„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
DP schrieb am 06.03.2008 12:36
Ich denke Mirk hat hier recht...
Nein, das sehe ich nicht so. Von Union und FDP ist nicht ein einziger Themenpunkt bekannt gemacht worden, der von vorne herein als sakrosant bezeichnet wurde. Dazu kam die nicht verhandelbare Forderung, nur Ypsilanti könne in einer gK MP werden. Abgesehen davon, dass sie faktisch keine stärkeren Argumente für ihren Anspruch hat als Koch, stellt man nicht personelle Forderungen vor inhaltliche, wenn man wirklich an einer Einigung interessiert ist.
Ich sage ja nicht, dass eine gK oder Mitte-links Regierung möglich gewesen wäre. Ich sage nur, die SPD hat es gar nicht erst versucht.
Indem die SPD die Tür zu CDU bzw. FDP zugeknallt hat, bevor sie sich der LP zugewandt hat, ist sie deren Forderungen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Zöge sie die Notbremse und kehrte an den bürgerlichen Verhandlungstisch zurück, wäre sie schon politisch tot, bevor sie sich überhaupt als MP zur Wahl stellen würde.
Der stv. SPD Fraktionsvorsitzende Walter hat das klar beschrieben, siehe Spiegel. Diese Zustandsbeschreibung sowie seine Charakterisierung von Beck als "unglaubwürdig" und "Kabarretist" darf man zugleich als deutliche Warnung an Ypsilanti verstehen. Auch wenn er wiederholt keine Stimmenverweigerung ankündigte, kann sie sich der Stimmen der Parteirechten keinesfalls sicher sein. Vielleicht wählen sie sogar Ypsilanti zur MP, um die SPD nicht vollends in die Katastrophe zu stürzen. Aber danach steht sie von Abstimmung zu Abstimmung auf Gedeih und Verderb zwischen den rechten SPD Leuten und der LP. Eine souveräne MP sieht anders aus.
Naja eben FW, macht doch Sinn; wenn ich unter keinen Umständen eine Koalition will dann lasse ich doch den anderen auflaufen, gebe mich konziliant und in den internen Gesprächen dann hart. Nur wenn ich ernsthaft eine Koalition in Erwägung ziehe gehe ich mit echten (und dann natürlich erstmal maximal-) Forderungen in die Gespräche.
Das Türzuschlagen ist dadurch verständlich, aber taktisch schlecht. Vorher haben die Linken Ypsilanti ohne Vorgaben quasi durchgewunken. Jetzt, wo Y gar nichts anderes mehr übrig bleibt steigt der Preis der LP immer höher, bis hin zur Mitbestimmung über die Ministerriege und tiefgreifende inhaltliche Zusagen.
Naja, selber Schuld.
Damit ist das Desaster perfekt; die SPD ist kompromittiert und kann nicht mal das Zückerli MP mitnehmen.
Aber ich hab auch noch ein Trostpflaster für die Sozialdemokraten; tiefer können sie nun wohl nicht mehr sinken.
Dagmar Metzger auf ihrer persönlichen Homepage. Hoffentlich kommt ihr diese Überzeugung jetzt nicht abhanden. Denn der Druck auf sie dürfte nach ihrer Ankündigung enorm werden. Ihre Ankündigung ist fair. Sie lässt die gute Andrea Y. nicht ahnungslos ins offene Messer laufen, wie vor 3 Jahren der anonyme Simonis-Meuchler. Wenn Ypsilanti sich jetzt noch zur Wahl stellen sollte, ist es ein Suizid mit Ankündigung.
Auch möglich: Die Initiative zu dieser Ankündigung kam gar nicht originär von Frau Metzger sondern aus Teilen der Bundes SPD. Ich denke an die Reihe Front SPDler wie Steinbrück, Heil, Steinmeier oder Struck, die allesamt vor so einer Duldungswahl öffentlich warnten. Wenn Ypsilanti schon nicht hören will muss sie jetzt eben fühlen.
Ich denke an die Reihe Front SPDler wie Steinbrück, Heil, Steinmeier oder Struck, die allesamt vor so einer Duldungswahl öffentlich warnten. Wenn Ypsilanti schon nicht hören will muss sie jetzt eben fühlen.
