►"Die Unternehmensberatung McKinsey warnt die deutsche Wirtschaft vor einem massiven Arbeitskräftemangel in einigen Jahren. Schon in fünf Jahren würden Unternehmen mehr Jobs anbieten, als sie dann noch besetzen können, heißt es nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" in einer McKinsey-Studie.
Demnach werde die Lücke bis 2020 auf rund zwei Millionen Arbeitskräfte anwachsen. Ausgelöst werde diese Entwicklung durch die demografische Entwicklung. Unternehmen seien daher gut beraten, kurzfristig lieber auf Gewinn statt auf Mitarbeiter zu verzichten."◄ http://magazine.web.de/de/themen/finanze...eftemangel.html
Die große Frage ist natürlich, ob das für alle Branchen gilt oder nur für die höher qualifizierten. Ändert sich dadurch letztlich die Mentalität in Deutschland, der Umgang mit den Arbeitnehmern, wie einst bei Einführung der Gastarbeiterregelung? Oder verschärft sich nur der Fachkräftemangel, während die "normalen" AN nach wie vor niemand braucht?
Die "normalen" Arbeitnehmer wird nach wie vor niemand brauchen, zumindest nicht im produzierenden Gewerbe, dass sich nach China und Pakistan verlagern läßt.
Was die höher qualifizierten angeht, so wird man hier eben Leute aus dem Ausland holen, in erster Linie aus Osteuropa, aber auch aus Asien. Wichtig wird es sein, nie die Situation eintreten zu lassen, dass die Arbeitnehmer wirklich in eine gute Verhandlungsposition kommen. Deswegen hat man ja auch nach dem Krieg die ganzen Gastarbeiter geholt. Deren Funktion war eben, ein Überangebot auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen, damit die Arbeitgeber die Löhne drücken konnten. ich habe vor einigen Jahren mal eine Studie gelesen, wonach eine Arbeitslosenquote von ca. 10% das Optimum für die Arbeitgeber ist. Bei weniger werden die Arbeitnehmer bei ihren Lohnforderungen selbstbewusster, bei mehr leidet die Binnennachfrage zu stark.
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton
Zitat von LeChasseurDeLaNuit ich habe vor einigen Jahren mal eine Studie gelesen, wonach eine Arbeitslosenquote von ca. 10% das Optimum für die Arbeitgeber ist. Bei weniger werden die Arbeitnehmer bei ihren Lohnforderungen selbstbewusster, bei mehr leidet die Binnennachfrage zu stark.
Lass mich raten; "Junge Welt"?
Was interessiert denn den einzelnen Arbeitgeber die Binnennachfrage? Das ist dem doch völlig wurscht. Optimal für einen Arbeitgeber ist ein genügend grosses Reservoir an geeigneten Arbeitskräften. Gesamtgesellschaftlich ist eine möglichst geringe AL quote günstig, weil so die Sozialausgaben niedrig bleiben und der Staat dem Arbeitgeber hohe Steuern ersparen kann. In der Schweiz liegt die Quote seit Jahren zwischen 3 und 5%, das halte ich für sehr gesund und davon profitieren letztlich alle.
Bei uns wird zwar derzeit nicht entlassen, aber auch nicht eingestellt. Ich kenne auch keinen Kunden, bei dem das anders wäre. Viele sind noch auf Kurzarbeit, manche haben schon entlassen. Suchen tut keiner wirklich.
Einen Fachkräftemangel sehe ich allenfalls bei extremen Spezialisten, die für bestimmte Projekt ganz spezielle Kenntnisse haben. Allerdings ist das wohl ein prinzipielles Problem, wenn neue Technologien eingeführt werden, gibt es naturgemäss zu wenig Leute, die das können. Allerdings findet man die dann auch nicht im Ausland, da kommen die AG dann eben nicht drumherum ihre Leute entsprechend fortzubilden.
Das sah übrigends (vor-)letztes Jahr, als der Höhepunkt des angeblichen Fachkräftemangels war, nicht viel anders aus.
Was man übrigends sehr deutlich daran sieht, dass die Gehälter für Ings sich in den letzten 15 Jahren relativ schlecht entwickelt haben (ich glaube am viertschlechtesten von allen Berufsgrupen).
