Wertpapiere werden bilanztechnisch anders behandelt als Kreditforderungen.
Ein Wertpapier (und das sind diese in die sog. ABS gebündelten Kredite) wird zum Marktwert=letzter Kurs in die Bilanz eingestellt. Ist der niedriger als zum letzten Bewertungszeitpunkt, wird die Differenz abgeschrieben. Daraus resultieren die meisten Abschreibungsverluste in der Krise. Gibt es keinen Markt mehr für die Papiere, dann gibt es keinen Kurs, der zu bilanzierende Wert ist gleich null was heisst das Investment ist ein Totalverlust.
Bei Krediten wird die Ausfallwahrscheinlichkeit anhand verschiedener Kriterien beurteilt und es werden Abschläge von x % von der Restschuld gebildet. Wenn für den Kredit eine Sicherheit hereingenommen wurde, bleibt zumindest der Wert der Sicherheit bestehen. Das ist bei Hypotheken zumindest mal der Grundstückswert, auch wenn der durch das Platzen der Immo-Blase natürlich gesunken ist.
Wenn der Staat anfängt, Papiere, für die es keinen Markt mehr gibt, anzukaufen, entsteht wieder ein Kurs. Da dieser höher ist als der letzte (null) wird die Differenz als Gewinn verbucht und mit den vorherigen Abschreibungen verrechnet.
Es kann also keinen Betrug seitens der Inhaber der Papiere geben, weil die Substanz der in den Papieren gebündelten Kredite gar nicht geprüft wird. Auch hilft der Staat nicht gezielt der einen oder anderen Bank, sondern nimmt die Papiere von dem, der bereit ist zu diesem Kurs zu verkaufen.
Der Staat in Form der zu gründenden Gesellschaft (Bad Bank) wird also Marktteilnehmer.
Es ergibt sich ein Hebeleffekt. Kauft die Bad Bank 100 Papiere zu einem bestimmten Kurs, so können auch die Inhaber der restlichen 100.000 Papiere der gleichen Emmission diesen Kurs in ihre Bilanz einstellen und die Verluste entsprechend verringern.
Das funktioniert aber nur, wenn die Marktteilnehmer der Bad Bank zutrauen die Rolle als Marktmacher nachhaltig zu erfüllen, also dauerhaft Papiere zu den von ihr gestellten Kursen zu kaufen. Daher die 700 Milliarden. Da hat der Paulson einfach mal den Finger in die Luft gehalten. Erst mal hat der Betrag Eindruck gemacht, was sehr wichtig war. Ob er ausreicht oder vielleicht auch zu gross ist, muss man dann über die Zeit sehen.
Es wird auch Kurse geben, zu denen andere Investoren bereit sind, der Bad Bank solche Papiere wieder abzukaufen.
Auf einem Teil der Papiere wird die Bad Bank möglicherweise dauerhaft sitzen bleiben. Dann muss sie abwarten, bis die in den Papieren gebündelten Kredite abgewickelt sind und kassiert den Resterlös. Den muss sie mit dem Betrag vergleichen, zu dem sie die Papiere aufgekauft hat um ihren Gewinn/Verlust zu ermitteln.
Auch, wenn einige hier vielleicht wieder die Sozialismuskeule schwingen werden: ich persönlich glaube nicht, dass Marktwirtschaft -insbesondere diese überhitzte, unkontrollierte der letzten 15 Jahre- ein Naturgesetz ist, dem der Mensch sich eben unterzuordnen hat.
Für mich ist Marktwirtschaft ein extrem effizientes Werkzeug. Ob und in welcher Form man dieses Werkzeug benutzen möchte, ist aber immer noch die Entscheidung der Gesellschaft. Ich sage das deswegen, weil ich vermute, dass die überhitzte und jetzt daramtisch abgestürzte Finanzwirtschaft einen politischen Effekt hat. Ich behaupte: der dramatische Anstieg der Extremlinken (bis hin zu PDS und Kommunisten) hat auch etwas damit zu tun, dass viele Menschen mit der Wirtschaftsform nicht mehr einverstanden sind.
