Es wird ja gerne über den gierigen deutschen Staat hergezogen, der die weltweit höchsten Steuern eintreibt und keine Gnade zeigt.
Dieses Klischee wird auch in der aktuellen Diskussion um die Liechtensteiner Bank gerne verwendet, aber stimmt das auch?
Die Steuerquote , die den Anteil der Steuern am BIP misst ist tatsächlich gut 20% niedriger als der OECD-Durchschnitt, nur Japan und die USA nehmen weniger.
Die Sozialversicherungen treiben das ganze zwar wieder hoch, aber auch die Abgabenquote, die Steuern und Sozialabgaben zusammenfasst, ist noch knapp unter OECD-Durchschnitt.
Müssen wir uns also vom unserem Bild von Deutschland als Rekord-Steuerland verabschieden?
Und woher kommt eigentlich dieses sich hartnäckig haltende Klischee?
Zumindest bei mir (und Mozilla) funktioniert Dein Link nicht...
Vielleicht kommt das Gerede um die hohe Steuerlast auch von unserem Ex-Kanzler Kohl, der mal auf die Frage, was für ihn Kommunismus ist, gesagt haben soll: Wenn die Abgabenlast über 50 % liegt.
Damit leben wir also in einem kommunistischen Staat.
Außerdem glaube ich nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe.
Gruß
WRL
Also zum einen ist die Erhebung völlig veraltet - ich bin da kleinlich, weil eine gewisse Steueränderung vom 1.1.06 nicht berücksichtigt wurde.
Zum anderen wäre da doch mal die Erhebungsmethode interessant. Gerade die Einkommen Privathaushalte werden ja mehrfach besteuert, so dass der niedrige Wert zumindest für die Haushalte fragwürdig erscheint-
Und drittens: Nur weil viele andere Länder Steuern in ähnlichen Größenordnungen oder darüber erheben, müssen derlei Praktiken nicht zum erstrebenswerten Ziel mutieren. Solche Statistiken führen immer die Leute ins Feld, die Unternehmen und Privathaushalten nochmal in die Taschen greifen wollen.
FW:
Genau dafür habe ich den Thread gestartet. Ich möchte z.B. wissen, ob der Staat wirklich vergleichsweise wenig Steuern nimmt und das Klischee falsch ist, oder ob die Einkommenssteuer tatsächlich hoch und dafür die Unternehmenssteuern niedrig sind.
Spock:
Für 2006 hat die OECD eine Steuerquote von 20,9% ermittelt, also nochmal niedriger.
Lexx schrieb am 05.03.2008 09:09
FW:
Genau dafür habe ich den Thread gestartet. Ich möchte z.B. wissen, ob der Staat wirklich vergleichsweise wenig Steuern nimmt und das Klischee falsch ist, oder ob die Einkommenssteuer tatsächlich hoch und dafür die Unternehmenssteuern niedrig sind.
Ansonsten dürfte Dir sicher klar sein, dass eine Abgabequote bezogen auf das BIP nichts darüber aussagt, welcher Teil der Bevölkerung diese Abgaben bezahlt. Da die Abgaben mehrheitlich aus Arbeitseinkommen stammen, also weder Kinder, noch Studierende, Arbeitslose, Beamte (Sozialabgaben), Niedrigverdiener (Steuern) und Rentner einen Beitrag leisten, verengt sich die Abgabenquote auf einen immer kleiner werdenden Kreis der Bevölkerung. Ob dieser Teil sich mit einem 'Klischee' abspeisen lässt, wage ich zu bezweifeln.
Danach ist die Belastung der Durchschnittseinkommen in Deutschland vergleichsweise sehr hoch, dementsprechend gehen die Steuern woanders verloren - bei Unternehmen? Bei hohen Einkommen? Dazu habe ich noch nichts gefunden.
Lexx schrieb am 05.03.2008 10:01
Anonymer:
Der Steuersatz sagt wenig über das Steueraufkommen aus!
Grund: "Von der Steuer Absetzen"-Regelungen.
Wann hat der Quatsch mit den 'Steuer-Absetz-Regelungen' endlich ein Ende? Die Freibeträge sind so hoch, dass sie selten ausgeschöpft werden, und noch vor zehn Jahren übliche Absetzmöglichkeiten gibt es nicht mehr. Vor allem ist die Steuer nur ein kleiner Teil der Abgaben.
Über Übliches hinaus kann nur Absetzen, wer investiert. Niemand investiert aber, um danach auf Dauer Verluste zu machen, irgendwann (wenn Gewinne anfallen, Investitionen veräußert werden) fließt das Geld an den Staat zurück. Im Endeffekt gleicht sich das aus.
Lexx schrieb am 04.03.2008 22:32
Es wird ja gerne über den gierigen deutschen Staat hergezogen, der die weltweit höchsten Steuern eintreibt und keine Gnade zeigt.
Naja, das ist halt das beruehmte Jammern auf hohem Niveau. Und das findet wohl in jedem Land statt, dass mindestens 0,1% Steuern&Abgaben fordert...
Zumindest ist nicht zu leugnen, dass D wenigstens zu den Laendern gehoert, deren Steuerquote leicht gesunken ist und deren Abgabenquote immerhin stabil blieb.
"Außerdem muss das ein interessantes Berechnungsverfahren sein, das auf 20,9% kommt, rein gefühlsmäßig von den mir bekannten Steuersätzen geschätzt."
