Was dann? Ich kann diese 2 Aussagen nur als flammendes Plädoyer für die Verstaatlichung der Finanzwirtschaft verstehen, und diesen Riegel könnte eigentlich nur eine regierende Linkspartei zuschieben.
Quark. Die anderen haben doch auch sachlich geantwortet, warum musst du jetzt den Spamer spielen? Ein erster Ansatz wäre doch, die persönliche Haftung wieder stärker in den Vordergrund zu bringen. Die Entwicklung der letzten 40 Jahre war ja, die persönliche Haftung immer weiter aus dem marktwirtschaftlichen System zu entfernen. Statt Eigentümern und Gesellschaften die GmbH. Statt GmbH die AG. Gegen Managerhaftung hilft eine Versicherung. Und so weiter.
Was spricht zum Beispiel dagegen, bei hochriskanten Transaktionen eine hinterlegte Sicherheit von den Akteuren zu verlangen? Könnte man vielleicht in Einzelfällen mittels Betrugsanklagen an die Hasadeure rankommen? Im BGB gibt´s zum Beispiel eine asymetrische Verantwortung: im Geschäft zwischen Gewerbetreibenden und Konsumenten gilt im Zweifelsfall: der Gewerbetreibende hat nachzuweisen, dass er den Konsumenten nicht mit einem Wissensvorsprung über´s Ohr gehauen hat. So schlecht ist diese Regel gar nicht...
Und selbst dann, wenn man die persönliche Haftung außen vor lässt, so pfeifen doch jetzt schon die Spatzen von den Dächern, dass zumindest die juristischen Personen -also die Immobilien- und Finanzunternehmen- in Zukunft stärker an die Kette gelegt werden sollen.
Mal im ernst, DP: so einfach kann man es sich auch nicht schön reden. Für mich klingt dein obiger Satz so ein bischen nach Totschlagsargument: wer glaubt, Fehler zu erkennen, kann nur ein Kommunist sein. Da Kommunismus per Definition schlecht ist, kann das derzeitige System keine Fehler haben.
Noch mal zum mitdenken: an diesen Spekulationen und den Hypes haben einige Leute ganz kräftig verdient. Und die Hauptprofiteuere sind diejenigen, die jetzt am wenigsten die Kosten zu tragen haben. Wenn aber in einem System so eindeutig die Nutznießer von den Spesenzahlern getrennt sind, dann lohnt sich sehr wohl die Frage, wie man diese beiden getrennten Gruppen wieder mehr in Überdeckung bringt.
Dise Frage ist völlig legitim und wird genau so auch im Gesundheitswesen, beim Rentensystem, bei den Lohnnebenkosten, bei den Subventionen und wer weiß noch wo gestellt. Ich sehe nicht ein, dass diese Frage im Finanzwesen jetzt plötzlich ein Beweis kommunistischer Verschwörungen sein sollte.
Übrigens kann man den von FW verlinkten Artikel auch anders lesen (deswegen mein Zitat): nämlich als Zustimmung, dass diese Hypes zu extremen Schäden, enormer Umverteilung und vor allem zu bedeutenden Kollateralschäden führen (Kosten für unbeteiligte Dritte). Der Tenor des Artikels war doch eigentlich: wenn schon umverteilt wird, warum sollte man nicht selbst der lachende Dritte sein?
Zur Erinnerung: Umverteilung erschafft keinen Reichtum. Er lässt nur einen reicher und jemand anderen ärmer werden.
Marktwirtschaft ist aber Lehre von der ReichtumsMEHRUNG. Umverteilung ist in der Marktwirtschaft nicht ZIEL, sondern allerhöchstens Mittel. In so weit kann es auch kein Generalangriff auf die Marktwirtschaft sein, wenn ich eine bestimmte Form extremer Umverteilung eingedämmt wissen möchte.
Nanana, dreh mir nicht das Wort herum. Ich habe deine 2 Aussagen, die du netterweise im Zitat weggelassen hast, kombiniert und deine Quintessenz war nun mal, dass der Wähler das Finanzgebaren komplett ändern soll. Wie soll er das denn machen?
