"Spielt man da bei jedem Einstellungsgespräch das Spiel 'So und nun darf ich Sie die berühmte Frage nicht stellen, aber Sie müssen sie mir trotzdem beantworten, damit ich weiss wie Sie im Zweifelsfall bezahlt werden müssen'."
Das braucht man nicht spielen. Wenn es einen Tarifvertrag gibt, wendet der AG den auch auf Nichtmitglieder an, um die Leute nicht der Gewerkschaft in die Arme zu treiben. Von daher kann ihm das egal sein und die Frage stellt sich gar nicht.
"Aber von vornherein keinen Job wegen nicht Gewerkschaftsmitgliedschaft, das scheint mir doch praktischerweise nicht machbar."
Das ist ganz einfach. Der Betriebsrat muss jeder Einstellung zustimmen und der weiss ja, wer in der Gewerkschaft ist. Zwar darf er eine Einstellung nicht wegen der fehlenden Gewerkschaftszugehörigkeit ablehnen, aber in Betrieben wie VW, bei der die Gewerkschaften sehr viel Einfluss haben, wird es der AG nicht wagen, selbst einem rechtlich unhaltbaren Veto des BR zu widersprechen. Das geht allerdings tatsächlich nurin den IG Metall Hochburgen, und ob das bei VW heute noch so ist, würde ich bezweifeln.
Allerdings handelt es sich dabei ziemlich klar um einen Machtmissbrauch der Gewerkschaften innerhalb des BR, aber wo kein Kläger da kein Richter.
Sowas kommt vor. Ich will eben beim Thema bleiben.
"Ich nehme zur Kenntnis, dass Du meine Fakten erfolgreich ignoriert und/oder verdrängt hast. Schade. "
Ich lasse mich auch nicht durch Provokationen von dir in einen Vergleich drängen, keine Chance!
"Jeder, der rechnen kann. Energieverbrauch, Flächenverbrauch, Transportleistung und -qualität - überall ist die Bahn unterirdisch schlecht."
Also ich kann rechnen und sage das nicht - Behauptung widerlegt! Energieverbrauch: "http://www.bus-und-bahn-im-griff.de/interessantes/energieverbrauch_bus_bahn.html" ...liegt selbst bei schlecht ausgelasteten S-Bahnen unter denen des Autos.
Und an den Fernverkehr kommt ein Flugzeug mit etwas über 3l/100km auch nicht heran.
Wenn man statt dem Energieverbrauch die Schadstoffemissionen heranzieht fallen Auto und Flugzeug nochmal deutlich ab. das Auto, weil es 2 bis 5 mal soviel ausstößt (laut Quelle) und das Flugzeug, weil es die Scahdstoffe direkt in großer Höhe verteilt (und evtl auch mehr ausstößt?).
Hier ist die Bahn nicht unterirdisch schlecht, sondern verzeichnet im Gegenteil einen grandiosen Sieg. Und das, obwohl eine Menge Potential verschenkt wird. Mit den Individualverkehr-konzepten auf der Schiene, wie sie in Insellösungen bereits realisiert sind (ich weiß jetzt nicht genau, welches Scheichtum das war) ließe sich die Auslastung auf knapp 100% steigern, was den Energieverbrauch nochmal um einen Faktor 3 senken kann beim Nahverkehr, von energieeffizienteren Fahrzeugen erst garnicht zu reden.
Flächenverbrauch:
Dürfte geringer sein als der von Straßen. Gegen die Luftfahrt und Schifffahrt hat die Bahn natürlich keine Chance (es sei denn, man rechnet ausgebaggerte und begradigte Flüsse auch als Flächenverbrauch) aber den KW-Verkehr lässt sie locker hinter sich. unterirdisch schlecht? Sehe ich nicht!
Transportleistung:
Musst du mir genauer erläutern
Transportqualität:
ist sehr schwankend. Fernverkehr contra Flugverkehr ist ein interessanter Vergleich. Wer ist da pünktlicher? Wer baut mehr Verpätungszeiten auf? Und wie stark trifft es die Passagiere im Einzelfall?
Eine sichere Antwort darauf kann ich nicht geben, aber die Bahn mit 84,2% Pünktlichkeit im Fernverkehr dürfte gegenüber dem Flugzeug kaum "unterirdisch schlecht" dastehen.
"Was willst Du damit sagen?"
Genau das, was da steht! Es ist eine Grundsatzfrage, das hast du offenbar immernoch nicht verstanden.
