Werhamster: "Kann man das von den Eltern verlangen, oder ist das eine unbillige Härte, in den eigenen Vier Wänden nicht mehr das Kind verpruegeln oder poppen zu dürfen?"
Die Frage nehme ich gern an:
Wenn es ein Verlangen, eine Sucht, der Eltern ist, ihr Kind verprügeln oder poppen zu müssen, kommen sie in psychiatrische Behandlung. Aber Raucher wegen ihres Verlangens zu Rauchen in eine Psychiatrie stecken?
Es steht also doch eine ganze Menge zwischen zwischen Rauchen und Prügeln.
"es ging ja nicht um uebliche Schwankungen, sondern um Verluste bzw. Umsatzeinbrueche. "
Es ging darum, wie kritisch ein Umsatzrückgang von 3% gegenüber anderen Branchen ist.
"Und? In der Marktwirtschaft sollen doch Angebot und Nachfrage alles moeglichst selbst regeln, oder?! Da fehlte dann wohl die Nachfrage. "
Ich behaupte mal, dass beim "Nichtraucherangebot" Marktversagen vorherrscht. Den Grund hat wimre kater genannt.
Die 3% sind eine von Lexx erfundene Zahl. Die Wirte sprechen von bis zu 25%, wobei exakte Zahlen für das gesamte betroffene Branchensegment nicht vorliegen dürften.
<< Ich behaupte mal, dass beim "Nichtraucherangebot" Marktversagen vorherrscht. >> Das kannst du behaupten, nur auf welcher Grundlage? Das Urteil betrifft nur einen Teil der Gastronomie, für die anderen hat sich nichts geändert: Restaurants, Kneipen >75 qm. Das Angebot für NR ist also da.
FW:
Die Grundlage ist, dass für einen Funktionierenden Markt hier die Nachfrage von Rauchern unabhängig gegen die Nachfrage von Nichtrauchern konkurrieren müsste. Das ist aber de facto nicht der Fall, da Raucher und NR oft zusammen gehören und NR oftmals Rauch tolerieren aufgrund anderer Gründe.
Bei optimaler Bedarfsdeckung müssten über den Daumen gepeilt 70% der Gastronomiefläche rauchfrei sein.
Kodo schrieb am 03.08.2008 15:51
Es geht um Gesundheitsfürsorge und nicht um Eingriffe des Staates in die Preisgestaltung.
Es geht eben nicht um die Gesundheit der Buerger, denn sonst muesste man die Gesundheitsgefahr verbieten. Man verbietet die aber nicht, sondern erlaubt sie weiterhin generell mit winzigen Ausnahmen. Diese Ausnahmen sind bislang sinnvoll gewesen, wenn es zb um zwangsweises Benutzen oeffentlicher Einrichtungen ging wie zb Kliniken, Behoerden, etc.
Ein Gastronomiebesuch ist aber eine absolut freiwillige, private und vor allem rein persoenliche/individuelle Freizeitgestaltung. Da sollte und duerfte der Staat nicht eingreifen - und schon gar nicht zu Ungunsten und auf Kosten von vielen anderen Buergern und Unternehmern.
Zitat:
Kodo schrieb am 03.08.2008 15:53
Zitat:
wh schrieb am 03.08.2008 15:26
Nee, aber schlaue Nichtraucher entscheiden selbst, ob und welche Gastronomie sie benutzen und meiden das, was angeblich schadet, ohne rumzuheulen
Welche "dummen" Nichtraucher heulen denn rum?
Siehe oben. Eben jene, die zu dumm sind, ihre Freizeit selbst zu gestalten.
Lexx schrieb am 03.08.2008 17:39
Werhamster: "Kann man das von den Eltern verlangen, oder ist das eine unbillige Härte, in den eigenen Vier Wänden nicht mehr das Kind verpruegeln oder poppen zu dürfen?"
Die Frage nehme ich gern an:
Wenn es ein Verlangen, eine Sucht, der Eltern ist, ihr Kind verprügeln oder poppen zu müssen, kommen sie in psychiatrische Behandlung. Aber Raucher wegen ihres Verlangens zu Rauchen in eine Psychiatrie stecken?
Es steht also doch eine ganze Menge zwischen zwischen Rauchen und Prügeln.
Lexx, seufz, es ist egal, ob man anschlieszend in die Klappse kommt - Kinder zu poppen oder halbtot zu schlagen ist verboten. Und zwar generell und nicht nur im oeffentlichen Raum, sondern auch im privaten Raum. Aehnliches gilt fuer Waffenbesitz oder diverse Drogen usw.
Wem es also um den Schutz des Buergers vor den Gefahren des Rauchens (aktiv wie passiv) geht, der verbietet die Gefahr. Generell. An sich. Punkt.
Wer das nur in der Gastronomie fordert, dem gehts halt nur um seine rein persoenliche Freizeitgestaltung - und die soll er gefaelligst allein bewaeltigen, ohne anderen auf den Keks oder den Geldbeutel zu gehen.
DAS ist der Unterschied.
