Anonymer User schrieb am 06.08.2008 15:18
Und deshalb die Frage: Soll der Staat mit viel Aufwand, Geld und Freiheitsbeschraenkungen anderer Buerger eingreifen, um einigen Buergern private Freizeitsonderwuensche zu erfuellen?
Worin genau besteht der "viele Aufwand" des Staates? Wo muss er denn das "viele Geld" einsetzen, um ein Raucherverbot zu erlassen?
"Haetten auch nur zehn Prozent der nun klagenden und fordernden Nichtraucher sich etwas konsequenter gezeigt und zb "mit den Fueszen abgestimmt", gaebs wahrscheinlich das ganze Thema nicht, weil der Markt dann auf etwas haette reagieren koennen. "
Haben sie doch. In den Kneipen sind doch anscheinend weit überproportional mehr Raucher als Nichtraucher.
Anonymer User schrieb am 06.08.2008 15:18
Haetten auch nur zehn Prozent der nun klagenden und fordernden Nichtraucher sich etwas konsequenter gezeigt und zb "mit den Fueszen abgestimmt", gaebs wahrscheinlich das ganze Thema nicht, weil der Markt dann auf etwas haette reagieren koennen.
wh
Ich will dieses Argument gar nicht wegwedeln. Da ist schon was dran: je agressiver man seine Interessen vertritt, desto eher wird man sich durchsetzen. Meine Erfahrung der letzten 40 Jahre zeigte in meinem Umfeld, dass Raucher wenigstens dreimal so agressiv ihr Recht auf Rauchen verteidigten, wie Nichtraucher Recht auf Nicht-Rauchen. In so weit kann ich für meine Erfahrungen nur betonen, dass Nichtraucher die toleranteren und ruhigeren Menschen waren.
Und bevor jetzt Gelaber von der Seite kommt: wir reden dabei von großen Zahlen, also von Statistik. Es gibt sogar Untersuchungen zur "Raucherpersönlichkeit", die einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Hobby des Rauchens und beispielsweise höheren Unfallraten belegen.
Aber gut, lassen wir diese Seitenhiebe beiseite. Wenn man schon auf die Macht des Marktes pocht, dann aber richtig: warum sind in Flugzeugen eigentlich behindertengerechte Zugangsmöglichkeiten vorgeschrieben? Könnte man sich nicht einfach auf die Marktmacht verlassen, die schon dafür sorgen wird, dass auch Behinderte Fliegen können? Warum gibt es überhaupt in Wirtschaftsleben ein Bedienungsgebot, also die gesetzliche Verpflichtung, keine Kunden auf Grund individueller Merkmale abzulehnen? Sollte nicht auch hier die Marktmacht die diskreminierten Kunden in die Lage versetzen, Geschäfte zu finden, in denen sie bedient werden? Warum gibt es eine gesetzliche Beschränkung von sexuellen Attraktionen in Lokalen? Weil Frauen und Kinder sich belästigt fühlen? Sollen die mit ihrer Marktmacht halt eben ein anderes Lokal wählen...
Ich verteidige das Rauchkontrollgesetz nicht und ich hätte auch nicht auf einem solchen Gesetz bestanden. Aber man sollte fairerweise schon dazu sagen, dass auch andere Gruppen der Gesellschaft gesetzlich unterstützt werden, ohne sich allein auf die "Marktmacht" zu verlassen.
Steffen,
deine Definition von gesundheitlichen Folgen erscheint mir etwas zu eng. Wenn Nichtraucher sich mehrere Stunden in verqualmten Räumen aufhalten, dann müssen die Husten und Schniefen und die Augen tränen. Das IST juristisch bereits eine gesundheitliche Beeinträchtigung. Ob eine Langzeitfolge dazukommt, ist dann die Frage.
Natürlich kann man sich immer auf die Position zurückziehen, dass niemand mit vorgehaltener Pistole gewzungen wurde, diese Dreck einzuatmen. Ja, das Argument sticht. Wie ich bereits sagte. Aber Qualm ist gesundheitsschädlich - wie man über diesen Punkt grundsätzlich streiten kann, ist mit schleierhaft. Über den GRAD der Schädlichkeit kann man sich dann, wenn nötig, wieder streiten.
Anonymer User schrieb am 06.08.2008 15:18
Und deshalb die Frage: Soll der Staat mit viel Aufwand, Geld und Freiheitsbeschraenkungen anderer Buerger eingreifen, um einigen Buergern private Freizeitsonderwuensche zu erfuellen?
Worin genau besteht der "viele Aufwand" des Staates? Wo muss er denn das "viele Geld" einsetzen, um ein Raucherverbot zu erlassen?
Gesetz stricken, durchbringen, nachbessern, realisieren... Gemeinden, Kommunen, Behoerden, etc. muessen sich darauf einstellen... Kontrollen, Pruefungen, Verwaltung, Gericht, Besuche, etc... usw... Aufwand und Kosten...
Und wahrscheinlich ist es mit dem staatlichen Kontrollvorgang an sich nicht getan, sondern die Noergel-Nichtraucher werden auch weiterhin Papa Staat brauchen und jeden Pups melden, der dann auch bearbeitet werden muss. Noch mehr Aufwand und Kosten...
