Zitat von Gerd Nehmen wir mal mich. Ich bin 78 Jahre, habe, nehmen wir an keine Altersrueckstellung. Was fuer eine Praemie koennte ich erwarten im PKV System?
Nach einem Online-Prämienrechner erwarten Dich rund 750 EUR pro Monat bei 1200 EUR Selbstbeteiligung im Jahr. Gerechnet für einen Ex-Arbeitnehmer, Du würdest also von der Rentenversicherung noch einen Zuschuss bekommen, je nach Rentenhöhe können das schon mal 150-200 EUR pro Monat sein.
Allerdings müsstest Du bei schwerwiegenden Vorerkrankungen mit Ausschlussklauseln rechnen. Deshalb ist PKV-Abschluss eigentlich nur in jungen Jahren sinnvoll.
Allerdings müsstest Du bei schwerwiegenden Vorerkrankungen mit Ausschlussklauseln rechnen.
Gruß, Steffen
Das ist interessant.
Wir haben so was wie eine vergleichbare GKV nicht. Deshalb bleibe ich bei der PKV.
Diese "pre-existing condition exclusion" ist genau, was Obamacare abschaffen will, ohne Zuschuss vom Staat, und ohne Moeglichkeit der Beitragserhoehung von den Arbeitgeber/Versicherungen.
Dieses Detail ist immer noch Teil der mehr lautstarken Debatten.
Vielleicht eine mehr persoenliche story Ich habe ja schon oefters erzaehlt, dass einer meiner Soehne, inzwischen auh schon ueber 50, sich seit er 25 Jahre alt war mit der Gruendung von Firmen beschaeftigt hat, fuer die er Finanzierung von venture capitalists (etwas , mit dem Romney jede Menge Geld verdient hat auf der venture capitalist Seite) sucht.
Er hatte eine Firma mit fuenf PHDs und einer Secretary. Die Firma hatte zu tun mit gedruckten RFDs, die so billig wie barcodes werden sollten.
Ich diskutiere fast nie mit meinem Sohn sein Business. Aber als die Obamacare Debatte auf dem Hoehepunkt war, hat er angefangen, die "pre-existing conditions" mit mir zu diskutieren (Wir sehen fast nie Auge zu Auge in politischen Dingen).
Er hat einen sechsten PHD eingestellt, den er brauchte, wie er sagt, aber der eine schwere Krebskrankheit hinter sich hatte, also "pre-existing condition".
Nun, eine Kleinstfirma kann die Health Kosten nicht aus dem Operating budget bezahlen, wie das Brookhaven tut, sie muss sich einen "group Insurance" provider suchen, mit dem sie dann einen Vertrag abschliesst.
Und hier ist der fuer Kleinstfirmen toedliche Mechanismus. Die Firma muss fuer die Gruppenmitglieder die gleiche Praemie verlangen. Die Firma kann viele Gruppen haben, aber kann sie nicht sortieren nach "personal circumstances". Das waere eine Verletztung des 14.ten Amendments. Die Group Insurance kann aber jeden Arbeitnehmer nach vermuteten zukuenftigen Kosten abschaetzen, und die Summe dieses Exercise ist dann die Praemie, die die Firma an die Group Insurance bezahlt.
Er lamentierte, dass dieser neue Arbeitnehmer, den er wegen seiner expertise unbedingt brauchte, die Insurance Praemie um 40,000 Dollar p.a. erhoeht hat. Sein einziger Ausweg waere gewesen, entweder die Erhoehung zu schlucken ( es ist immer ein Arbeitgeber Anteil dabei), oder die Praemie fuer seine anderen sechs Arbeitnehmer zu erhoehen.
Ich habe keine Ahnung, was er beschlossen hat.
Aber die Lektion ist: Moderne Gesundheitsvorsorge ist ungemein teuer. Eine befriediegende Loesung ist menschlich nicht moeglich. Es wird immer ein System von "rob Peter to pay Paul" sein. Um "fair" zu sein, gibt es schlicht nicht genuegend Geld auf diesem Planeten.
