Zitat Wobei kurioserweise eine Studie vor kurzem gezeigt hat, dass gerade die Rentner ohne Kinder besonders auf die Einhaltung des Generationenvertrags pochen.
Wer als Rentner selber Kinder hat und sieht, wie sie sich so im Berufsleben durchschlagen, was sie netto dafür bekommen und wie sie davon eine Zukunft inklusive Absicherung im Alter aufbauen sollen, hat vielleicht einen realistischeren Blick auf das Thema?
"Für mich ist das dennoch doppelte Besteuerung, zumindest für jemanden der mit eigener Arbeit verdientes Geld wieder anlegt. "
Das tue ich ja auch. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, einen Unterschied zwischen Geld zu machen, was mir mein Arbeitgeber überweist oder was mir die Bank überweist. Genausogut kann ich es schlimm finden, dass Geld vom AG, für das ich wirklich gearbeitet habe, besteuert wird, während Geld von der Bank, für das ich nichts getan habe, steuerfrei bleibt.
Und warum soll Geld aus Geldvermögen (also z. B. Zinsen) grössere Freibeträge haben als Geld aus richtiger Arbeit ? Warum zahle ich auf Zinsen nur 25% Steuern während ich auf Einkommen aus Arbeit bis zu 50% plus Sozialabgaben zahle ? Ist Geld aus Arbeit so viel schlechter, dass es so bestraft wird ?
Wobei man das noch weiter treiben kann. Warum wird Einkommen, was ich im Rahmen eines 430€ Jobs verdiene, anders besteuert, als Geld was ich aus Überstunden bekomme ?
Es sind diese unterschiedlichen Tatsbestände, die das deutsche Steuersystem so unübersichtlich machen. Wenn man einfach diese ganzen Unterscheidungen der Einkommensarten aufgeben würde, wären viele Sonderregeln weg.
Spock: ►"Möglichkeiten jenseits der Umlage wurden ja genügend genannt."◄
Und die wären? Der Kapitalmarkt fällt laut Kater ja nun aus.
DP: ►"Bliebe aber immer noch das Problem wer für die heutigen Rentenansprüche aufkommt. Das müsste dann ja der jetzige Leistungsträger tun und zwar über die Steuern. Da zahlt er dann weniger Umlage aber mehr Steuern. Wo ist denn da der Vorteil?"◄
Das ist doch genau das Dilemma, in dem wir stecken. Bei einer radikalen Umstellung auf Kapitaldeckung, wie ich sie in den Raum gestellt habe (ohne sie gut oder schlecht zu finden), müssten die Rentenansprüche aus Steuermitteln bezahlt werden. Die erste Generation ohne Umlage-Rente ist also die, die doppelt zahlt. Auch wenn man das System nur zum Teil umstellt, müssen die neuerdings kapitalgedeckten Rentner in Spe für diesen Teil der Rente doppelt zahlen. Stellt man dagegen garnicht um, verschlimmmert sich die Situation allerdings immer weiter und immer weniger Leistungsträger müssen immer mehr Rentner bezahlen.
Das Grundproblem ist, dass die jetzigen Einkommensausfälle durch weniger Einzahler und die steigenden Ausgaben durch mehr Rentner niemals Rücklagen gebildet wurden. Deswegen herrscht jetzt ein Loch und die Frage ist, wer es stopft. Im Moment sind es hauptsächlich die Einzahler und nebensächlich die Bezieher.
Wenn man jetzt z. B. die Beitragsbemessungsgrenze für Sozialabgaben abschafft, dann hätte man die Einkommensbasis verbreitert, die Last auf mehr Einzahler verteilt. Damit wird das Problem letztlich in die Zukunft verschoben, denn man generiert auch mehr spätere Leistungsempfänger, die von denn dann existenten Einzahlern noch weniger bezahlt werden können. Die Ausweitung der Einzahlerbasis würde das Problem im Moment zwar lösen, ist aber nicht nachhaltig.