Zitat von LeChasseurDeLaNuit ich habe vor einigen Jahren mal eine Studie gelesen, wonach eine Arbeitslosenquote von ca. 10% das Optimum für die Arbeitgeber ist. Bei weniger werden die Arbeitnehmer bei ihren Lohnforderungen selbstbewusster, bei mehr leidet die Binnennachfrage zu stark.
Lass mich raten; "Junge Welt"?
Nee, so was ähnliches, die amerikanische Notenbank.
"Der Sprecher des Deutsche Freiwirtschaftsbund e.V. - Hermann Benjes - weist darauf hin, dass die von allen Parteien bedauerte Massenarbeitslosigkeit in Deutschland auch Vorteile bietet, die so kurz vor der Bundestagswahl nicht unerwähnt bleiben sollten. Wie der Börsenzeitschrift CASH zu entnehmen war, ist eine maßvolle Arbeitslosigkeit von 6 % grundsätzlich wünschenswert. Die Traumnote "ideal fürs Kapital" wird nach Ansicht der amerikanischen Notenbank Federal Reserve System allerdings erst bei einer Arbeitslosenquote von 10 % erreicht. Hohe Arbeitslosigkeit sorgt nämlich dafür, dass alle, die im Moment noch einen Arbeitsplatz haben, nicht mehr aufmucken können. Der Wegfall von Weihnachts- und Urlaubsgeld, ja sogar Lohnkürzungen bei verlängerter Arbeitszeit und andere "Grausamkeiten" sind schließlich nur in einem Umfeld nackter Verzweiflung zum Wohle des Kapitals denkbar und lassen sich unter dem Druck einer angedrohten Arbeitsplatzverlegung ins Ausland meistens auch problemlos durchsetzen." Quelle: Deutscher Freiwirtschaftsbund e.V., Presseerklärung zur Bundestagswahl am 18. September 2005
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton
Aha, der Deutsche Freiwirtschaftsbund (was es alles gibt...) ist die amerikanische Notenbank. So langsam muss man sich wohl Sorgen um dich machen.
Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton
Ja, und grad fiel mir auf und ein, dass du den evtl. Wandel bzw. Bevölkerungsrückgang schon häufiger thematisiert hast - und das auch immer eher negativ/pessimistisch/verängstigt... wieso eigentlich? Das bietet doch auch Chancen und positive Effekte - jenachdem wie flexibel und innovativ man darauf reagiert.
Zitat von LeChasseurDeLaNuitDie "normalen" Arbeitnehmer wird nach wie vor niemand brauchen, zumindest nicht im produzierenden Gewerbe, dass sich nach China und Pakistan verlagern läßt.
In diesem Punkt hat Mirk wohl recht.
Die McKinsey Studie sieht die Entwicklung zu simpel: Abnehmende Bevölkerung = abnehmendes Angebot an AN = sinkende AL-Rate. Unterstellt wird dabei eine in etwa gleichbleibende Nachfrage nach AN.
Aber parallel zum demographischen Wandel wird sich auch die Struktur deutscher Unternehmen in Richtung höherer Wertschöpfung verändern. Dadurch sinkt rein zahlenmässig die Anzahl von AN, wobei die niedrigeren Lohnsegmente überduchschnittlich betroffen sein werden.
Das wird auch über die Verlagerung von Arbeitsplätzen mit niedriger Wertschöpfung ins Ausland geschehen. Wo das nicht möglich ist weil ortsgebunden (die berühmten Friseure z.B. oder der Bau), werden verstärkt Billig-AN aus dem Ausland importiert oder einfach nur sittenwidrige Billiglöhne gezahlt.
Mindestlohn ist da keine Lösung. Dadurch wird nur der Druck verstärkt, entweder den realitätsfernen Lohnrahmen (wenn es sein muss illegal) zu unterlaufen, oder es rechnen sich plötzlich eigentlich absurde Lösungen wie das Pulen von Nordseekrabben in Marokko.
