Und er wies auch, genau so wie ich vor kurzem auf die Tatsache hin, dass die Amerikaner privat wie öffentlich auf Pump leben und sich letztlich durch China, Indien und Europa finanzieren lassen.
Wobei China der absolut größte Gläubiger der USA ist.
Er sieht den Dollar weiterhin langfristig auf Sinkflug, vorausgesetzt, dass die USA so weiterwirtschaften.
Er sieht die nächste Finanzkrise mit noch größeren weltweiten Problemen kommen.
Diese messerscharfe Analyse hat er sicher aus dem Wirtschaftsteil einer brillanten Zeitung entnommen. Ich vermute mal der Gratiszeitung "20 Minuten".
Das dürfte er nicht nötig haben.
Aber ein gutes Stichwort.
Er monierte auch, dass wirtschaftliche Zusammenhänge heute auch von den Medien völlig unverständlich dargestellt werden.
Willst Du leugen, dass der Export der Probleme des Dollars für die Weltwirtschaft problematisch ist?
Das war ja nicht immer so.
Bush hat das exzessiv vorangetrieben.
Kodo schrieb am 09.09.2008 15:16
Willst Du leugen, dass der Export der Probleme des Dollars für die Weltwirtschaft problematisch ist?
Gehts nicht noch verschachtelter? Also wenn ich das richtig verstehe soll die Weltwirtschaft unter der Dollarschwäche leiden. Das würde ich bestreiten. Eine Währung ist grundsätzlich so stark wie die sie repräsentierende Wirtschaft und das, also eine schwache US Wirtschaft, wäre dann ein Problem für die Welt, weil diese Wirtschaft dann weniger einführt und also die anderen weniger verkaufen können. Für die US Wirtschaft selbst ist der schwache Dollar aber kein Problem (weshalb man deine Annahme oben eben nicht einfach bejahen kann), denn die schwache Währung hilft beim Export eigener Güter und wirkt wie eine Kostenreduktion, nur ohne Kostenreduktion.
Die USA leben auf PUMP!
Und die Chinesen sind die größten Gläubiger mit Trillionen Dollar.
Ebenso Indien, Europa, darunter besonders Deutschland.
Haushaltsdefizit, Handelsdefizit...
Tja wo ist denn das Problem? Ich lebe auch auf Pump, mein Haus gehört der Bank und ich amortisiere nicht mal. Mein Gläubiger ist die ZKB und manchmal ist unser Haushalt defizitär.
So what? Die Bank wird mir die Zinsen nicht erhöhen. Sie erfreut sich daran, dass weiter Geld hereinkommt. Die Chinesen werden schön still halten. Denn wenn sie aufmucken sind all ihre schönen "Trillionen Dollar" futsch. Das wollen am allerwenigsten die Chinesen. Der Haushalt der USA ist nun gar kein Problem. Soweit ich das im Gedächtnis habe machen die USA seit Jahren weniger Schulden als die Europäer. Auch die Gesamtschulden sind finanziell gesehen, also gemessen am Gesamthaushalt und am volkswirtschaftlichen Vermögen kein Problem.
Schmidt sagt nichts neues, meistens Allgemeinplätze.
Dass die Banker nicht mehr das sind, was sie mal waren, liegt daran, dass ihre Banken nicht mehr das sind, was sie mal waren. Ganz abgesehen davon, dass auch die Absens, Herrhausens oder Pontos zuerst danach geschaut haben, dass ihre Banken gutes Geld verdient haben.
Die gute alte Unviversalbank nationaler Bedeutung, denen diese Herren vorstanden und die trotz aller internationaler Geschäfte doch den nationalen Markt als Hauptspielwiese hatten, gibt es nicht mehr. Entweder sie sind nicht mehr bedeutend oder sie sind über die nationalen Grenzen hinausgewachsen, wie die Deutsche Bank. Dann sind ihre Interessen aber weit weniger deckungsgleich mit denen der nationalen Politiker als früher.