"Wenn man jetzt z. B. die Beitragsbemessungsgrenze für Sozialabgaben abschafft, dann hätte man die Einkommensbasis verbreitert, die Last auf mehr Einzahler verteilt. Damit wird das Problem letztlich in die Zukunft verschoben, denn man generiert auch mehr spätere Leistungsempfänger, die von denn dann existenten Einzahlern noch weniger bezahlt werden können. Die Ausweitung der Einzahlerbasis würde das Problem im Moment zwar lösen, ist aber nicht nachhaltig."
Es würde aber helfen. Letztlich sollte man die Lasten endlich mal auf alle Schultern verteilen, und vor allem auch mal transparenter machen. Dazu gehört zum Einen, dass man die Sonderlocken für Selbstständige und Beamte abschafft. Ob man dann die Beitragsbemessungsgrenze schleift, mag man auch überlegen. Die Rendite für diese Beiträge wäre zwar negativ, weil die Zahl der späteren Beitragszahler dadurch ja nicht steigt und in 30 Jahren das gleiche Geld auf mehr Rentner verteilt werden muss.
Allerdings würde das vielleicht eine heilsame Wirkung auf die Politiker haben, wenn die mal wieder Geschenke an die Rentner verteilen. Denn dann müssten die allen Beitreagszahlern, die dann einen erheblich höheren Anteil am Wahlvolk haben, erklären, warum die Beiträge steigen. Allerdings ist das auch der Grund, warum das nie kommen wird, denn Politiker und Richter sind Nutzniesser des derzeitigen Systems.
Das würde aber dazu führen, dass der Einzelne deutlich weniger in die Sozialsysteme zahlen müsste und Reserven hätte, selbst was aufzubauen. Muss ja nicht auf Aktien beschränkt sein. Es ist ja nun auch nicht so, dass man gar nichts in die Rente retten kann. Ein eigenes Haus/Wohnung kann man bis ins hohe Alter nutzen, Energiesparmassnahmen ersparen Ausgaben im Rentenalter. Man muss sich das natürlich leisten können, wer knapp unterhalb der Bemessungsgrenze verdient, kann das nicht.
Zitat Es sind diese unterschiedlichen Tatsbestände, die das deutsche Steuersystem so unübersichtlich machen. Wenn man einfach diese ganzen Unterscheidungen der Einkommensarten aufgeben würde, wären viele Sonderregeln weg.
Kater, da hast du in der Tat einen Schritt weiter gedacht als ich mit meinem Sparerfreibetrag. Man könnte natürlich auch einen Freibetrag für Einkommen aus Arbeit haben und darüber hinaus den gleichen Steuersatz für alle Arten von Einkommen. Das würde manch grotesker Situation den Boden entziehen und wäre vielleicht sogar (Vorsicht!) gerechter.
Zitat ►"Möglichkeiten jenseits der Umlage wurden ja genügend genannt."◄
Und die wären? Der Kapitalmarkt fällt laut Kater ja nun aus.
Zum sieht sich Kater sicher nicht als die endgültige Instanz und zum anderen wurden hier ja von mir einige Argumente und Methoden genannt, die den Kapitalmarkt als Möglichkeit bestehen lassen.
Sind Festgeld und Staatsanleihen auch Instrumente des Kapitalmarktes? Und was ist mit Immobilien?
Letztlich ist alles Kapital, auch die Umlagenrente ist Kapital, bestehend aus den geknechteten willfährigen Einzahlern.
"Zum sieht sich Kater sicher nicht als die endgültige Instanz" Sowieso nicht.
" und zum anderen wurden hier ja von mir einige Argumente und Methoden genannt, die den Kapitalmarkt als Möglichkeit bestehen lassen." Der Kapitalmarkt als Ergänzung ist a ok. Aber er ist kein Allheilmittel.
"Sind Festgeld und Staatsanleihen auch Instrumente des Kapitalmarktes?" Sicher.
" Und was ist mit Immobilien? " Wie ich schon schrieb: Die selbstgenutzte Immobilie ist so gesehen die sicherste Vorsorge, die Miete braucht man somit in keinem Fall aufbringen, egal wie sich Aktien, Kinder usw entwickeln. Andererseits besteht natürlich das Problem, dass man durch exzessive Besteuerung kalt enteignet werden kann. Solange allerdings die Richter des BVG Eigenheimbesitzer sind, sehe ich das Problem weniger.
