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Dieses Thema hat 78 Antworten
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DP Offline



Beiträge: 5.248

05.10.2010 15:47
#61 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Der Bürger fühlt sich immer verarscht, egal wer da gerade auf dem Thron sitzt. Das ist wohl letztlich auch das Geheimnis des Erfolges der Grünen. Weil die sind immer dagegen; gegen die Strasse, gegen den Bahnhofsausbau, gegen Flughägfen, gegen Atom, gegen Kohle, gegen Öl. Eigentlich erstaunlich, dass die Grünen nicht längst 70% der Wählerstimmen haben, repräsentieren sie doch perfekt die deutsche Volksseele.

ng Offline



Beiträge: 2.614

06.10.2010 13:53
#62 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat
Ich weiß, Demoskopen sind eigentlich garnicht an der tatsächlichen Volksmeinung interessiert, sondern wollen durch geschickte Fragestellungen ihre jeweiligen Meinungen als die öffentliche Meinung darstellen.


Wenn du dich über das Geschriebene deiner Mituser lustig machen willst, musst du es aber vorher auch mal lesen ;)

Zitat
Und schwarz-gelb macht eigentlich ne ganz tolle Politik, nur wird das von den Medien und Demoskopen ganz anders dargestellt und hat natürlich nichts damit zu tun, dass die Bürger sich ein ums andere mal verarscht fühlen.


S.o.
Auch zu Schwarzgelb habe ich nichts gesagt.

;)

ng Offline



Beiträge: 2.614

06.10.2010 13:54
#63 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat
Weil die sind immer dagegen; gegen die Strasse, gegen den Bahnhofsausbau, gegen Flughägfen, gegen Atom, gegen Kohle, gegen Öl. Eigentlich erstaunlich, dass die Grünen nicht längst 70% der Wählerstimmen haben


LOL

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

06.10.2010 15:37
#64 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

"Eigentlich erstaunlich, dass die Grünen nicht längst 70% der Wählerstimmen haben, repräsentieren sie doch perfekt die deutsche Volksseele."

Das gleiche hat man seinerzeit auch über die Linke gesagt. Da fragt man sich doch, ob es an der Beliebigkeit der Parteien, der Beliebigkeit der deutschen Volksseele oder nicht doch an der Beliebigkeit der Argumentation liegt...

Wie bereits gesagt:
Die Meinung der deutschen ist differenzierter, als es in den Medien dargestellt wird. Nicht zuletzt ist das der Grund, warum wir über die Ursachen für die momentanen Umfrageergebnisse diskutieren müssen, statt dass sie jeder sofort erkennt.

Staff Sergeant Bosco Offline



Beiträge: 20

10.10.2010 15:07
#65 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Eigentlich merkwürdig.
In Stuttgart wird direkte Demokratie gelebt und wird trotzdem verschiedentlich global diffamiert.

Die Deutschen sind nicht gegen Bahnhöfe, Straßen oder Kraftwerke.
Es sind immer einzelne lokale Anlässe, die lokal bewertet werden und eventuell zu Widerständen führt.

Merke, so einfältig wie Manche sind, sind die Deutschen nicht.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

12.10.2010 13:29
#66 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat
Die Deutschen sind nicht gegen Bahnhöfe, Straßen oder Kraftwerke.
Es sind immer einzelne lokale Anlässe, die lokal bewertet werden und eventuell zu Widerständen führt.

Natürlich sind 'die Deutschen' nicht gegen Bahnhöfe, Straßen und Kraftwerke. Aber zumindest immer gegen die vor Ihrer Haustür. Dieses Konzept wird nur in einem kleinen, dichtbesiedelten Land irgendwann schwierig.

ng Offline



Beiträge: 2.614

12.10.2010 14:24
#67 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat
Natürlich sind 'die Deutschen' nicht gegen Bahnhöfe, Straßen und Kraftwerke. Aber zumindest immer gegen die vor Ihrer Haustür.