Oder man macht es wie die Canadier: Jeder wird gleich schlecht versorgt. Das nicht vermeidbare Resultat sind Warteschlangen, riesige Wartenschlangen. 12 Monate sind keine Seltenheit.
Die ehemalige DDR hat ja vorexerziert, wie sowas geht: Alle sind gleich, bis auf die Elite, die haben , im DDR Fall, Hartgeld.
Ich habe keine Ahnung, ob das schon so weit ist in Canada, aber vor einigen Jahren hatte der Premierminister eine lebensbedrohende Krankheit. Die hat er in Massachussets General behandeln lassen, mit vielen Dollars, nehme ich an.
Zitat von KaterEs gibt zu den Altersrückstellungen ja noch einen anderen Aspekt: Was passiert, wenn man die Versicherung wechselt ? Früher haben die Versicherungen das Geld einfach behalten und damit einerseits die Neutarife gesponsort aber auch die Alttarife etwas gepäppelt. Dadurch waren gerade die Neutarife sehr interessant. Dummerweise wurde hier aber das Individualprinzip, auf dass die PKV immer so stolz waren, jetzt vom Gesetzgeber durchgesetzt, und die Leute können ihre Altersrückstellungen mitnehmen. Was jetzt einer der Gründe dafür ist, dass die Prämien deutlich steigen. Gruss Kater
Kater,
das ist etwas irreführend. Altersrückstellungen können nur mitgenommen werden, wenn man von einem Tarif einer PKV in einen anderen Tarif derselben PKV wechselt. Wobei die Rückstellung kein Festbetrag ist, sondern wiederum von den Leistungen des neuen Tarifs abhängig ist. Wer in einen 'besseren' (höhere Leistungen, geringerer Selbstbehalt) Tarif wechselt, muss aber eine neue Risikobewertung über sich ergehen lassen, mit möglicherweise deutlich höheren Versicherungskosten. Rückstellungen werden als Kollektivvermögen gesehen, und die Mitnahme ist auch abhängig vom Zieltarif.
Will man von einer ersten PKV zu einer anderen wechseln geht das nur über erst den Wechsel innerhalb der ersten PKV zum Basistarif, dann in den Basistarif der zweiten PKV, dann von dort in einen höheren Tarif. Dabei geht aber der größte Teil der 'Altersrückstellung' wegen obigem Mechanismus verloren, bei der zweiten PKV steht eine neue Risikobewertung beim Wechsel in einen höheren Tarif an: Für den Versicherten so verlustreich, dass dies in der Praxis wohl kaum passieren wird.
Meine PKV-Kosten sind schon lange vor 2009 heftig gestiegen, und die Ursache für die aktuellen Steigerungsraten dürften für Nicht-Insider schwer nachvollziehbar sein. Da gibt es sicher den von den Versicherungen offensichtlich behinderten Wechsel innerhalb der Unternehmen, da gibt es den Zwang zur Aufnahme von Kunden in den Basistarif, auch wenn dies von den Risiken nicht gerechtfertigt ist, und da gibt es die Steigerungen bei der medizinischen Versorgung, die die PKV nicht so deckeln kann, wie das die GKV darf.
Es gibt natürlich noch einen Trick der bei der PKV angewandt wird - das Eröffnen eines neuen Tarifs bei geringfügig geänderten Leistungen. Das bedeutet dass junge und gesunde Neulinge dort eintreten und die "alten" Tarife durch ihre unterdurchschnittlichen Krankheitskosten nicht entlasten.
Ich bin seit über 30 Jahren im selben Tarif versichertund habe ihn unlängst mal von meinem neuen Vers.-Makler überprüfen lassen; der meinte ich solle bloß da drin bleiben (er hätte sich mit einer Änderung wahrscheinlich eine Prämie verdient...). Meine Prämie ist deutlich unter dem Basis-Tarif bei wesentlich besseren Leistungen. Mal schauen was mir meine RV dazu bezahlt - zu meinem Rentenbescheid haben sie mir gleich einen Hartz IV-Antrag beigelegt, was bei <90 Monaten Versicherungszeit nun auch kein Wunder ist.
