"...das nur durch mehr Sorgfalt, was im Beamtenapparat mehr Kontrolle = mehr Arbeit = höhere Kosten ist."
Ich weiß nicht, ob man Großmannssucht durch mehr Kontrolle verhindern kann und "gesunder Menschenverstand" höhere Kosten verursacht.
Ich hab so ein kleines Beispiel aus meiner alten Gemeinde: Es wurde ein Haus mit Sozialwohnungen geplant und, weil es der Bund damals zu 100 % bezuschußte, auch gleich ein Atomschutzkeller mit eingeplant. Es kostete viel Zeit und Nerven, den Gemeinderäten klar zu machen, dass das Geld aus Bonn (solange ist das her) auch Steuergelder sind und ein Atomschutzbunker in einer 20.000-Seelen-Gemeinde nun wirklich übertrieben ist.
Dass nicht alles, was im Schwarzbuch aufgeführt ist, tatsächlich Steuerverschwendung ist, ist mir auch klar. Genauso klar wie dass nicht alle Steuerverschwendung dort aufgeführt ist.
Gruß WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Es ist wohl schlicht nicht möglich in grossen Organisationen eklatante Verschwendung grundsätzlich zu vermeiden.
Das versuchen tausende von CFO in ebenso vielen Unternehmen seit Jahrzehnten, ohne wirklich greifbaren Erfolg. Je nach Mode wird dann eine eher lockere oder eher strenge Kontrolle favorisiert, aber Erfolge sind allenfalls kurzfristig. Allenfalls verlagert sich die Verschwendung in andere Bereiche.
Da macht es keinen Unterschied, ob es sich um Beamte oder Angestellte handelt.
Die vielzitierte Lafferkurve ist ja nun im Wahlkampf noch mal durchgehechelt worden und so recht scheinen auch die schwarz-gelben Befürworter von Steuersenkungen nicht daran zu glauben. Also muss das Kalkül ein anderes sein.
Vermutlich gehen die Koalitionäre davon aus, dass sich die Konjunktur langsam erholen wird und auch die Steuereinnahmen wieder zunehmen werden. Die Gegenargumentierer, die allein den jetztigen Schuldenstand, den aktuellen Konjunkturstatus und die derzeitigen Steuereinnahmen ins Feld führen, argumentieren tatsächlich eindimensional.
Die sich durch die Erholung eröffnenden Spielräume wollen Schwarz-Gelb nutzen. Dann müssen sie nur noch die richtige Balance zwischen Steuersenkungen, Schuldendienst und evtl. zusätzlichen Ausgaben finden. Das wird schwer genug.
In Antwort auf:Das versuchen tausende von CFO in ebenso vielen Unternehmen seit Jahrzehnten, ohne wirklich greifbaren Erfolg. Je nach Mode wird dann eine eher lockere oder eher strenge Kontrolle favorisiert, aber Erfolge sind allenfalls kurzfristig. Allenfalls verlagert sich die Verschwendung in andere Bereiche.
Das stimmt nicht ganz. Ein CFO kann notfalls einen unrentablen Unternehmensbereich plattmachen oder verkaufen. Oder er schmeißt eben mal 2000 Leute raus. Da sind die Spielräume in der Politik schon kleiner. Mitleid habe ich da aber nicht, warum reißt die Politik (mit Wählers Segen natürlich) auch notorisch alle Looser-Betätigungsfelder an sich, auf denen sie nur Miese machen kann?
FW: "Die Gegenargumentierer, die allein den jetztigen Schuldenstand, den aktuellen Konjunkturstatus und die derzeitigen Steuereinnahmen ins Feld führen, argumentieren tatsächlich eindimensional."
Tatsächlich?
Die Steuereinnahmen werden dieses Jahr nach der Mai-Schätzung gegenüber dem Vorjahr um etwa 34 Mrd. € sinken. 2010 Rechnen die Experten mit nochmal niedrigeren Steuereinnahmen (-17 Mrd. €), ehe sie 2011 und 2012 wieder ansteigen. 2012 sind sie dann mit 552 Mrd. € immernoch unter dem Stand von 2008. 2008 hatte der Bund ein Finanzierungssaldo von rund -17 Mrd. €, erlaubt sind laut Schuldenbremse 0,35% des BIP.
