Scheint mir jetzt doch eine sehr naive, verkürzte Sicht der Dinge zu sein (oder nur ein zu kurzer Beitrag).
In der Realität kennt das Management jede Menge Einsparpotenzial, setzt aber natürlich bei weitem nicht alle um, weil es immer genügend Gründe gibt, die dagegen sprechen, vom Betriebsklima bis zum Image in der Öffentlichkeit.
Wenn also nun Einsparpotenzial plötzlich interessant wird, heisst das nicht, dass Einsparpotenzial plötzlich auftaucht und das Management gepennt hat. Vielmehr hat sich halt die Kosten/Nutzen-Relation geändert.
Steffen
Das ist jetzt eine sehr euphemistische Umschreibung für Feigheit vor dem Feind. Für mich ist das klassisches Missmanagement, Probleme solange unter der Decke köcheln zu lassen, bis sie einem um die Ohren fliegen. Das schwerste im Management ist es schon immer gewesen, "nein" sagen zu können.
Scheint mir jetzt doch eine sehr naive, verkürzte Sicht der Dinge zu sein (oder nur ein zu kurzer Beitrag).
In der Realität kennt das Management jede Menge Einsparpotenzial, setzt aber natürlich bei weitem nicht alle um, weil es immer genügend Gründe gibt, die dagegen sprechen, vom Betriebsklima bis zum Image in der Öffentlichkeit.
Wenn also nun Einsparpotenzial plötzlich interessant wird, heisst das nicht, dass Einsparpotenzial plötzlich auftaucht und das Management gepennt hat. Vielmehr hat sich halt die Kosten/Nutzen-Relation geändert.
Steffen
Das ist jetzt eine sehr euphemistische Umschreibung für Feigheit vor dem Feind. Für mich ist das klassisches Missmanagement, Probleme solange unter der Decke köcheln zu lassen, bis sie einem um die Ohren fliegen. Das schwerste im Management ist es schon immer gewesen, "nein" sagen zu können.
Ich dachte vorwiegend an kostentreibenden Mehrwert für die Mitarbeiter. Gehälter, Bonuszahlungen, Arbeitszeiten, bezahlte Überstunden, bezahlte Wegstrecken, Trennungspauschale, bezahlte Weiterbildung, Firmenwagen, Urlaubsanspruch, Kantine, technische Ausstattung...
Würdest Du das als "Feigheit vor dem Feind" oder Missmanagement sehen, wenn in ertragstechnisch guten Zeiten diese Dinge existieren, z.B. um Mitarbeiter davon abzuhalten, zur Konkurrenz zu wechseln?
F-W schrieb am 16.01.2008 17:40
Das ist jetzt eine sehr euphemistische Umschreibung für Feigheit vor dem Feind. Für mich ist das klassisches Missmanagement, Probleme solange unter der Decke köcheln zu lassen, bis sie einem um die Ohren fliegen. Das schwerste im Management ist es schon immer gewesen, "nein" sagen zu können.
FW
Natürlich ist dies unter der formulierten Bedingung Missmanagement.
Nur: 'Nein' sagen halte ich überhaupt nicht für das Schwerste im Management. Das Schwerste ist in der Regel, Menschen von Änderungen zu überzeugen, deren Notwendigkeit sie nicht einsehen. Wenn diese Menschen dann Rechtsansprüche und gewerkschaftliche 'Berater' im Hintergrund haben, ist die Überzeugungskraft irgendwann am Ende. Dann kommt halt nur unter Sondersituationen Bewegung ins Spiel.
'Nein' sagen ist eher ein Problem mit Wünschen 'von oben'.
"Ich dachte vorwiegend an kostentreibenden Mehrwert für die Mitarbeiter. Gehälter, Bonuszahlungen, Arbeitszeiten, bezahlte Überstunden, bezahlte Wegstrecken, Trennungspauschale, bezahlte Weiterbildung, Firmenwagen, Urlaubsanspruch, Kantine, technische Ausstattung...
Würdest Du das als "Feigheit vor dem Feind" oder Missmanagement sehen, wenn in ertragstechnisch guten Zeiten diese Dinge existieren, z.B. um Mitarbeiter davon abzuhalten, zur Konkurrenz zu wechseln?"