Klar, es macht sich gut, gegen die Hasardeure zu wettern, die ohne persönliches materielles Risiko ihre Bank vor die Wand fahren und sich dann schulterzuckend umdrehen und ihr eingesacktes Geld verzehren.
Im Extremfall, wie jetzt bei Lehman haben auch die Grosskopfeten nichts von ihren Phantastilliarden, weil die nämlich zum allergrössten Teil aus eigenen Aktien oder sogar nur Optionen darauf bestanden, also nichts mehr wert sind.
Dann: Ich als Otto Normalverbraucher, der nicht spekuliert aber seine Rentengroschen ziemlich sicher, aber rentabler als beim Vater Staat angelegt sehen will, würde dieses Geld trotzdem nicht einem persönlich haftenden, sehr ordentlichen und gewissenhaften Privatunternehmer anvertrauen. Auch der kann Fehler machen. Dann nutzt mir sein haftendes Privatvermögen aber auch nichts mehr. Dann lieber ein grosser Laden mit den besten Managern, die dann auch am besten bezahlt werden. Ich muss halt aufpassen, dass ich meine zum Leben notwendige Kohle nicht einer Zockerbude anvertraue.
Weiter: Wer einen Teil seines Vermögens hochriskant anlegen will, also spekulieren will, wird sich vernüftigerweise den besten Manager suchen den es gibt und ihn am Gewinn beteiligen. So einen Spekulanten stört es nicht wenn sein Fondsmanager 500 Mio im Jahr einsackt, solange er auch einen Supergewinn einfährt. Und dieser Anleger weiss auch schon vorher, dass er sein Geld komplett verlieren kann und der Manager seine Kohle trotzdem behält.
Und zum Schluss: Die grössten Schäden sind in Deutschland (IKB, div. Landesbanken) von Leuten angerichtet worden, die keineswegs zur Gehaltstopliga gehören. Selbst für deutsche Verhältnisse rangieren sie noch relativ weit hinten. Die Arbeitgeber hätten bessere, was heisst besser bezahlte Leute vermutlich vor vielem bewahrt.
Der gute Ackermann hat vielleicht in Zeiten, in denen alles wie von selbst lief zuviel verdient. Sein Geld ist er aber spätestens jetzt wert, wo er seinen Laden vergleichsweise am sichersten durch die Turbulenzen steuert.
Übrigens FW, Ackermann hat vorige Woche erklärt, er sei überzeugt, dass sich im Zusammenhang mit Lehman alle ihrer Verantwortung bewusst seien.
Selbst wenn es zum Schlimmsten komme, werde man schon eine Lösung finden.
Soviel zum Gehalt seiner Statements.
Ach so, jetzt hat er die Postbank gekauft, eine reine Kundeneinlagenbank.
Vor vier Jahren hat er sich mit Cartellieri gezofft, weil der damals schon die Postbank kaufen wollte.
News:
Goldman Sachs: minus 20 Prozent. Morgan Stanley: minus 30 Prozent.
Hat was mit fehlender Bankaufsicht für Investmentbanken in USA und GIER zu tun.
das ist ja alles ganz richtig, solange die das unter sich ausmachen.
Hier haben wir aber die Situation, dass der Steuerzahler diese Fehleinschätzungen kompensiert, wobei die beteiligten Akteure sauber darauf geachtet haben, dass sie die Gewinne rechtzeitig rausgezogen haben, die Verluste muss jetzt aber der Staat decken.
Übrigends sind es gerade die Ackermänner, die bei solchen Zuständen relativ verlieren. Während andere in den Hochphasen hochriskant gezockt haben, die Gewinne abgeschöpft und nun auf den Bahamas ihre Jachten bevölkern, während der Steuerzahler den Schaden kompensieren muss, hat Ackermann in den Boomzeiten vergleichweise wenig bekommen und darf nun immerhin weitermachen.
Im Vergleich hat er den kürzeren gezogen.