Für 2010 sind das etwa 2-2,5 Mrd. € Verschuldung. Rechnen wir also zusammen: 51 Mrd. € weniger Steuern, 15 Mrd. € weniger Schulden -> 2010 müssten 66 Mrd. € eingespart werden, rein rechnerisch. 2011 wären es 49 Mrd. € 2012 wären es 28 Mrd. €, jeweils gegenüber 2008. Welches BIP-Wachstum da drin steckt, weiß ich nicht.
Natürlich ist das jetzt nur eine sehr einfache Rechnung, die so garantiert auch nicht stimmen wird. Aber ich denke es verdeutlicht doch, dass die Krisendelle länger anhält und, dass die von der Arbeitsgruppe Finanzen und Steuern selbst(!) errechneten 34,4 Mrd. € in vier Jahren nicht durch Wirtschaftswachstum (das ist mit jährlich 1,5% eingerechnet) beseitigt wird.
Wir können also davon ausgehen, dass ohne einen überraschenden und stark auf Deutschland einwirkenden Wirtschaftsboom im Haushalt tatsächlich echt gespart werden muss. Durch die Schuldenbremse, die die Bundesverschuldung ab 2011 in ein enges Korsett zwängt, können ab dann auch nicht einfach Steuergeschenke auf pump verteilt werden.
"Ein CFO kann notfalls einen unrentablen Unternehmensbereich plattmachen oder verkaufen." Ja toll. Aber das ändert nichts daran, dass trotzdem Millionen für unnötige (Luxus-)Reisen ausgegeben werden oder Anschaffungen und Entscheidungen eher dem Ego mancher Manager schmeicheln als dass sie wirklich nötig sind.
Das wird natürlich alles in dutzenden Power Points sachlich begründet.
"warum reißt die Politik (mit Wählers Segen natürlich) auch notorisch alle Looser-Betätigungsfelder an sich, auf denen sie nur Miese machen kann?"
Weil sie für die anderen nun mal nicht zuständig ist.
Sicher sind Gesundheitswesen, Bundeswehr, Strassenbau, Polizei, öffentliche Verwaltung wie z. B. Bauamt, Gerichtswesen, alles Looser-Felder mit denen man kein Geld verdienen kann, oder wo man nicht wollte, dass das so ist. Dann gibt es ja auch noch die Felder, wo sich teilweise gezeigt hat, dass die Privaten das eben nicht besser können, wie beim Abwasser oder der Müllabfuhr.
Aber irgendwer muss sich da nun mal drum kümmern.
Und um die angekündigten Erfolge der privaten Arbeitsvermittler ist es ja auch sehr ruhig geworden.
Niemand hat die Politiker gezwungen, das Gesundheitssystem zu einem Monstrum aufzublasen, in dem Bürokraten und nicht Ärzte entscheiden, welche Tabletten der Patient schluckt und das derzeit mit sieben Mrd. Defizit dasteht.
Abwasser, Müll u.ä. kann man m.E. nicht sinnvoll privatisieren, weil kein Markt und damit kein Wettbewerb entstehen kann. Dass durch Kosteneffizienz die Leistungen für den Abnehmer dann u.U. schlechter sind als bei öffentlicher Führung, liegt auf der Hand.
Die private Arbeitsvermittlung funktioniert in Deutschland exzellent, das ist eine riesige Branche mit guten Verdienstmöglichkeiten. Ich habe als Freiberufler ständig mit diesen Leuten zu tun. Was nach wie vor nicht funktioniert ist der Moloch in Nürnberg mit seinen 16.000 Mitarbeitern.
Spock: Ich finde es gut, dass im Gesundheitssystem der Erstattungskatalog von Expertenräten festgelegt wird und nicht von den Ärzten. Denn die Entscheidung des Arztes ist, wie wir alle wissen, oft genug nicht zum Patientenwohl, sondern dient der eigenen Geldbörse. Korruption ist da weit verbreitet.