Was wollen die Spacken denn? GK mit Koch als MP? SPD in der Opposition? Kann doch nicht sein, Opposition ist doch bekanntlich "scheiße". Das einzige, was ich mir als strategisches Ziel noch eingehen ließe wäre eine Herbeiführung von Neuwahlen, eben in dem man Koch durch Gesetzesentwürfe wie Abschaffung der Studiengebühren vorführt.
Vielleicht wollen sie es einem Beck heimzahlen, der sie erst kürzlich der Lächerlichkeit preisgegeben hat. Oder einem Beck, der einen Müntefering, der viel mehr als er selbst die Seelenlage der Partei repräsentiert auf kalte und ziemlich unwürdige Weise abserviert hat.
Man sollte persönliche Aversionen und alte wie neue Feindschaften in solchen unübersichtlichen Gefechtslagen nicht unterschätzen. Da geht es nicht immer nur nach taktischem und strategischen Kalkül.
In der SPD haben Emotionen und Gefühle einen höheren Stellenwert als in anderen Parteien. Da kommen kalte Machtspielchen wie von Beck besonders schlecht an. Erstaunlich übrigens, dass gerade Beck das nicht beherzigt hat. Er war ein Intimfeind Lafontaines nicht erst als dieser den Büttel hinschmiss, sondern seitdem er seinen glücklosen Landsmann Scharping vom SPD-Vorsitz weggeputscht hatte. Ihm missfiel vor allem die kaltschnäuzige und hinterfotzige Art und Weise, in der Lafo vorgegangem war.
Naja egal. Ich finde, der Anonyme hat es auf den Punkt gebracht. Bei einer GK würde die CDU auf Koch als MP bestehen, das macht also keinen Sinn, in diese Richtung zu gehen. Schließlich ist man für einen Regierungswechsel angetreten.
Also bleibt letztlich nur, sich an die FPD dranzuschmeißen oder an die Linke. Ypsilanti hat jetzt die Linke gewählt, warum auch immer.
Sicher ist die Situation verzwickt, aber das war sie von Anfang an. Koch hätte es auch nicht viel besser, wenn er versucht, die Grünen nach Jamaika zu bringen. Es war von Anfang an klar, dass eine Seite von ihrer Vor-Wahl-Platzierung abrücken MUSS, damit eine Regierung zustande kommt.
Hätte Koch das gemacht, hätten vermutlich Mirk, Moby und ich auf der CDU rumgehackt. Nun hat es Ypsilanti gemacht und DP hackt auf der SPD rum.
FW, das glaube ich gar nicht mal. Ich denke, viele SPDler mochten zwar den Spirit von Müntefering, aber eigentlich wusste man, dass die Münteferisierung keine Stimmen bringt. Münte ist nicht an Beck gescheitert (wenn dann an der Nahles) sondern an sich selber. Mit dem Linksschwenk hat Beck schon die Zeichen der Zeit richtig gedeutet und der SPD tatsächlich auch Anfangserfolge beschert. In Hessen hätte es um ein Haar für rot-grün gereicht, dann hätte er alles richtig gemacht, die Partei hinter ihm und Münte wie Schröder verstaubte Geschichte im Willy Brand Haus.
Übel nehmen die Parteigranden ihrem Chef, dass er die Hofierung der Linken an ihnen vorbei lanciert hat. Beck hat mit dem 'Hamburger Journalistenplausch' die gesamte Berliner Garde zu Statisten degradiert und überdies der Parteibasis keine Chance zum Diskurs gelassen sondern vollendete Tatsachen geschaffen. Die ganze Parteilitanei, die er beim Abschied der Agenda (und damit von Münte) richtig machte; öffentlicher Disput, Gespräche in der Basis, Auseinandersetzung beim Parteitag und schliesslich Abstimmung, Positionsbestimmung und Händereichen hat Beck in der Frage zur Haltung gegenüber der Linken mit Füssen getreten. Dieser politische Kardinalsfehler wurde postwendend mit dem Entzug der Kanzlerkandidatur bestraft. Der Apparat in Berlin reagierte prompt und trötet nach Mainz: so nicht, nicht mit uns! Wie oben schon angedeutet ist die Haltung von der Frau Metzger für mich der verlängerte Arm aus Berlin. Er sagt: Auch das kannst du dir abschminken, Beck.