Ich stimme also dieser Aussage zu:
"Bedrohlich sind diese Missstände vor allem auch deswegen, weil sie von vielen Menschen als inhärente Bestandteile einer freien Wirtschaft wahrgenommen werden. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn in Deutschland die Zustimmung der Menschen zur Marktwirtschaft kontinuierlich zurückgeht. Kein Wunder, dass eine wirtschaftsfeindliche Partei wie Die Linke von Erfolg zu Erfolg eilt und die SPD mit wachsender Intensität marktferne Eingriffe propagiert." http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,579644-5,00.html
Man mag von dem Artikel sonst halten, was man will. Aber diese von mir zitierte Aussage ist bedenkenswert. Ich höre schon wieder DP sein "Der Mob ist doch nur neidisch" skandieren; aber das ändert mal nichts daran, dass der Pöbel von der Straße auch Wähler ist. Und tatsächlich hat zeigt die Einkommensstatistik in Deutschland seid etwa zehn Jahren eine zunehmende Spreitzung.
Bisher wurden die enormen Einkommenssteigerungen der ökonomischen Elite mit dem Hinweis abgebügelt: ihr habt doch auch was davon.
Tatsächlich stagniert das Durchschnittseinkommen in Deutschland seid zehn Jahren. Aber da könnte man ja wenigstens noch behaupten: wenn die Vorstände, Finanzjongleure usw nicht wenigstens zweistellige Millionenbeträge pro Jahre kassieren, würde es noch viel schlimmer sein.
Gegen so eine Behauptung kann man wenig vorbringen - eine solche Aussage ist aus Prinzip weder beweisbar noch widerlegbar.
Jetzt sieht die Sache allerdings anders aus. Denn ganz offenbar haben die ökonomischen Eliten in den letzten 10 Jahren gut verdient aber im Endergebnis kam es dann doch zum ökonomischen GAU. Ich überlege in der Tat schon eine ganze Weile, was ich jetzt jemandem antworten solle, wenn der mich fragt: warum sollte ein Finanzmanager 100 Millionen Euro im Jahre verdienen?
Die einzige ehrliche Antwort wäre: weil er es kann.
Warum kann er es? käme dann als Gegenfrage.
Weil die Gesellschaft es zulässt.
Ich behaupte, es gibt eine ganze Reihe Menschen in Deutschland, die daraus eine bestimmte Schlussfolgerung ziehen... es eben nicht mehr zuzulassen.
Ich selbst bin definitiv kein Linkswähler, als versucht gar nicht erst, mich in diese Ecke zu drücken. Ich möchte nur mal eure Meinungen zu obiger Fragestellung hören. Mich interessiert, wie ihr nach diesem Zusammenbruch das System sehr. Also meine Frage an euch:
Warum sollte ein Vorstand oder ein Finanzmanager zweistellige Millionenbeträge verdienen?
Sachdienliche Hinweise erwünscht. Und bitte kein gespamme. Ich finde die Frage halt interessant - wenn ihr nix sinnvolles dazu schreiben wollt, dann lassen wir es halt und begraben die Frage wieder.
MfG Frank
"Warum sollte ein Vorstand oder ein Finanzmanager zweistellige Millionenbeträge verdienen? "
Hier sehe ich krasse Unterschiede zwischen den beiden.
Was allerdings mitlerweile fraglich ist, ist, ob eine Aussage wie die von Ackermann, dass ein Finanzmanager mehr verdienen können sollte als ein Bankmanager, kaum haltbar ist.
Denn letztlich sind diese Gehälter der Finanzmanager Folge des Gehaltssystems, welches vor Jahren zunehmend variable Vergütungselemente bekam auf der Basis der damaligen Umsätze. Diese hohen variablen Anteile sind wegen der zunehmenden Summen, die da bewegt wurden, immer mehr geworden und haben letzlich auch die Bezüge der Vorstände überstiegen. Erstaunlicherweise gibt es solche Verhältnisse wohl auch ausschliesslich im Finanzsektor. Warum ein Finanzmanager nun solche Provisionen bekommt und z. B. ein Vertriebsmitarbeiter einer Elektronikfirma nicht, kann eigentlich nicht rational begründet werden und ist eigentlich nur historisch begründet.