Vielleicht sollte man einfach einführen, dass Prämien und Tantiemen bis zu 5 Jahre (oder so) lang bei einem Konkurs der Firma zurückgefordert werden können. Das könnte das Risikobewusstsein doch etwas realitätsorienterter werden lassen.
kater_5 schrieb am 17.09.2008 20:07
Vielleicht sollte man einfach einführen, dass Prämien und Tantiemen bis zu 5 Jahre (oder so) lang bei einem Konkurs der Firma zurückgefordert werden können. Das könnte das Risikobewusstsein doch etwas realitätsorienterter werden lassen.
Gruss
Kater
Das gilt dann aber auch für die Dividenden deiner Einlagen, oder wie?
F-W schrieb am 17.09.2008 18:37
Klar, es macht sich gut, gegen die Hasardeure zu wettern, die ohne persönliches materielles Risiko ihre Bank vor die Wand fahren und sich dann schulterzuckend umdrehen und ihr eingesacktes Geld verzehren.
Im Extremfall, wie jetzt bei Lehman haben auch die Grosskopfeten nichts von ihren Phantastilliarden, weil die nämlich zum allergrössten Teil aus eigenen Aktien oder sogar nur Optionen darauf bestanden, also nichts mehr wert sind.
Dann: Ich als Otto Normalverbraucher, der nicht spekuliert aber seine Rentengroschen ziemlich sicher, aber rentabler als beim Vater Staat angelegt sehen will, würde dieses Geld trotzdem nicht einem persönlich haftenden, sehr ordentlichen und gewissenhaften Privatunternehmer anvertrauen. Auch der kann Fehler machen. Dann nutzt mir sein haftendes Privatvermögen aber auch nichts mehr. Dann lieber ein grosser Laden mit den besten Managern, die dann auch am besten bezahlt werden. Ich muss halt aufpassen, dass ich meine zum Leben notwendige Kohle nicht einer Zockerbude anvertraue.
Weiter: Wer einen Teil seines Vermögens hochriskant anlegen will, also spekulieren will, wird sich vernüftigerweise den besten Manager suchen den es gibt und ihn am Gewinn beteiligen. So einen Spekulanten stört es nicht wenn sein Fondsmanager 500 Mio im Jahr einsackt, solange er auch einen Supergewinn einfährt. Und dieser Anleger weiss auch schon vorher, dass er sein Geld komplett verlieren kann und der Manager seine Kohle trotzdem behält.
Und zum Schluss: Die grössten Schäden sind in Deutschland (IKB, div. Landesbanken) von Leuten angerichtet worden, die keineswegs zur Gehaltstopliga gehören. Selbst für deutsche Verhältnisse rangieren sie noch relativ weit hinten. Die Arbeitgeber hätten bessere, was heisst besser bezahlte Leute vermutlich vor vielem bewahrt.
Der gute Ackermann hat vielleicht in Zeiten, in denen alles wie von selbst lief zuviel verdient. Sein Geld ist er aber spätestens jetzt wert, wo er seinen Laden vergleichsweise am sichersten durch die Turbulenzen steuert.
FW
Sehe ich ähnlich. Das Thema wird auch hier sehr stark vom Neidkomplex diktiert, dabei liegt das Problem meiner Meinung ganz woanders; die Finanzwirtschaft ist viel zu unübersichtlich geworden. Da werden von den Händlern aller Banken, natürlich in erster Linie der Investmentbanken, Pakete geschnürt, die den Händlern wahrscheinlich im Detail gar nicht mehr bekannt sind. Und wo die Titel am Ende hingehen weiss auch kein Mensch mehr. Schon diese scheibchenweise Aufarbeitung der Finanzkrise zeigt, dass die Banken wohl selbst keine genaue Ahnung haben was sie im Bestand haben, mit was sie handeln und wohin dann diese Bestände wandern.
