Ich finde es hier aber schon sehr interessant, was Dir so auf Anhieb für Beispiele einfallen. Alles Dinge, die vor allem die Banken vor dem kleinen Sparer schützen sollen und deren Leben im Verhältniss zu Otto Normalverbraucher zur Risikovermeidung leichter machen. Kein einziges dieser Beispiele hat irgendetwas mit den hier genannten Problemen zu tun. Und wenn man niedrigere Renditen an die Sparer ausgeben könnte, würden die Banken eben mehr Gewinne machen, aber genauso weiterzocken wie bisher. Eigenkapitalrenditen von 30% lassen sich doch sowieso schon nut mit extremen Gezocke auf der einen und extremer Knausrigkeit auf der anderen Seite erzielen.
Gruss
Kater
Mir fällt da auf Anhieb noch mehr ein. Natürlich ist die Auswahl willkürlich und nur auf die Aspekte des Privatkunden beschränkt. Der Wettbewerbsdruck kommt natürlich auch von vielen anderen Seiten. Ich wollte nur aufzeigen, wie auch der "kleine Mann" an dem ganzen dranhängt. Dass die Banken mit höherer Rentabilität aus ihrem traditionellen Geschäft genauso weiterzocken würden, wage ich zu bezweifeln. Beispiel Grossbritannien. Die grossen britischen Filialbanken hatten sich in den 90er Jahren von dem Run auf die damals zu Verkauf stehenden britischen Investmentbanken ferngehalten und lieber ihr traditionelles Geschäft saniert, dabei auch den Markt bereinigt. Sie erzielten daraufhin für deutsche Verhältnisse sehr gute Renditen aus dem traditionellen Geschäft. Heute findest du keine britische Filialbank unter den Krisenopfern. Im Gegenteil, sie müssen die strauchelnden Hypothekenbanken auffangen oder kaufen wie Barclays bei Lehman zu Schnäppchenpreisen die gesunden Teile der zusammengebrochenen Investmentbanken auf.
Erreicht haben die Banken das über wesentlich grössere Zinsspannen als bei uns, über eine viel stärkere Standardisierung des Massengeschäfts und eine rigorose Risikopolitik. Geholfen hat den Briten dabei der wesentlich geringere Wettbewerbsdruck im Privatkundengeschäft, dort gab es im Prinzip nur 4 grosse Mitbewerber im Standard-Bankgeschäft.
Ist die Situation in Großbritannien nicht dramatischer als bei uns zum Beispiel?
Die Immo-Blase platzt dort mit Verzögerung.
Wir haben ja keine Immo-Blase.
Eine Reihe von Großstädten rutschen angeblich in eine wirtschaftliche Depression ab.
Viele Eigenheim-Besitzer haben Probleme, da sie der Bank inzwischen mehr Geld schulden, als ihre Immobilie wert ist.
Die Baufinanzierer tragen eine Mitschuld an dem Dilemma, da sie wie in den USA freigiebig Hypotheken vergaben und oftmals kaum den Einsatz von Eigenkapital forderten.
[QUOTE][b][i]Kodo schrieb am 20.09.2008 11:11[/b][/i]
Ist die Situation in Großbritannien nicht dramatischer als bei uns zum Beispiel?
[/QUOTE]Ja schon, aber im Finanzsektor blieb die Krise auf die Hypothekenbanken begrenzt. Die "normalen" Banken, bei denen Hypothekenfinanzierungen nur ein Randgeschäft ist, sind bisher relativ gut über die Runden gekommen.
<< Die Immo-Blase platzt dort mit Verzögerung. >> Northern Rock war schon im Frühjahr pleite und wurde vom Staat übernommen.
Kodo schrieb am 20.09.2008 11:11
Ist die Situation in Großbritannien nicht dramatischer als bei uns zum Beispiel?
Ja schon, aber im Finanzsektor blieb die Krise auf die Hypothekenbanken begrenzt. Die "normalen" Banken, bei denen Hypothekenfinanzierungen nur ein Randgeschäft ist, sind bisher relativ gut über die Runden gekommen.
