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Dieses Thema hat 134 Antworten
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Ng ( Gast )
Beiträge:

01.04.2010 15:06
#16 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
Es muss sichergestellt werden, dass auch bei geringerer Bevölkerungsdichte bestimmte Versorgungsleistungen weiterhin flächendeckend sind. Auch wenn sie sich dann nicht mehr so rentieren, wie bisher.



Das Problem hat man doch aber ständig, weil es schon immer alles zwischen einsamer Dörflichkeit und vollgestopften Ballungsräumen gegeben hat.

Zitat
Pessimistisch bin ich am ehesten gegenüber der Lethargie der handelnden Elite. Die Politik schein wie seit Jahrzehnten nur an das "Jetzt" zu denken und dabei die Zukunft aufs Spiel zu setzen.



Das ist aber etwas, was es in allen Bereichen, allen Schichten und bei allen Problemen gibt und geben kann.

Zitat
Gastarbeiter oder knallharte Rationalisierung?



Ich wäre für Rationalisierung. Macht uns auch unabhängiger und das Wirtschaften/Produzieren im Inland attraktiver.

Zitat
Eventuell stellt sie sich dank der Freizügigkeitsregeln der EU auch garnicht erst.



Naja, Länder, die wie wir ausbilden könnten, was wir brauchen, brauchen das, was sie ausbilden ggf. selbst ;)

Zitat
Um ihn High-Tech- und Innovations-Branchen weiter wachsen zu können braucht man aber mehr Arbeitskräfte.



Ist das denn generell so? Immerhin haben wir auch das Problem, dass gut ausgebildete junge Leute hierzulande nichts finden und deshalb ins Ausland abhauen.

Zitat
Also müssen aus weniger Schülern und weniger Arbeitskräften allgemein mehr hochqualifizierte gewonnen werden. Das bedeutet höhere Abitur- und Studierendenquoten.



Naja, zumindest höhere Quoten der gesuchten/gebrauchten Ausgebildeten. WIE die diese Ausbildung erlangen, sollte zweitrangig sein.
Ggf. wäre es endlich mal an der Zeit, auch wegen des demogr. Wandels, mal über unser prähistorisches Bildungssystem nachzudenken.

dewo Offline



Beiträge: 544

01.04.2010 21:07
#17 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat von Spock
Dabei entsteht durch die Intervention nur immer größerer Murks, wie das Grassieren der alleinerziehenden Prekariatsmütter in jüngerer Zeit.

Völlig richtig, Mr. Spock. Nur, was soll man dagegen unternehmen?

Ich kann dieses Gejanke der "armen, sozialbenachteiligten" alleinerziehenden Mütter nicht mehr hören! Bei denen ist es ganauso, wie man es Bankern und "Managern" immer vorwirft: Den Spaß privatisieren und die Kosten fürs Ergebnis sozialisieren. Letztlich muß ich dafür bezahlen, wenn diese Schlampen hemmungslos in der Gegend herumvögeln und hinterher ihre Blagen nicht am Kacken halten können. Das Problem sind natürlich die Kinder: Die können ja nix dafür...

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

02.04.2010 13:19
#18 RE: Der demographische Wandel Antworten

DP, Spock:
So eine selten dämliche (und falsche) Unterstellung habe ich von schon lange nicht mehr gelesen.


Ng:
Der demographische Wandel ist schon seit Jahrzehnten etwas, dessen sich die Politik nur unzureichend annimmt.
Seit Jahrzehnten wird am Rentensystem nur oberflächlich herumgedoktort, obwohl längst klar ist, dass das Modell Generationenvertrag letztlich in den Zusammenbruch des Rentensystems führt. Die Einführung von Riester- und Rürup-Rente war vielleicht nicht handwerklich, aber prinzipiell die erste in die richtige Richtung gehende Änderung am System.

Der Rentenbeitrag, den ich demnächst monatlich zahlen muss, wird für mich verlorenes Geld sein, weil ich niemals so viel Rente bekommen werde, wie ich an Beiträgen vorher gezahlt habe. Ich verlasse mich daher nur auf die private Vorsorge.