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
ein persönliches Beispiel: Ich bin seit Berufsbeginn vollversichert bei der PKV, ohne Selbstbehalt (alle Leistungen werden zu 100% bis zum 3,5-fachen Betrag der GKV-Sätze übernommen, Einbettzimmer, usw.). Das kostet mich pro Monat ca. 860€. Der angesparte 'Anrechnungsbetrag' reduziert meine monatliche Zahlung auf ca. 470€. Bis zum Alter von 60 musste ich dazu noch gesetzlichen Zuschlag von 55€ bezahlen, der in die Altersrückstellung ging. Ab 80 wird der Kapitalstock beitragsmindernd aufgebraucht.
Zum Vergleich USA-D vielleicht noch eines: Die gesetzliche Krankenversicherung in D hat auch für die PKV einen normativen Charakter, denn sie orientiert die Vergütung der ärztlichen Leistungen an den hart verhandelten Sätzen der GKV, d.i. die GoÄ (Gebührenordnung für Ärzte) und GoZ (Gebührenordnung für Zahnärzte). Ärzte rechnen üblicherweise bei Privatversicherten ein Mehrfaches (bis 3,5-fach, manchmal mehr) der GoÄ, GoZ ab. Der Leistungsumfang der Privaten kann dann je nach Tarif auf einen mehr oder weniger hohen festen Faktor begrenzt sein, den Rest bezahlt der Versicherte aus der eigenen Tasche. Der neuerdings anzubietende Basistarif (ohne Risikobewertung) ist auf ca. das 1,x-fache der GoÄ, GoZ begrenzt. Das heißt, dass der so Versicherte einen großen Teil der Behandlung selbst bezahlen muss. Ob es eine Begrenzung bei Medikamenten gibt, weiß ich allerdings nicht (bei der GKV gibt es eine vorgegebene Liste).
Das heißt, bei einer mit Obamacare vergleichbaren Zwangsversicherung (Basistarif) verbleibt beim Versicherten ein Eigenbeitrag, den er verhandeln muss. Wie das dann bei so versicherten Hartz 4 - Empfängern aussieht, weiß ich nicht. Möglicherweise muss dann die ARGE (Staat) bezahlen. Wer führt dann aber die Verhandlung mit dem Arzt? Vielleicht muss das aber noch höchstrichterlich geklärt werden.
Zitat von WRLEs gibt natürlich noch einen Trick der bei der PKV angewandt wird - das Eröffnen eines neuen Tarifs bei geringfügig geänderten Leistungen. Das bedeutet dass junge und gesunde Neulinge dort eintreten und die "alten" Tarife durch ihre unterdurchschnittlichen Krankheitskosten nicht entlasten.
WRL,
das ist aber die Situation, wo ein PKVersicherter in diesen neuen Tarif wechseln kann. Je 'besser' der aktuelle Tarif (z.B. ohne Selbstbehalt), desto besser die Ausgangsposition für einen Wechsel. Sollte der neue Tarif im Detail bessere Leistungen haben, die eine neue Risikobewertung auslösen, kann man diese dann auch explizit ausschließen lassen.
das ist eben der Trick den die KV anwenden - die Leistungen unterscheiden sich und dann sind viele nicht willens sich auf Ausschlüsse oder Zuschläge einzulassen.
Du bist offensichtlich mein Alter oder ein paar Jahre älter; vor ein paar Tagen habe ich meine erste Rentenzahlung erhalten ; ich werde mal bei meiner KV nachfragen was sie mir als Altersermäßigung wann anrechnen. Momentan interessiert mich das nur so nebenbei denn ich habe vor noch ein paar Jahre zu arbeiten.
Schönen tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von Gerd Aber die Lektion ist: Moderne Gesundheitsvorsorge ist ungemein teuer. Eine befriediegende Loesung ist menschlich nicht moeglich. Es wird immer ein System von "rob Peter to pay Paul" sein. Um "fair" zu sein, gibt es schlicht nicht genuegend Geld auf diesem Planeten.
Oder man macht es wie die Canadier: Jeder wird gleich schlecht versorgt. Das nicht vermeidbare Resultat sind Warteschlangen, riesige Wartenschlangen. 12 Monate sind keine Seltenheit.