Naja, Sankt Florian herrscht ja schon bei den meisten, aber gegen Stuttgart 21 haben die Gegner in fast 20 Jahren keine Mehrheiten gefunden.
Und zieht man bei den Demos mal die Berufsdemonstranten, Randaletouristen, aufgehetzten Schüler, Mein-Freund-der-Baum-Sektierer, Wohlstandsprotestierer, gelangweilten Rentner und Alt-68er ab, bleiben nicht mehr sehr viele übrig.
Beachtet man dann noch den Anteil derer, die S21 als Anlass für eine Demo gegen die doofen Politiker an sich nutzen, dürfte es nur sehr wenige Bahn(hofs)gegner geben.

WRL Offline



Beiträge: 1.124

12.10.2010 14:53
#68 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

"Beachtet man dann noch den Anteil derer, die S21 als Anlass für eine Demo gegen die doofen Politiker an sich nutzen, dürfte es nur sehr wenige Bahn(hofs)gegner geben."

Das mit den "Doofen Politikern" triffts wahrscheinlich. Nur - welche Art von Politikern hätten wir denn gerne? Die "vernünftigen" haben nach mehr oder weniger langer Zeit die Schnauze voll, weil
- Zusammenhänge entweder nicht gesehen werden oder nicht gesehen werden wollen
- Man sich nicht mehr mit demokratisch zustande gekommenen Entscheidungen abfinden will (das muss jetzt nicht S21 heißen, das geht schon im Ortsverein und im Gemeinderatlos)
- weil man irgendwann mal vor der Entscheidung steht Berufspolitiker zu werden und dafür jede Menge persönlicher Freiheit aufgeben zu müssen.
- Weil allen guten Ideen zum Trotz der Neffe vom Bürgermeister (da kann man alle möglichen Verwandt- und Bekanntschaftsgrade einsetzen) genau auf diesem Grundstück "ordentliches" Baurecht braucht..
- der permanente Einsatz der Ellenbogen nicht jedermanns Sache ist.
- und und und

Es muss uns doch klar sein dass wir genau die Politiker haben die sich in einem solchen Parteien- und Bevölkerungssystem herausbilden.

Und natürlich hätte bei uns jeder gerne die Autobahn vor der Nase - aber nur er allein darf drauf fahren, weil alle anderen erzeugen ja Lärm und Abgase und..

Irgendwann, vielleicht in den 50er Jahren gabs eventuell noch einige Gentlemen im Bundestag, heute wäre dieser Personentyp dort doch völlig verratzt.

Es wird ja oft aufgefordert die Politiker sollen sich doch ein neues Volk wählen - was muss man denn tun damit wir eine neue Art von Politikern wählen können?

Schönen Tag
WRL, ratlos

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

13.10.2010 00:11
#69 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

WRL:
"was muss man denn tun damit wir eine neue Art von Politikern wählen können?"

Das politische System ändern! Der Grund, warum es in den 50er Jahren noch "Gentlemen" in der Politik gab ist einfach der, dass zu der Zeit die Parteienstruktur noch nicht so herausgebildet war, wie vorher. Die Führungspersönlichkeiten von damals waren oft schon im dritten Reich tätig. Die heutige Politik-Elite ist dagegen jahrelang in der Partei geschliffen worden, während sie die Hierarchie emporgeklettert ist. Das fängt mit dem Sammeln von "Dienstjahren" an, am besten schon in der jungen Union, den Jusos oder Julibs. Da bilden sich einfach keine "Gentlemen" heraus.
Ein Listenpolitiker einer x-beliebigen Partei kann sich ein Selbstbewusstsein wie von der Verfassung gefordert doch garnicht leisten - Querschläger wie Dagmar Metzger werden öffentlich hingerichtet, damit niemand den Fraktionszwang anzweifelt und bei der Abstimmung seine "Pflicht" gegenüber der Partei erfüllt.

Vielleicht ist auch das ein Grund für die Beliebtheit der Grünen - ihnen traut man noch am ehesten zu, dass es dort anders läuft als im Filz der etablierten Volksparteien.

ng Offline



Beiträge: 2.614

13.10.2010 13:51
#70 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat
Die "vernünftigen" haben nach mehr oder weniger langer Zeit die Schnauze voll, weil



Gute Einwände...