Beim AA hast du Recht, aber das liegt an den Vorschriften. Wer von einer Stunde 58 Minuten mit Archivieren und Akten vollschreiben beschäftigt ist, kann nunmal keine effiziente Arbeitsvermittlung betreiben. Bürokratie vs. Funktionsfähigkeit.
Zitat von SpockWas nach wie vor nicht funktioniert ist der Moloch in Nürnberg mit seinen 16.000 Mitarbeitern.
Waren das nicht eher 90.000?
Das wäre eine FDP-Forderung, die ich freudestrahlend bei ihrer Durchsetzung begrüßen würde: Abschaffung der Agentur für Arbeit. Die sind doch zu 90% mit Selbstverwaltung beschäftigt. Selbiges gilt fürs Gesundheitswesen.
In Antwort auf:Ich finde es gut, dass im Gesundheitssystem der Erstattungskatalog von Expertenräten festgelegt wird und nicht von den Ärzten. Denn die Entscheidung des Arztes ist, wie wir alle wissen, oft genug nicht zum Patientenwohl, sondern dient der eigenen Geldbörse. Korruption ist da weit verbreitet.
Ich dachte, ein Arzt lebt vor allem von zufriedenen genesenden Patienten? Wenn das nicht so ist, sollte man sich das sicher ansehen.
Ansonsten bin ich aber altmodisch und vermute, dass der Arzt, der den Patienten im Behandlungszimmer vor sich hat, besser entscheiden kann, was für dessen Gesundheit gut ist als ein Kataloge erstellender Bürokrat.
Ich gehe sogar soweit, dass ich es sehr gruselig finde, wie man das anders sehen kann.
Nach Deiner Meinung könnte man den Arzt in Konsequenz ganz einsparen und den Patienten in eine automatisierte Behandlungszelle setzen, die die Katalogpräparate nach Sprachmenü-Befragung und Messung von Puls, Temperatur und Blutdruck per automatischer Injektion verabreicht. Das würde so richtig Kosten sparen, allein deswegen, weil kaum einer zu diesem Arzt-O-Mat gehen würde.
(Die Idee ist geklaut von der Suicide Booth aus Futurama. Eben doch eine geniale Serie.)
"Ich dachte, ein Arzt lebt vor allem von zufriedenen genesenden Patienten?" Wie das denn ?
Genesene Patienten, egal wie zufrieden die sind, zahlen nicht sein Gehalt. Das tun nur kranke Patienten.
"Ansonsten bin ich aber altmodisch und vermute, dass der Arzt, der den Patienten im Behandlungszimmer vor sich hat, besser entscheiden kann, was für dessen Gesundheit gut ist als ein Kataloge erstellender Bürokrat." Die Bürokraten sind ja auch Ärzte.
Vermutlich kann der Arzt tatsächlich besser entscheiden, was gut für den Patienten ist. Nachdem ich allerdings leider einen Haufen Erfahrungen machen musste, bezweifle ich, dass das in der Regel auch so umgesetzt wird.
"Nach Deiner Meinung könnte man den Arzt in Konsequenz ganz einsparen und den Patienten in eine automatisierte Behandlungszelle setzen," Tja, das ist das Problem bei der ganzen Gesundheitsvorsorge. Auf der einen Seite jemand mit dem Wissen und auf der anderen Seite jemand mit Existenzängsten, der keine Ahnung hat, aber aufgrund der existentiellen Thematik auch nicht testen kann. Ist ja nicht wie bei einer Waschmaschine, die man wieder zurückbringt, wenn die schlecht wäscht.
Und es hilft ja nicht mal mehr Geld reinzupumpen, das führt zwar zu mehr Medizin, aber nicht unbedingt zu mehr Gesundheit. Nur als Beispiel: Mehr Röntgen verbessert zwar die Diagnose, hat aber auch Nachteile.
