Zitat von DP Wobei ich grundsätzlich auch damit einverstanden wäre, wenn der Versicherungsschutz bei Privatpatienten weiter gefasst wird. Wer mehr zahlt bekommt mehr Leistung. Ich hab damit kein Problem. Ich möchte nur wählen können und gönne jedem der viel zahl auch viel Leistung. Ich zahle wenig und bekomme wenig, in der Regel hab ich ja auch nichts und wenn doch dann habe ich halt Pech gehabt.
Es gibt ja schon mehr oder weniger umfangreiche Tarife. Aber auch so eine Private KV ist letztlich ein Solidarsystem zur Absicherung von Lebensrisiken. Wenn aus dem Topf einem Mitglied eine exorbitante Leistung gezahlt wird, impliziert das die Toleranz der anderen Tarifmitglieder - mit entsprechend fetten Beiträgen. Irgendwo ist wahrscheinlich eine Grenze erreicht, an der sich das sowohl für die Versicherung als auch den Versicherten nicht mehr rechnet und das Angebot, falls jemals existent, verschwindet vom Markt. Daher wird die Oma ihre Silikonbrüste wahrscheinlich immer selbst zahlen müssen.
sehen wir das mal jetzt eher von der "echten" Risiko-Seite aus an.
Meine Tarife z.B. sind - ambulant 70 % der Kosten bis eine Selbstbeteiligung von € 1700 (oder sinds mittlerweile 1800??) erreicht ist, darüber hinaus dann 100 % - Khs 100 % incl. 1-Bett-Zimmer und (den ich garnicht mag) Chefarzt
Als Korrektiv könnte ich bei ambulant mehr oder weniger SB haben (sowohl % als auch Summe, wobei das wohl aus Vereinfachungsgründen zusammengefasst ist, also z.B. 80%/1200€ oder 90%/600€ oder 100%/0€), bei Khs eben dann max 2-Bett-Zimmer oder nur "allgemeine" Klasse, sprich das DP'sche 6-Bett-Zimmer.
Ich bin vor einigen Jahren von (nach meiner Erinnerung) 1100€/80% auf meinen "schlechteren" Tarif umgestiegen - das war aber eine Ersparnis die höher war als die um 600€ höhere SB, also unter dem Strich ein Geschäft für mich. Noch mehr ein Geschäft für mich weil ich sowieso seit Jahren keine Rechnungen eingereicht habe und deshalb gut 2 Monatsbeiträge als Beitragsrückerstattung erhalte. Da ich die KV als reine Risikoversicherung sehe wäre es eigentlich an der Zeit auf noch höhere SB umzusteigen...
Was es aber bei uns nicht gibt ist eine Risiko-Auswahl; ich kann also nicht sagen ich möchte dass meine Versicherung den Bruch des linken Beines bezahlt aber nicht den des rechten (oder bei Krebserkrankung nur die Schmerzbehandlung incl. Zyankalikapsel zum selber nehmen oder was man sich sonst noch ausdenken könnte!). Wäre auch ein riskantes Spielchen um Murphys Law...
Ich halte das private System für wesentlich besser und effizienter als das derzeitige Kassensystem - es wäre am Gesetzgeber die Familienversicherung zu regeln.
Schönen Abend WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Was passiert, wenn eine Person oder Familie schlicht keine Versicherung hat, oder nicht das Minimum versichert, das vermutlich von der Buerokratie seit 2009 verlangt wird.
Diese Frage geht in den Kern von Obama Care, die sogenannte "mandatory clause". Es ist Teil der Klage, die 26 Staaten gegen das Federal Government angestrengt haben, und die, so wie der US Supreme Court sagt, noch vor den Wahlen entschieden wird.
Die Frage interesiert mich im Detail, weil der damals demokratische Kongress (Pelosi, Reid), der Obama Care nur mit recht fraglichen Winkelzuegen durchgebracht hat, das deutsche System oft als Vorbild herangezogen hat.