<< Die Immo-Blase platzt dort mit Verzögerung. >> Northern Rock war schon im Frühjahr pleite und wurde vom Staat übernommen.
FW
Die "normalen Banken" sind bei uns, jedenfalls bis jetzt, auch ganz gut über die Runden gekommen.
Zumindest bei der Commerz und der Deutschen Bank dürfte noch was kommen.
Das Ganze ist ja noch nicht vorbei; obwohl das seit Monaten behauptet wird.
Ich vermisse hier eine Diskussion, zur auch hier weit verbreiteten Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte angeblich immer funktionieren.
Ich vermisse hier eine Diskussion, zur auch hier weit verbreiteten Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte angeblich immer funktionieren.
Damit hast du deine bekannte These doch nun zum 'zigten Mal hier breitgetreten. Ist es nicht langweilig über die bösen Märkte zu jammern, die reguliert gehören?
Marktwirtschaft ist immer okay, auch für die Linken, wenn sie kuscheligen Wohlstand über alle ausbreitet. Sobald aber mal Momente der schmerzlichen Korrekturen sichtbar werden, ohne die Markt NIE funktioniert, heulen alle auf, und gebrauchen die üblichen Schimpfwörter, de oft mit Tieren zu tun haben. Wer's braucht ...
Davon abgesehen haben wir in der Realität gar keine freien deregulierten Märkte. Es wird überall reguliert, was das Zeug hält. Ob diese schon vorhandenen Regulierungen nicht mindestens genauso schädlich sind, könnte man genauso diskutieren.
Kodo: "Ich vermisse hier eine Diskussion, zur auch hier weit verbreiteten Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte angeblich immer funktionieren."
Das kommt darauf an, was du unter "funktionieren" verstehst. Der Markt würde sich dereguliert jetzt von selbst wieder in ein Gleichgewicht bewegen, insofern funktioniert er. Es wäre nur mit dem Untergang zahlloser Finanzinstitute und Leid für viele kleine Leute einhergegangen, das man jetzt verhindert hat. Das Optimum für "die Wirtschaft" oder "den kleinen Mann" ist der freie deregulierte Markt natürlich nicht immer - zum Beispiel jetzt nicht.
"Der Markt würde sich dereguliert jetzt von selbst wieder in ein Gleichgewicht bewegen, insofern funktioniert er."
Naja, man kann sich "funktioniert" natürlich immer so hindefinieren, dass es passt. So würde man vermutlich sogar den Kommunismus als "funktionierenden" Markt definiert bekommen.
" Leid für viele kleine Leute "
In dem Fall, würde ich z. B. kaum von "funktionieren" reden.
Lexx schrieb am 21.09.2008 14:29
Kodo: "Ich vermisse hier eine Diskussion, zur auch hier weit verbreiteten Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte angeblich immer funktionieren."
Das kommt darauf an, was du unter "funktionieren" verstehst. Der Markt würde sich dereguliert jetzt von selbst wieder in ein Gleichgewicht bewegen, insofern funktioniert er. Es wäre nur mit dem Untergang zahlloser Finanzinstitute und Leid für viele kleine Leute einhergegangen, das man jetzt verhindert hat. Das Optimum für "die Wirtschaft" oder "den kleinen Mann" ist der freie deregulierte Markt natürlich nicht immer - zum Beispiel jetzt nicht.
Wenn Du unter funktionieren, einen Crash verstehst, hast Du wohl recht.
In dem Fall, würde ich z. B. kaum von "funktionieren" reden.
Jau, noch ein Schokoladenseitenfan.
Was ist denn 'Leid der kleinen Leute'? In den USA verlieren ein paar 100.000 ihr Haus, das sie sich größtenteils ohnehin nicht leisten konnten. Dafür sind die Immobilienpreise stark gefallen, viele andere können sich vielleicht jetzt endlich ihr Haus leisten. Ein weiterer Effekt: Den - sicher nicht ganz zu Unrecht - permament gescholtenen Investmentbanken (die Heuschrecken lassen grüßenb) geht es im großen Stil an den Kragen. Ich sehe neben dem 'Leid' eine ganze Menge Chancen.
