1989 und dem folgenden Zerfall der Sowjetunion hat Russland nicht nur die Zugewinne des 2. Weltkrieges verloren, sondern ist weit hinter den Stand des letzten Zarenreiches zurückgefallen. Die heute unabhängigen Repuliken Weissrussland und Ukraine in Europa, die jetzt unabhängigen Kaukasusrepuliken und die in Zentralasien waren alles Eroberungen der Zaren.

Putin strebt sicher keine Restaurierung des kommunistischen Sowjetimperialismus an, zumal er kein Kommunist ist und ihn die Gesellschaftsmodelle weit entfernt in Westeuropa, Südamerika oder Südostasien liegender Länder egal sind.

Wohl aber steht er in der Tradition der expansionistischen, auf grosse Landgewinne und Zugang zu eisfreien Häfen an den Weltmeeren gerichteten zaristischen Politik. Nicht dass er sie weiterführen möchte oder könnte. Aber zumindest strebt er die Wiedergewinnung des bestimmenden Einflusses im ehemaligen Besitzstand der Zaren an. Wenn sich dann durch ungeschicktes Agieren wie in Georgien Gelegenheiten bieten, schlagen die Russen gnadenlos zu. Und wie es ihre Tradition ist, unverhältnismässig, und brutal wie ein mittelalterlicher Landsknechtshaufen.

Dass zu den alten Motiven russischer Politik noch die zentralsaiatischen Erdölreserven und ihre Evakuierung unter Umgehung Russlands über Georgien hinzutraten, erhöht die Verlockung, mit Gewalt über seine Nachbarn herzufallen noch weiter.

Weiter sehe ich gerade in den Nachrichten, dass Ex-Kanzler und Gazprom-Angestellter Schröder mal wieder die Trommel Russlands rührt.

FW
Lexx Offline



Beiträge: 3.730

02.09.2008 02:31
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
Schon einige Zeit nicht mehr solch einen Beitrag gelesen!

Spock Offline



Beiträge: 2.377

02.09.2008 07:54
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten

Zitat:

Wohl aber steht er in der Tradition der expansionistischen, auf grosse Landgewinne und Zugang zu eisfreien Häfen an den Weltmeeren gerichteten zaristischen Politik. Nicht dass er sie weiterführen möchte oder könnte.




Das scheint mir das Hauptproblem der russischen Nation und ihrer Führung zu sein: Das Leben im Gestern - wohl auch eine russische Tradition.

Der Kampf um Einfluss in der Welt wird heute nicht mehr mit militärischem Gepolter und Drohgebärden gegen die Nachbarn geführt, sondern zunehmend auf ökomomischem und vor allem technologischem Gebiet. Wo ist Russland da?

Die Russen waren zu Sowjetzeiten führend, zumindest recht gut in einigen wissenschaftlichen Sparten wie Mathematik und physikalischer Grundlagenforschung. Was hört man heute? Wo sind die Nobelpreise? Die Lomonossow-Uni wurde ehemals von den Sowjets mit Ehrgeiz auf internationales Niveau getrimmt oder dies zumindest versucht. Ich höre nicht, dass es heute ansatzweise populär ist, dort zu studieren.

Man fragt sich wirklich besorgt, in was die Russen die Milliarden investieren, die sie aus ihrem Roh- und Brennstoffreichtum schöpfen.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

02.09.2008 09:30
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten

Zitat:

F-W schrieb am 01.09.2008 22:55
Ich denke, man sollte bei Betrachtung des Georgien-Konflikts auch die langen Linien der russischen Geopolitik im Blick behalten.

Nach der Wende 1989 und dem folgenden Zerfall der Sowjetunion hat Russland nicht nur die Zugewinne des 2. Weltkrieges verloren, sondern ist weit hinter den Stand des letzten Zarenreiches zurückgefallen. Die heute unabhängigen Repuliken Weissrussland und Ukraine in Europa, die jetzt unabhängigen Kaukasusrepuliken und die in Zentralasien waren alles Eroberungen der Zaren.

Putin strebt sicher keine Restaurierung des kommunistischen Sowjetimperialismus an, zumal er kein Kommunist ist und ihn die Gesellschaftsmodelle weit entfernt in Westeuropa, Südamerika oder Südostasien liegender Länder egal sind.

Wohl aber steht er in der Tradition der expansionistischen, auf grosse Landgewinne und Zugang zu eisfreien Häfen an den Weltmeeren gerichteten zaristischen Politik. Nicht dass er sie weiterführen möchte oder könnte. Aber zumindest strebt er die Wiedergewinnung des bestimmenden Einflusses im ehemaligen Besitzstand der Zaren an. Wenn sich dann durch ungeschicktes Agieren wie in Georgien Gelegenheiten bieten, schlagen die Russen gnadenlos zu. Und wie es ihre Tradition ist, unverhältnismässig, und brutal wie ein mittelalterlicher Landsknechtshaufen.

Dass zu den alten Motiven russischer Politik noch die zentralsaiatischen Erdölreserven und ihre Evakuierung unter Umgehung Russlands über Georgien hinzutraten, erhöht die Verlockung, mit Gewalt über seine Nachbarn herzufallen noch weiter.

Weiter sehe ich gerade in den Nachrichten, dass Ex-Kanzler und Gazprom-Angestellter Schröder mal wieder die Trommel Russlands rührt.

FW




Putin als Zar.
Aha.
Und dann schlagen die Russen gnadenlos zu, wie es ihre Tradition ist.
So sind sie nun mal die Russen.

Die Fakten sehen so aus, dass die US-Regierung Georgien vor allem mit militärischen Gütern und militärischen Beratern aufgerüstet hat.
Und das Georgien seltsam weit von demokratischen Zuständen entfernt ist.
Und nur Märchenerzähler können erzählen, die US-Regierung hätte nichts von dem militärischen Schlag der georgischen Armee gegen die Abtrünnigen gewusst.
Ich denke, es war das Ziel, die Russen draufhauen zu lassen, um sie dann als Oger vorzuführen.
Dass die Russen keine US-Basen in ihrem Vorgarten wollen, ist logisch.
Das Ganze ist keine Frage von Gut und Böse.
Insoweit hat Schröder teilweise recht.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

02.09.2008 10:16
Wieder mal Krieg im Kaukasus Antworten
Spock:
"Man fragt sich wirklich besorgt, in was die Russen die Milliarden investieren, die sie aus ihrem Roh- und Brennstoffreichtum schöpfen."

Gute Frage.
2007 gingen rund 50 Mrd. $ in das Militär. Der Staat hatte ein Budget von 262 Mrd. $ bei Einnahmen von 299 Mrd. $ (12% Überschuss). Außenhandlesbilanz: +76,6 Mrd. $

Man kann jedenfalls nicht sagen, dass die Rohstoffeinnahmen alle ins Militär fließen. Das ist zu wenig.
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