Zum Rest schreibe ich später noch was.

Ng ( Gast )
Beiträge:

02.04.2010 15:19
#19 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
So eine selten dämliche (und falsche) Unterstellung habe ich von schon lange nicht mehr gelesen.



Dann überliest du aber viel ;)

Zitat
Seit Jahrzehnten wird am Rentensystem nur oberflächlich herumgedoktort, obwohl längst klar ist, dass das Modell Generationenvertrag letztlich in den Zusammenbruch des Rentensystems führt. Die Einführung von Riester- und Rürup-Rente war vielleicht nicht handwerklich, aber prinzipiell die erste in die richtige Richtung gehende Änderung am System.



Ja, aber... der Riesterkram ist doch auch nur Herumbasteln.
Schätze, das ist auch gewollt, dass es Altersarmut gibt - die Leute zahlen so viel geht und bekommen dann am Ende Zuschüsse bis auf Rentner-H4-Niveau - das spart (besonder jetzt) Kraft und Geld.

Zitat
Der Rentenbeitrag, den ich demnächst monatlich zahlen muss, wird für mich verlorenes Geld sein, weil ich niemals so viel Rente bekommen werde, wie ich an Beiträgen vorher gezahlt habe. Ich verlasse mich daher nur auf die private Vorsorge.



K.A., was das für dich persönlich bedeutet, aber darauf würde ich mich nicht zu sehr verlassen, ausser, man investiert in relativ bleibende Werte (z.B. selbstgenutze Immobilien)

Zitat
Zum Rest schreibe ich später noch was.



Wenn man uns lässt und nicht wieder löscht und schließt etc.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

02.04.2010 16:29
#20 RE: Der demographische Wandel Antworten

-Fortsetzung-

Soviel zur Rente.

Weitere Herausforderungen werden sein, mit der sinkenden Bevölkerungsdichte klarzukommen. Beispielsweise halte ich in meiner Stadt den Verbrauch immer neuer Grünflächen zur Wohnbebauung für eine fragwürdige Vorgehensweise, wenn gleichzeitig 16000 Wohnungen in der Stadt leerstehen. Das ist Denke von vor Jahrzehnten, als die Stadt noch nicht ein- bis Zweitausend Bürger jährlich verloren hat. Stattdessen ist es angezeigt, die bestehenden Wohnviertel aufzuwerten und ggf. zu sanieren. Dessen hat die Stadt sich immerhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten angenommen.

Solche Probleme haben auch andere Städte wie Essen. Die Infrastruktur ist/war dort für 40% mehr Einwohner ausgelegt, was entsprechend viel kostet. Geschäfte müssen schließen, weil die Umsätze sinken, der Nahverkehr wird ohne entsprechende Anpassungen unrentabler und die Wege werden allgemein länger. Dafür müssen Stadtplaner und die Politik Lösungen erarbeiten. Und zwar abseits reiner Kosteneinsparungen.

Auf überregionaler Ebene hat man das Problem aussterbender Landstriche. Je unattraktiver eine Gegend, desto stärker ist der Migrationsverlust, wodurch die Region noch unattraktiver wird. Das ist, was man im Osten und in Japan beobachtet. Auch damit muss mindestens umgegangen werden, wenn man nicht gegensteuern kann. Gerade in diesem Punkt sehe ich die handelnde Elite die Entwicklung verschlafen. Beispielsweise wird immernoch nur der Osten gefördert, obwohl es im Westen längst Regionen gibt, die mindestens genauso schlecht dastehen. In einer davon wohne ich.


Damit komme ich zum eigentlichen Kernthema, dem zukünftigen Arbeitsmarkt.
Der Rückgang der Erwerbsfähigen Bürger, der sich ab 2015 abzeichnet (das hab ich jetzt nicht von McKinsey sondern das stand schon in meinen Schulbüchern) hat folgenden Effekt: Die Zahl der Erwerbsfähigen nimmt ab.