Leider liegt eine Lösung für dieses Problem weit weniger auf der Hand als das der Neiddebatte (böse Verkäufer und Manager auspeitschen und ihr Vermögen pfänden, wobei eine Kommission der guten Menschlichkeit beurteilt wer in den letzten 5 Jahren gut und wer böse handelte). Die Finanzprodukte müssten genauer definiert und vor allem ihr Handel transparenter geregelt werden. Vielleicht wäre das ja eine schlimmere Strafe für alle "gierigen" Händler und Manager als retroaktiv zu strafen.
Hättet ihr zum Beispiel meinen Beitrag genauer gelesen, dann wäre euch bewusst geworden, dass ich zwischen moralischer Entrüstung -also der Gerechtigkeitsfrage- und realen Handlungsoptionen unterscheide. Nur, weil zwei Argumentationsstränge in einem gemeinsamen Beitrag laufen, heisst das noch nicht, dass alles eins ist. Wohl noch nie eine Urteilsbegründung vom BVG gelesen, oder wie?
1. Die Komplexität der Finanzprodukte ist sicher ein Thema. Da wäre für mich unter anderem auch die Aufsicht gefordert, die so etwas im Grenzfall auch unterbinden sollte.
2. Ein zweites Thema ist die Entflechtung von persönlichem Risiko und Instititusrisiko.
3. Als nächstes ist die Frage anzugehen, wie man die Nutznießer und die Spesenzahler einer Handlung wieder zusammenbringt. Ein dezenter Ansatz dabei ist die Spekulationssteuer - ja tatsächlich, die gehört in diesen Bereich!
4. Wieder ein ganz anderes Thema sind das Totalversagen der "neutralen" Risikobewerter. Viele der jetzt untergegangenen Instititute hatten ja bis zum Schluss Bestnoten in Bonität und Vermögenslage.
5. Dann haben sich die Bank- und Finanzaufsichten scheinbar auch nicht mit Ruhm bekleckert. Unter anderem gehört hier auch die Frage hin, wieviel EK solche risikoreichen Institute haben müssen. Möglicherweise könnte man sogar zu dem Schluss kommen, Spezialfinanzierer in Zukunft zu verbieten und Diversifizierung zu erzwingen.
6. Auch diskutiert wird zur Zeit, ob die Publikationspflichten ausreichend waren.
7. In einigen Fällen scheint sogar noch kriminelles Handeln hinzuzukommen, in dem verbotenerweise Insiderwissen verwendet wurde.
8. Es stellt sich sogar die Frage, ob man nicht in völlig neuen Dimensionen über Sicherungsfonds nachdenken muss.
Das sind nur so ein paar Themen, die mir auf die Schnelle einfallen. Die Expternen aus diesem Bereich finden bestimmt noch ein paar. DP und FW, ihr stellt mich und kater (und wer noch ist mir im Moment entfallen) immer so ein wenig als neiderfüllte, irrationale Salonsozialisten dar, die zwar von der Sachlage keine Ahnung haben, aber trotzdem zu allem mal was sagen wollen.
Umgekehrt wirkt ihr beide auf mich aber verbal (!) wie der Prototyp des Abzockertyps: huaptsache, man kann selbst seine Schäfchen ins Trockene bringen; wenn das System dann zusammenbricht, dann muss es halt so sein. Das ist dann irgendwie ein Naturgesetz und dagegen tun kann man nichts.
Inzwischen haben sich die ungedeckten Schecks weltweit auf etwa 400 Milliarden Dollar erhöht. Und ihr wollt mir noch immer erzählen, dass müsste einfach so sein, da könne niemand was für - ist ja nur ein Spiel, oder wie?
Wenn das kein Systemversagen ist - was ist dann eigentlich für euch ein Systemversagen? Bis jetzt beschränkt ihr euch darauf, andere Diskustanten zu Neidhammeln und Salonsozialisten abzustempeln.
Was sind denn EURE Lehren aus dieser Geschichte, EURE Vorschläge für die Zukunft?
