DP schrieb am 13.10.2008 15:35
Wenn du also einen Angehörigen triffst dann drückst du dein tiefes Bedauern über den Tod aus. Hinter dessen Rücken aber ist der Verstorbene ein Arschloch. Dazwischen muss nicht mal eine Minute liegen.
Heuchlerischer gehts wohl nicht mehr.
Ist eher hoeflich. Hoeflichkeit sind ja i.A. Regeln, die auch mal unehrliches Verhalten foerdern, um den Schein und Frieden zu wahren. Und den Angehoerigen kein "Er war ein Arschloch" an den Kopf zu schleudern, waehrend man es am Stammtisch(forum) ohne Scheu praktiziert, hat eben mit dieser Hoeflichkeit zu tun - und eben auch mit dem von rw schon geschilderten Unterschied zwischen Beileidsbekundung gegenueber den Angehoerigen und Meinungsaussage an entfernter Stelle.
Btw nochmal meine Fragen an dich:
Zitat:
DP schrieb am 13.10.2008 11:26
rw, es macht schon einen Unterschied, wenn du (signiert oder eingeloggt) das schreibst oder wenn einfach nur ein Anonymus hier seine Arschlochtexte reinstellt. Ich erinnere mich noch wie das Focus Forum starb, als nämlich solche Texte im Minutentakt eingestellt wurden, meist unter Fake Nicknames.
Mal abgesehen von einer problematischen Menge - wo ist denn der gravierende Unterschied zwischen einem eingeloggten Anonymen mit Pseudo und einem nicht eingeloggten Anonymen ohne Pseudo?
Wird ein "Arschloch" etwa durch Spitznamenbenutzung taktvoller?
Zitat:
wenn ein Mensch stirbt schreibt man so etwas nicht, vor allem während einer Inkubationszeit von etwa 3 Tagen.
Wieso?
Und wieso grad drei Tage?
Und was bedeutet "etwa 3 Tagen" - 3,2? 3,5? 2,9?
"Ich verstehe. Wenn du also einen Angehörigen triffst dann drückst du dein tiefes Bedauern über den Tod aus. Hinter dessen Rücken aber ist der Verstorbene ein Arschloch. Dazwischen muss nicht mal eine Minute liegen.
Heuchlerischer gehts wohl nicht mehr."
Nö, das nennt man höflich.
Mal angenommen, Dein Chef kann Schwule auf den Tod nicht leiden.
Wäre es Dir lieber, er würde jedes Meeting mit dem Satz: Und hiermit begrüsse ich ganz besonders das schwule **** DP in unserer Runde, oder wäre es Dir doch lieber, er würde sachlich und professionell mit Dir umgehen, auch wenn er Dir dadurch in heuchlerischer Weise entgegentreten würde ?
Nein also sorry, Höflichkeit sieht für mich anders aus und hat mit dem Ausdrücken einer gänzlich konträren Auffassung ausschliesslich zum Bewahren der Fassade nichts zu tun. Wenn ich jemanden ernsthaft nicht ausstehen kann dann vermeide ich den Kontakt zu direkten Verwandten oder Bekannten, dann muss ich auch nicht lügen. Wenn ich Schwule hasse dann muss ich mir wohl oder übel einen Beruf ohne direkte Untergebene suchen.
Höflich oder anständig wäre es, in einem Forum in dem man nicht alle Teilnehmer (und in diesem Falle deren Beziehung zum Verstorbenen) kennt erstmal die Schnauze zu halten und festzustellen, ob der Tod des Menschen einem nahe geht.
DP schrieb am 14.10.2008 16:25
Nein also sorry, Höflichkeit sieht für mich anders aus und hat mit dem Ausdrücken einer gänzlich konträren Auffassung ausschliesslich zum Bewahren der Fassade nichts zu tun.
Da Du so bekloppt gar nicht sein kannst, gehe ich davon aus, daß Du nicht verstehen willst, daß eine Beileidsbekundung keine Aussage über die menschlichen Qualitäten des Verstorbenen enthält.
Bei der Gelegneheit: Geht der Tod Haiders irgendjemandem aufgrund persönlicher Beziegungen zum Verstorbenen nahe?