Ich finde unser GKV System da gar nicht soo schlecht aufgestellt. Ich bin ja nun seit jeher in der gesetzlichen, mit einer privaten Zusatzversicherung. Mit den Kindern und meiner Ehefrau bin ich bei den Kosten recht günstig aufgestellt, das gibt es bei den Privaten auch nicht günstiger.
Probleme mit wichtigen Behandlungen hatte ich noch nie. Bei der Geburt unseres ersten Kindes hatten wir drei Chefärzte im Zimmer meiner Frau sitzen, um die Risiken diverser Vorerkrankungen abzuklären. Wir hatten auch im Vorfeld der Geburt nie Probleme, diese Dinge mit dem Chefarzt der Gynäkologie abzuklären. Routinedinge kläre ich eh lieber mit den Stationsärzten, Chefärte neigen dazu, die einfachen Dinge zu vergessen. Das Einzige, was ich bei der GKV wirklich Scheisse finde, sind die Mehrbettzimmer im Krankenhaus. Aber das habe ich dann für meine Frau einfach selbst bezahlt. Da keine PKV die aufnehmen mag, mache ich da halt meine private Kasse für sowas.
Aber auch vorher hatten wir nie Probleme in der GKV, die Medikamente für meine Frau zu bekommen, und wir reden da von 10.000€/Jahr.
Meine private Zusatzversicherung verschweige ich mitlerweile bei Arztbesuchen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich damit schlagartig deutlich kranker werde. Ich habe die noch nie in Anspruch genommen.
Und wenn ich die Arztrechnungen für die Familie jedesmal einreichen müsste, bräuchte ich eine Sekretärin.
Alles in allem bin ich mit unserer GKV recht zufrieden.
Zitat von KaterIch finde unser GKV System da gar nicht soo schlecht aufgestellt.
Kater,
bei mir sind Frau und Kind in der GKV, dadurch habe ich ein bisschen Vergleichsmöglichkeit. Ein 'bisschen', weil ich meine PKV selten in Anspruch nehme, in den letzen zwei Jahren habe ich nur jeweils eine Brille abgerechnet, weil ich keine Lust hatte eine Beitragsrückerstattung als Einkommen deklarieren zu müssen.
In der Regel funktioniert die GKV ohne Probleme, da stimme ich Dir zu. Nur ein paar kleine Beobachtungen:
Beim Zahnarzt bekommt meine Frau auf Kasse nicht den Zahnersatz, den ich bekomme. Und als meine Frau kürzlich eine Kernspinaufnahme haben wollte, hat sie von ihrem Hausarzt wohl nur deswegen eine Überweisung bekommen (er hat sich lange gesträubt), weil sie über ihren Chef Beziehungen hat. Offensichtlich hat der Hausarzt a ein Budget, das er nicht überschreiten sollte.
Eine etwas über 70jährige Mitbewohnerin war teilweise am Ende ihrer Kräfte, weil sie sich - sehr geschwächt - nicht nur um die medizinische Behandlung, sondern auch um die ganzen Überweisungsdinge und Reihenfolgen drumherum kümmern musste. Als sie dann mal fertig entkleidet auf ihre Behandlung wartete und sie dann die falsche Überweisung mitgenommen hatte, wurde sie wieder nach hause geschickt (konnte kaum laufen, die Taxis wollen die kurzen Strecken nicht fahren). Sie hat inzwischen das Zeitliche gesegnet.
Die Abrechnung bei der PKV ist eigentlich ohne große Probleme, mein Vater (ca. 90) macht das (und nicht wenig) alles noch selbst. Sein Problem als pensionierter Beamter ist eher der zusätzliche Papierkram für die Abrechnung mit der Beihilfe.
"Beim Zahnarzt bekommt meine Frau auf Kasse nicht den Zahnersatz, den ich bekomme." Naja, den muss man halt selbst bezahlen. Sowas sehe ich aber weniger als Versicherungsleistung, denn als Sparleistung. Denn diese Kosten kommen garantiert.