Bei einem Vorstand sehe ich das durchaus anders. Wenn der tatsächlich die Firma so vorwärts bringt, mag das durchaus gerechtfertigt sein. Mein schönstes Beispiel ist das ja immer der Wiedekind bei Porsche, der den Laden praktisch pleite übernommen hat und heute VW kaufen will. Warum soll der keinen 2-stelliugen Millionenbetrag verdienen ?
Ansonsten war inder Zeit sin schöner Kommentar, wo sinngemäss dargestellt wurde, dass für manche Leute die Marktwirtschaft eine Art Ersatzreligion darstellt, die ihre Existenz/Sinn auch nicht begründen muss.
Frank, deine Frage ist aus meiner Sicht berechtigt. Marktwirtschaft ist ja kein Selbstzweck, sondern soll ihren Bürgern das geben, was der Sozialismus verspricht: Ein Auskommen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Antworten auf die Fragen sind aber schwierig.
Zum einen beklagen wir die dekadenten Gehälter von Vorständen und Finanzjongleuren und die immer weiter klaffende Schere zwischen Arm und Reich (soweit ist es fast noch Lafo-Rhetorik). Auf der anderen Seite kommen aber viele Millionen in China, Osteuropa zu mehr oder weniger bescheidenem Wohlstand. Das ist der Halbsatz, den Lafo und die Linkspopulisten gerne verschweigen. Die beweinte deutsche Arm-Reich-Schere ist nur ein winziger Mosaikstein - es passiert global sehr viel mehr. Der deutsche Hartz IV-Emfpänger hat ein Luxusleben im Vergleich zum chinesischen 12h-Fabrikarbeiter. Und ja- der Vergleich muss heute erlaubt sein.
Eine meiner Thesen war, dass in einer modernen global vernetzten Welt große Konzerne mit überbezahlten Vorständen als unbewegliche Saurier aussterben könnten. Andererseits lese ich gerade, dass die EZB in Frankfurt keinen Generalunternehmer für ihr neues Gebäude findet (Bausumme um eine Mrd Euro). Wichtige Vorhaben gewisser Größe gehen also nach wie vor nur mit großen Unternehmen, die die Kraft haben, sie zu stemmen. Aus der Warte ists wieder schlecht mit meiner Saurier-These.
Dann noch der Blick von unten: Auch Lieschen Müller mit 20.000 Euro netto im Jahr verhält sich gnadenlos ökonomisch. Die Brötchen werden dort gekauft, wo sie am billigsten sind. Damit füttert Lieschen Müller irgendein großen Backerimperium (oder besser Fabrikteigerhitzerimperium) und lässt den kleinen Familienbetrieb pleite gehen. Die Kapitalkonzentrationen mit oft dekadentem Anschein sind doch auch von uns allen getrieben.
einige, wie hier auch kodo, diskutieren, als gäbe es keine Regeln im Bankenwesen oder im Investmentbereich. Einige diskutieren Marktwirtschaft auch, als gäbe es dort keine Regeln.
Sie machen es sich einfach, weil sie sich mit den Regeln und ihrem Sinn nicht beschäftigen wollen. Wir haben Regeln, aber auch ein sich veränderndes Umfeld, für das diese Regeln regelmäßig angepasst werden müssten. Etwas, was offensichtlich nur geschieht, wenn die Symptome der Fehlanpassung allzu offensichtlich werden. Auch die exorbitanten Gehälter und die massive Verschiebung von Gewinngenerierung in die Finanzwirtschaft sind Symptome von Fehlanpassung.
Das Problem sind Regierungen und Politiker:
Es wäre schon viel gewonnen, wenn unsere Politiker die Regeln für unsere Marktwirtschaft so weit verstünden, dass sie sie auch plausibel erklären könnten, oder aber was sie für dringend zu verändern erachten. Da ist aber ein schwarzes Loch. Wer, wenn nicht der Gestzgeber muss sich mit dem Systemgerüst auseinandersetzen, das die Grundlage unseres Wirtschaftens ist.
Unsere Politiker dürfen dann auch gerne erklären, warum ihnen der Handlungsspielraum auch mal eingeengt ist, weil Deutschland in eine etwas globalere Wirtschaft eingebunden ist. Nur, außer ein paar Floskeln habe ich in dne letzten zwanzig Jahren nichts gehört.