Demgegenüber steht eine mögliche Abnahme an Arbeitsplätzen insgesamt. Gerade in der Industrie kann das durch Rationalisierung und/oder Verlagerung ins Ausland geschehen. Die Landwirtschaft lasse ich mal außer Acht. Bleiben noch Dienstleistungen und Information. Dienstleistungen werden einerseits weiter wachsen, andererseits wird die Zahl der benötigten Arbeitskräfte vermutlich entsprechend der Bevölkerungszahl zurückgehen.
Die Information ist der größte Wachstumsmarkt und ich gehe davon aus, dass der auch weiter wächst. Hier ist menschliche Arbeit praktisch nicht zu ersetzen.

Wir haben also
- in der Industrie einen Nachfragerückgang
- bei den Dienstleistungen (meine Schätzung) Stagnation oder leichten Nachfragerückgang und
- bei der Information einen Nachfrageanstieg
einhergehend mit dem Angebotsrückgang.

Wenn man nichts unternimmt, dann bekommt man insbesondere im letzten Sektor massiv Probleme mit offenen Stellen, die nicht besetzt werden können. Die deutsche Green-Card hat Arbeitskräfte ins Land geholt und fast alle der Einwanderer hat neue Arbeitsplätze geschaffen. Durch die offenen Stellen bleibt also nicht nur wirtschaftliches Wertschöpfungspotential sondern auch wirtschaftliches Wachstumspotential ungenutzt.
Um dem entgegen zu wirken muss das Angebot an entsprechend qualifizierten Arbeitskräften erhöht werden, sprich: Aus weniger Schülern insgesamt müssen mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen gewonnen werden und/oder man importiert die Arbeitskräfte (Brain Gain). Für den Dienstleistungssektor gilt entsprechendes für die allgemeine Qualifikation.

Kritik wie, dass die Hälfte aller Schulabgänger nicht ausbildungsfähig sei, sollte(!) daher eine Alarmglocke sein, an der Bildung etwas zu ändern.

Die Topthemen der aktuellen Regierung ist allerdings eine Steuerreform und das Gesundheitssystem. Zugegeben, das Gesundheitssystem ist vom demographischen Wandel ebenso betroffen. Aber mehr hochqualifizierte (und entsprechend gut bezahlte) Arbeitskräfte helfen auch hierbei. Bei der Einwanderungspolitik gibt es schon großes Bohei um verpflichtende Deutschkurse (anstatt Tests) und den Einbürgerungstest. Andere hochentwickelte Länder setzen längst ganz andere Maßstäbe, nämlich Abitur oder Hochschulabschluss als Voraussetzung.

Fazit: Die Politik tut viel(!) zu wenig für Bildung, F&E und Hochtechnologie. Die Reformen der veralteten Solidarsysteme bleiben bisher aus oder sind unzureichend und die Regionalentwicklungen werden auch verschlafen.

Wenn die handelnde Elite so weitermacht wie bisher, wird der Bevölkerungsrückgang unsere Lebensbedingungen verschlechtern. Deswegen bin ich pessimistisch.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

02.04.2010 16:44
#21 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
DP, Spock:
So eine selten dämliche (und falsche) Unterstellung habe ich von schon lange nicht mehr gelesen.

Lexx: Vielleicht hast du die Güte, zunächst auszuführen a) worauf du dich beziehst und was dann b) daran dämlich und falsch ist?

Kater Offline



Beiträge: 1.208

02.04.2010 18:07
#22 RE: Der demographische Wandel Antworten

Spock:
"Lexx fällt dabei nur auf das rein, was die deutsche Politik uns seit Jahren vorbetet, nämlich dass sie - vornehmlich durch Umverteilung - die Bevölkerungsentwicklung steuern kann."