Yep. Da muss man sich dann eben mal hinstellen, und überzeugend begründen, warum diese Dinge nicht mehr gehen. Die Manager, die damit anscheinend Probleme haben, haben doch auch später keine Probleme damit, die gleichen Leute, denen sie nicht den Urlausanspruch kürzen wollten, nun zum Arbeitsamt zu schicken.
"Das Schwerste ist in der Regel, Menschen von Änderungen zu überzeugen, deren Notwendigkeit sie nicht einsehen."
So what ?
Wer damit Probleme hat, soll halt nicht Manager werden.
Wir reden hier nicht von der Putzfrau, wir reden von den Leuten, die den Laden führen sollen und entsprechende Gehälter verlangen.
Das ist doch Paradox. Als Eigentümer hätte ich da einen Mann sitzen, der meine firma führen soll und mir erzählt, er hätte die ganze Zeit von meinem Geld Leute unnötig durchgefüttert und nun will er auch noch Geld, um diese Leute zu entlassen. Und so ein Verhalten wird hier noch verteidigt, weil das ja ein armer Mensch ist, der es ja ach so schwer hat im Leben.
Ich dachte vorwiegend an kostentreibenden Mehrwert für die Mitarbeiter. Gehälter, Bonuszahlungen, Arbeitszeiten, bezahlte Überstunden, bezahlte Wegstrecken, Trennungspauschale, bezahlte Weiterbildung, Firmenwagen, Urlaubsanspruch, Kantine, technische Ausstattung...
Würdest Du das als "Feigheit vor dem Feind" oder Missmanagement sehen, wenn in ertragstechnisch guten Zeiten diese Dinge existieren, z.B. um Mitarbeiter davon abzuhalten, zur Konkurrenz zu wechseln?
Steffen
MA unterscheiden sich da nicht grundsätzlich von Kunden. Wer nur wegen (weniger) Geld mein Produkt kauft oder wegen mehr Geld den Job bei mir nimmt, der geht auch als erster wieder, wenn ein Konkurrent einen niedrigeren Preis oder höheres Gehalt bietet.
Ich habe so eine Marktlage im Extrem selbst vor 10 Jahren in Polen mitgemacht. Ein Mitbewerber nach dem anderen hat eröffnet und alle haben sich mit für dortige Verhältnisse phantastischten Angeboten die wenigen qualifizierten polnischen MA gegenseitig abgejagt.
Wir haben zwar die marktüblichen Gehälter aber schon weniger Boni als die Konkurrenz gezahlt und waren die einzigen, bei denen es keine Firmenwagen gab. Weiterbildungen gingen grundsätzlich auf Kosten des Hauses, schon aus eigenem Interesse. Der einzige Fringe-Benefit war dabei, dass das nicht 08/15 Seminare bei irgendwelchen polnischen Uni-Instituten waren (obwohl die teilweise gar nicht schlecht waren) sondern internationale inhouse Seminare an attraktiven Orten (NY, London, FFm, Singapur und so). Das hatte den Vorteil, dass sie sich im Konzern vernetzen konnten und hat die Bindung ungeheuer erhöht.
Wir hatten mit Abstand die niedrigste Personalfluktuation und mit Abstand den höchsten Profit pro MA der gesamten Branche.
F-W schrieb am 16.01.2008 20:58
Wir haben zwar die marktüblichen Gehälter aber schon weniger Boni als die Konkurrenz gezahlt und waren die einzigen, bei denen es keine Firmenwagen gab. Weiterbildungen gingen grundsätzlich auf Kosten des Hauses, schon aus eigenem Interesse. Der einzige Fringe-Benefit war dabei, dass das nicht 08/15 Seminare bei irgendwelchen polnischen Uni-Instituten waren (obwohl die teilweise gar nicht schlecht waren) sondern internationale inhouse Seminare an attraktiven Orten (NY, London, FFm, Singapur und so). Das hatte den Vorteil, dass sie sich im Konzern vernetzen konnten und hat die Bindung ungeheuer erhöht.
FW,
als ich vor 30 Jahren bei meiner ersten Firma angefangen hatte, hatten wir auch für eine amerikanische Firma außergewöhnlich gutes Arbeitsklima und sehr niedrige Fluktuationsraten. Die Firma kam aus einer exklusiven HiTech-Position, und hat sich mit zunehmender Größe auch in me-too Bereichen eingenistet. Mee-too ist immer ein Verlust an Exklusivität und Margen. Das hat sich auch in einem kontinuierlichen Rückgang an der Sonderleistungen niedergeschlagen, der Bindungsfaktor hat sich dann eben verringert.