Kritischerweise muss man aber auch anmerken, dass die Bevölkerung nahezu Null Interesse an einem über Stammtischniveau hinausgehenden Verständnis hat, sich an Neiddiskussionen aufgeilen ist halt schöner. Halt ein bisschen Grund für Haudrauf und extreme Parteien zu wählen.
Klar, das Volk ist in Wirtschaftsfragen so verdummt, wie das über Jahrzehnte von Schule und Presse gepflegt worden ist. Vielleicht sollte man den Leuten ein Computerspiel geben, in dem sie ihre Regeln für eine ideale Marktwirschaft selbst implementieren können, und dann sehen welches Desaster sie damit in der Simulation anrichten. Vielleicht sind sie dann etwas bescheidener.
Gruß, Martin
PS: Zu dem Thema passt ja ganz gut, dass sich jetzt Politiker wieder überschlagen in Zuschüssen für energiesparende Autos bis zu Kühlschränken. Ist das Marktwirtschaft? Man erhöht die Benzinkosten, und weil der Markt nicht schnell genug reagiert, gibt es Geld für die Neuanschaffung. Da warte ich noch, dass uns das Auto von oben verordnet wird.
Frank2000 schrieb am 23.09.2008 14:10
"Bedrohlich sind diese Missstände vor allem auch deswegen, weil sie von vielen Menschen als inhärente Bestandteile einer freien Wirtschaft wahrgenommen werden. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn in Deutschland die Zustimmung der Menschen zur Marktwirtschaft kontinuierlich zurückgeht. Kein Wunder, dass eine wirtschaftsfeindliche Partei wie Die Linke von Erfolg zu Erfolg eilt und die SPD mit wachsender Intensität marktferne Eingriffe propagiert."
Dass das Erstarken der Linken kein globales sondern ein rein deutsches Phänomen ist (man beachte die Wahl in Österreich, wo SPÖ und Grünen keine 40% zugetraut werden) lässt das SPON Kartenhaus aber schnell zusammenbrechen.
Ich halte solche Artikel für Mumpitz und alle Achtung für Franks Gespür, der das bereits vorhersehen konnte. Mich erinnert die Art der Argumentation an die derjenigen, die den reichen Industrieländern die Schuld an den Terroranschlägen geben, weil sie die sich nach Wohlstand und Freiheit sehnenden Armen unterdrücken. Linke Themen und Parteien in der einen oder anderen Form wird es solange geben, wie es Parteien gibt, die gern Steuergelder verteilen und den weniger Verdienenden "wegen der Gerechtigkeit" die Verteilung von oben nach unten versprechen; also immer. Ich finde auch grundsätzlich 20% einer Wahlbevölkerung, die "das System ändern wollen" für wenig problematisch.
Frank2000 schrieb am 23.09.2008 14:10
Warum sollte ein Vorstand oder ein Finanzmanager zweistellige Millionenbeträge verdienen?
Weil Sie ihm jemand - freiwillig - zahlt.
Wenn wir diese Freiwilligkeit auf möglichst vielen Ebenen hinkriegen, sind wir sehr viel weiter. Leider entwickeln wir uns in D seit etwa 40 Jahren in Richtung "mehr Zwang". Exemplarisch will ich mal diesen üblen Eingriff in die Vertragsfreiheit namens "Antidiskriminierungsgesetz" nennen.
Klar, das Volk ist in Wirtschaftsfragen so verdummt"
Ich habe ganz spontan sowas ähnliches gedacht wie der Anonyme. Dein Beitrag klingt ziemlich arrogant und abgehoben - 'das Volk ist selber Schuld weil es so dumm ist'. Woher nimmst du z.b. die Erkenntnis, dass das Volk verdummt? War der einfache Mensch früher vertrauter mit Wirtschaftsfragen? Hat der Familienvater in den 50ern mehr von der Wirtschaft verstanden als der heute?
Ich behaupte mal nein und man kann auch nicht von der gesamten Bevölkerung erwarten, sich in solchen Fragen auszukennen. Es gibt genug die nur am eigenen Auskommen (und dem ihrer Mitmenschen) interessiert sind und damit hat es sich.