MfG Frank
F-W schrieb am 17.09.2008 18:37
Sehe ich ähnlich. Das Thema wird auch hier sehr stark vom Neidkomplex diktiert, dabei liegt das Problem meiner Meinung ganz woanders; die Finanzwirtschaft ist viel zu unübersichtlich geworden. Da werden von den Händlern aller Banken, natürlich in erster Linie der Investmentbanken, Pakete geschnürt, die den Händlern wahrscheinlich im Detail gar nicht mehr bekannt sind. Und wo die Titel am Ende hingehen weiss auch kein Mensch mehr. Schon diese scheibchenweise Aufarbeitung der Finanzkrise zeigt, dass die Banken wohl selbst keine genaue Ahnung haben was sie im Bestand haben, mit was sie handeln und wohin dann diese Bestände wandern.
Wollte ich die Abläufe mit einem naturwissenschaftlichen Analogon beschreiben, würde ich sagen, dass die Finanzmärkte im letzten Jahrzehnt auch durch konsequenten Einsatz von elektrischer Kommunikation und Datenverarbeitung sukzessive von einem festen in einen flüssigen Aggregatzustand übergegangen sind, ohne dass die Beteiligten, inklusive Regulierer, sich und ihre Algorithmen auf diese Veränderungen ausreichend vorbereitet haben: Die Gesetze und die damit einhergehende Mathematik der Festkörperphysik sind andere, als die der Strömungsmechanik. Jetzt wird sicherheitshalber alles wieder in einen festen Aggregatzustand zurückgeführt.
Wenn das kein Systemversagen ist - was ist dann eigentlich für euch ein Systemversagen? Bis jetzt beschränkt ihr euch darauf, andere Diskustanten zu Neidhammeln und Salonsozialisten abzustempeln.
Was sind denn EURE Lehren aus dieser Geschichte, EURE Vorschläge für die Zukunft?
MfG Frank
Frank,
vermutlich gibt es kurzfristige Lehren, langfristig aber nicht. Nicht erst seit Schiller gibt es regelmäßig die Situation, dass jemand die Geister, die er rief nicht mehr los wird.
Kurzfristig sollte die Funktion der Banken auf eine ihrer originaären Aufgaben zurückgeführt werden, nämlich den Geldumlauf für die Wirtschaft kostengünstig sicherzustellen. In meiner alten Vorstellung hatte Geld zwei Funktionen: Zahlungsmittel und Speicherung von Vermögen. Irgendwie ist in den letzten Jahren eine weitere hinzugekommen: Reproduktion von sich selbst. Ich glaube, das ist irgendwie ausgeufert, irgendwie ging das elektronisch zu einfach.
Das Einrichten von Sicherungsfonds dürfte doch nicht so viel bringen, da deren Existenz doch bei den kommenden Marktaktivitäten von den Akteuren in irgendeiner Form einkalkuliert würde, oder täusche ich mich da?
Ein sichtbarer Unterschied zur Dotcom Blase ist für mich: Bisher betrifft bleibt der Crash auf die Finanzmärkte beschränkt. Dass Privatanleger in großem Stil beachtliche Teile ihrer Vermögen verzockt hatten, ist doch diesmal nicht der Fall. Was passiert denn in der realen Welt? Okay, eine Menge US-Bürger können ihre Immobilie nicht halten. Es gibt wohl auch einen Kaufkrafteinbruch beim US-Konsum. Andererseits kommt die Konjunktur dort angeblich schon wieder in Fahrt - Aufhänger dieses Topics war immerhin der festere Dollar.
Das Platzen der Dotcom-Blase war ja Auftakt einer Jahr andauernden Rezession, die vor allem in meiner Branche, der IT, sehr schmerzlich war. Was bekommen wir denn diesmal, wenn die Hysterie verflogen ist? Es gibt doch einige fundamentale positiven Aspekte, wie eben sinkende Energie- und Rohstoffpreise, nicht zuletzt die zurückgekehrte Vernunft bei den Immobilien und damit sinkende Inflation.