Allerdings muss sich in einer Demokratie niemand mit demokratisch zustande gekommenen Entscheidungen abfinden - denn sonst wären wir ja keine Demokratie ;)
Und was die Zusammenhänge betrifft, sehen auch die Politiker die Zusammenhänge zwischen ihren Entscheidungen und den Auswirkungen fürs Volk eher selten bzw. wollen sie nicht sehen.

Wo es angeblich mal vor 50 Jahren Gentlemen im Bundestag gegeben haben soll, ist mir schleierhaft... ;)

Staff Sergeant Bosco Offline



Beiträge: 20

17.10.2010 14:50
#71 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat von ng

Und zieht man bei den Demos mal die Berufsdemonstranten, Randaletouristen, aufgehetzten Schüler, Mein-Freund-der-Baum-Sektierer, Wohlstandsprotestierer, gelangweilten Rentner und Alt-68er ab, bleiben nicht mehr sehr viele übrig.
Beachtet man dann noch den Anteil derer, die S21 als Anlass für eine Demo gegen die doofen Politiker an sich nutzen, dürfte es nur sehr wenige Bahn(hofs)gegner geben.



Wenn es so wäre, wäre es ja einfach.
Es gäbe kein Problem.
Vor allem kein Schlichtungsverfahren.
Es ist aber nicht so.
Das ist ja gerade der Punkt, dass ganz normale Bürger demonstrieren und der Union ihre Stimme entziehen.

Kater Offline



Beiträge: 1.208

17.10.2010 17:05
#72 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

"Allerdings muss sich in einer Demokratie niemand mit demokratisch zustande gekommenen Entscheidungen abfinden"

Was heisst denn hier "demokratisch zustandegekommen" ?

Die ganzen Gesetze und Regelungen zu solchen Projekten reflektieren doch im Prinzip noch den guten alten Obrichkeitsstaat des 18. Jahrhunderts. Die Herren entscheiden und das Volk hat diese Entscheidungen dann anzunehmen. Das Einzige, was sich im Gegensatz zu früher geändert hat, ist, dass diese Herren jetzt nicht mehr qua Geburt sondern qua Volksabstimmung ins Amt kommen, wobei die Abstände dieser Abstimmungen jetzt successive verlängert werden, damit das Volk die hohen Herren nicht so oft beim Regieren stört. Es häte ja auch bei S21 die Möglichkeit einer Volksabstimmung gegeben, wenn der Wille des Volkes denn irgendwen interessiert hätte. Aber die Möglichkeit wurde ja ganz bewusst nicht genutzt.

Entsprechend sind auch die Aussagen, dass Gerichte die Rechtmässigkeit dieser Entscheidungen anerkannt haben und auch die Einspruchsmöglichkeiten alle ausgeschöpft sind, ja nichts weiter als eine grosse Verarsche. Dass bei solchen Entscheidungen die selbst erlassenen Gesetze in sich schlüssig sind (und nichts anderes kann das Gericht ja entscheiden) ist wohl die Minimalanforderung, die man an solch eine Entscheidung haben kann. Wenn tatsächlich mal eine Baugenehmigung gegen geltendes Recht verstösst, dann doch nicht, weil da irgendwas grundsätzlich im Argen ist, sondern, weil man verpennt hat, die entsprechende Gesetze vorher zu ändern.

Und die Auslage der Baupläne mit Einspruchsmöglichkeiten der Bürger sind ja sowieso eine Farce. Mal davon abgesehen, dass die wirklich wichtigen Informationen wie z. B. Kalkulationen nur wenigen Leuten überhaupt zugänglich sind, dienen solche Einsprüche ja allenfalls dazu, Gesetze rechtzeitig anzupassen, bevor einem doch mal die Gerichte völliges Versagen nachweisen. Die Einsprüche der Bürger sind jedenfalls bei solchen Bauprojekten juristisch vollkommen irrelevant.