"Da er zudem keine umwelttechnischen Nachteile gegenüber dem Schienenverlehr hat"
Ja das macht Sinn, danke. --> Edit: Gemeint auf Katers Beitrag
Mich interessiert das Thema sehr persönlich, weil ich, wie hier sicher schon mal erwähnt, Chef der Mitarbeitervertretung bin unseres Betriebes (mit immerhin 2500 MA). Wir sind vollkommen gewerkschaftsunabhängig und sind gerade dabei, mit der GL einen Gesamtarbeitsvertrag auszuhandeln. Bisher ist das Thema ja gar nicht zur Sprache gekommen; der Zusammenschluss von Mitarbeitern in einer vom Betrieb anerkannten und gewerkschaftlich unabhängigen Interessensgemeinschaft, die gar kein Interesse hat an Flächentarifverträgen sondern nur Haustarifen, die die Probleme und Chancen des eigenen Betriebes unmittelbar erleben und mit einkalkulieren. Bei uns wird die Vertretung sogar gewählt und muss insofern vom Betrieb als Partner anerkannt werden. Die Mitarbeitervertretung wird nicht nur über sämtliche Geschäftsgänge vorab informiert sondern hat weitreichendes Mitspracherecht für alle die Kollegen betreffende Bereiche (Benefits, Verträge, Hausregeln etc.) Als Entgegenkommen kann die GL davon ausgehen, es mit einem undogmatischem Partner zu tun zu haben.
Ein Modell auch für D? Für die Gewerkschaft natürlich ein Horrorszenario.
Nachtrag:
Auch beim Thema Sicherheit liegt die Bahn klar vor dem Straßenverkehr. Der kostet uns jährlich fast 6000 Menschenleben - die Bahn dürfte deutlich unter 1/10 davon liegen.
Das ist im Prinzip so, wie die Betriebsrat das in den meisten Betrieben in Deutschland das auch handhaben und wie das im Betriebsverfassungsgesetz auch vorgesehen ist. Man sollte da die grossen DAX Firmen mit dem immensen IG Metall Einfluss vielleicht nicht als Massstab nehmen.
Allerdings gibt es dabei eine Ausnahme, das sind in Deutschland die Tarifverträge. Die dürfen ausschliesslich von Gewerkschaften abgeschlossen werden, und Regelungen aus den Tarifverträgen dürfen nicht vom Betriebsrat ausgehebelt werden. In dem Zusammenhang kann ein Betriebsrat auch keinen Streik ausrufen, das dürfen ausschliesslich Gewerkschaften. (Weswegen ich die Ideen der CDU, den Betriebsräten mehr Einfluss bei der Lohngestaltung und Abweichungen von den Tarifverträgen zu geben, eher skeptisch sehe. Der kann eigentlich nur an die Vernunft der GL appelieren, was in vielen Betrieben nicht so wirklich viel nützt. )
Dabei gibt es allerdings auch Überschneidung. So darf eine Gewerkschaft zwar die Tariflöhne festlegen, andererseits hat ein Betriebsrat durchaus das Recht, die genaueren Regelungen für Boni etc. auszuhandeln. In der Regel lassen die Tarfverträge da ja Spielraum.
In meiner alten Firma hatten wir die interessante Situation, dass wir aufgrund besonderer Umstände der dem Arbeitgeberverband HBV (Handel banken Versicherungen) angehörten. Nun sind die Gehälter und Tarifregelungen im Einzelhandel allerdings grottenschlecht und in einem eher durch Ingenieure dominierten Umfeld nicht ansatzweise realitätskonform. Damit liegen eigentlich alle firmeninternen Regelungen oberhalb der Tarifvertrages und der Betriebsrat hat sehr viel Einfluss. Bei IG Metall ist da nicht so viel Luft / Spielraum.
Allerdings gibt es natürlich noch die Option mit den Überstunden. Die darf der Betriebsrat mitbestimmen, d. h. nicht nur mitreden. Damit kann der bei guter Geschäftslage faktisch den Betrieb lahmlegen und Forderungen durchsetzen. Ist zwar nicht ganz fair, aber letztlich das einzige wirksame Druckmittel, was ein Betriebsrat hat.
Lese gerade, dass die Bahn neben den Abmahnungen an streikende Lokführer nun gar Kündigungen durchführt. Bisher sollen es etwa 10 sein. Ich muss schon sagen, das finde ich eine ziemliche Frechheit. Ok, normalerweise werden solche Dinge nach einer Einigung wieder zurückgenommen. Aber man muss wohl konstatieren, dass die Bahn jeden billigen Trick nutzt, um sich hier durchzusetzen.
kater_5 schrieb am 22.10.2007 09:50
Wo hast Du das denn gelesen ?
Gruss
Kater
Wäre es eigentlich nicht besser, Lokführer, die bereits einmal gestreikt haben, einige Zeit konsequent auszusperren, und den Betrieb mit den verbleibenden Lokführern zu organisieren?
Dann hätte die Bahn zwar reduzierten, dafür aber wieder planbaren Betrieb, die GDL hätte erhöhte Kosten, die ein Streikende beschleunigen würden.
Naja, wenn es stimmt, dass 80% der Lokführer bei der GDL organisiert sind, dürfte das schwierig werden.
