Zitat von KaterIch bin ja gerne bereit, meine Meinung zu überdenken, aber bisher hat mir schlicht niemand einen Vorteil aufgezeigt, den es hat, wenn Google mein Haus fotographiert und ins Internet stellt. Aber das wird sicher noch kommen.
Der Vorteil ist natürlich der deutlich geringere CO2-Ausstoß - ich muss nicht selbst bei Dir vorbeifahren oder jemanden beauftragen, sondern bekomme die Bilder frei Haus geliefert.
StreetView ist aktiver Klimaschutz!
Aber jetzt mal ernsthaft: wenn Du bei der Bank einen Kredit für Dein Haus willst, dann ist die Wahrscheinlichkeit (je nach Kreditsumme natürlich) nicht gerade gering, dass ein Gutachter vorbeikommt und ein paar Photos macht. Und Du wirst ihn nicht daran hindern können, denn das ist eben nicht verboten. Was also ist genau Dein Ansinnen? Verbot von Photos aller Art? Verbrennung der Bildbände?
Also erstmal muss der Gutachter dazu physisch präsent sein. Die halbe Nachbarschaft hat ihn dann beim Fotografieren gesehen. Die Fotos wandern dann nicht direkt zur nächsten Diebesbande in Bukarest sondern in einen Aktenordner einer Bank und bleibt da verschlossen bis in alle Ewigkeit oder bis der nächste Trainee Ordnung macht und schreddern geht. Ich will einfach, dass wer sich mein Haus anschaut und davon Bilder macht dazu herkommen muss und von der Nachbarschaft beobachtet werden kann. Oder er macht das ganz heimlich mit Anschleichen, ok, aber dann doch immerhin mit der Gefahr des Ertapptwerdens und ohne Vorkenntnisse.
Bei Google gibt es das alles nicht mehr. Da kann der Dieb bequem von der Couch aus ausspähen.
"Aber jetzt mal ernsthaft: wenn Du bei der Bank einen Kredit für Dein Haus willst, dann ist die Wahrscheinlichkeit (je nach Kreditsumme natürlich) nicht gerade gering, dass ein Gutachter vorbeikommt und ein paar Photos macht. Und Du wirst ihn nicht daran hindern können, denn das ist eben nicht verboten."
Wenn der vorbeikommt, bekommt der wenigstens ein aktuelles Bild des Hauses, der sieht dass ich es gerade gestrichen habe, dass gerade Zigtausende für Dämmung investiert wurden, dass der Garten gepflegt ist, etc.. Ausserdem machen die nach meiner Erfahrung durchaus Termine, so dass ich Gelegenheit habe, das eine oder andere zu kommentieren.
Wenn der bei Streetview schaut, sieht der möglicherweise ein 5 Jahre altes Bild mit total vergammelter Fassade, ungepflegtem Garten, Spielzeug, was auf mindestens zehn Kinder schliessen lässt, etc. trifft darauf eine für mich nachteilige Entscheidung und ich erfahre das dann im nachhinein, wenn nichts mehr zu ändern ist.
Im Prinzip gebe ich damit eine weitere Einflussmöglichkeit (nachdem ich schon auf die obskuren Skorings der Schufa kaum Einfluss habe) aus der Hand, ohne etwas dafür zu bekommen.
Und diese Frage steht immer noch im Raum: Welche Vorteile habe ich als Besitzer des Hauses davon, dass es im Internet für jeden ansehbar ist ? Derzeit sehe ich es so, dass andere (noch dazu im Ausland) Geld verdienen und ich davon nur Nachteile und keine Vorteile habe. Warum soll ich also dafür sein ?
Zitat von Kater Wenn der bei Streetview schaut, sieht der möglicherweise ein (...) Bild mit total vergammelter Fassade, ungepflegtem Garten, Spielzeug, was auf mindestens zehn Kinder schliessen lässt, etc.
Dafür ist Google aber nur teilweise verantwortlich
"Dafür ist Google aber nur teilweise verantwortlich"
Natürlich nicht.
Nur habe ich da vor 5 Jahren u. U. noch gar nicht gewohnt und werde trotzdem darauf basierend bewertet. Das ist zwar nicht Googles "Schuld", aber sie sind auch nicht gerade unbeteiligt.
Google könnte ja alle Leute bitten, ihre Bilder freiwillig einzuschicken. Dann steht nur das im Netz, was die Leute auch wollen und Google spart sich das selbst fotographieren.
Ich meine, die Diskussion ist ein wenig zu hoch aufgehängt.
Eine Nummer kleiner, und wir kommen dem Kern der Sache näher.