Davon hat Lexx kein Wort geschrieben. Vielleicht hattest Du einen solchen Beitrag erwartet, nur, wenn Du nur auf Deine Erwartungen antwortest statt die tatsächlichen Beiträge zu lesen und zu verstehen, kannst Du so eine Diskussion auch mit Dir selbst führen :)

Allerdings bin ich nicht Lexxs Meinung. Ich sehe im Moment keinen echten Fachkräftemangel und ich glaube auch nicht daran, dass wir in 10 oder 20 Jahren einen haben werden. Ich glaube auch nicht daran, dass es vor zwei Jahren einen gegeben hat. Sonst wären die Gehälter in den entsprechenden Berufen durch die Decke gegangen.

Und der Bevölkerungsrückgang ist auch eher moderat, in vielen Gegenden auch gar nicht. Das wird in 40 Jahren kommen, aber dann kann man das Problem immer noch lösen. Wobei ich das Problem in den Städten schon aus verkehrspolitischen Gründen als schlimm erachte. Da fahren jeden Morgen riesige Karavanen in die Innenstädte, nur weil dort vorhandener Platz nicht als Bauland ausgewiesen wird.

Gruss
Kater

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

02.04.2010 23:37
#23 RE: Der demographische Wandel Antworten

Spock:
Kater hat es genau erkannt!


Kater:
Ok, ich habe den Bevölkerungsrückgang vielleicht nicht klar vom demographischen Wandel, der Alterung der Gesellschaft, getrennt. Das (nicht-)Reformieren der alterungsbedingt überholten Sozialsysteme war mein Beispiel, warum ich der Politik nicht zutraue, die kommenden Probleme rechtzeitig zu lösen.

Der Bevölkerungsrückgang wird erst in einigen Jahrzehnten wirklich sichtbar. Das statistische Bundesamt schätzt den Bevölkerungsrückgang bis 2060 auf 15-20%, wobei der sich ab 2040 beschleunigt (das Wegsterben des Pilzkopfes des Bevölkerungspilzes). Das klingt erstmal nicht sonderlich dramatisch. Allerdings wird der nicht gleichmäßig verlaufen. Attraktive Regionen wie Düsseldorf, Köln oder München werden deutlich weniger betroffen sein als weniger attraktive Regionen. Letztere leiden zusätzlich unter Abwanderung und "bluten aus".

Der allgemeine Rückgang in Verbindung mit den Wanderungsbewegungen könnte dann für einige Regionen - wie heute viele ostdeutsche Länder - drastische Folgen haben, wenn man nicht vorsorgt.

Was den heutigen und zukünftigen Fachkräftemangel angeht, habe ich zur Zeit keine belastbaren Zahlen da. Ich denke allerdings schon, dass wir mit mehr hochqualifizierten Leuten mehr wirtschaftliches Wachstum hätten. Studien zur Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Länder sprechen da die gleiche Sprache.
Ich habe in meiner früheren Arbeitsgruppe bereits erlebt, was eine Person bereits bewegen kann. Einer der Forschungsbereiche stand kurz davor, aufgegeben zu werden, weil sich kein Student dafür gefunden hat. Einen hats dann doch gegeben, der das Ganze wiederbelebt hat und der ist dort jetzt einer von zwei Doktoranden, die drei weitere Studenten betreuen. Es wird ein Förderantrag ausgearbeitet, durch den weitere Doktorandenstellen entstehen - neue Arbeitsplätze. Eine Ausgründung ist ebenfalls geplant - weitere Arbeitsplätze.

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele innovative Firmen gerne wachsen würden, aber nicht genug fähige (und bezahlbare) Leute finden. In so einem Fall werden die Stellen dann einfach garnicht geschaffen, anstatt offen zu sein. Mit mehr hochqualifizierten Absolventen gäbe es wahrscheinlich auch mehr Selbstständige und neue Firmen. Das ist etwas, was man auf dem Arbeitsmarkt garnicht unbedingt sieht.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

03.04.2010 01:01
#24 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
Spock:
Kater hat es genau erkannt!