Zitat:
"es ging ja nicht um uebliche Schwankungen, sondern um Verluste bzw. Umsatzeinbrueche. "
Es ging darum, wie kritisch ein Umsatzrückgang von 3% gegenüber anderen Branchen ist.
Und ich sage nur, dass es einen Unterschied darstellt zwischen natuerlichen Umsatzschwankungen und Umsatzrueckgaengen. Wenn zb der Umsatz des Ski-Verleihers im Sommer regelmaeszig um 99% geringer ist, als im Winter, ist das Schwankung. Wenn sein Umsatz an sich um 1% zurueckgeht, ist das Rueckgang/Verlust. Und da kann schon 1% relevant sein.
Zitat:
"Und? In der Marktwirtschaft sollen doch Angebot und Nachfrage alles moeglichst selbst regeln, oder?! Da fehlte dann wohl die Nachfrage. "
Ich behaupte mal, dass beim "Nichtraucherangebot" Marktversagen vorherrscht. Den Grund hat wimre kater genannt.
Welcher Grund fuer welches angebliche Versagen???
Versagt der Markt etwa auch, wenn sich die meisten Leute keinen Kaviar reinschaufeln koennen, weil sie den hohen Preis nicht zahlen koennen oder wollen? Soll der Staat da eingreifen, Freiheiten beschneiden, Kosten verursachen, usw.?
Lexx schrieb am 03.08.2008 19:42
FW:
Die Grundlage ist, dass für einen Funktionierenden Markt hier die Nachfrage von Rauchern unabhängig gegen die Nachfrage von Nichtrauchern konkurrieren müsste. Das ist aber de facto nicht der Fall, da Raucher und NR oft zusammen gehören und NR oftmals Rauch tolerieren aufgrund anderer Gründe.
Wenn sie das tolerieren, ist das ihre eigene, freie Entscheidung. Da ist doch Nachfrage vorhanden - und zwar die, zusammen mit rauchenden Bekannten in eine verrauchte Gastro zu gehen. Denn da sie nichts und niemand dazu zwingt, WOLLEN sie ja in eine verrauchte Gastro gehen. Et voila - Nachfrage, die gedeckt wurde.
Zitat:
Bei optimaler Bedarfsdeckung müssten über den Daumen gepeilt 70% der Gastronomiefläche rauchfrei sein.
kater_5 schrieb am 04.08.2008 16:21
"Ein Gastronomiebesuch ist aber eine absolut freiwillige, private und vor allem rein persoenliche/individuelle Freizeitgestaltung. "
Ich würde schätzen, bei mir ist das zu 80% dienstlich mit Kunden/Geschäftspartnern oder auf Dienstreisen.
Und? Die Kunden haben dann also den Wunsch, in eine verrauchte Gastro zu gehen (wenn nicht, wuerden sie es ja nicht vorschlagen/fordern).
Und du entscheidest halt freiwillig, ob du diesem Wunsch nachkommst.
Zitat:
Privat bevorzuge ich dann solche Gastronomien, wo ich schön draussen mit einer angenehmen Aussicht sitzen kann.
"Und? Die Kunden haben dann also den Wunsch, in eine verrauchte Gastro zu gehen (wenn nicht, wuerden sie es ja nicht vorschlagen/fordern)."
Nein, wir haben den Wunsch in eine Gastro zu gehen. Da es bisher kaum nicht verrauchte gab, lief das zwangsweise auf eine verrauchte hinaus. Aber das hat sich zum Glück gebessert.
"Und du entscheidest halt freiwillig, ob du diesem Wunsch nachkommst."
In was für einem komischen Laden arbeitest Du denn ?
Werhamster:
Was passiert, wenn eine vorhandene Nachfrage nicht gedeckt wird?
Entweder entsteht Mangel, oder es wird etwas anderes herangezogen, um diese Nachfrage zu decken. Als man im Mittelalter zuwenig Steine hatte, wurden alte Bauten abgetragen.
Als zuwenige rauchfreie Gastronomien vorhanden waren, ist man in verrauchte gegangen.
Was ich sagen will:
Durch das Vorhandensein von verrauchten Gastronomien und der Abhängigkeit von Rauchern und Nichtrauchern wird die wahre Nachfrage nach rauchfreien Gastronomien verschleiert bzw. gesenkt.
Lexx schrieb am 04.08.2008 18:36
Werhamster:
Was passiert, wenn eine vorhandene Nachfrage nicht gedeckt wird?
Entweder entsteht Mangel, oder es wird etwas anderes herangezogen, um diese Nachfrage zu decken. Als man im Mittelalter zuwenig Steine hatte, wurden alte Bauten abgetragen.
Als zuwenige rauchfreie Gastronomien vorhanden waren, ist man in verrauchte gegangen.
Was ich sagen will:
Durch das Vorhandensein von verrauchten Gastronomien und der Abhängigkeit von Rauchern und Nichtrauchern wird die wahre Nachfrage nach rauchfreien Gastronomien verschleiert bzw. gesenkt.
Ohne belastbare Zahlen ist diese Teildiskussion doch völlig sinnfrei. Marktversagen, zu wenig rauchfreie Gastronomie...alles Kaffeesatzleserei.