Und zumindest im Nahverkehr haben die ja wohl alle gestreikt.
Da kann man wohl nichts mehr kompensieren. Wenn die alle wegfallen, ist keine Reserve mehr da. Und anscheinend haben die ja so schon Überstunden ohne Ende.
Dazu kommt, dass es natürlich nicht nur reicht, wenn man die Leute einplant, die ganzen Zugläufe sind ja bis ins Kleinste durchgeplant, ein Zug der ausfällt, fehlt dann an seinem Bestimmungsort für die Weiterfahrt. Die Notfallpläne der ersten Streiktage waren ja auch eher ein komplettes Abschalten des Betriebes, die nicht nagekündigten streiktage, die man nicht kompensieren konnte, waren ja kaum schlimmer.
Letztlich alles eine Folge der Sparmassnahmen. Normalerweise trifft das nur die Reisenden, wenn für eine defekte Lok kein Ersatz da ist. Aber in so einem Fall bekommt man dann gar nichts mehr auf die Reihe.
auch wenn im Nahverkehr alle gestreikt haben, dann waren nicht alle GDL-Lokführer im Streik. Ich behaupte, dass ein reduzierter, aber planbarer Betrieb für die Bahn und deren Kunden akzeptabler ist, als heute nicht zu wissen, ob ich morgen eine Alternative organisieren muss.
Die GDL wird den Urteilsspruch, der die Streiks auf Fernstrecken und für den Güterverkehr verbietet, anfechten. Die Bahn könnte also die Zeit bis dahin nutzen, um die Kassen der GDL zu leeren, und dabei noch die Fernstrecken und den Güterverkehr neben einigen Nebenverbindungen aufrechterhalten.
kater_5 schrieb am 22.10.2007 09:50
Wo hast Du das denn gelesen ?
Gruss
Kater
Wäre es eigentlich nicht besser, Lokführer, die bereits einmal gestreikt haben, einige Zeit konsequent auszusperren, und den Betrieb mit den verbleibenden Lokführern zu organisieren?
Ich weiss nicht ob das Aussperren einzelner Streikender erlaubt ist. Auf jeden Fall macht es keinen Sinn. Der Sinn der Aussperrung ist, die Streikkasse der Gewerkschaft zu belasten. Da bringen Einzelmassnahmen nichts.
Was die Kündigungen und Abmahnungen betrifft geht es wohl um Fälle, die die Bahn mit Gefährdung des Eisenbahnverkehrs begründet. In einem Fall wurde im Radio berichtet, ein Lokführer habe seinen Zug auf offener Strecke stehen lassen.
Man wird sehen, wie die Arbeitsgerichte urteilen. Angesichts der Sicherheitstechnik dürfte das eigentlich kein Problem sein. Das Hauptärgernis für die Bahn ist wohl eher, dass eine Strecke komplett blockiert ist und die Bahn zu Umwegen oder Totalausfällen auf der Strecke zwingt. Mit dem Stillegen eines Zugpaares ist es dann nicht mehr getan. Die Gewerkschaft potenziert so die Wirkung ihres Streiks.
F-W schrieb am 22.10.2007 11:14
Ich weiss nicht ob das Aussperren einzelner Streikender erlaubt ist. Auf jeden Fall macht es keinen Sinn. Der Sinn der Aussperrung ist, die Streikkasse der Gewerkschaft zu belasten. Da bringen Einzelmassnahmen nichts.
Das weiß ich auch nicht. Ansonsten hatte ich mich wohl zu knapp gefasst: Ich dachte schon, dass möglichst viele Lokführer ausgesperrt werden sollten, hatte aber noch im Hinterkopf, dass der Bahnvorstand gar nicht weiß, wer in der GDL organisiert ist und wer nicht. Es wäre aber eine legitime Annahme, dass jeder, der dem GDL-Aufruf ein paar mal gefolgt ist, in derselbigen auch organisiert ist. Über diese Überlegung kam mein Kriterium zustande.
Gruß, Martin
PS: Ja, ich habe inzwischen über die Nadelstiche der Bahn gelesen. Immerhin: Über Beeinträchtigung der Sicherheit bei Zugstilllegung kann man streiten, was ich mich aber frage, ist folgendes: Ist es nicht ein Unterschied, ob ein Lokführer seine Arbeit streikenderweise nicht antritt, oder ob er einen Zug zu seinen Zwecken missbraucht?
Naja, wenn der Streik um 2 Uhr anfängt und er dann gerade irgendwo auf der Strecke steht, was soll der arme Mann dann machen ?
Zum Beispiel einfach dem gesunden Menschenverstand folgen und den Zug bis zum nächsten Bahnhof oder auf das nächste gesicherte Gleis fahren und sich von dort abmelden.
Im übrigen würde es mich sehr wundern, wenn die Gewerkschaft für diesen extrem vorhersehbaren Fall keine Richtlinien herausgegeben hätte.