Was hat er denn erkannt, Lexx? Dass ich dich offenbar missverstanden haben soll. Daher erging meine Bitte, das Missverständnis auszuräumen und zu erklären, was denn seitens der Politiker geschehen soll. Da du, wie von mir unterstellt, die Umverteilungsmaschinerie nicht gemeint hast, bitte was dann?

Ansonsten gebe ich Kater Recht. Das ist wirklich eine einfache marktwirtschaftliche Betrachtung. Die Preise für qualifizierte Fachkräfte stagnieren und das ist noch nett ausgedrückt. Ergo kann die Nachfrage nicht so berauschend sein. Was da am Horizont sein mag, kann überhaupt gar keiner einschätzen. Wenn da die Industrie über ihre Verbände jammern lässt, soll sie doch mal überlegen, warum viele junge Menschen im Lande lieber sonstwas lernen oder studieren als E-Technik, Chemie oder Maschinenbau.

Es vergeht ja kaum ein Tag ohne Meldung in den Wirtschaftsnachrichten, nach der ein namhaftes Unternehmen wieder eine produktions- oder technikorientierte Sparte 'abgestoßen' hat. Jeder Interessierte, auch jeder Abiturient weiß, dass an solchen Sparten maßgeblich Ingenieurleistungen dranhängen. Wäre ich nochmal im Abi-Alter, würde ich auch dreimal nachdenken, ob das sinnvoll ist, mein Leben in die abgestoßenen Sparten zu investieren.

Ng ( Gast )
Beiträge:

03.04.2010 08:23
#25 RE: Der demographische Wandel Antworten

Lexx, stimme dir zu, was den Trend betrifft. Die Stärke der Entwicklung aber sanfter.

Zitat
Beispielsweise halte ich in meiner Stadt den Verbrauch immer neuer Grünflächen zur Wohnbebauung für eine fragwürdige Vorgehensweise, wenn gleichzeitig 16000 Wohnungen in der Stadt leerstehen. Das ist Denke von vor Jahrzehnten, als die Stadt noch nicht ein- bis Zweitausend Bürger jährlich verloren hat. Stattdessen ist es angezeigt, die bestehenden Wohnviertel aufzuwerten und ggf. zu sanieren.



Wenn man Leute locken will, muss man günstigen Wohnraum anbieten können.
In vielen Kommunen wird Wohnraum weggehauen, um den Immobilienbesitzern entgegen zu kommen, indem man damit die Mieten künstlich hoch hält / erhöht - und fällt dann hier und dort auf die Schnauze damit, weil den teuren Kram keiner will.

Zitat
Kritik wie, dass die Hälfte aller Schulabgänger nicht ausbildungsfähig sei, sollte(!) daher eine Alarmglocke sein, an der Bildung etwas zu ändern.



Ja, das ist ein Problem - aber so oder so.

Zitat
Andere hochentwickelte Länder setzen längst ganz andere Maßstäbe, nämlich Abitur oder Hochschulabschluss als Voraussetzung.



Andere Länder nehmen sich das Recht, nur reinzulassen, was ihnen grad in den Kram passt. Unsere Gutmenschen lassen dagegen wegen der *hüstel* historischen Verantwortung jeden Hans und Franz rein.
Vergrößert ja auch irgendwie ihre Schäfchenherde, die sie betuddeln können.

Zitat
Wenn die handelnde Elite so weitermacht wie bisher, wird der Bevölkerungsrückgang unsere Lebensbedingungen verschlechtern. Deswegen bin ich pessimistisch.



Wenn die so weitermacht, werden sich so oder so unsere Lebensbedingungen verschlechtern - und der Bevölkerungsrückgang wird da wahrscheinlich die popeligste Ursache sein ;)

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

03.04.2010 11:50
#26 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zum Thema Fachkräftemangel hier eine Meldung aus der Tagesschau:
http://www.tagesschau.de/inland/finanzverwaltung100.html

"Nach Berechnungen der Deutschen Steuergewerkschaft entgehen der Bundesrepublik jedes Jahr Milliardeneinnahmen, weil in der Finanzverwaltung rund 15.000 Beamte fehlen. Dies gehe aus der Personalbedarfsberechnung der Bundesländer hervor, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Steuergewerkschaft. Demnach sind nur 115.000 von den eigentlich 130.000 benötigten Stellen besetzt."