Aber wenn man sieht, worum sich die Diskussion nun schon lange ausschließlich dreht, scheint sich das zu würdigende Lebenswerk des Verstorbenen tatsächlich sehr in Grenzen zu halten.
"Aber wenn man sieht, worum sich die Diskussion nun schon lange ausschließlich dreht, scheint sich das zu würdigende Lebenswerk des Verstorbenen tatsächlich sehr in Grenzen zu halten."
Das ist jetzt wieder eine interessante Sache.
So ganz spontan habe ich ja auch eher Freude empfunden. Aber bei genauerem Nachdenken habe ich mich schon gefragt, warum.
Irgendwie ist er in der Presse und der deutschen Politik eine Unperson, was anscheinend nicht näher begründet zu werden brauchte. Aber an eine Begründung kann ich mich nicht mehr erinnern, habe mich mit dem Thema aber auch nie befasst.
Da Du so bekloppt gar nicht sein kannst, gehe ich davon aus, daß Du nicht verstehen willst, daß eine Beileidsbekundung keine Aussage über die menschlichen Qualitäten des Verstorbenen enthält.
Genau, das will ich nicht verstehen. Wo ziehst Du denn da die Grenze? Ein Beispiel; ich erinnere mich noch recht gut an die Familienbeziehungen in unserem Haus vor 20 Jahren als ich noch ein Kind war. Da wurde gnadenlos über die anderen hergezogen, vordergründig aber auf nette Nachbarschaft gemacht. Das ging vom freundlichen Hallo wie gehts auf der Strasse bis hin zu Geburtstagsbesuchen und Hausfesten. Ich fand das immer schrecklich und kann bis heute nicht verstehen, dass man eine herzliche Abneigung nicht sachlich bekunden in der Lage ist. Deshalb würde ich, natürlich stehe ich das jedem anderen zu, nie jemandem kondolieren, dessen Verstorbenen ich für einen Arsch halte. Warum nicht mal ehrlich schweigen?
Zitat:
Geht der Tod Haiders irgendjemandem aufgrund persönlicher Beziegungen zum Verstorbenen nahe?
Ja mir geht sowas nahe, zumindest so den ersten Tag. Auch wenn ich Haider wie alle anderen auch nur aus dem Fernsehen kenne, also gar nicht.
Der Leser kann diese Art Äußerung im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Tod eines Menschen natürlich auch als Zeichen der zunehmenden Verrohung unserer Welt sehen, und sich die Frage stellen, ob rw einem schwerverletzten Haider erste Hilfe gewährt haben würde, wäre er als erster am Unfallort erschienen. rw würde dies möglicherweise mit dem Argument zurückweisen, dass er ja zu erster Hilfe verpflichtet sei (auch wenn ihm dies unangnehm ist). Dieser Gedanke mag absurd sein, aber er ist irgendwie eine logische Fortsetzung einer mal angefangenen Pietätlosigkeit. Vielleicht ist der Mensch seit dem Mittelalter nicht wirklich 'besser' geworden, und rw demonstriert das nur in aller Ehrlichkeit.
Gruß, Martin
PS: Ich möchte damit nicht die Menschen im Mittelalter schlecht schreiben. Bei etwas weniger zivilisierten Menschen (als wir das von uns denken) habe ich oft mehr Menschlichkeit gesehen als in unserer berechnenden Welt.
" Deshalb würde ich, natürlich stehe ich das jedem anderen zu, nie jemandem kondolieren, dessen Verstorbenen ich für einen Arsch halte. Warum nicht mal ehrlich schweigen?"
Hmm, Du meinst also, einer guten Bekannten, die Du sehr gerne magst und deren Mann Du für ein absolutes *** gehalten hast, wo Du nie verstehen konntest, dass sie den überhaupt geheiratet hat, würde nach dem Tod ihres Mannes nicht auf Dein Mitgefühl oder Deine Hilfe zählen können ?
Die konnte doch nix dafür, dass Du den nicht leiden konntest. Aber weil Du den Mann nicht leiden konntest, soll sie jetzt alleine Trauern, wo sie Deine Hilfe mal bräuchte ?