Gruss
Kater

Spock Offline



Beiträge: 2.377

17.10.2010 22:31
#73 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat
Die ganzen Gesetze und Regelungen zu solchen Projekten reflektieren doch im Prinzip noch den guten alten Obrichkeitsstaat des 18. Jahrhunderts. Die Herren entscheiden und das Volk hat diese Entscheidungen dann anzunehmen. ...

Und die Auslage der Baupläne mit Einspruchsmöglichkeiten der Bürger sind ja sowieso eine Farce. ... Die Einsprüche der Bürger sind jedenfalls bei solchen Bauprojekten juristisch vollkommen irrelevant.


Ja wenn man das so sieht, ist unser ganzes politisches System Makulatur und es bestimmen am besten die, die gerade den lautesten Pöbel auf der Straße zusammentreiben können?

Zitat
Es häte ja auch bei S21 die Möglichkeit einer Volksabstimmung gegeben, wenn der Wille des Volkes denn irgendwen interessiert hätte. Aber die Möglichkeit wurde ja ganz bewusst nicht genutzt.

Das stimmt meines Wissens so auch nicht. Das Projekt ist den ganz normalen parlamentarischen Weg gegangen. Davon abgesehen, welches Volk soll denn bei so einem Vorhaben entscheiden? Die Bahnhofsanreiner? Die Stuttgarter? Die Baden-Württemberger oder auch die Münchner, die per Bahn eine halbe Stunde schneller in Stuttgart sein könnten?

Spiegel Online will überdurchschnittlich viele alte Menschen bei den Gegnern ausgemacht haben. Das passt für mich ins Bild von Deutschland als überalternde saturierte Gesellschaft, in der nichts neues mehr gewagt werden kann.

Kater Offline



Beiträge: 1.208

18.10.2010 00:16
#74 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

"Ja wenn man das so sieht, ist unser ganzes politisches System Makulatur und es bestimmen am besten die, die gerade den lautesten Pöbel auf der Straße zusammentreiben können?"
Hmm, wer bestimmt denn Deiner Meinung nach derzeit im politischen System ? Der Wähler anscheinend nicht.

"Das Projekt ist den ganz normalen parlamentarischen Weg gegangen."
Das ist doch genau, was ich meine. Die Parlamentarier und ihr "parlamentarischer Weg" schliessen das Volk oder den Wähler explizit aus, seine Beteiligung ist nicht nur nicht vorgesehen, sie wird verhindert, wo immer es geht.

"Davon abgesehen, welches Volk soll denn bei so einem Vorhaben entscheiden?"
Im Zweifel, die, die zahlen. Das dürften dann wohl vor allem die Baden-Würtemberger sein.

"Das passt für mich ins Bild von Deutschland als überalternde saturierte Gesellschaft, in der nichts neues mehr gewagt werden kann."
Im Zweifel kannst Du ja wagen, was immer Du möchtest. Das Interessante ist aber, dass die meisten Grossprojekte eben nicht von Unternehmern oder Aktionären gewagt werden, sondern dass immer erhebliche Risiken beim Steuerzahler landen. Dazu passt dann, dass je höher das Risiko ist, umso geheimer sind die Verträge, die im Zuge dieser Projekte abgeschlossen werden.


Gruss
Kater

DP Offline



Beiträge: 5.248

18.10.2010 07:54
#75 RE: Neue politische Landschaft? Antworten

Zitat von Kater

Hmm, wer bestimmt denn Deiner Meinung nach derzeit im politischen System ?



Gute Frage. Wer sollte denn bestimmen?

Nimmt man "den Wähler", der ja das politische System "anscheinend nicht" bestimmt dann bleibt nach Abzug von wahlfähigen Menschen, den Nichtwählern und denjenigen, deren Stimme wegfällt weil die anderen gewannen, dann ist diese Zahl verschwindend gering und liegt bei vielleicht 10% der Gesamtbevölkerung. Darüberhinaus wählen diese 10% eh nur alle paar Jahre ihre Vertreter, bestimmt da der Wähler oder der politische Vertreter im System? Andererseits, was ist schon repräsentativ? Eine Gruppe Demonstranten? Die Presse? Das Politbarometer?

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