Ng:
Thema Wohnraum:
In meiner Stadt werden zur Zeit viele (teure) Wohnungen nahe oder auf Grünflächen gebaut. In meiner Nachbarschaft werden Reihenhäuser und Doppelhaushälften für 300k bis 400k € verkauft. Scheißteure Dinger, die entsprechend wohlhabende Leute anlocken. Damit wandert aber die Kaufkraft immer weiter in die Außenbezirke, während die Innenstadt immer mehr vergammelt und der Wohnwert dort sinkt.

Thema Einwanderung:
Das liegt nicht bloß an "historischer Verantwortung". Es liegt auch zum großen Teil an den Gastarbeitern, denen man Familienzuzug gewährt hat und in dessen Zuge man Einwanderungsregeln gelockert hat. Die Probleme haben wir ja nicht mit den ursprünglichen Gastarbeitern, sondern mit deren Kindern und Enkeln.

Spock:
Kater hat genau erkannt, inwiefern DP und du mich missverstanden habt bzw. was genau die Unterstellung ist. In seinem Beitrag steht bereits die Antwort und dem habe ich nichts hinzuzufügen.


"Ansonsten gebe ich Kater Recht. Das ist wirklich eine einfache marktwirtschaftliche Betrachtung."

Das sehe ich so nicht. Ich habe bereits im vorigen Beitrag beschrieben, dass Stellen nicht um jeden Preis zu besetzen sind. Dass bei einem Fachkräftemangel die Löhne immer weiter steigen müssten, ist in der Realität falsch. Zum einen gibt es den großen Bereich des öffentlichen Dienstes (Unis, Hochschulen, Forschungsinstitute). Die haben eine Stelle zu festen Konditionen zu vergeben und entweder wird die angenommen oder nicht. Da gibts keine Lohnsteigerungen.

Zum anderen gibt es bei vielen Betrieben keine unbegrenzte Luft nach oben. Wenn da jemand an der gebotenen Stelle interessiert ist, wird sie besetzt. Wenn nicht, steigt nicht der Lohn, sondern die Stelle bleibt einfach offen bzw. das Unternehmen verzichtet auf eine Expansion.

Was du beschreibst ist dagegen das Verhalten der großen Konzerne. Ich frage dich: Wie groß ist der Anteil an Akademikern (alles, was MINT studiert hat) in großen Betrieben?
Von ALLEN sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten jedenfalls zwei Drittel in kleinen und mittleren Unternehmen. Ein weiteres Fünftel arbeitet im öffentlichen Dienst. Für die Großkonzerne bleiben noch etwa 10-15% übrig.

"Es vergeht ja kaum ein Tag ohne Meldung in den Wirtschaftsnachrichten, nach der ein namhaftes Unternehmen wieder eine produktions- oder technikorientierte Sparte 'abgestoßen' hat."

Es vergeht kaum ein Tag ohne Meldung in den Wirtschaftsnachrichten, nach der ein Unternehmen wieder eine produktions- oder technikorientierte Sparte gekauft hat.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

03.04.2010 14:42
#27 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
Spock:
Kater hat genau erkannt, inwiefern DP und du mich missverstanden habt bzw. was genau die Unterstellung ist. In seinem Beitrag steht bereits die Antwort und dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Nein, da steht eben gerade NICHT die Antwort. Da steht, was du NICHT gemeint hast, ich hätte aber gerne gewusst, WAS du gemeint hast. Aber wenn du es so stehenlassen willst, betrachte ich deinen Kommentar an DP und mich eben als blöde Pöbelei. Ist ja sonst eher nicht dein Ding, aber warum solltest du nicht auch mal dürfen?! :)

Zitat
Dass bei einem Fachkräftemangel die Löhne immer weiter steigen müssten, ist in der Realität falsch. Zum einen gibt es den großen Bereich des öffentlichen Dienstes (Unis, Hochschulen, Forschungsinstitute). Die haben eine Stelle zu festen Konditionen zu vergeben und entweder wird die angenommen oder nicht. Da gibts keine Lohnsteigerungen.