Die USA sind traditionell im Ausland verschuldet. Allein Clinton bildete eine Ausnahme, in seiner Zeit des langen Aufschwungs und der dot-com Blase wurden die Haushaltsdefizite zurückgefahren bzw. sogar ein Überschuss erzielt. Früher waren die Ölländer und die Bundesbank die Hauptfinanziers des US-Defizits, heute halt die Chinesen. Dass die deutsche Wirtschaft globalisierter ist als die amerikanische ist ein alter Hut. Die enormen Handelsdefizite der USA ggü. den Chinesen sind nur bedingt den USA zuzuschreiben. Die Chinesen haben über die Anbindung ihrer Währung an den Dollar hauptsächlich dieses Ungleichgewicht herbeigeführt um damit die eigene Wirtschaft anzufachen. Gegen diese einseitige Anbindung sind die USA machtlos. Nur beinharter Protektionismus und Handelsbeschränkungen könnten dagegen etwas ausrichten. Aber es handelt sich nicht um einseitige Abhängigkeit der Amis von den Gläubigern, also hauptsächlich den Chinesen. Die hängen im Gegenzug in ihrem wirtschaftlichen Wohlergehen von den Auslandsmärkten ab.
Der niedrige Stand des Dollars ist kein Problem, wie überhaupt der jeweilige Wechselkurs wenig aussagefähig ist. Viel bedeutender sind Wechselkursveränderungen, besonders wenn sie schnell vonstatten gehen. Bleiben Kurse relativ stabil, stellen sich die nationalen Wirtschaften darauf ein. Deswegen haben ja auch die absichtlichen Abwertungen, mit denen verschiedene Länder ihre Exporte ankurbeln wollten nichts gefruchtet. Italien war vor dem € Spezialist in dieser Übung.
Tja wo ist denn das Problem? Ich lebe auch auf Pump, mein Haus gehört der Bank und ich amortisiere nicht mal. Mein Gläubiger ist die ZKB und manchmal ist unser Haushalt defizitär.
Interessante Strategie. Solange du arbeitest und gutes Geld verdienst, funktioniert das. Aber was ist später mal? Ein Staatsgebilde kann ja auf ständige Erneuerung hoffen, ein Mensch hingegen wird unweigerlich alt. Wenn du das Haus nicht abbezahlst, hast du ein Investment für deine Vermögensbildung, das so viel mehr sichere Rendite abwirft, als die Tilgung des Hauses bringen würde?
Ja, zumal ich die Hypothek steuerlich geltend machen kann, genau wie der Staat mir das Eigenheim als Eigenmietwert wieder zur Steuer dazurechnet. Zahle ich ab bleibe ich auf den Kosten und habe aber selbst keine Abzugsmöglichkeiten.
Das Haushalts- und Handelsdefizit der USA wächst stetig; ebenso die Verschuldung der privaten Haushalte.
Letzter leben überwiegend auf Pump und kaufen damit billige und meistens auch noch minderwertige, asiatische Waren.
China, Indien und auch die europäischen Staaten, vor allem wir, kaufen US-Staatsanleihen, die wiederum ebenso stetig und nachhaltig an Wert verlieren.
Das heißt, das diese Probleme der USA exoprtiert werden; insoweit liegt hier kein "Außenhandelsdefizit" vor.
Wenn dann noch wie in den letzten Jahren unter Bush die Dollardruckmaschine angeworfen wird, beschleunigt sich diese Entwicklung.
Erschwerend kam die Ausweitung der Rücstungsausgaben bei gleichzeitiger, mehrmaliger Steuerrückzahlung/-senkung dazu.
Da nicht alle Banken der Bankenaufsicht unterstehen entwickelte sich die Immo-Blase, wie bekannt und schlägt voll in die Weltwirtschaft durch.
Deshalb ist es systembedingt, dass die nächste Finanzkrise aus den USA kommt.
Wie lange diese Kuckucksfinanzwirtschaft funktionieren soll, ist nicht nur mir ein Rätsel.
Kodo schrieb am 10.09.2008 13:55
Das Haushalts- und Handelsdefizit der USA wächst stetig; ebenso die Verschuldung der privaten Haushalte.
Letzter leben überwiegend auf Pump und kaufen damit billige und meistens auch noch minderwertige, asiatische Waren.
China, Indien und auch die europäischen Staaten, vor allem wir, kaufen US-Staatsanleihen, die wiederum ebenso stetig und nachhaltig an Wert verlieren.
Das heißt, das diese Probleme der USA exoprtiert werden; insoweit liegt hier kein "Außenhandelsdefizit" vor.