" Und als meine Frau kürzlich eine Kernspinaufnahme haben wollte, hat sie von ihrem Hausarzt wohl nur deswegen eine Überweisung bekommen (er hat sich lange gesträubt), weil sie über ihren Chef Beziehungen hat. Offensichtlich hat der Hausarzt a ein Budget, das er nicht überschreiten sollte." Ok, das kommt jetzt auf den Einzelfall an. Bei meiner Frau hatte ich eher das Problem, dass die mehr Untersuchungen (zum Teil körperlich serh belastend) machen wollten, als gut waren. Ich war kurz davor, Anzeige wegen Körperverletzung zu erstatten. Da sehe ich aber grundsätzlich das Problem bei den Kosten. Der Patient kann in den meisten Fällen nicht beurteilen, was sinnvoll ist und was nicht, aber sein Leben hängt u. U. davon ab. Dieses Problem können marktwirtschaftliche Methoden nicht lösen, weil diese auf einer einigermassen gleichverteilten Informationsbasis beruhen. Wenn der eine aber alles Wissen hat und der andere mit seinem Leben an diesem Wissen hängt, kann Marktwirtschaft nicht funktionieren.
"Eine etwas über 70jährige Mitbewohnerin war teilweise am Ende ihrer Kräfte, weil sie sich - sehr geschwächt - nicht nur um die medizinische Behandlung, sondern auch um die ganzen Überweisungsdinge und Reihenfolgen drumherum kümmern musste. Als sie dann mal fertig entkleidet auf ihre Behandlung wartete und sie dann die falsche Überweisung mitgenommen hatte, wurde sie wieder nach hause geschickt (konnte kaum laufen, die Taxis wollen die kurzen Strecken nicht fahren). " Naja, ich kümmere mich immer einen Dreck um diese Überweisungen. Zahle ich halt meine 10€ und gut ist.
Aber den Arzt würde ich als Angehöriger mal gründlich ansprechen. Aber das gilt auch für die Taxies. Die hätten sie mit einer PKV auch nicht gefahren. (Ich weiss, ist jetzt nicht das Thema).
Zitat von Kater Da sehe ich aber grundsätzlich das Problem bei den Kosten. Der Patient kann in den meisten Fällen nicht beurteilen, was sinnvoll ist und was nicht, aber sein Leben hängt u. U. davon ab. Dieses Problem können marktwirtschaftliche Methoden nicht lösen, weil diese auf einer einigermassen gleichverteilten Informationsbasis beruhen. Wenn der eine aber alles Wissen hat und der andere mit seinem Leben an diesem Wissen hängt, kann Marktwirtschaft nicht funktionieren.
Kater,
das trifft den Kern m.E. nicht ganz. Gestehen wir dem Arzt mal durchaus den Willen zum ökonomischen Umgang mit den medizinischen Möglichkeiten zu. Dann wird seine Entscheidung, ob er eine Diagnose abruft, heute zu einem erheblichen Teil von seinem Budget bestimmt. Damit haben die Kassen eine statistische Kostenkontrolle, allerdings ohne Rücksicht auf den Einzelfall. Und der Patient kennt vermutlich nicht mal den Bewegungsgrund. Im Fall meiner Frau ist es halt so, dass sie selber im medizinischen Umfeld arbeitet, und nicht so ganz unbedarft war.
Zitat von Kater Da sehe ich aber grundsätzlich das Problem bei den Kosten. Der Patient kann in den meisten Fällen nicht beurteilen, was sinnvoll ist und was nicht, aber sein Leben hängt u. U. davon ab. Dieses Problem können marktwirtschaftliche Methoden nicht lösen, weil diese auf einer einigermassen gleichverteilten Informationsbasis beruhen. Wenn der eine aber alles Wissen hat und der andere mit seinem Leben an diesem Wissen hängt, kann Marktwirtschaft nicht funktionieren.