DP schrieb am 13.10.2008 15:35
Wenn du also einen Angehörigen triffst dann drückst du dein tiefes Bedauern über den Tod aus. Hinter dessen Rücken aber ist der Verstorbene ein Arschloch. Dazwischen muss nicht mal eine Minute liegen.
Heuchlerischer gehts wohl nicht mehr.
Ist eher hoeflich. Hoeflichkeit sind ja i.A. Regeln, die auch mal unehrliches Verhalten foerdern, um den Schein und Frieden zu wahren. Und den Angehoerigen kein "Er war ein Arschloch" an den Kopf zu schleudern, waehrend man es am Stammtisch(forum) ohne Scheu praktiziert, hat eben mit dieser Hoeflichkeit zu tun - und eben auch mit dem von rw schon geschilderten Unterschied zwischen Beileidsbekundung gegenueber den Angehoerigen und Meinungsaussage an entfernter Stelle.
Btw nochmal meine Fragen an dich:
Zitat:
DP schrieb am 13.10.2008 11:26
rw, es macht schon einen Unterschied, wenn du (signiert oder eingeloggt) das schreibst oder wenn einfach nur ein Anonymus hier seine Arschlochtexte reinstellt. Ich erinnere mich noch wie das Focus Forum starb, als nämlich solche Texte im Minutentakt eingestellt wurden, meist unter Fake Nicknames.
Mal abgesehen von einer problematischen Menge - wo ist denn der gravierende Unterschied zwischen einem eingeloggten Anonymen mit Pseudo und einem nicht eingeloggten Anonymen ohne Pseudo?
Wird ein "Arschloch" etwa durch Spitznamenbenutzung taktvoller?
Zitat:
wenn ein Mensch stirbt schreibt man so etwas nicht, vor allem während einer Inkubationszeit von etwa 3 Tagen.
Wieso?
Und wieso grad drei Tage?
Und was bedeutet "etwa 3 Tagen" - 3,2? 3,5? 2,9?
Oh doch, in der Situation würde ich geradezu aufblühen und ihr über den nun gar nicht schmerzlichen Verlust hinweghelfen und sie mit etwas verkuppeln, das uns beiden zusagen würde. Glaub mir, die Trauerzeit wäre sehr kurz
kater_5 schrieb am 14.10.2008 20:40
" Deshalb würde ich, natürlich stehe ich das jedem anderen zu, nie jemandem kondolieren, dessen Verstorbenen ich für einen Arsch halte. Warum nicht mal ehrlich schweigen?"
Hmm, Du meinst also, einer guten Bekannten, die Du sehr gerne magst und deren Mann Du für ein absolutes *** gehalten hast, wo Du nie verstehen konntest, dass sie den überhaupt geheiratet hat, würde nach dem Tod ihres Mannes nicht auf Dein Mitgefühl oder Deine Hilfe zählen können ?
Die konnte doch nix dafür, dass Du den nicht leiden konntest. Aber weil Du den Mann nicht leiden konntest, soll sie jetzt alleine Trauern, wo sie Deine Hilfe mal bräuchte ?
Gruss
Kater
Es ist nun mal so.
Es gibt auch tote Ärsche.
Ich ahne zwar was.
Aber so richtig klar ist mir nicht, warum dem Toten hier nicht mal ein kräftiges "Arschloch" hinterhergerufen werden kann/soll/darf.
Hat das was mit magischem Denken zu tun?
Aus religiösen Gründen?
Oder einfach nur mit ehrlichem Trauern der Fans?
Dann lasst es raus, Folks!
Ok. Noch eine Sinnfrage :
Was macht es für einen Sinn einem Hinterbliebenen sein Beileid auszudrücken, wenn man den Verstorbenen für ein Arschloch gehalten hat ?
Normalerweise gehe ich nicht zur Beerdigung eines Arschlochs.
Somit erübrigt es sich auch für mich die Frage mit der Beileidbekundung.
Dennoch stehe ich gefühlsmäßig auf den Standpunkt einen frisch Verstorbenen sollte man nicht als Arschloch bezeichnen. In dieser Situation zu schweigen zeigt für mich Charakterstärke.
Ein paar Wochen später sehe ich solch eine Äußerung gelassener.