Da komme ich passenderweise zu einer Aussage von Frank: "Tatsächlich stagniert das Durchschnittseinkommen in Deutschland seid zehn Jahren."
Tatsächlich heißt es sogar: "Die Realeinkommen von Geringverdienern sind nach einer Studie der Universität Duisburg-Essen seit Mitte der Neunziger Jahre um fast 14 Prozent gesunken. Betroffen sei ein Viertel der Arbeitnehmer, zitiert die `Frankfurter Rundschau´ aus der Untersuchung. Einbußen hätten nicht nur Minijobber und Teilzeitkräfte, sondern auch Geringverdiener mit Vollzeit-Stelle hinnehmen müssen. Dagegen habe das obere Viertel der Beschäftigten im selben Zeitraum ein reales Lohnplus von 3,5 Prozent verbucht.
(...)
Die Forscher gehen davon aus, dass sich der Trend zu einer immer weiter auseinanderklaffenden Schere bei den Löhnen seit 2006 nicht umgekehrt hat. Ein wichtiger Grund für die wachsende Lohnspreizung sei die Privatisierung staatlicher Dienstleistungen wie Post, Telekommunikation und Nahverkehr, heißt es in der Studie, die am Mittwoch von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht werden soll." http://www.focus.de/politik/deutschland/realeinkommen-geringverdiener-verlieren-besserverdiener-gewinnen_aid_327625.html
Und passend dazu: "Trotz der im EU-Vergleich niedrigen Inflationsraten liege die Bundesrepublik bei der Reallohnentwicklung konstant hinten. Das gelte für die längerfristige Betrachtung von 2000 an ebenso wie für die Entwicklung im Aufschwungjahr 2007. Auch die Prognose für das laufende Jahr fällt nicht besser aus. So veranschlagt die Europäische Kommission in ihrer Frühjahrsprognose, die WSI-Experte Schulten für den europäischen Vergleich herangezogen hat, im EU-Durchschnitt ein geringfügiges Reallohnwachstum. Dagegen rechnen die Experten aus Brüssel für Deutschland 2008 erneut mit einem Rückgang - als einziges EU-Land." http://wirtschaft.t-online.de/c/16/23/00/86/16230086.html
Der "einfache Mann", wie ich ihn oben beschrieben habe sieht also seit anderthalb Jahrzehnten, dass er immer weniger Geld zur Verfügung hat, was wenn die Studie nicht lügt, ein Fakt ist. Und dieser "einfache Mann" sieht gleichzeitig in den Medien die Darstellung immer aberwitzigerer Lohnmechanismen in der Wirtschaft, die er nicht versteht, deren Einkommenssteigerung er aber als ungerecht empfindet.
Hinzu kommt die Globalisierung, die für jeden spürbar ist und gleichzeitig die immer gleichen Kommentare der Wirtschaft, dass sie möglichst frei sein solle denn sonst schadet es......tja der Wirtschaft und damit meinen sie implizit den kleinen Mann, da "starke Wirtschaft" = "hoher Wohlstand". Diese Gleichung widerspricht aber diametral der Erfahrung des kleinen Mannes, seit 15 Jahren immer weniger Geld zu haben und trotz Wirtschaftsaufschwung weniger zu bekommen.
Verwundert es da wirklich, dass dieser "kleine Mann" die Ursache im System (Wirtschaft + konservative Politik) sieht?
Ich denke mal die Linke hat nicht so viele Wähler, weil Lafontaine so ein Gott ist, der genau das richtige sagt. Vielmehr speist sich der Zulauf aus solchen Wählern, die von den regierenden Parteien enttäuscht sind und mit der Linkspartei ihre eigenen Interessen am ehesten vertreten sehen.
Frank: "Warum sollte ein Vorstand oder ein Finanzmanager zweistellige Millionenbeträge verdienen?"
Diese Frage müsste noch präzisiert werden.
"Warum sollte irgendein Vorstand oder ein Finanzmanager zweistellige Millionenbeträge verdienen?" - weil dieser spezielle Vorstand das (Wiedekind-Beispiel) durch sein Tun verdient hat.