Aus meiner persönlichen Erfahrung lässt sich folgendes festhalten: die Kneipen, die einen Raucher- und einen Nichtraucher-Bereich haben, sind im Raucherbereich extrem gut besucht, der Nichtraucherbereich ist meistens komplett leer. Die Kneipen, die das Rauchverbot ernst genommen haben, sind ziemlich leer. Die Kneipen, die das Rauchverbot nicht ernst genommen haben, sind voll wie eh und je (und verraucht wie eh und je).
Daraus lassen sich jetzt jede Menge Schlüsse ziehen (inklusive dem, dass meine Wahrnehmung getrübt ist, die Kneipenauswahl nicht repräsentativ ist etc.). Aber ohne harte Fakten bringt das alles wenig.
Kodo schrieb am 03.08.2008 15:09
Die bisherigen Gesetze sollen dazu dienen, dass Nichtraucher ohne Gesundheitsgefährdung Restaurants besuchen können.
Das sehe ich völlig anders. Die Gesetze dienen dazu, dass Nichtraucher ohne Rauchbelästigungalle Restaurants besuchen können.
Gesundheitsgefährdung gab es noch nie. Passivrauchen ist extrem harmlos, ansonsten wären ja entsprechende Schutzmaßnahmen wegen der Angestellten schon lange in Kraft getreten (Arbeitsstättenverordnung). Jede bisher sauber durchgeführte Studie hat ergeben, dass selbst mehrstündiger Aufenthalt in verrauchten Räumen nicht mal dem Konsum einer einzigen Zigarette entspricht. Soll heißen: eine Gefährdung existiert nur in der Phantasie. Eine Belästigung hingegen schon. Ich fühle mich auch wegen vieler Dinge belästigt. Aber meine Konsequenz lautet nicht, dass ich irgendwem irgendwas verbieten will. Wenn ich laute Musik scheisse finde, besuche ich kein Rockkonzert (und dort ist die Gesundheitsgefährdung immerhin real).
Warum man nicht einfach Grenzwerte für die Luftreinheit festgelegt hat, anstatt ein allgemeines Rauchverbot auszusprechen? Dann hätten die Wirte das Problem z.B. technisch lösen können (was übrigens erstaunlich gut funktioniert). Vermutlich hat man das unterlassen, weil man dann vom ideologischen Ziel abrücken hätte müssen. Und man hätte sich ggf. vor Gericht über die Höhe der Grenzwerte streiten müssen, und dann hätte es ganz übel ausgesehen. Da hilft dann kein "aber es stört mich!", da lacht einen der Richter aus.
Zitat:
Das war vorher nicht möglich, da freiwillige Lösungen nicht realisiert wurden.
Es gab hier im Umkreis reichlich Nichtraucherrestaurants. Ich scheine hier im Paradies zu leben...
"Daraus lassen sich jetzt jede Menge Schlüsse ziehen (...) Aber ohne harte Fakten bringt das alles wenig. "
Du hast Recht, Steffen, alles nur Spekulation.
Leider ist das alles, was möglich ist, bis jemand detailiertere Zahlen vorlegt, wie Rauchverbot und Umsatzentwicklung zeitlich und räumlich (Bundesländer) zusammenhängen.
Derzeit können sich die öffentlich ausgesperrten Raucher noch als Märtyrer gerieren.
Doch irgendwann werden die Deutschen mit Schauder an die Zeit zurückdenken, als eine rauchende Minderheit den Rest der Bevölkerung in öffentlichen Räumen mit nachweislich giftigen, übelriechenden Winden beliebig terrorisieren durfte, ohne Strafen befürchten zu müssen.
Das eigentliche Demütigende für die Nichtraucher war damals aber weniger die exhalatorische Aggression der Raucher als der Frust, nicht ähnlich aggressiv zurückstinken zu können.
Da ich schon lange nicht mehr in Kneipen gehe - muss wohl am Alter liegen - kann ich nur was bezüglich Restaurants zum Besten geben.
In den USA wurde man, selbst in relativ kleinen Lokalen nach "Smoker or Non-Smoker" gefragt, dank der meist hervorragenden Lüftungstechnik funktionierte das wunderbar. Selbst Raucher 2 Tische weiter waren nicht zu riechen.
Solch gute Lüftungssysteme scheinen heirzulande polizeilich verboten zu sein, zumindest habe ich sie nur in hochwertigen Restaurants angetroffen.
Bei uns auf dem Land habe ich eine Reihe von Lokalen schlicht boykottiert, weil man nach dem Besuch am besten gleich in eine chemische Reinigung gegangen ist, sonst hat man das eigene Haus gründlich verstänkert.
Und als ich meinen Haus- und Hof-Griechen im Frühjahr besucht habe, konnte ich doch schon am Duft erkennen, was am Nachbartisch gegessen worden ist - ich empfand es als ganz neue Lebensqualität.
Und was mir noch aufgefallen ist - wenn in einem Nichtraucher-Haus mal 1 (eine!!) Zigarette geraucht worden ist riecht man es tagelang, kommt man in einen Raucherhaushalt fällt es einem garnicht mal sehr auf. Zumindest mir geht es so.