Google Streetview ist eine Geschäftsidee. Ein Markt dafür ist da, Spock ist einer der Nachfrager. Die Geschäftsidee funktioniert aber nur, weil Google nichts für seinen Rohstoff, die fotografierten Häuser, bezahlt.
Ich möchte die Rechte am Bild meines Hauses behalten und verweigere deshalb meine Zustimmung zu Streetview. Wenn das genügend Hausbesitzer machen, dann enthalten Googles Strassenfluchten so viele verschwommene Häuser, dass keiner die Strassen wiedererkennt und reinguckt. Oder Google macht mir ein Angebot.
Derzeit verhält sich Google in meinen Augen genauso kriminell wie die vielen kleinen illegalen Musikdownloader.
Ich bin bisher im Leben gut damit gefahren, nicht im allem gleich den Nachteil zu sehen. Und gesellschaftlich muss das doch die Mehrheit sein, sonst würden wir ja jetzt nicht munter im Internet diskutieren, sondern noch in dunklen Höhlen die Wände bekritzeln.
In den Höhlen des real existierenden Arbeiter- und Bauernstaates?
Ich möchte die Rechte am Bild meines Hauses behalten und verweigere deshalb meine Zustimmung zu Streetview. Wenn das genügend Hausbesitzer machen, dann enthalten Googles Strassenfluchten so viele verschwommene Häuser, dass keiner die Strassen wiedererkennt und reinguckt. Oder Google macht mir ein Angebot.
Ihnen kann geholfen werden! Es gibt bereits Initiativen radikaler User, die fehlende Häuser fotografieren wollen und die diese Fotos ins Nezt stellen wollen.
Spock: Es gibt einen gewichtigen Unterschied zwischen Facebook und Google: Bei Facebook muss man nicht mitmachen. Der Datensammlung von Google kann man sich dagegen nicht entziehen.
Wobei, so ganz stimmt das auch nicht. Facebook sammelt auch Adressbücher der Mitglieder und damit Daten über deren Freunde. Dazu gibt es aber auch schon einen Aufschrei der im Verhältnis zur Zahl der Betroffenen vermutlich sogar noch größer ist als über google Streetview.
Das Problem ist einfach: Früher war Informationssammlung kein Problem, weil stets überall nur sehr begrenzte Informationen gesammelt wurden. Heute mit der modernen Technik wurde allerdings begonnen, systematisch umfassende Informationen über Personen, Haushalte oder Grundstücke zu sammeln. Eine der perfiedesten Methoden ist das sogenannte Geoscoring. Da werden Bonitätsinformationen gesammelt und daraus Karten über solvente und weniger solvente Stadtteile gewonnen. Wer Pech hat, bekommt dann keinen Kredit, nur(!) weil er im falschen Stadtteil wohnt. Und er wird natürlich auch nie erfahren, dass die Ablehnung überhauptnichts mit seiner persönlichen Bonität zu tun hat.
Warum regt sich darüber kaum einer auf? -> Weil es kaum einer weiß.
Facebook sammelt Daten seiner Nutzer und deren Bekannten. Darüber regt sich durchaus eine relevante Anzahl an Personen auf. Allerdings ist der Kreis der Betroffenen relativ klein. Für die meisten Deutschen sind solche sozialen Nezte immernoch Neuland. Bei Facebook sind (abzüglich Fake- und Doppelaccounts) vielleicht 10% der Bevölkerung. Den restlichen 90% ist das mindestens nicht dermaßen bewusst, dass sie sich öffentlich aufregen würden.
Google Streetview dagegen betrifft alle. Insbesondere alle, die ein eigenes Haus haben. Deren Grundstück wird komplett abgefilmt inklusive Details, die man vielleicht der Welt nicht zeigen möchte und die auf einem Satellitenbild nicht erkennbar sind. Da hat z. B. jemand absichtlich eine vier Meter hohe Hecke als Sichtschutz um sein Grundstück gezogen, nur um dann einen tollen Blick darüber hinweg in das Grundstück bei Google finden zu müssen. Andere lehnen die Abfilmung ihres Hauses aus Sicherheitsgründen ab, weil Einbrecher dann bequem vor dem heimischen PC Schwachstellen auskundschaften können.
Das sind alles Wünsche, die nach dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung respektiert werden müssten.
Was tut Google? Google filmt die Straßen ab, stellt sie ins Internet und räumt den Anwohnern vier Wochen(!) Widerspruchsfrist ein. Das heißt, die Anwohner, die mit dem Internet in aller Regel weit weniger vertraut sind als wir, sollen innerhalb von vier Wochen: 1. Bemerken, dass ihr Haus gefilmt und online gestellt wurde 2. entscheiden können, ob sie das wollen. 3. sich bei Google melden (natürlich im Internet) und widersprechen.