"Warum sollte ein Vorstand oder ein Finanzmanager allgemein zweistellige Millionenbeträge verdienen? - dafür gibt es keine Begründung, die nicht inhärent ist.
Lexx schrieb am 24.09.2008 01:17
Martin: "der Pöbel von der Straße
Klar, das Volk ist in Wirtschaftsfragen so verdummt"
Dein Beitrag klingt ziemlich arrogant und abgehoben - 'das Volk ist selber Schuld weil es so dumm ist'. Woher nimmst du z.b. die Erkenntnis, dass das Volk verdummt? War der einfache Mensch früher vertrauter mit Wirtschaftsfragen? Hat der Familienvater in den 50ern mehr von der Wirtschaft verstanden als der heute?
Ich behaupte mal nein und man kann auch nicht von der gesamten Bevölkerung erwarten, sich in solchen Fragen auszukennen. Es gibt genug die nur am eigenen Auskommen (und dem ihrer Mitmenschen) interessiert sind und damit hat es sich.
Du willst also sagen; Martins Beitrag ist weder arrogant noch abgehoben nur sachlich falsch; das Volk war schon immer dumm und zu blöd, die Zusammenhänge in der Wirtschaft zu kapieren.
Ziemlich verwegene Annahme, aber hat was.
Zitat:
Ich denke mal die Linke hat nicht so viele Wähler, weil Lafontaine so ein Gott ist, der genau das richtige sagt. Vielmehr speist sich der Zulauf aus solchen Wählern, die von den regierenden Parteien enttäuscht sind und mit der Linkspartei ihre eigenen Interessen am ehesten vertreten sehen.
Messerscharf Deine Analyse vom verdummten Wahlvolk. Denn wer sich grossartige Verbesserungen seiner Lebenssituation verspricht weil er in einer Wahlurne ein Kreuzchen macht ist ja schon mal per se bekloppt. Wenn er dann auch noch enttäuscht ist, dass dem nicht so ist spricht das für sich und wenn er oder sie dann anschliessend zur Linken rennt um dieses Ziel zu erreichen den kann man getrost für dumm halten.
Lexx schrieb am 24.09.2008 01:17
Martin: "der Pöbel von der Straße
Klar, das Volk ist in Wirtschaftsfragen so verdummt"
Ich habe ganz spontan sowas ähnliches gedacht wie der Anonyme. Dein Beitrag klingt ziemlich arrogant und abgehoben - 'das Volk ist selber Schuld weil es so dumm ist'.
Lexx,
'der Pöbel' stammt nicht von mir. Diese Umdeutung passt allerdings in die Destruktivität der Linkspopulisten, die mit ihren Hufen scharren.
Man kann meinen Beitrag auch konstruktiv lesen: Ich wünschte mir Politiker, die wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich kommunizieren und die Deutung der populistisch ausgeschlachteten Symptome (Einkommensschere, hohe Vorstandsgehälter) nicht den Destruktiven überlassen. Was das Volk angeht: Mir fällt einfach auf, dass ich mich mit amerikanischen Kollegen über Wirtschaftsfragen pragmatisch und informiert unterhalten kann, mit deutschen Kollegen nur emotional und Fakten verdrängend. Dann habe ich im Hinterkopf, dass Wirtschaftsfragen in den Fernsehnachrichten primär skandalorientiert sind. 'Wirtschaft' ist für die meisten Bürger 'Großkonzern', sie kämen kaum auf die Idee, dass sie selbst essentieller Teil der Wirtschaft sind.
Klar gibt es bestimmte Einkommensentwicklungen, die unerwünscht sind. Es wäre ja schön, wenn diese mit schöner Regelmäßigkeit nach oben gingen. Schwieriger ist es dann schon zu erklären, woher das Einkommen denn letztlich kommen soll. Die bequemste Antwort ist dann, auch gestiegene Gewinne von Unternehmen zu verweisen, die umverteilt werden müssten. Unbequemer wird die Diskussion aber dann, wenn festgestellt wird, dass die Gewinne von Großunternehmen eigentlich im Ausland gemacht werden. Niemand fragt, ob die Einkommen im Inland nicht eigentlich zu hoch sind, und die ausländischer Kollegen nicht höher sein müssten. Warum erklärt aber niemand, wieviel Geld unsere Unternehmen in das Land schaufeln, das zwar nicht in Form von hohen Einkommen, dafür aber in Form von Arbeitsplätzen, Infrastruktur, Abgaben u.a. letzlich dem Bürger zugutekommen, und zumindest dessen Lebensstandard einigermaßen erhalten.