Die Firma war Paradebeispiel für gutes Management und Lehrbeispiel an Businessschools. Man sollte aber nicht unterschätzen, dass zum Bestehen an dynamischen Märkten ein ein hohes Maß an Trial and Error gehört. 'Error' trifft aber u.U. ganze Entities, die dann vernünftigerweise stillgelegt wurden. Das als Managementfehler zu sehen halte ich schlicht für dumm und ignorant. In allen Fällen waren die Mitarbeiter so qualifiziert, dass sie entweder mit Handkuss anderweitig übernommen wurden, oder sich erfolgreich selbständig gemacht haben.
Nur durch die deutsche Gewerkschaftsbrille gesehen gibt es damit ein Problem. Ich denke nicht, dass Manager verkrustete gesellschaftliche Strukturen kompensieren sollen.
kater_5 schrieb am 16.01.2008 20:28
"Ich dachte vorwiegend an kostentreibenden Mehrwert für die Mitarbeiter. Gehälter, Bonuszahlungen, Arbeitszeiten, bezahlte Überstunden, bezahlte Wegstrecken, Trennungspauschale, bezahlte Weiterbildung, Firmenwagen, Urlaubsanspruch, Kantine, technische Ausstattung...
Würdest Du das als "Feigheit vor dem Feind" oder Missmanagement sehen, wenn in ertragstechnisch guten Zeiten diese Dinge existieren, z.B. um Mitarbeiter davon abzuhalten, zur Konkurrenz zu wechseln?"
Yep. Da muss man sich dann eben mal hinstellen, und überzeugend begründen, warum diese Dinge nicht mehr gehen.
In Deinem Szenario hätte das doch gar nicht begründet werden müssen, weil es diese Leistungen von Anfang an nicht gegeben hätte - schließlich darf es ja bei einem fähigen Manager gar keine signifikanten Optimierungspotenziale mehr geben.
Dumm nur, dass dann die fähigen Mitarbeiter bei der Konkurrenz wären.
ich bin weit davon entfernt meine eigenen Erfahrungen zu verabsolutieren. In jedem Markt herrschen eigene Bedingungen und man kann natürlich nicht den Markt einer Branche 1998 in Polen mit dem einer anderen Branche heute in D vergleichen.
Aber meine Erfahrung hilft mir doch, Verdacht zu schöpfen, ob da nicht der eine oder andere der vielgepriesenen Manager mit Falschgeld handelt. Was da auf so mancher Pressekonferenz abgelassen wird, ist einfach nur purer Nonsens. Man braucht sich doch nur anzugucken wie oft einst hochgejubelte Neueinstellungen nach ein paar Jahren mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt werden. Schrempp bei euch im Schwabenländle ist so ein Fall, auch noch auf allerhöchster Ebene.
Leider haben wir viel zu wenige wirklich gute Wirtschaftsjournalisten, die solche Leute rechtzeitig durchschauen.
F-W schrieb am 16.01.2008 23:22
Aber meine Erfahrung hilft mir doch, Verdacht zu schöpfen, ob da nicht der eine oder andere der vielgepriesenen Manager mit Falschgeld handelt. Was da auf so mancher Pressekonferenz abgelassen wird, ist einfach nur purer Nonsens. Man braucht sich doch nur anzugucken wie oft einst hochgejubelte Neueinstellungen nach ein paar Jahren mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt werden. Schrempp bei euch im Schwabenländle ist so ein Fall, auch noch auf allerhöchster Ebene.
Der Gag bei Schrempp ist, dass es intern (vor allem von Hubbert, Werner und später Bernhard) und bei den Experten genügend Vorbehalte gab (nicht überraschend nach den DASA-Erfahrungen) gegenüber der "Welt AG"-Strategie inklusive Smart, Chrysler-Einstieg und Mitsubishi-Abenteuer. Aber Schrempp hatte damals die Hausmacht (Kumpel Kopper allen voran), und seine Kritiker sind nix geworden bzw. wurden abgesägt.
Heute fragt man sich nur noch, ob Schrempp noch unfähiger war als Reuter
Lexx schrieb am 16.01.2008 12:05
Die Subventionen des Staates kommen fast ausschließlich der DB Netz zugute (3,58 Mrd. €). Die DB Regio dagegen verdient an den Ländern bzw. am Staat nur durch dessen Aufträge - den Betrieb des Schienen-Nahverkehrs.