Wenn derjenige aber kein Geld hat, ist nichts mehr zu holen. Es soll inzwischen einige Hartz 4 - Empfänger geben, die privat versichert sind. Nach letzter Rechtsprechung - meine ich mich erinnern zu können - muss die ARGE für die Prämie aufkommen.
Danke fuer den Link. Ist nicht so weit von Obamacare's "mandatory clause", nur will das federal Government die Strafen jedes Jahr durch den IRS als Teil der Steuererklaerung einziehen.
Was bedeuted ARGE? Habe versucht zu googeln, konnte aber keine passende Erklaerung finden.
Danke fuer die Information. Also, eventuell muss der Staat fuer die Strafen bezahlen. Das erscheint das Geld von de linken Tasche in die rechte zu befoerdern, wenigstens im Obamacare Falle.
Falls ich das richtig gelesen haben, bereichert sich in Deutschland die Krankenversicherung an den Strafen. Das waere aber Geld an die Versicherung ohne Gegenleistung. Sehe ich das richtig?
Die Strafen zahl der Staat eher nicht, wohl aber die Prämien.
Ist letztlich Bestandteil der Arbeitslosenversicherung bzw. daran anschliessendem Hartz4. Da bekommen die Leute dann Essen, Wohnung, Heizung und eben auch die Krankenversicherung bezahlt.
Früher waren die übrigens nicht krankenversichert, da hat der Staat die Behandlungen direkt bezahlt. Das führte dann dazu, dass die Sozialhilfeempfänger faktisch besser versorgt waren, als der gesamte Rest der Bevölkerung.
Wenn immer der Staat was tut, dann gibt es "unintended Consequences".
Oder anders gesagt: Wer Abkoch-Experte ist, weiss wie er den Staat ausnimmt.
Aber einfach aus Neugier: Ein angehender Hartz4 Empfaenger hatte fuer Jahre keine Versicherung. Dann soll er die Strafe, sagen wir mal 5000 Euro bezahlen? Wenn er das Geld haette, dann waere er jetzt nicht in Hartz4.
Eine andere Realitaet in bezug auf die Strafen: Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche langen.
Ich sehe genau die gleiche Dynmik in der Obamacare "Mandatory Clause". Es fuehrt zur "single payer" Gesundheitsversorgung, also dem buerokratisch voellig kontrollierten Arztbesuch/Hospitalbesuch, bis zum Schnupfen.
England und Canada haben da Erfahrung. Wer eine ensthafte Kramkheit hat in Canada, geht nach der USA und bezahlt privat. Viele health Care providers haben Discounts fuer Canadians. Teuer fuer Canadians? Was , genau ist die Gesundheit wert fuer eine Person? Ich sage alles, was man hat. Wenn man das Zeitliche gesegnet hat, sind die verbliebenen Assets nur noch fuer die Erben interessant.
Diese Diskussion war ungemein interessant fuer mich. Es mag den Foristen nicht so erscheinen, aber ich habe geglaubt, dass ich die deutsche Krankenversicherung genau verstehe, aber wie so oft, wenn man glaubt man weiss alles, stellt sich heraus, dass die Realitat viel komplexer ist, als man glaubt.
Wenn ich all die Kommentare querlese, verfestigt sich bei mir der Schluss: You get what you pay for, auch in der Gesundheitsversorgung.
Zitat von GerdWenn ich all die Kommentare querlese, verfestigt sich bei mir der Schluss: You get what you pay for, auch in der Gesundheitsversorgung. Bin ich da total falsch? Gerd
Gerd,
das stimmt so ungefähr innerhalb des Systems. Beim Vergleich verschiedener Systeme könnte es aber durchaus sein, dass je nach System bei gleichen Kosten beim Patienten Unterschiedliches hängenbleibt. Wie immer, wenn pauschal Beiträge in einen Topf gezahlt werden, woraus dann wieder Ansprüche entstehen, muss es einen vernünftigen Mechanismus geben, nach dem der Topfinhalt werteilt wird. Hoher Kontrollaufwand bedeutet nicht auch hohe Effizienz.