Sie sollen ja nicht steigen, Katers und meine Einlassung ist aber, dass sie eher sinken. Der öffentliche Dienst interessiert mich auch nicht, das ist ja der Wasserkopf unserer Gesellschaft. Relevant sind Stellen und Gehälter in der Wirtschaft in Produktion und Dienstleistung.

Das mit den Finanzbeamten habe ich auch gelesen und nicht ganz ohne Häme zur Kenntnis genommen. Jetzt hat das verkorkste System offenbar nichtmal mehr die Ressourcen, sich selbst am Leben zu erhalten. Es beruhigt mich, dass die Karriere als Finanzbeamter (oder Angestellter?) zu den gebotenen Konditionen auch nicht sonderlich attraktiv zu sein scheint. Mit echten FACHkräften, die Deutschland den Wohlstand sichern, hat das aber nichts zu tun. Eher werden uns unsere globalen Konkurrenten bald auslachen, mit wieviel Aufwand wir uns mit uns selber beschäftigen.

Ng ( Gast )
Beiträge:

04.04.2010 15:33
#28 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
In meiner Stadt werden zur Zeit viele (teure) Wohnungen nahe oder auf Grünflächen gebaut. In meiner Nachbarschaft werden Reihenhäuser und Doppelhaushälften für 300k bis 400k € verkauft. Scheißteure Dinger, die entsprechend wohlhabende Leute anlocken.



...anlocken sollen!
Tun sie aber nicht immer und nicht unbegrenzt, wenn doch mal.

Zitat
Damit wandert aber die Kaufkraft immer weiter in die Außenbezirke, während die Innenstadt immer mehr vergammelt und der Wohnwert dort sinkt.



Das sind eher Stadtplanungssünden, die mehr mit Faktoren wie der Gestaltung der Pendlerpauschalen, ÖPNV-Angebote, Ausweisung von Flächen, Arbeitswegzumutbarkeitsregeln der Ämter, usw. zu tun haben und weniger mit der Bevölkerungsentwicklung.

Zitat
Thema Einwanderung: Das liegt nicht bloß an "historischer Verantwortung". Es liegt auch zum großen Teil an den Gastarbeitern, denen man Familienzuzug gewährt hat und in dessen Zuge man Einwanderungsregeln gelockert hat. Die Probleme haben wir ja nicht mit den ursprünglichen Gastarbeitern, sondern mit deren Kindern und Enkeln.



Wenn es Ableger von Gastarbeitern sind, hat das ja nichts mit Einwanderung zu tun. Auch Asylanten nicht.
Und bei der richtigen Einwanderung ist es immer noch unschick, da knallharte, egoistische Filterregeln zu formulieren.

Aber wir könnten uns ja auch eher auf die Eigenproduktion von Fachkräften konzentrieren, anstatt massenweise zu importieren.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

07.04.2010 13:55
#29 RE: Der demographische Wandel Antworten

Spock:
Nagut.

Wie ich das gemeint habe, habe ich in meinen Beiträgen vom 02.04. Ng erklärt. Wenn du sie dir durchliest, verstehst du mich (hoffentlich) richtig. Ansonsten erkläre ich es nochmal.


"Sie sollen ja nicht steigen, Katers und meine Einlassung ist aber, dass sie eher sinken. Der öffentliche Dienst interessiert mich auch nicht, das ist ja der Wasserkopf unserer Gesellschaft. Relevant sind Stellen und Gehälter in der Wirtschaft in Produktion und Dienstleistung."