Spock schrieb am 18.09.2008 10:50
Ein sichtbarer Unterschied zur Dotcom Blase ist für mich: Bisher betrifft bleibt der Crash auf die Finanzmärkte beschränkt.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn man bedenkt, dass die überwiegende Mehrheit der Hypotheken verbrieft ist (in den US und Europa übrigens) kann man sich vorstellen was passiert wenn all diese Verbriefungen wegen Zahlungsunfähigkeit des Halters gekündet werden. Noch ist es ja nicht soweit. Aber mal angenommen ein Finanzinstitut geht hops, welches im grösseren Stile diese Verbriefungen hält dann könnte das recht panisch werden.
Frank2000 schrieb am 18.09.2008 09:49
DP und FW, ihr stellt mich und kater (und wer noch ist mir im Moment entfallen) immer so ein wenig als neiderfüllte, irrationale Salonsozialisten dar, die zwar von der Sachlage keine Ahnung haben, aber trotzdem zu allem mal was sagen wollen.
Umgekehrt wirkt ihr beide auf mich aber verbal (!) wie der Prototyp des Abzockertyps: huaptsache, man kann selbst seine Schäfchen ins Trockene bringen; wenn das System dann zusammenbricht, dann muss es halt so sein. Das ist dann irgendwie ein Naturgesetz und dagegen tun kann man nichts.
Easy man. "Etwas dagegen" tun kann man immer. Fragt sich nur was und wie genau sind die Konsequenzen. Eine andere Frage ist, ob die von Dir so in den Vordergrund gedrängte Gier der Händler tatsächlich die Ursache ist. Wenn nicht könnte es sein, dass du in 5 Jahren die soziale Gerechtigkeit im Finanzsektor eingeführt hast aber dieselben Probleme existieren.
Andererseits wollte ich schon immer mal so ein echter Abzocker sein. Mit Millionen auf dem Konto; skrupellos zähle ich die Kohle, während hinter mir die Bank in Flammen aufgeht.
Frank2000 schrieb am 18.09.2008 09:49
Hättet ihr zum Beispiel meinen Beitrag genauer gelesen, dann wäre euch bewusst geworden, dass ich zwischen moralischer Entrüstung -also der Gerechtigkeitsfrage- und realen Handlungsoptionen unterscheide. Nur, weil zwei Argumentationsstränge in einem gemeinsamen Beitrag laufen, heisst das noch nicht, dass alles eins ist. Wohl noch nie eine Urteilsbegründung vom BVG gelesen, oder wie?
1. Die Komplexität der Finanzprodukte ist sicher ein Thema. Da wäre für mich unter anderem auch die Aufsicht gefordert, die so etwas im Grenzfall auch unterbinden sollte.
2. Ein zweites Thema ist die Entflechtung von persönlichem Risiko und Instititusrisiko.
3. Als nächstes ist die Frage anzugehen, wie man die Nutznießer und die Spesenzahler einer Handlung wieder zusammenbringt. Ein dezenter Ansatz dabei ist die Spekulationssteuer - ja tatsächlich, die gehört in diesen Bereich!
4. Wieder ein ganz anderes Thema sind das Totalversagen der "neutralen" Risikobewerter. Viele der jetzt untergegangenen Instititute hatten ja bis zum Schluss Bestnoten in Bonität und Vermögenslage.
5. Dann haben sich die Bank- und Finanzaufsichten scheinbar auch nicht mit Ruhm bekleckert. Unter anderem gehört hier auch die Frage hin, wieviel EK solche risikoreichen Institute haben müssen. Möglicherweise könnte man sogar zu dem Schluss kommen, Spezialfinanzierer in Zukunft zu verbieten und Diversifizierung zu erzwingen.
6. Auch diskutiert wird zur Zeit, ob die Publikationspflichten ausreichend waren.
7. In einigen Fällen scheint sogar noch kriminelles Handeln hinzuzukommen, in dem verbotenerweise Insiderwissen verwendet wurde.