Deutschland kämpft m.E. mit verschiedenen Problemen: Durch die Einmischung des Staates in zu viele Details der Gesundheitsfragen ist ein ineffizientes und unflexibles System entstanden, letztlich nicht zur Zufriedenheit von Patienten und Ärzten. Die Details werden dann auch Teil der politischen Auseinandersetzung, Wahlversprechen und Geschachere, mit allen Neid- und Ungleichheitsdiskussionen. Der Fakt, dass der der mehr bezahlt auch mehr bekommen kann ist den sozialistischen Gleichmachern ein Dorn im Auge, und bestimmt die politische Auseinandersetzung, und hat auch den Kern zur Zerstörung der Privatversicherung und möglicherweise der Teilenteignung der Privatversicherten gelegt.
Interessant dabei vielleicht ein Aspekt, den wir nicht diskutiert haben: Die deutschen Beamten sind alle privat versichert, allerdings zu relativ niedrigen Tarifen: Der Staat übernimmt bis zu 2/3 der Behandlungskosten, ca. 1/3 bleibt bei den Kassen hängen, wobei der Staat bei den erstatteten Behandlungen weit großzügiger ist als bei den Vorgaben zu den gesetzlichen Versicherungen. Die Beamten sind diesbezüglich äußerst privilegiert, die staatlichen Aufwendungen dafür dürften aber nicht gering sein.
Es gibt hier faktisch 3 Arten von KV, die "gesetzliche" KV (GKK), die freiwillige gesetzliche KV(fGKK) und die private KV.
Bei der privaten bekommst Du wofür Du bezahlst, unabhängig von dem Einkommen. Jeder ist einzeln versichert, eine 5-köpfige Familie zahlt also 5 mal, wobei Kinder relativ preiswert sind.
Bei der GKK und der fGKK bekommst Du die komplette Gesundheitsfürsorge im Rahmen der verhandelten Sätze, also Arztbesuch ist frei (Zuzahlung 10 € pro Quartal), Medikamente (Zuzahlung je nach Medikament, bei preiswerten Meds teilweise fast soviel wie das Medikament kostet), Mehrbettzimmer im KHs, heftige Zuzahlung bei Zahnersatz.
Daneben gibt es noch einen Unterschied, nämlich was man dafür bezahlt. Als Gehaltsempfänger zalht man derzeit ~7,8% des Bruttoverdienstes, die ~ andere Hälfte zahlt der Arbeitgeber. Arbeiten beide Elternteile zahlt auch jeder, arbeitet nur einer ist der rest der Familie kostenlos mitversichert.
Als freiwillig Versicherter, das sind z.B Selbständige, nimmt die KK erstmal an dass man mindestens 3000 €/Monat verdient (daraus dann 15,6%) und will auch wissen was man an sonstigen Einkünften hat, wird alles (bis zur Beitragsbemessungsgrenze) für den Beitrag herangezogen. Es gibt noch eine Härtefallregelung, wenn Du über längere Zeit wenig verdienst kann man die KK dazu bewegen einen niedriger einzustufen. Kinder sind bei dem jeweils höher verdienendem kostenlos mitversichert.
Es gibt natürlich auch freiwillig GKK versicherte Angestellte die über der Beitragsbemessungsgrenze verdienen, die zahlen eben den der B. entsprechenden Beitrag.
Anders ausgedrückt: Privatversicherte "get what they pay", gesetzlich Versicherte "get the same whatever they pay".
Have a nice day Werner
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von WRL..gesetzlich Versicherte "get the same whatever they pay". Have a nice day Werner
WRL,
wobei es zunehmende Praxis zu sein scheint, dass den gesetzlich Versicherten von Ärzten Zusatzangebote gemacht werden, die sie dann selbst bezahlen müssen. Oder es werden Zusatzversicherungen abgeschlossen.