Habe gerade mal nechgerechnet. Ich habe einen Steuersatz bezogen auf die Einkommensteuer von ca. 18%. Dabei ist Kindergeld nicht mal eingerechnet, wenn ich das auch noch dazurechne komme ich auf 10%. 2006 habe ich auch noch Eigenheimzulage bekommen, da lag ich dann vermutlich knapp über 0. Und ich finde, dass ich ganz ordentlich verdiene.
Interessant finde ich das allerdings in Zusammenhang mit den Rechtfertigungsversuchen für die Steuerhinterziehungen in Liechtenstein. Denn diese Gelder sind von den hohen Sozialabgaben gar nicht betroffen, sonder würden eigentlich nur von den vergleichsweise niedrigen Steuersätzen profitieren.
kater_5 schrieb am 05.03.2008 12:40
Interessant finde ich das allerdings in Zusammenhang mit den Rechtfertigungsversuchen für die Steuerhinterziehungen in Liechtenstein. Denn diese Gelder sind von den hohen Sozialabgaben gar nicht betroffen, sonder würden eigentlich nur von den vergleichsweise niedrigen Steuersätzen profitieren.
Gruss
Kater
Kater,
das liegt halt daran, dass viel dumm dahergeschwätzt wird.
1. muss man sehen, zu welchem Zeitpunkt jemand sein Geld in Liechtenstein angelegt hat, und die damalige Situation als Ausgangspunkt nehmen (es gab auch mal Vermögenssteuer).
2. ändert Deine persönliche Belastung nichts daran, dass es Leute gibt, die tatsächlich am Grenzsteuersatz liegen.
3. dürfte einiges Geld in Liechtenstein Schwarzgeld sein, das an welchen Gesetzen auch immer vorbei eingenommen wurde.
4. schließt Steuerhinterziehung Erbschaftssteuer mit ein, und die kann hierzulande deftig sein.
5. usw.
Ich habe deshalb Lexx Verbindung zu Liechtenstein nicht ganz ernst genommen, sondern nur Sinn und Unsinn einer statistischen Kenngröße im Zusammenhang mit 'Klischee' diskutiert.
"1. muss man sehen, zu welchem Zeitpunkt jemand sein Geld in Liechtenstein angelegt hat, und die damalige Situation als Ausgangspunkt nehmen (es gab auch mal Vermögenssteuer)."
Es gab da ja mal eine Amnestie mit sehr günstigen Steuersätzen. Und danach hätte man das Geld sogar ausgeben können. Versuch mal ein Haus mit Schwarzgeld zu kaufen.
"2. ändert Deine persönliche Belastung nichts daran, dass es Leute gibt, die tatsächlich am Grenzsteuersatz liegen."
Nach dem, was heute im Radio lief, liege ich mit meinem Einkommen beim dreifachen des Durchschnittseinkommen. Wenn ich dann trotz Progression etc. immer noch deutlich unter den 20% Durchschnittsteuersatz liege, scheint der mir zumindest nicht utopisch niedrig zu sein.
"3. dürfte einiges Geld in Liechtenstein Schwarzgeld sein, das an welchen Gesetzen auch immer vorbei eingenommen wurde."
Wie gesagt, es gab da ein Amnestieangebot. Das hätte sogar das Schwarzgeld weisgemacht.
"4. schließt Steuerhinterziehung Erbschaftssteuer mit ein, und die kann hierzulande deftig sein."
Aber nicht bei Kindern.
kater_5 schrieb am 05.03.2008 13:19
"1. muss man sehen, zu welchem Zeitpunkt jemand sein Geld in Liechtenstein angelegt hat, und die damalige Situation als Ausgangspunkt nehmen (es gab auch mal Vermögenssteuer)."
Es gab da ja mal eine Amnestie mit sehr günstigen Steuersätzen. Und danach hätte man das Geld sogar ausgeben können. Versuch mal ein Haus mit Schwarzgeld zu kaufen.
Wenn Du als Deiutscher das Haus in Italien kaufst, fragt Dich niemand danach, woher das Geld kommt.
"2. ändert Deine persönliche Belastung nichts daran, dass es Leute gibt, die tatsächlich am Grenzsteuersatz liegen."
Nach dem, was heute im Radio lief, liege ich mit meinem Einkommen beim dreifachen des Durchschnittseinkommen. Wenn ich dann trotz Progression etc. immer noch deutlich unter den 20% Durchschnittsteuersatz liege, scheint der mir zumindest nicht utopisch niedrig zu sein.
Ich liege deutlich höher.
"3. dürfte einiges Geld in Liechtenstein Schwarzgeld sein, das an welchen Gesetzen auch immer vorbei eingenommen wurde."
Wie gesagt, es gab da ein Amnestieangebot. Das hätte sogar das Schwarzgeld weisgemacht.
Wenn das Geld weiterhin anonym bleiben sollte (z.B. wg. Erbschaftssteuer), dann war das Interesse an Amnestie gering.
"4. schließt Steuerhinterziehung Erbschaftssteuer mit ein, und die kann hierzulande deftig sein."
Aber nicht bei Kindern.
Aber bei Nicht-Kindern. Für das Erbe von meiner kinderlosen Tante habe ich über 30% bezahlt.