8. Es stellt sich sogar die Frage, ob man nicht in völlig neuen Dimensionen über Sicherungsfonds nachdenken muss.
Das sind nur so ein paar Themen, die mir auf die Schnelle einfallen. Die Expternen aus diesem Bereich finden bestimmt noch ein paar. DP und FW, ihr stellt mich und kater (und wer noch ist mir im Moment entfallen) immer so ein wenig als neiderfüllte, irrationale Salonsozialisten dar, die zwar von der Sachlage keine Ahnung haben, aber trotzdem zu allem mal was sagen wollen.
Umgekehrt wirkt ihr beide auf mich aber verbal (!) wie der Prototyp des Abzockertyps: huaptsache, man kann selbst seine Schäfchen ins Trockene bringen; wenn das System dann zusammenbricht, dann muss es halt so sein. Das ist dann irgendwie ein Naturgesetz und dagegen tun kann man nichts.
Inzwischen haben sich die ungedeckten Schecks weltweit auf etwa 400 Milliarden Dollar erhöht. Und ihr wollt mir noch immer erzählen, dass müsste einfach so sein, da könne niemand was für - ist ja nur ein Spiel, oder wie?
Wenn das kein Systemversagen ist - was ist dann eigentlich für euch ein Systemversagen? Bis jetzt beschränkt ihr euch darauf, andere Diskustanten zu Neidhammeln und Salonsozialisten abzustempeln.
Was sind denn EURE Lehren aus dieser Geschichte, EURE Vorschläge für die Zukunft?
MfG Frank
Frank, genau sosehr du dich missverstanden fühlst, bemühst du dich, mich misszuverstehen.
Auch wenn du mit deinen unterschiedlich relevanten Nummernabsätzen versuchst den Anschein differenzierter Betrachtung zu erwecken, ist der Tenor deines Beitrags dennoch der Ruf nach einer Tabula-Rasa Lösung. Da musst du aber aufpassen, dass du nicht bei Leuten wie Lafontaine landest.
Was zum Beispiel ist dein Systemversagen? Welches System hat da versagt? Das grosse, die Marktwirtschaft? Oder ein Sub-System, der Finanzmarkt? Oder ein Sub-Sub-System, die Investmentbanken?
Deine plakative Gegenüberstellung Frank/Kater die Neidhammel gegen F-W/DP die Abzocker ist auch nicht richtig. Ich habe nur versucht aufzuzeigen, dass die Spitzenakteure nicht eine von der Welt abgeschlossene Clique gieriger Finanzhaie sind, sondern sie durchaus eine Verbindung zur realen Welt haben. Jeder Zinsschnäppchenjäger auch der „normalen“ Gehaltsklasse, egal ob auf der Angebotsseite (Geldanlagen, Wertpapiere) oder Nachfrageseite (Baufi, andere Kredite) treibt den Wettbewerb in der Finanzbranche an, der dort so gnadenlos ist wie in kaum einem anderen Wirtschaftsbereich. Das kumuliert in der Spitze zu den Auswüchsen und brutalen Korrekturen, die wir gerade erleben. Dabei soll das keine einseitige Schuldzuweisung an den kleinen Mann sein. Natürlich werden die Kunden durch die Angebote auch eingeladen. Das ist eine Wechselwirkung.
Aber man muss aufzeigen, dass der Otto-Normalverbraucher wenn auch über viele undurchschaubare Stufen mit dem Treiben an der Spitze verbunden ist. Und er nimmt die Ergebnisse gerne mit, solange sie ihm zum Vorteil gereichen. Er hat zwar immer mal wieder die abnormen Gehälter dieser Leute kritisiert. Aber für das, was die Auswüchse effektiv verhindern würde, hat er kein Verständnis: Risikobeschränkung (Schufa), höhere Erträge der Banken um die Risikoabsicherung zu stärken (Bankgebühren), geringere Zins- und Wertpapierrenditen um die Finanzprofis von halsbrecherischen Produkten fernzuhalten.