Was auch ganz verlorengeht, das ist die Erklärung, welchen ökonomischen Effekt die Wiedervereinigung bis heute hat. Die Wiedervereinigung hat sich mit Sicherheit nicht einkommenssteigernd für die Mehrheit ausgewirkt. Ist sie dieses Opfer nicht mehr wert? Da reibe ich mir doch immer wieder verwundert die Augen, dass unsere Linkspartei überhaupt Zuhörer findet. Ein VW Mitarbeiter lebt auch heute noch in Saus und Braus im Vergleich zu einem Mitarbeiter der Wartburg-Hersteller, und er fährt das modernere Auto.
Wer Einkommensscheren beklagt, der muss sich auch fragen lassen, ob dies nicht eine ganz natürliche Folge von Ausbildung und Berufsentscheidungen ist: Der Fokus der sogenannten Gebildeten war nun mal lange Zeit auf brotlosen Feldern, es sei denn, man hat den Weg in die Politik, und an den Zapfhahn öffentlicher Budgets und Selbstbedienungsladens geschafft.
Leider sind weder unsere Bundeskanzlerin, noch unser Wirtschaftminister in der Lage, Zusammenhänge verständlich zu erklären. Und das Volk ist nicht in der Lage, Fragen auf einem pragmatischen Niveau zu stellen. Der eine oder ander Journalist nimmt sich zwar der Frage an, aber findet seinen Weg kaum in die großen Nachrichtensender. Merkel geht lieber auf die VW-Betriebsversammlung.
Martins Ausführungen will ich zu 100% unterschreiben.
Insbesondere ist auch mir aufgefallen, dass die US-Amerikaner ein pragmatischeres und gelasseneres Verhältnis zur Ökonomie haben. Ökonomie wird eher als etwas gesetzmäßiges und nicht wie in Deutschland etwas ständig zu ideologisierendes begriffen. Das merkt man in persönlichen Gesprächen, aber auch, wenn man nur einem halben Ohr nebenbei Nachrichten in US-Medien hört.
Die Deutschen fahren doch so auf Obama ab. Der sagte: 'Yes we can!' Warum adoptieren wir nicht diese Yes-we-can-Mentalität? Ich denke, das wäre überfällig und wesentlich produktiver als das ewige Jammern über die vorgeblichen uns aussaugenden Finsterlinge in den Konzernetagen.
mein Eingangsbeitrag beschäftigte sich mit der Frage, wie man dem Durchschnittswähler dieses Desaster konstruktiv vermitteln kann. Wenn wir nicht bald anfangen, schlüssige und verständliche Argumente zu finden, um dem Normalverdiener die Gehaltsexplosionen und jetzt den Totalabsturz der Fijanzwirtschfat zu erklären, dann nehmen wir willig hin, dass dieses Themenfeld von den Linken besetzt werden wird.
Denn meine provokative Frage "Warum sollten Vorstände und Finanzhaie zweistellige Millionenbeträge verdienen" - das ist doch genau die Frage, die viele kleine Leute im Moment beschäftigt. Und wenn man auf diese Frage nur ein "Du bist doch blos neidisch" hinrotzt, dann riskiert man, dass diese Menschen eine Partei wählen, die ihre Frage aufgreift - und sei es auch noch so populistisch.
Denn eine Links-Linke-Regierung hätte eine Antwort auf diese Frage: "Gar nicht, wir lassen das nicht zu, dann ist das Land wieder gerechter."
Ich habe im Moment den Eindruck, niemand -und das schließt die Teilnehmer in diesem Forum mit ein ;-) - macht sich im Moment die Mühe, sich auf solche Fragen vorzubereiten. Statt dessen wir abgewiegelt und das ganze als "Marktbereinigung" verkauft. Wie naiv muss man sein zu glauben, mit solchen Sprüchen könnte man beim kleinen Wähler punkten?