Kater,
das trifft den Kern m.E. nicht ganz. Gestehen wir dem Arzt mal durchaus den Willen zum ökonomischen Umgang mit den medizinischen Möglichkeiten zu. Dann wird seine Entscheidung, ob er eine Diagnose abruft, heute zu einem erheblichen Teil von seinem Budget bestimmt. Damit haben die Kassen eine statistische Kostenkontrolle, allerdings ohne Rücksicht auf den Einzelfall. Und der Patient kennt vermutlich nicht mal den Bewegungsgrund. Im Fall meiner Frau ist es halt so, dass sie selber im medizinischen Umfeld arbeitet, und nicht so ganz unbedarft war.
Gruß, Martin
Ich würde den Ärzten nicht nur den Willen sondern vor allem die Fähigkeiten zu ökonomischem Umgang mit den Ressourcen absprechen. Das auch noch gepaart mit Interessen, die denen der Patienten teilweise entgegenlaufen. Ein Gerät, was er angeschafft hat,muss er auslasten, sonst ist seine eigene Ökonomie gefährdet, diese Auslastung widerspricht aber dem Patientenwunsch, schon wegen der unnötigen Strahlenbelastung, von den unnötigen Kosten gar nicht zu reden.
Somit hat man drei Typen von Ärzten, die die zwar ökonomisch denken können, dabei aber die eigene Öknomie in den Vordergrund stellen, die Idealisten, die das Beste für den Patienten wollen, dabei aber sowohl die eigene Ökonomie als auch die der Patienten nicht in den Griff bekommt, und die die alles unter einen Hut bringen. Ich würde vermuten, der Anteil an letzteren ist eher im einstelligen Prozentbereich. Von den anderen beiden Typen habe ich schon jede Menge kennengelernt.
Ansätze das Problem zu lösen gibt es viele. Budgetierung ist eine. Die PKV versuchen es anscheinend zunehmend mit Einzelfallbeurteilungen. Aber das Grundproblem bekommt man nicht gelöst. Wobei ich durchaus das Gefühl habe, dass das deutsche Gesundheitssystem da nicht so schlecht dasteht.
DP: Dein Vergleich Deutschland-Schweiz hinkt gewaltig!
Aus einer Einzelfallprämie eine Aussage über Effizienz zu machen ist ziemlich müßig, denn deine Einzelfallprämie wird von zwei Faktoren abhängig gemacht: 1. Der "Effizienz" der Kasse, was auch immer man darunter verstehen mag. 2. Dem Grad der Solidarisierung.
Dein niedriger Beitrag dürfte vor allem auf der niedrigen Solidarisierung beruhen. Du bist noch nicht alt, du lebst gesund und bist fit - hast also ein geringes Kostenrisiko. Damit bist du der Traumversicherungsnehmer einer jeden PKV. Bei einer starken Einzelfallgewichtung kommst du damit natürlich sehr günstig weg - auf Kosten der Älteren und weniger fitten. Das soll dir jetzt keine Schuldgefühle einreden, sondern bezieht sich auf den Vergleich mit dem deutschen Modell. In Deutschland sollen die "starken" (hohe Einkommen, gesunde Leute) mehr zahlen, damit die "Schwachen" (niedrige Einkommen, kranke Leute) entlastet werden bzw. besser versorgt werden können (Welchen Anteil bessere Versorgung bzw. Entlastung hat (Leistungskatalog vs. Beitragssatz) wird ständig neu astariert).
Bei uns hättest du natürlich einen höheren Beitragssatz, weil du auf der Seite der "Starken" stehst. Der höhere Beitrag verschwindet aber nicht in Bürokratie, sondern ersetzt den Beitrag anderer Versicherter bzw. geht in deren bessere Versorgung. Bei uns läuft das Ganze direkt über die Versicherung und nicht wie in den USA und anscheinend in der Schweiz über Steuergeld.
Aus ehrlichem Interesse würde ich gerne mal wissen, was für einen Monatsbeitrag ein chronisch Kranker in der Schweiz zu erwarten hat, oder @Gerd in den USA. Ohne Leistungsausschluss versteht sich.