Was die Subsysteme betrifft: Ja richtig, das Modell der Investmentbank steht auf der Kippe. 3 der 5 grössten sind gescheitert, die 4. wackelt heftig und wird den Wall-Street Tsunami vermutlich auch nicht als selbständiges Haus überleben. Die Käufer dieser Banken oder ihrer Überreste werden unter ungeheurem Aufwand die ganzen Auswüchse liquidieren und auch die Nr. 1 (Goldman Sachs) wird am Ende des Sturms ganz anders aussehen als zuvor.
Die „Kosten“ des Platzens der doppelten Finanz- und Immobilienblase sind gewaltig. Die bisher realisierten Beträge (Totalverluste und Abschreibungen) liegen bei 600 Mrd. $. Allein bei Fannie May und Freddie Mack können noch 300 Mrd. dazu kommen. Eintausend Milliarden werden also nicht ausreichen bis alles vorbei ist. Man kann da natürlich philosophisch werden und fragen ob da eigentlich nicht nur einfach virtuelle Vermögenswerte gestrichen werden. Zu einem grossen Teil sicherlich, die wahren Kosten sind die, die hinterher in der „Realwirtschaft“ auflaufen.
Fazit: Dein Ruf nach der Tabula-Rasa Lösung wird von der Aufsicht und der Politik nicht umgesetzt werden. Aber die Finanzmärkte haben deinen Ruf erhört und machen gerade reinen Tisch, besser als irgendjemand anderes das jemals hätte tun können.
" Und wo die Titel am Ende hingehen weiss auch kein Mensch mehr. Schon diese scheibchenweise Aufarbeitung der Finanzkrise zeigt, dass die Banken wohl selbst keine genaue Ahnung haben was sie im Bestand haben, mit was sie handeln und wohin dann diese Bestände wandern."
Hmm, da haben wir also Banker, die Millionen verdienen, aber dummerweise mit Dingen, von denen sie keine Ahnung haben. Man mag das ja "Neid" nennen, aber ich finde, jemand der Lotto mit fremder Leute Geld spielt, ist in jedem Fall überbezahlt. Oder wie würdest Du das hantieren mit Dingen, von denen man keine Ahnung hat, sonst nennen ?
"Leider liegt eine Lösung für dieses Problem weit weniger auf der Hand als das der Neiddebatte (böse Verkäufer und Manager auspeitschen und ihr Vermögen pfänden, wobei eine Kommission der guten Menschlichkeit beurteilt wer in den letzten 5 Jahren gut und wer böse handelte). Die Finanzprodukte müssten genauer definiert und vor allem ihr Handel transparenter geregelt werden. Vielleicht wäre das ja eine schlimmere Strafe für alle "gierigen" Händler und Manager als retroaktiv zu strafen. "
Ich wage ja gar nicht zu fragen, wovon Du eigentlich nachts so träumst. Wer soll denn sowas definieren ? Wie willst Du das denn kontrollieren ?
Und ja, es wäre eine Strafe für all die Händler und Manager, die sich tatsächlich innovative Produkte einfallen lassen. Das ginge dann nämlich nicht mehr. Man wäre auf ewig an die "definierten" Produkten gebunden.
"Aber für das, was die Auswüchse effektiv verhindern würde, hat er kein Verständnis: Risikobeschränkung (Schufa), höhere Erträge der Banken um die Risikoabsicherung zu stärken (Bankgebühren), geringere Zins- und Wertpapierrenditen um die Finanzprofis von halsbrecherischen Produkten fernzuhalten. "
Ich finde es hier aber schon sehr interessant, was Dir so auf Anhieb für Beispiele einfallen. Alles Dinge, die vor allem die Banken vor dem kleinen Sparer schützen sollen und deren Leben im Verhältniss zu Otto Normalverbraucher zur Risikovermeidung leichter machen. Kein einziges dieser Beispiele hat irgendetwas mit den hier genannten Problemen zu tun. Und wenn man niedrigere Renditen an die Sparer ausgeben könnte, würden die Banken eben mehr Gewinne machen, aber genauso weiterzocken wie bisher. Eigenkapitalrenditen von 30% lassen sich doch sowieso schon nut mit extremen Gezocke auf der einen und extremer Knausrigkeit auf der anderen Seite erzielen.