Also muss man möglichst unabhängige Berater einschalten, die dann entscheiden, wie zu verfahren ist.
Wenn Du eine bessere Lösung hast, lass es mich wissen.
Spock: Ich glaube, dir schwebt da ein naiv-idealisiertes Ärztebild vor, das den "Halbgötter in weiß"-Mythos mitträgt. Sehen wir das doch mal von der wirtschaftlichen Seite:
►"Ich dachte, ein Arzt lebt vor allem von zufriedenen genesenden Patienten?"◄
Privatpatienten: Jede Behandlung bringt mehr Geld. Im Zweifel macht der Arzt also eine Untersuchung mehr, lässt den Patienten einmal öfter kommen. Je mehr/öfter desto besser. Gründliche Untersuchungen des Patienten sind also üblich, teilweise aber eben auch zu gut. (Absichtlich vorgenommene) unnötige Untersuchungen können einerseits schädlich sein (Röntgen/CT), stellen andererseits Verschwendung dar.
Kassenpatienten: Jeder Patient bringt einmal im Quartal Geld. Je seltener der Patient kommt, desto besser. Die Untersuchungen werden also soweit reduziert wie möglich, Folgebesuche nach hinten geschoben. Die Folge sind unzureichende oder falsche Behandlungen oder "einfache Lösungen", die zwar Linderung verschaffen, aber das Problem nicht lösen. Das führt zu Folgekosten, weil Patienten keine adäquate Behandlung bekommen und sich dadurch Symptome verschlimmern und/oder Heilungen hinausgezögert werden. Kosten, die dann z.b. der Arbeitgeber trägt.
Natürlich gibt es auch ne Menge Ärzte, die ihre Patienten gesund bekommen wollen und im Zweifel Untersuchungen letztlich auf eigene Kosten (Kassenpatient) vornehmen bzw. ihn nicht unnötig belasten. Aber das sind nicht alle und auch die müssen wirtschaftliche arbeiten. Insofern ist die oben beschriebene Tendenz im Gesundheitssystem vorhanden (ohne sie jetzt weiter zu quantifizieren).
►"Ansonsten bin ich aber altmodisch und vermute, dass der Arzt, der den Patienten im Behandlungszimmer vor sich hat, besser entscheiden kann, was für dessen Gesundheit gut ist als ein Kataloge erstellender Bürokrat."◄
Ja, er KANN oft besser entscheiden, was für die Gesundheit des konkreten(!) Patienten gut ist. ABER er kann keine Therapien generell bewerten und wirksame von unwirksamen unterscheiden. ABER er kann/muss die Entscheidung "was das Beste ist" mit anderen Entscheidungen abwägen. Z.b. ob er eine sinnvolle Therapie auf eigene Kosten zahlen will, weil die Kopfpauschale dafür nicht ausreicht. Z.b. ob der dem Patienten eine sinnlose Zusatztherapie empfielt, weil die privat bezahlt wird und ihm so Geld bringt. Z.b. ob er ihm ein teures Medikament verschreibt, obwohl ein gleichgutes billigeres auf dem Markt ist, weil die Pharmafirma des teuren ihm eine Reise geschenkt hat.
So wird die im Idealfall beste Entscheidung gehörig verwässert.
Hinzu kommen Therapeuten von Homöopathie bis zu Wunderheilern, die alle in Anspruch nehmen, die beste Entscheidung für den Patienten zu treffen. Da ist ein von unabhängiger Seite definierter Kanon, nach dem die Ärzte sich im Zweifel richten können, die bessere Wahl. Innerhalb dieses Kanons bleibt die Wahl der besten Entscheidung natürlich dem Arzt überlassen.
►"Ich gehe sogar soweit, dass ich es sehr gruselig finde, wie man das anders sehen kann."◄
Das wiederum finde ICH gruslig.
►"Nach Deiner Meinung könnte man den Arzt in Konsequenz ganz einsparen und den Patienten in eine automatisierte Behandlungszelle setzen"◄
Das ist Blödsinn, aber das weißt du natürlich selbst.