Das interessiert doch den Steuerzahler nicht in welcher DB Tochter das versickert.
Zitat:
Lexx schrieb am 16.01.2008 12:05
Der hier verbuchte und von mir angeführte Gewinn von 690 mio. € ist also echt!
Soso. Wer bekommt denn das Geld?
Bist du "irgendein Steuerzahler"? Oder bist du Die_Partei, mit dem ich gerade darüber diskutiere, welche Auswirkungen die Lohnerhöhung auf die Bahn hat?
Lexx schrieb am 16.01.2008 12:05
Mag ja alles sein, aber was hat das mit dem Abschluss der GDL zu tun?
Bei dem Umsatz und den ausgewiesenen Gewinnen machen die paar Millionen den Kohl nun wirklich nicht fett.
Die Financial Times geht davon aus, dass die Tarifabschlüsse den Konzern jedes Jahr mit zusätzlichen 500m Euro belasten. Im nächsten Jahr wirds mehr und dass GDBA und Transnet auf das hohe Niveau der GDL wollen ist ja mehr als verständlich. Erreichen sie es sprechen wir von etwa 850m Euro im Jahr Mehrkosten.
Das mag für Dich Peanuts sein aber wenn die Bahn nicht jetzt gegensteuert könnte es finanziell eng werden.
Die FTD dazu: "In der Tat werden viele für den Durchmarsch der GDL zu zahlen haben, vor allem die Mitarbeiter und die Kunden der Bahn. Die Einigung zwischen und der Schell könnte bittere Konsequenzen haben. Der Gegenschlag des Konzerns gegen den Erfolg der GDL wird aus Rationalisierungen und Preiserhöhungen bestehen, er wird Arbeitsplätze kosten - und viele Passagiere mehr Geld für Tickets. Aber auch im internen Machtgefüge dürfte die ungewöhnlich harte Machtprobe zwischen der Bahnspitze und der kleinsten der drei Bahngewerkschaften fortwirken. Der eigenständige Tarifvertrag, den die GDL erkämpft hat, wird deren Verhältnis zu den größeren Gewerkschaften Transnet und GDBA belasten und immer wieder Anlass für Streit und Unruhe im Konzern liefern.
Die Lokführer haben dem Staatskonzern große Zugeständnisse abgetrotzt. Der Preis dafür ist hoch - bei weitem nicht nur für die Bahn, und bei weitem nicht nur in Euro."
Ich weiß ja nicht, wie die FTD zu ihren Zahlen kommt. Bei geschätzten 20000 Lokführern 2000 € Monatslohn Lohn und einer Erhöhung von 11% kommen bei mir 52,8 mio. €/Jahr heraus.
Vermutlich hat die FTD in tendenziöser Manier die Gehaltserhöhung gleich auf die gesamte Belegschaft hochgerechnet.....
F-W schrieb am 16.01.2008 23:22
Schrempp bei euch im Schwabenländle ist so ein Fall, auch noch auf allerhöchster Ebene.
Leider haben wir viel zu wenige wirklich gute Wirtschaftsjournalisten, die solche Leute rechtzeitig durchschauen.
FW
War Schrempp damals von Wirtschaftjournalisten nicht als Marionette beschrieben worden, dessen Hauptbeitrag es war, Reutter vom Thron zu stoßen? Bei Daimler wäre wohl interessanter, die Rolle des Aufsichtsrats zu durchleuchten. Seit die Deutsche Bank ihre Anteile weitgehend veräußert hat scheint es wieder aufwärts zu gehen.
Jedenfalls sollte man genau hinschauen: Nicht überall, wo Manager draufsteht ist 'Manager' drin.
"In Deinem Szenario hätte das doch gar nicht begründet werden müssen, weil es diese Leistungen von Anfang an nicht gegeben hätte - schließlich darf es ja bei einem fähigen Manager gar keine signifikanten Optimierungspotenziale mehr geben.
Dumm nur, dass dann die fähigen Mitarbeiter bei der Konkurrenz wären. "
Wieso ?
Es kann doch im Rahmen der Optimierung sinnvoll sein, solche Benefits einzuführen. Man muss dann nur den A.... in der Hose haben, das wieder abzuschaffen, bzw, das so zu gestalten, dass man das bei Problemen nicht mehr zahlen muss.