Wenn man so umfassend Straßenzüge abfilmt, wie Google das tut, dann wäre es nach meinem Moralempfinden das Mindeste, dass man die Leute darüber informiert. Was ist so schwer daran, Flugblätter in den entsprechenden Straßenzügen zu verteilen, die über die Aufnahme informieren und eine Internetadresse und Telefonnummer für den Widerspruchsfall bieten? Was ist so schwer daran, eine entsprechende Bekanntmachung in die örtliche Zeitung zu setzen? Nichts! Es kostet nur Geld und schmälert den Gewinn.
Und deswegen wird man Google dazu zwingen müssen. Ich rechne mindestens mit der Aufhebung der vier-Wochen-Frist vor Gericht. Vielleicht kommt auch mal ein Regressanspruch durch, wenn der Einbrecher seine Straftat nachgewiesenermaßen mit Google Streetview vorbereitet hat. Dabei ist nicht nur die erhöhte Position der Kamera von Vorteil, sondern vor allem, dass man die Informationen frei Haus geliefert bekommt. Statt einen Straßenzug in einer Stunde auskundschaften zu können, können Einbrecher mit GSV 10 oder 20 Straßenzüge in einer Stunde auskundschaften.
Eine ganz andere Alternative, die auch bereits diskutiert wurde, ist, das Abfilmen von Wohngebieten zu verbieten. Google könnte dann Streetview der Innenstädte anbieten (das ist sowieso das Interessanteste). Die Zahlreichen Haus- und Wohnungsbesitzer würden aber nicht genötigt, zur Wahrung ihrer Grundrechte selbst aktiv zu werden, wie es momentan der Fall ist.
►"Völlig zu Recht, aber dafür können das Internet oder google nichts, deren Dienste für unlautere oder gar kriminelle Zwecke missbraucht werden."◄
Wenn Daten, die Google selbst aktiv bereitstellt, für Straftaten missbraucht werden, dann muss man sehrwohl die Frage stellen, inwiefern Google dafür verantwortlich ist. Forenbesitzer können auch für Ehrverletzungen verantwortlich gemacht werden, für die sie "nichts können" - wenn sie sich nicht darum bemühen, dass diese vermieden werden. Waffenbesitz ist in Deutschland weitgehend verboten - obwohl die Hersteller und Händler "nichts dafür können", wenn damit Straftaten begangen werden.
Dass Google "nichts dafür kann", wenn mit den bereitgestellten Informationen Straftaten begangen werden, ist also kein Argument dagegen, dass die Veröffentlichung von Straftaten begünstigenden Informationen mit Auflagen verbunden oder mit Verboten belegt werden kann oder sollte.
DP: ►"Ich will einfach, dass wer sich mein Haus anschaut und davon Bilder macht dazu herkommen muss und von der Nachbarschaft beobachtet werden kann. Oder er macht das ganz heimlich mit Anschleichen, ok, aber dann doch immerhin mit der Gefahr des Ertapptwerdens und ohne Vorkenntnisse.
Bei Google gibt es das alles nicht mehr. Da kann der Dieb bequem von der Couch aus ausspähen."◄
Auch hier stimme ich vollkommen zu!
FW: ►"Google Streetview ist eine Geschäftsidee. Ein Markt dafür ist da, Spock ist einer der Nachfrager. Die Geschäftsidee funktioniert aber nur, weil Google nichts für seinen Rohstoff, die fotografierten Häuser, bezahlt.
Ich möchte die Rechte am Bild meines Hauses behalten und verweigere deshalb meine Zustimmung zu Streetview. Wenn das genügend Hausbesitzer machen, dann enthalten Googles Strassenfluchten so viele verschwommene Häuser, dass keiner die Strassen wiedererkennt und reinguckt. Oder Google macht mir ein Angebot.
Derzeit verhält sich Google in meinen Augen genauso kriminell wie die vielen kleinen illegalen Musikdownloader."◄
...nur, dass es (noch) kein Gesetz gibt, das das ausdrücklich verbietet. Ansonsten stimme ich dem und den Ausführungen von kater zu.
@Spock: Das ist noch ein Unterschied zu Facebook: Von Streetview haben die meisten betroffenen überhaupt keinen Nutzen. Im Gegensatz zu Facebook...
Zitat Das ist keine Begründung. Das ist eine Behauptung. Behaupten kann man alles. Bei der Panoramafreiheit ging es 1985 um einen angeblichen Eingriff in das Eigentumsrecht in einem Einzelfall. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wurde bei dieser Rechtsprechung gar nicht beachtet. Erst recht nicht die flächendeckende Verarbeitung von persönlichen Daten ohne Einwilligung der Betroffenen.