Und wenn es tatsaechlich um den Gesundheitsschutz u.ae. geht, sind Aufwand und Kosten sicher gerechtfertigt. Aber bei diesem Gastro-Verbot geht es eben nur um private Freizeitsonderwuensche einiger weniger Buerger.
Gesetz stricken, durchbringen, nachbessern, realisieren... Gemeinden, Kommunen, Behoerden, etc. muessen sich darauf einstellen... Kontrollen, Pruefungen, Verwaltung, Gericht, Besuche, etc... usw... Aufwand und Kosten...
Und wahrscheinlich ist es mit dem staatlichen Kontrollvorgang an sich nicht getan, sondern die Noergel-Nichtraucher werden auch weiterhin Papa Staat brauchen und jeden Pups melden, der dann auch bearbeitet werden muss. Noch mehr Aufwand und Kosten...
Und wenn es tatsaechlich um den Gesundheitsschutz u.ae. geht, sind Aufwand und Kosten sicher gerechtfertigt. Aber bei diesem Gastro-Verbot geht es eben nur um private Freizeitsonderwuensche einiger weniger Buerger.
wh
Da Politiker und Beamte eh bezahlt werden ist der Aufwand des Staates also nahe Null. Ich denke es ist dem Staat zuzumuten, seinen Job zu erledigen.
Frank2000 schrieb am 06.08.2008 16:25
Es gibt sogar Untersuchungen zur "Raucherpersönlichkeit", die einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Hobby des Rauchens und beispielsweise höheren Unfallraten belegen.
Was aber nur belegt, dass sich zu jedem Schwachsinn statistische Untersuchungen finden werden.
Frank2000 schrieb am 06.08.2008 16:25
Aber Qualm ist gesundheitsschädlich - wie man über diesen Punkt grundsätzlich streiten kann, ist mit schleierhaft. Über den GRAD der Schädlichkeit kann man sich dann, wenn nötig, wieder streiten.
Da hat Steffen Huber ja nun klar ein Argument gebracht; die Dosis machts. Ansonsten kannst du ja auch feststellen, dass andere Dinge gesundheitsschädlich sind, in einem Grad, der diskutabel wäre; Auspuffgase von Autos, Bussen, Bahnen, Ausdünste von Fabrikschloten, Verklappung von Müll im Meer, Farbstoffe, Toxine etc. in Nahrungsmitteln, Ausströsse von Druckern usw. usf.
kater_5 schrieb am 06.08.2008 16:11
"Haetten auch nur zehn Prozent der nun klagenden und fordernden Nichtraucher sich etwas konsequenter gezeigt und zb "mit den Fueszen abgestimmt", gaebs wahrscheinlich das ganze Thema nicht, weil der Markt dann auf etwas haette reagieren koennen. "
Haben sie doch. In den Kneipen sind doch anscheinend weit überproportional mehr Raucher als Nichtraucher.
Yep, so gesehen...
Aber deshalb sprach ich ja auch von den (nun) klagenden und fordernden Nichtrauchern
Den restlichen NR wars ja schnuppe.
Frank2000 schrieb am 06.08.2008 16:25
Wenn man schon auf die Macht des Marktes pocht, dann aber richtig: warum sind in Flugzeugen eigentlich behindertengerechte Zugangsmöglichkeiten vorgeschrieben? Könnte man sich nicht einfach auf die Marktmacht verlassen, die schon dafür sorgen wird, dass auch Behinderte Fliegen können? Warum gibt es überhaupt in Wirtschaftsleben ein Bedienungsgebot, also die gesetzliche Verpflichtung, keine Kunden auf Grund individueller Merkmale abzulehnen? Sollte nicht auch hier die Marktmacht die diskreminierten Kunden in die Lage versetzen, Geschäfte zu finden, in denen sie bedient werden? Warum gibt es eine gesetzliche Beschränkung von sexuellen Attraktionen in Lokalen? Weil Frauen und Kinder sich belästigt fühlen? Sollen die mit ihrer Marktmacht halt eben ein anderes Lokal wählen...
Ich verteidige das Rauchkontrollgesetz nicht und ich hätte auch nicht auf einem solchen Gesetz bestanden. Aber man sollte fairerweise schon dazu sagen, dass auch andere Gruppen der Gesellschaft gesetzlich unterstützt werden, ohne sich allein auf die "Marktmacht" zu verlassen.
Sicher gibt es andere, aehnliche Einschraenkungen o.ae. - und ueber manche darf dann eben auch gestritten werden. Aber das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Was haben denn behindertengerechte Zugangsmoeglichkeiten in Fliegern mit Rauchen in Lokalen zu tun? Sind Nichtraucher etwa behindert und koennen deshalb nicht selbst entscheiden, ihre Freizeit rauchfrei zu gestalten?!
Zitat:
Steffen,
deine Definition von gesundheitlichen Folgen erscheint mir etwas zu eng. Wenn Nichtraucher sich mehrere Stunden in verqualmten Räumen aufhalten, dann müssen die Husten und Schniefen und die Augen tränen.