Wenn dann noch wie in den letzten Jahren unter Bush die Dollardruckmaschine angeworfen wird, beschleunigt sich diese Entwicklung.
Erschwerend kam die Ausweitung der Rücstungsausgaben bei gleichzeitiger, mehrmaliger Steuerrückzahlung/-senkung dazu.
Da nicht alle Banken der Bankenaufsicht unterstehen entwickelte sich die Immo-Blase, wie bekannt und schlägt voll in die Weltwirtschaft durch.
Deshalb ist es systembedingt, dass die nächste Finanzkrise aus den USA kommt.
Wie lange diese Kuckucksfinanzwirtschaft funktionieren soll, ist nicht nur mir ein Rätsel.
Tja was soll man dazu noch sagen ausser, alles durcheinandergewürfelt und wer schon die Einzelteile nicht versteht kommt mit dem Mix natürlich schon gar nicht zurande.
Tja was soll man dazu noch sagen ausser, alles durcheinandergewürfelt und wer schon die Einzelteile nicht versteht kommt mit dem Mix natürlich schon gar nicht zurande.
Seit Beginn der 1990er Jahre verzeichnen die USA ein steigendes Leistungsbilanzdefizit, das im Wesentlichen auf einem riesigen Handelsbilanzdefizit beruht. 1 2007 lag das Minus in der Leistungsbilanz bei knapp 800 Mrd. US-Dollar oder 5,7 % des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach 6,2 % im Jahre 2006. Die Finanzierung des Defizits erfolgt durch Nettokapitalzuflüsse aus dem Rest der Welt, also durch einen gleich hohen Überschuss in der Kapitalbilanz, 2 wenn man von Entnahmen aus den Devisenreserven absieht, die in den USA keine Rolle spielen. Hinter den Kapitalzuflüssen stehen vor allem Wertpapierkäufe von Ausländern in den USA, ausländische Direktinvestitionen in den USA, ausländische Kredite an amerikanische Kreditnehmer und Anlagen von Währungsreserven ausländischer Notenbanken, vorzugsweise in US-Schatzanweisungen. Infolge der Leistungsbilanzdefizite wurden die USA zum größten Nettoschuldnerland der Welt. Seit 1986 übertreffen die Verbindlichkeiten gegenüber dem Rest der Welt die Forderungen. 2005 lag der Nettoschuldenstand bei ca. 22 % des BIP, Tendenz steigend.
Im Fall der USA ist die Lage paradox. Eines der reichsten Länder der Welt lebt in hohem Maße von Kapitalzuflüssen aus dem Rest der Welt, und zwar zunehmend aus Schwellenländern wie China. Andererseits sind die USA seit langem die Konjunkturlokomotive der Welt. Sie bescheren der Weltkonjunktur ein kräftiges Nachfragewachstum. Seit etwa zehn Jahren erlebt die Weltwirtschaft, parallel zum Anstieg des Leistungsbilanzdefizits der USA, den größten Wachstumsboom seit den 1960er Jahren. Anders als in hochverschuldeten Entwicklungsländern gibt es in den USA bislang keinerlei Anzeichen für Zahlungsunfähigkeit. Allerdings gehen die meisten Analysten davon aus, dass die Entwicklung zunehmend riskanter wird und Korrekturen notwendig sind.
Wenn wir uns hier schon Links um die Ohren schlagen, will ich auch einen beisteuern.
Die Deutsche Bank behandelt in einer ausführlichen Analyse (PDF, 28 Seiten) die Frage ob das US-Leistungsbilanzdefizit eine Gefahr für die Weltwirtschaft darstellt und ob es überhaupt ein Ausweis der Schwäche oder nicht doch der Stärke der US-Wirtschaft darstellt.
Darin werden ausführlich die gegensätzlichen Ansichten behandelt. Das Fazit lautet. "Keine Panik!"
F-W schrieb am 10.09.2008 18:28
Wenn wir uns hier schon Links um die Ohren schlagen, will ich auch einen beisteuern.
Die Deutsche Bank behandelt in einer ausführlichen Analyse (PDF, 28 Seiten) die Frage ob das US-Leistungsbilanzdefizit eine Gefahr für die Weltwirtschaft darstellt und ob es überhaupt ein Ausweis der Schwäche oder nicht doch der Stärke der US-Wirtschaft darstellt.
Darin werden ausführlich die gegensätzlichen Ansichten behandelt. Das Fazit lautet. "Keine Panik!"