Ng: ►"Ja, und grad fiel mir auf und ein, dass du den evtl. Wandel bzw. Bevölkerungsrückgang schon häufiger thematisiert hast - und das auch immer eher negativ/pessimistisch/verängstigt... wieso eigentlich? Das bietet doch auch Chancen und positive Effekte - jenachdem wie flexibel und innovativ man darauf reagiert."◄
Nein nicht negativ im Sinne von "dadurch geht die Welt (oder Deutschland) unter".
Aber Bevölkerungsrückgang ist zumindest ein Problem, oder nennen wir es Herausforderung, dem sich die handelnde Elite (Politik) stellen muss. Ostdeutschlands aussterbende Dörfer und Japans alternde Bevölkerung zeigen uns, wohin die Reise geht. Es muss sichergestellt werden, dass auch bei geringerer Bevölkerungsdichte bestimmte Versorgungsleistungen weiterhin flächendeckend sind. Auch wenn sie sich dann nicht mehr so rentieren, wie bisher.
Pessimistisch bin ich am ehesten gegenüber der Lethargie der handelnden Elite. Die Politik schein wie seit Jahrzehnten nur an das "Jetzt" zu denken und dabei die Zukunft aufs Spiel zu setzen. In der Rentenversicherung haben wir den Salat bereits. Wenn nicht mit besserer Ausbildung und einer besseren Mobilisierung der arbeitsfähigen Bevölkerung gegengesteuert wird, haben wir den Salat in einem oder zwei Jahrzehnten auch in der Wirtschaft. Und dann stehen wir wieder vor der Frage - Gastarbeiter oder knallharte Rationalisierung? Eventuell stellt sie sich dank der Freizügigkeitsregeln der EU auch garnicht erst.
Momentan haben wir irgendwas zwischen 1 und 2 mio. offene Stellen in Deutschland und mit stiller Reserve 6 bis 6,5 mio. nicht erwerbstätige Erwerbsfähige. Warum sollte man also dafür sorgen, dass noch mehr Erwerbsfähige in den Arbeitsmarkt drängen? Weil sich im nächsten Jahrzehnt die Zahl der offenen Stellen sonst erhöhen wird und zwar vor allem im Bereich gehobener und hoher Qualifizierung. Die Zahl der arbeitsfähigen Bürger wird ab 2015 kontinuierlich abnehmen. Um ihn High-Tech- und Innovations-Branchen weiter wachsen zu können braucht man aber mehr Arbeitskräfte. Also müssen aus weniger Schülern und weniger Arbeitskräften allgemein mehr hochqualifizierte gewonnen werden. Das bedeutet höhere Abitur- und Studierendenquoten. Oder gezielte Einwanderung hochqualifizierter Ausländer (Brain Gain).
Das sind die Aufgaben für die Zukunft, die man m.M.n. nicht früh genug anpacken kann. In der Politik ist all das allenfalls ein Randthema.
Zitat von Aber Bevölkerungsrückgang ist zumindest ein Problem, oder nennen wir es Herausforderung, dem sich die handelnde Elite (Politik) stellen muss. (...) Pessimistisch bin ich am ehesten gegenüber der Lethargie der handelnden Elite. Die Politik schein wie seit Jahrzehnten nur an das "Jetzt" zu denken und dabei die Zukunft aufs Spiel zu setzen.
Lexx, mir fällt auf, dass sich deine Rhetorik bedrohlich der von Antares nähert. Mal nur so als Gedanke: Die Bevölkerungsentwicklung ist nur zu einem sehr geringen Teil politisch bedingt. Die Politik kann am Ende nur die Verteilung organisieren, für die Kinder ist sie nur bedingt zuständig.
Lexx fällt dabei nur auf das rein, was die deutsche Politik uns seit Jahren vorbetet, nämlich dass sie - vornehmlich durch Umverteilung - die Bevölkerungsentwicklung steuern kann. Mit Politik für Kinder kann man jederzeit ein schönes neues Fass aufmachen und keine Opposition traut sich dagegen vorzugehen, weil sie nicht kinderfeindlich sein will. Dabei entsteht durch die Intervention nur immer größerer Murks, wie das Grassieren der alleinerziehenden Prekariatsmütter in jüngerer Zeit.