"den gesetzlich Versicherten von Ärzten Zusatzangebote gemacht werden, die sie dann selbst bezahlen müssen. Oder es werden Zusatzversicherungen abgeschlossen."
Vor ungefähr 15 Jahren habe ich mich mal mit meinem damaligen Banker über Kredite unterhalten. Er erzählte mir dass Ärzte, die eine Praxis eröffnen wollen, genauso Sicherheiten beibringen müssen wie "normal Sterbliche"; 10 Jahre früher, so sagte er, kam ein Arzt in die Bank, sagte er wolle eine Praxis eröffnen und der Banker fragte nur wieviel er denn so benötige, 1/2 Million, 1 Million (DM), dann wurden asap die Verträge geschrieben dass der Arzt ja nicht zu einer anderen Bank auch noch geht...
Wenn man weiß wieviel ein praktischer Arzt für einen Kassenpatientnen pro Quartal bekommt dann weiß man warum Privatpatienten und Zusatzbehandlungen so beliebt sind.
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von WRL Anders ausgedrückt: Privatversicherte "get what they pay", gesetzlich Versicherte "get the same whatever they pay".
Have a nice day Werner
Ich habe mich ungluecklich ausgedrueckt. Ich hatte die privaten Versicherungen im Auge. Ich meinte, was Du praeziser ausgedrueckt hast.
Natuerlich sind die gesetzlichen Versicherungspraemien einkommensabhaengig, also sozial, und sie haben nichts mit der Leistung zu tun.
Ich war etwas ueberrascht, dass die Privaten Versicherungen doch noch eine recht bedeutende Rolle spielen. Ich dachte das Ganze sei im Sozialsumpf ertrunken.
Da erhebt sich natuerlich die Frage: Fuehrt sowas zur Zweiklassen-Behandlung? hier der privat Patient (und Beamter), da der gesetzlich Versicherte?
So etwas wie eine, well, nicht gesetzliche, aber staatliche Versicherung sind hier Medicare (ueber 65) und Medicaid (poor people, bis zu einer oberen Einkommensgrenze) . Medicare ist durch eine 2.75 % Abzuegen bei aktiv Beschaeftigen bezahlt (ohne Obergrenze), und weil das nicht annaehernd reicht, von den allgemeinen federal Steuern . Medicaid wird von den jeweiligen Staaten, mit Bundes block grant, von den allgemeinen Steuern bezahlt. Medicare und Medicaid (mit ein paar kleineren federal insurances for federal employees und dem Militaer) ) haben inzwischen beinahe 50 % vom Gesundheitsmarkt
Ein interessanter Twist hat sich in Medicare in den letzten 10 Jahren entwickelt. Seit 2000 muessen auch die Medicare Mitglieder was bezahlen. Dieser Betrag hat sich bis dieses Jahr auf 100 Dollar flat aufgespielt. Das gibt eine interessante Rechnung fuer kleine Renten. Meine Frau, die nie sozialversicherungspflichtig in der US gearbeitet hat, bekommt auch eine Grundrente, von 500 Dollar. Das ist noch ein ursrpuegliches 1935 Gesetz von einer Zeit, als die Frau am Kuechenherd war und die Familie versorgt hat. Von den 500 Dollar zahlt sie nun 100 Dollar Medicare Praemie, also 20 % vom Einkommen. Kein Politiker scheint sich darum zu kuemmern, dass der Betrag fuer Kleinrenten doch recht happig ist.
Ich weiss nicht, wie feindlich die Buerokratie gegenueber Privatkassen ist. Obamacare ist darauf aus, die Privatkassen aus dem Geschaeft zu draengen. Die federal Buerokratie hatte dann volle Kontrolle ueber den Gesundheitsmarkt, so wie in Canada.