DP schrieb am 06.03.2008 22:48
Wie oben schon angedeutet ist die Haltung von der Frau Metzger für mich der verlängerte Arm aus Berlin. Er sagt: Auch das kannst du dir abschminken, Beck.
Ja, das scheint mir auch offensichtlich zu sein. Wie man liesst, wollte sich die Dame schon vor 3 Wochen als Stimmenthalterin outen, ist aber von Partei"freunden" davon abgehalten worden.
Warum? Wollte man sein Pulver nicht zu früh verschiessen und erst mal sehen, wie sich die Debatte und Stimmung in der Partei so entwickeln?
Und wie kommt es, dass sie ausgerechnet in einer so spannenden Zeit im Urlaub ist? Oder geschickt wurde? Z.B. damit sie nicht erreichbar ist, wenn die Lager ihre Fähnlein zählen. So hat denn auch der Fraktionsvorsitzende vor ein paar Tagen versichert, dass alle Abgeordneten trotz aller Diskussionen für Ypsilanti stimmen würden. Alle? Alle anwesenden, ein paar fehlten aber.
Ich denke, dass jetzt beide Lager massiv die möglichen Wackelkandidaten bearbeiten. Der Frau Metzger ist es ja schon für morgen angekündigt worden: 9h Termin bei Frau Ypsilanti, danach Rede und Antwort vor der Fraktion. Und dann sicher noch jede Menge Einzelgespräche. Und so etwas ist bekanntermassen häufig unschön. Da wird gedroht und gelockt. Der eine oder andere MdL könnte versucht sein, seine Stimme meistbietend zu versteigern. Gegen Nominierungen, gute Ausstiegspöstchen, Zuwendungen für den Wahlkreis oder so.
Wie sagte eine frischgewählte SPD-Abgeordnete heute so schön im TV?: "Wir sind gewählt worden um zu regieren, nicht um unser Gewissen zu prüfen."
Na denn, vielleicht findet sich noch einer, der nach ausgefallender Gewissensprüfung zu dem Ergebnis kommt, nicht fürs Regieren gewählt worden zu sein.
Teil 32 der Serie 'Vom Wähler verweht'; Die Grünen verschieben die Koalitionsverhandlungen mit der Hessen SPD, solange, bis die für sich Klarheit haben.
Währenddessen fordert der hessische FDP Vorsitzende Roland Koch auf, "Architekt (nicht MP!) einer Jamaika Koalition zu werden, wenn rot-grün scheitert." Renate Künast stösst fast ins gleiche Horn und ruft ihre Parteikollegen auf, sich darüber klar zu werden wie in Hessen stabile Verhältnisse zu schaffen wären.
Derweil intrigiert das Netzwerk; Kahrs und Co sprechen offen vom "Problem Ypsilanti" und langsam kann sie einem richtig leid tun; aus der strahlenden Siegerin ist nur noch eine wortbrüchige Gejagte geworden. So eine Metamorphose hatte zuletzt nur Roland Koch durchgemacht.
„Solange ich keine sichere Regierungsmehrheit habe, auf die ich mich jeden Tag verlassen kann, übernehme ich nicht die Verantwortung eines(r) gewählten Ministerpräsidenten (-präsidentin)“
DP schrieb am 06.03.2008 22:48
Mit dem Linksschwenk hat Beck schon die Zeichen der Zeit richtig gedeutet und der SPD tatsächlich auch Anfangserfolge beschert.
Sind das die 'Zeichen der Zeit'?
Wenn ja, dann nur, wenn die weltweite Finanzkrise auf unsere Banken und Wirtschaft weitere sehr negative Auswirkungen hat. Dann wird der Kapitalismus zum Hauptschuldigen erklärt und die Bürger wählen links. Es gibt ernst zu nehmende Schätzungen(die auch der SPD bekannt sein dürften), dass Banken und andere Institutionen erst ein Zehntel des Wertes ihrer maroden Schuldenpapiere abgeschrieben haben. Wenn die restlichen neun zehntel folgen wird Lafo vielleicht der neue Heiland.
F-W schrieb am 07.03.2008 10:18
„Solange ich keine sichere Regierungsmehrheit habe, auf die ich mich jeden Tag verlassen kann, übernehme ich nicht die Verantwortung eines(r) gewählten Ministerpräsidenten (-präsidentin)“