Es geht um Straßenzüge bei SV - und das ist beim Fotografieren erlaubt. Von persönlichen Daten ist da auch keine Rede (Gesichter u.ä. müssen ja gelöscht werden)
Zitat Vor hundert Jahren, also 1910?
Ich dachte, dir wäre das Alter des Internet halbwegs bekannt - denn dann hättest du auch erkannt, dass es sich bei den 100 Jahren um eine Übertreibung handelte ;)
Bei google selbst findet man: " Wer kann Widerspruch einlegen?
Das Persönlichkeitsrecht ist ein Recht, über welches grundsätzlich nur jeder selbst verfügen kann. Widersprüche können daher grundsätzlich nur von dem Betreffenden selbst eingelegt werden oder im Rahmen einer konkreten Stellvertretung. Das bedeutet, dass z.B. Gemeinden keinen Widerspruch für alle ihre Bürger einlegen können, es sei denn, sie wurden dazu konkret von allen Bürgern beauftragt.
Widerspruchsberechtigt bei Wohngebäuden sind sowohl Eigentümer als auch Mieter. Sollten im Einzelfall bei Street View trotz der eingesetzten technischen Maßnahmen Personen zu identifizieren sein, kann jedermann dies Google melden. Bezieht sich die Widerspruchsmöglichkeit nur auf Wohngebäude?
Grundsätzlich ja. Der Abbildung von Firmengebäuden oder öffentlichen Gebäuden können keine Persönlichkeitsrechte entgegenstehen. Es ist regelmäßig im allgemeinen Interesse, dass diese Gebäude gefunden und zu ihnen navigiert werden kann. "
Damit dürften einige der Fragen geklärt sein. Unter anderem auch die, warum in Wohngebieten das Filmen verboten werden soll, in der Innenstadt aber nicht.
Zitat Ja, weil bisher keiner auf die Idee kam, das systematisch zu machen und es entsprechend auch kein Gesetz dagegen gab.
Und wo ist der gravierende Unterschied? Und du willst Urlaubsknipserei u.ä. verbieten?
Zitat Doch. Denn bei Streetview kann ich jede Adresse und jedes Haus problemlos lokalisieren. Von meinem Haus gibt es Bilder im Netz, aber die Zahl der Leute, die sie finden, ist doch recht eingeschränkt. Vor allem wird sie keine Versicherung und keine Bank finden.
Es reicht heutzutage eine Stelle aus, an der die Daten sind und man kann sie finden. Ob nun Otto Normal deine Gasse knipst und plus Ortsangaben veröffentlicht oder Google macht das, ist doch egal. Und das gilt auch für Versicherungen und Banken - wobei ich nicht verstehe, wo da das Problem ist.
Zitat Aber ich wäre ja mal gespannt, welche besonderen Vorteile ihr Euch denn nun von diesen Bildern versprecht. Die Nachteile wurde ja hier genannt, Vorteile beschränkten sich anscheinend vor allem darauf, bei Reisen schon mal einen Blick auf das Ziel zu werfen. Das ist zwar nett, aber beim Abwägen würde ich schon sagen, dass die potentiellen Nachteile weit überwiegen, vor allem für die Leute, die in den Häusern wohnen.
Wenn man nicht abgebildet ist, auch die Autos unkenntlich gemacht werden und keine Personalien angeknüpft wurden, gibt es doch keine Nachteile. Und ob es Vorteile für einen selbst gibt, spielt auch keine Rolle - oder willst du alles verbieten, wenn/weil es dir keinen Vorteil bietet?
Zitat Deren Grundstück wird komplett abgefilmt inklusive Details, die man vielleicht der Welt nicht zeigen möchte und die auf einem Satellitenbild nicht erkennbar sind. Da hat z. B. jemand absichtlich eine vier Meter hohe Hecke als Sichtschutz um sein Grundstück gezogen, nur um dann einen tollen Blick darüber hinweg in das Grundstück bei Google finden zu müssen.
Über eine 4 Meter hohe Hecke kann ein Fotograf aber nur mit Hilfmitteln schauen, was er nicht darf. Da sieht der Satellit weitaus mehr als das SV-Auto. Und darüber regt sich auch keiner auf.
Zitat Andere lehnen die Abfilmung ihres Hauses aus Sicherheitsgründen ab, weil Einbrecher dann bequem vor dem heimischen PC Schwachstellen auskundschaften können.
Ja, klar, die gucken sich ebenso gern das veraltete Material an, wie die von Kater erwähnten Banker ;)
Wer Angst vor Einbrechern hat, soll sich Sicherheitstechnik zulegen und nicht das Internet ausdrucken und verbrennen ;)