Wenn ich eine Garage bauen will dann hätte ich auch gern 5 Baumärkte in der Nähe, die sich alle konkurrenzieren, die Preise nach unten bringen und ein tolles Angebot offerieren.
Aus Arbeitgebersicht besteht praktisch immer Facharbeitermangel. Der Überschuss kommt ihnen immer zugute, egal wie gross er ist und deswegen wird auch immer gejault.
Staat und Kommune sehen das natürlich anders. Jeder Überschuss muss teuer unterhalten werden. Da würde ich dann auch auf den Umstand verweisen, dass verfügbare Fachkräfte umgeschult werden oder auch mal ältere Arbeitnehmer genutzt werden können.
"Und bei 57 Prozent derjenigen, die sich um eine Fachkräfteposition bewerben, scheitert das Engagement an zu hohen Gehaltserwartungen."
Komisch, angeblich Zig-Milliarden Ausfälle, aber kein Geld für Gehälter. Anders formuliert: bei 57% scheiterte das Engagement an der Zahlungsunwilligkeit der AG.
Da dürfte das Problem liegen.
Wer übrigends mal in den Ingenieursforen liest, bekommt einen ganz anderen Eindruck. Dass Firmen wie Bosch oder Siemens es nicht mal für nötig halten, Bewerbungen zu beantworten, zeigt wohl eher, wo das Problem liegt.
DP, kater: Das ist ja genau was ich gesagt habe: Im Mittelstand sind viele Stellen zu besetzen - aber nicht um jeden Preis. Und wenn sich nicht genügend passende Bewerber finden, bleiben die Stellen eben offen. Dass Ingenieure mangels Angeboten abwandern und gleichzeitig von einem Mangel gesprochen wird, klingt in der Tat paradox. Offenbar gibt es da eine mangelnde Deckung zwischen nachgefragter und angebotener Qualifikation.
Noch deutlicher wird das mit dem Preis bei den Pflegeberufen. Die will bekanntlich keiner machen. Mehr Lohn zahlen können bzw. wollen die Einrichtungen aber auch nicht.
Kommentare zu den MINT-Akademikern? Zu denen gehöre bekanntlich auch ich.
Zitat "Und bei 57 Prozent derjenigen, die sich um eine Fachkräfteposition bewerben, scheitert das Engagement an zu hohen Gehaltserwartungen."
Das halte ich auch für ausgemachten Käse. Fachkräfte wissen in der Regel recht gut was sie wert sind. Wenn sich jemand verändert, will er sich in der Vergütung verbessern und steigt daher vielleicht etwas höher in die Gehaltsverhandlungen ein. Ein professioneller Arbeitgeber sollte das wissen und mit dieser Erwartung im Gespräch umgehen können. Wenn er die Person aufgrund der Qualifikation wirklich haben will, ist das Vergütungsproblem in der Regel für beide Seiten lösbar. Und wenn nicht, dann hat im Zweifel Kater Recht und der Arbeitgeber ist einfach zu knausrig.
"Im Mittelstand sind viele Stellen zu besetzen - aber nicht um jeden Preis."
Was heist "nicht um jeden Preis".
Da stehen 27 Mrd Euro Umsatz gegen 34000 Ings.
Und da soll das Gehalt irgeneine Rolle spielen ? Die Firmen verzichten auf 27 Mrd Euro (das war aus einer anderen Quelle) um 34000 Ings nicht bezahlen zu brauchen. Das sind 800.000€ pro Mitarbeiter.
Und das, weil die angeblich zu viel fordern ?
Selbst wenn man die Pflegekräfte und Mint Berufe da mit rein nimmt, wäre das nicht viel besser.
Also, irgendwie passt das nicht zusammen.
Ich muss auch sagen, dass keiner meiner Kunden (und das sind vor allem exportorientierte Mittelständler aus dem Maschinenbau) derzeit einstellen würde. Die haben gerade so das letzte Jahr überlebt und sind froh, dass die Belegschaft wieder zu tun hat und dass man den einen oder anderen wieder zurückholen kann. Sicher würden die Herrn Prof. von Siemens einstellen, wenn der sich persönlich bewerben würde, aber daraus würde ich keinen Fachkräftemangel ableiten.