Früher war ich in einer Beamten-PKV familienversichert, heute bin ich "Kassenidiot" wie die meisten AN auch. Ich kenne mich daher mit (un-)Gleichbehandlung und Zweiklassenmedizin aus. Früher wurde alles unkompliziert bezahlt - jedenfalls zum Teil und jeder Arzt hat mit Vergnügen jede notwendige und vielleicht auch manchmal nicht notwendige Untersuchung angeordnet. Bei Sportverletzungen bekam ich zu hören: "Wären sie gesetzlich versichert, müssten Sie vier bis sechs Wochen warten, bis das neue Quartal anfängt." Als Privater hatte ich einen Termin in der darauffolgenden Woche. Am dreistesten war da mein (deswegen ehemaliger) Hautarzt. Als ich dem mitgeteilt habe, dass ich in Zukunft Kassenpatient bin, hat die Sprechstundenhilfe meinen Termin mit der Begründung "da Sie jetzt Kassenpatient sind" gleich um anderthalb Monate(!) nach hinten verschoben.
Dennoch sehe ich das ähnlich wie Kater: So schlecht ist das deutsche Gesundheitswesen garnicht.
Mein Hausarzt hat immer einen Termin für mich und lässt mir auch die Behandlungen zukommen, die ich brauche. Mein (neuer) Hautarzt und Zahnarzt haben auch zeitnahe Termine. Letzterer arbeitet sogar nur "auf Abruf". Das Modell GKV-Basis + private Zusatzvorsorge gefällt mir bisher ganz gut.
Der Schwachpunkt hierzulande ist nicht das Solidarsystem selbst, sondern dessen Effizienz. Mit Praxisgebühr und Budgetierung versucht man seitens der Kassen das zu erreichen, was man durch eine einfache, aber grundlegende Änderung erreichen könnte: Behandlungen werden nicht mehr zu 100% sondern zu 9x,y% bezahlt - mit einer Kostendeckelung ähnlich der von der PKV bekannten Selbstbeteiligung.
Mit diesem Modell könnte man unnötige Arztbesuche verhindern (was die Praxisgebühr tun soll, aber nicht tut) und somit die Kosten durch Überbehandlung drücken (was die Budgetierung tun soll). Der Nebeneffekt wäre, dass die Menschen von ihrer Vollkasko-Mentalität weg kommen. Wer 100% erstattet haben will, kann sich dafür eine private Zusatzversicherung zulegen. Auf der anderen Seite würde die (gesundheitsschädliche) Gängelung der Ärzte wegfallen.
Die Verwaltungskosten auf Kassenseite sind bei den Privaten übrigens höher als bei der GKV. Wieviel davon allerdings "Abwälzung auf die Ärzte" ist, kann ich nicht sagen.
Zitat von LexxDP: Dein Vergleich Deutschland-Schweiz hinkt gewaltig!
Aus einer Einzelfallprämie eine Aussage über Effizienz zu machen ist ziemlich müßig, .
Da hab ich schon aufgehört zu lesen. Denn von Effizient hat hier niemand gesprochen, ich jedenfalls nicht. Welches System am Ende am effizientesten ist kann sowieso niemand wirklich genau sagen, das ist reines Herumraten.
Mein Punkt war allein, dass ich in der Schweiz das Recht habe zu wählen, welche Leistungen ich möchte, welche Leistungen ich nicht möchte und was ich dafür zu zahlen bereit bin. Quasi das Buffetprinzip; ein wenig hier, ein wenig da und zum Schluss auf die Waage. Das ist der grosse Unterschied zu D, da bekommt man zwangsweise ein Riesenpaket aufgehalst, welches man zahlen muss, quasi der Riesenteller mit Berg, egal was man davon überhaupt essen möchte. Und ohne gefragt zu werden wird dieser Betrag bereits nicht einmal dem Versicherten sondern dem Arbeitgeber in Rechnung gestellt.
Zitat von LexxAus ehrlichem Interesse würde ich gerne mal wissen, was für einen Monatsbeitrag ein chronisch Kranker in der Schweiz zu erwarten hat.
Der zahlt genau dasselbe wie ich. Es sei denn er oder sie hat bestimmte Ansprüche wie z.B. einen Arzt der eigenen Wahl oder ein Einzelzimmer im Krankenhaus. Dann zahlt er mehr.