Dann wird es dich enttäuschen zu hören, dass ich im "Wasserkopf" unserer Gesellschaft arbeite, nämlich in der universitären Forschung. Ich sehe das gleichwohl anders, da ich unversitäre Forschung für sehr wichtig halte.

Habt ihr vielleicht Statistiken, aus denen sich ersehen lässt
- wo und
- in welchem Ausmaß
die Löhne sinken? Ich habe ja durchaus Argumente gebracht, warum ein Lohnrückgang in der eigenen Wahrnehmung mit einem zunehmenden Fachkräftemangel vereinbar sein könnte.


"Mit echten FACHkräften, die Deutschland den Wohlstand sichern, hat das aber nichts zu tun."

Naja, die Leute haben immerhin ein Diplom. Und sie sichern insofern den Wohlstand, dass alle gleichermaßen in das Steuersystem einzahlen - jetzt mal ganz unabhängig davon, wie sinnvoll das Geld hinterher verteilt wird.


Ng:
"...anlocken sollen!
Tun sie aber nicht immer und nicht unbegrenzt, wenn doch mal."


Doch. Man mag es kaum glauben, kostet eine Doppelhaushälfte mit 130 m² 250-300k €. Aber es sind schon weit mehr Häuser verkauft, als sich im Bau befinden.


"Das sind eher Stadtplanungssünden, die mehr mit Faktoren wie der Gestaltung der Pendlerpauschalen, ÖPNV-Angebote, Ausweisung von Flächen, Arbeitswegzumutbarkeitsregeln der Ämter, usw. zu tun haben und weniger mit der Bevölkerungsentwicklung."

Nunja, ich halte es zumindest vor dem Hintergrund sinkender Bevölkerungszahlen (meine Stadt verliert jährlich etwa 0,5% ihrer Bevölkerung, 8% in den letzten 12 Jahren) für eine umso größere Sünde. Damit wird der Rückgang der Bevölkerungsdichte noch zusätzlich beschleunigt - Wege werden länger, Geschäfte und Unternehmen weniger rentabel und das ohne Ausgleich z. B. durch Grünflächen auf früherem Brachland. Das wäre durchaus möglich, ist aber zu teuer.

Ng ( Gast )
Beiträge:

07.04.2010 14:58
#30 RE: Der demographische Wandel Antworten

Zitat
Doch. Man mag es kaum glauben, kostet eine Doppelhaushälfte mit 130 m² 250-300k €. Aber es sind schon weit mehr Häuser verkauft, als sich im Bau befinden.



Ich bezweifelte nicht deine Aussage, sondern dass solche Taktiken immer und überall funktionieren.
Andererseits sind Überkapazitäten für Otto Normal ein Segen, weil dann ggf. die Mieten sinken.

Zitat
Nunja, ich halte es zumindest vor dem Hintergrund sinkender Bevölkerungszahlen (meine Stadt verliert jährlich etwa 0,5% ihrer Bevölkerung, 8% in den letzten 12 Jahren) für eine umso größere Sünde. Damit wird der Rückgang der Bevölkerungsdichte noch zusätzlich beschleunigt - Wege werden länger, Geschäfte und Unternehmen weniger rentabel



Deshalb werden die größeren Orte wohl gehalten und Leute anlocken, während man die kleinen Orte halt aussterben lässt.
Und manches Problem stirbt ja nun tatsächlich mit dem letzten Rentner weg und man muss dann z.B. keine Landärzte durch 15 Dörfer für 16 Einwohner schicken. Auch manch andere Infrastruktur könnte eine Insel werden (z.B. Sickergruben statt Kläranlagen).

Irgendwann werden dann aber die Städter wieder das Land entdecken und vor den Städten fliehen - und mancher Betuchte, Künstler-WGs, etc. sich dann vielleicht sogar ein ganzes verlottertes Dorf kaufen ;)
Oder vielleicht weichen dann die ganz Armen auf die Dörfer aus - ggf. versorgt und gewollt, weil man die Städte frei von ihnen haben will und sich Hartz4-Dörfer auf Dauer rentieren ;)

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