FW
Danke.
Allerdings ist die Immobilienkrise ist nicht berücksichtigt. die hohen Rüstungsausgaben, die gleichzeitigen Steuergeschenke, die Bankenkrise, aktuell: Lehman.
Nun ja, die Rüstungsausgaben. Sie sind halt Teil des US-Haushalts und tragen ihren Teil zum Defizit bei. Seine Einordnung und den verhältnismässigen Vergleich zu Europa hat Lexx ja schon geliefert. Idem Steuergeschenke. (Ich erinnere mich, dass du die Tatkraft der US-Regierung bei der Bekämpfung der Folgen der Bankenkrise gelobt hast - oder war das jemand anderes?)
Ja und die Bankenkrise. Überrascht sind die meisten Beobachter, wie wenig sie auf die Realwirtschaft durchgeschlagen hat. Immerhin bewegen wir uns am Ende eines Konjunktur-Aufschwungzyklus. Wieviel von den schwächeren Wachstumsraten zyklisch bedingt und wieviel der Bankenkrise geschuldet sind wird man nie genau herausfinden. Die Wachstumsraten in den USA sind weiter überraschend hoch, und höher als in Europa. Weit entfernt von der Rezession, von der man noch zu Beginn des Jahres ausging. Und die europäische Wirtschaft, der man grössere Immuninät gegen die Bankenkrise zugetraut hatte, schwächelt stärker als zunächst erwartet.
Bip Wachstum 2. Quartal 2008 gegen 1. Q 2008 und gegen 2. Q 2007
SZ: Herr Professor Sennett, die Vereinigten Staaten stecken in der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Wie wirkt sich das auf die amerikanische Gesellschaft aus?
Sennett: Die Folgen sind gewaltig.
Diese Gesellschaft hat bisher Ungleichheiten dadurch überdeckt, dass sie auf Pump lebte. Durch die Subprime Loans (zweitklassige Hypotheken), durch die unzähligen Kreditkarten, die die meisten Amerikaner haben, entstand eine Illusion von Wachstum, die jetzt zerstört wird.
Die Menschen verlieren nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern auch ihr Haus, sie können sich das gewohnte Konsumniveau nicht mehr leisten.
Das hat eine tiefe Bedeutung: Die Amerikaner glaubten, sie seien Sieger im Kapitalismus. Dies Selbstvertrauen verschwindet und wird ersetzt durch das Gefühl des Niedergangs.
SZ: Haben Sie Belege für diese fundamentale Aussage?
Sennett: Mein Forschungsgebiet ist die Arbeitswelt.
Dies ist nicht nur eine Finanzkrise, sie hat mit der mangelnden Fähigkeit der amerikanischen Arbeitnehmer zu tun, im Wettbewerb mit dem Rest der Welt zu bestehen.
Amerika hat es nicht geschafft, in der breiten Bevölkerung jene Fähigkeiten zu entwickeln, wie es sie in Europa oder in China gibt.
Der falsche Finanz-Boom des frühen 21. Jahrhunderts hat die Illusion geweckt, dass der fundamentale Verlust an Fertigkeiten keine Rolle spielt.
Und jetzt werden die Menschen gewahr, dass sie sich getäuscht haben.
Sennett: Es mag Sie überraschen, aber Deutschland ist besser in der Lage, mit dieser Krise fertig zu werden als die USA.
Die deutschen Arbeitnehmer sind besser ausgebildet, Deutschland exportiert immer noch Hightech-Maschinen in die ganze Welt, das System der Lehrlingsausbildung ist ausgezeichnet. Die USA haben eine effektive Analphabeten-Quote von 28 Prozent.
Es geht um effektiven Analphabetismus, und der liegt dann vor, wenn jemand einen einfachen Vertrag oder einen längeren Text nicht lesen kann.
Das Ausbildungsniveau ist sehr niedrig.
Die USA importieren Ingenieure und Programmierer, weil es die entsprechenden Fertigkeiten hier nicht gibt.
Ich weiß, dass das merkwürdig klingt:
Amerika ist ein reiches Land und befindet sich doch im Niedergang.
Und hier ist die Verbindung zur Politik:
Am 4. November müssen die Wähler entscheiden zwischen Nostalgie und einem Gang ins Ungewisse.