Dazu warf DP schon etwas passendes ein.
Zitat:
Natürlich kann man sich immer auf die Position zurückziehen, dass niemand mit vorgehaltener Pistole gewzungen wurde, diese Dreck einzuatmen. Ja, das Argument sticht. Wie ich bereits sagte. Aber Qualm ist gesundheitsschädlich - wie man über diesen Punkt grundsätzlich streiten kann, ist mit schleierhaft.
Also ich halte das Zeug fuer gefaehrlich. Und zu einem Verbot des Zeugs zwecks Gesundheitsschutz an sich, wuerde ich sofort Ja sagen. Zu teuren Gaengeleien vieler Buerger und Unternehmer NUR fuer die private Freizeitgestaltung weniger Buerger sag ich nee.
DP schrieb am 06.08.2008 16:40
Da Politiker und Beamte eh bezahlt werden ist der Aufwand des Staates also nahe Null. Ich denke es ist dem Staat zuzumuten, seinen Job zu erledigen.
Kann ich nicht nachvollziehen. Wenn zusaetzliche Orte auf zusaetzliche Regeln kontrolliert werden muessen und Behoerden o.ae. auf zusaetzliche Meldungen reagieren muessen und die Justiz dadurch auch noch zusaetzliche Arbeit erledigen muss, dann ist das zusaetzlicher Aufwand. Und wenn er mit vorhandenen Mitteln erledigt werden soll, bleibt anderes liegen. Wenn nicht, braucht man mehr Mittel, was auch mehr Kosten bedeutet.
Ja da hast du natürlich Recht. Dass ein Beamter jetzt eine neue Regel lernen muss kann man natürlich nicht so einfach verlangen. Ich vermute, da muss jetzt sehr viel Geld in die Hand genommen werden und der Staat muss sehr viel Aufwand betreiben, bis das sitzt.
Werhamster: "um einigen Buergern private Freizeitsonderwuensche zu erfuellen? "
Ich vermute doch mal stark, dass es die Mehrheit ist und nicht "einige".
"private Freizeitsonderwuensche"
Sonderwünsche? Der Wunsch nach einer rauchfreien Gastronomie ist im Gegensatz zum Wunsch nach einer Gastronomie mit Rauchen ein Sonderwunsch?
"Haetten auch nur zehn Prozent der nun klagenden und fordernden Nichtraucher sich etwas konsequenter gezeigt und zb "mit den Fueszen abgestimmt", gaebs wahrscheinlich das ganze Thema nicht, weil der Markt dann auf etwas haette reagieren koennen. "
Dann müssten diese Nichtraucher aber auch so konsequent sein, nicht nur die entsprechenden Gastronomien zu boykottieren, sondern auch ihre rauchenden bekannten. Das ist das zentrale Problem, dass ich in dieser Marktsituation sehe.
deine Definition von gesundheitlichen Folgen erscheint mir etwas zu eng.
Mir geht es um Gesundheitsgefährdung, die eventuell den Gesetzgeber zum Eingreifen zwingen könnte. Und die liegt schlicht nicht vor.
Zitat:
Wenn Nichtraucher sich mehrere Stunden in verqualmten Räumen aufhalten, dann müssen die Husten und Schniefen und die Augen tränen. Das IST juristisch bereits eine gesundheitliche Beeinträchtigung. Ob eine Langzeitfolge dazukommt, ist dann die Frage.
Das ist eine temporäre Einschränkung des persönlichen Wohlbefindens, noch unter dem Niveau von z.B. Lärmbelästigung. Sollte man dann nicht dringend Konzerte und Diskos verbieten?
Ich verstehe, dass einige Menschen Qualm als lästig empfinden. Habe ich kein Problem damit. Ich empfinde es z.B. als lästig, wenn mein Nebensitzer im Lokal seine Körperhygiene vernachlässigt. Oder wenn er Rucola isst. Oder bestimmte Käsesorten. Fordere ich deshalb Verbote?
Zitat:
Natürlich kann man sich immer auf die Position zurückziehen, dass niemand mit vorgehaltener Pistole gewzungen wurde, diese Dreck einzuatmen. Ja, das Argument sticht. Wie ich bereits sagte.
Wenn das mal Konsens ist, dann braucht man aber schon ein starkes Gesundheitsargument, um ein Rauchverbot zu rechtfertigen. Ich sehe keins.
Zitat:
Aber Qualm ist gesundheitsschädlich - wie man über diesen Punkt grundsätzlich streiten kann, ist mit schleierhaft. Über den GRAD der Schädlichkeit kann man sich dann, wenn nötig, wieder streiten.
Qualm ist bis zu einer bestimmten Dosis nicht gesundheitsschädlich. Das ist doch genau der Punkt. Lass' uns von mir aus einen Grenzwert festlegen, nach Art der Arbeitsstättenverordnung oder der TA Luft oder was auch immer, dann kann man das Problem ggf. technisch lösen. Ausgenommen davon müssen natürlich auf jeden Fall inhabergeführte Lokalitäten sein, denn das muss in einem Rechtsstaat *immer* die Entscheidung des Inhabers sein.