Ich vermisse hier eine Diskussion, zur auch hier weit verbreiteten Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte angeblich immer funktionieren.
Damit hast du deine bekannte These doch nun zum 'zigten Mal hier breitgetreten. Ist es nicht langweilig über die bösen Märkte zu jammern, die reguliert gehören?
Ist es nicht langweilig, dass die Bush-Regierung jetzt 700-Milliarden-Dollar öffentlicher Mittel zur Rettung der US-Banken bewilligen will?
Es ist absolut nicht meine These, dass der Markt sich sich selbst reguliert.
Ich schreibe ja auch mal bestimmt was Komisches, aber so einen Nonsens habe ich noch nie von mir gegeben.
Das Desaster in den USA ist doch entstanden, weil es keine Bankenaufsicht für die Investmentbanken gibt, die anderen Banken auch nicht besonders überwacht werden; dieser große Versicherer ausdrücklich zur Spekulation durch die Regierung ermächtigt wurde (einer der größten Unterstützer Mc Cain) und dass es keine unabhängige Notenbank gibt.
Kodo: Die berechtigte Forderung nach einer funktionierenden Bankenaufsicht und generelle Schelte für sich angeblich schlecht regulierenden Märkte sind aber zwei sehr verschiedene Paar Schuhe.
Kodo schrieb am 21.09.2008 14:04
Ich vermisse hier eine Diskussion, zur auch hier weit verbreiteten Ideologie, dass freie, deregulierte Märkte angeblich immer funktionieren.
Sobald mindestens zwei Seiten, Teilnehmer bzw. Faktoren (Menschen, Unternehmen, Behoerden, Rohstofflager, etc.) miteinander agieren, bestimmen sie die "Regeln" (egal, ob nun mit Macht oder durch reine Existenz bzw. Teilnahme), nach denen das kuenstliche Gebilde Markt geschaffen wird.
Insofern kann es gar keine freien, deregulierten Maerkte geben - allenfalls freie, deregulierte Seiten/Faktoren/Teilnehmer - und Maerkte sind immer so, wie die Regelbestimmer die Regeln bestimmen.
In den USA verlieren ein paar 100.000 ihr Haus, das sie sich größtenteils ohnehin nicht leisten konnten.
Dafür sind die Immobilienpreise stark gefallen, viele andere können sich vielleicht jetzt endlich ihr Haus leisten.
Ein weiterer Effekt: Den - sicher nicht ganz zu Unrecht - permament gescholtenen Investmentbanken (die Heuschrecken lassen grüßenb) geht es im großen Stil an den Kragen. Ich sehe neben dem 'Leid' eine ganze Menge Chancen.
Mann, das ist ja toll!
Das muss gefeiert werden!
Und warum hat Bush im Juli 300 Milliarden Dollar für die notleitenden Hausbesitzer bereitgestellt?
Eine Menge Chancen?
Die Amerikaner leben seit Jahrzehnten allumfassend auf Pump.
Vom Hauskauf bis zum täglichen Hamburger.
Bisher ging das gut.
Es war stets genug Geld da und wenn es kanpp wurde, hat Bush/Greenspan die Dollarpresse angeworfen.
Das läuft jetzt nicht mehr.
Es gibt kein billiges Geld mehr.
Auch nicht mehr für den täglichen Hamburger oder das Heizöl usw.
"Die maßlose Schuldenorgie und die haltlose Gier der Spekulaten wird Folgen haben."
meint die FAZ gestern.
Aber die übertreiben ja immer so schamlos.
Sobald mindestens zwei Seiten, Teilnehmer bzw. Faktoren (Menschen, Unternehmen, Behoerden, Rohstofflager, etc.) miteinander agieren, bestimmen sie die "Regeln" (egal, ob nun mit Macht oder durch reine Existenz bzw. Teilnahme), nach denen das kuenstliche Gebilde Markt geschaffen wird.
Insofern kann es gar keine freien, deregulierten Maerkte geben - allenfalls freie, deregulierte Seiten/Faktoren/Teilnehmer - und Maerkte sind immer so, wie die Regelbestimmer die Regeln bestimmen.