Zitat und es ist in diesem Zusammenhang auch immer von der "werberelevanten Zielgruppe" die Rede.
Das kann schon sein, trotzdem ist es Bullshit. Die Alten haben die Kohle und es ist am Marketing, ihnen diese abzuwässern. Das funktioniert im Grund auch prächtig, nur wir Deutschen machen wohl so eine Art Alters-Faschismus, wo das eher verschämt im Verborgenen passieren muss. Du hast Recht, dass das ganze vor allem ein Imageproblem ist. Kein deutscher Privatsender will (bisher!) ein Altenimage haben. Die Öffis wollen es loswerden und wir erwischen uns ja selber dabei, wie wir abfällig darüber reden. Vielleicht will auch keine deutsche Werbeagentur eine Treppenliftkampagne machen, wo do ne Kampagne für den iPod viel cooler ist.
Fakt ist aber, dass unsere Gesellschaft altert und die klassiche Mediennutzung via TV dürfte sogar noch stärker altern, da die nachwachsenden Jungen tendenziell andere Medien stärker nutzen werden.
Du hast natürlich auch Recht, dass die Privaten nicht mal eben einen Alten-Spartenkanal aus dem Boden stampfen können, um in der Zielgruppe zu wildern. Das hat verbreitungstechnische Limits und man müsste gegen die verfestigten Sehgewohnheiten ankämpfen. Wenn die Öffis aber nicht einen Großteil der TV-Macht in diesem Lande mit über 20 TV-Programmen hätten, wäre unsere Medienwelt sicher vielfältiger. Daher auch meine Warnung vor Öffi-Ambitionen im Internet. Grausame Vorstellung, dass ich im Netz aus Deutschland nur noch das lesen darf, was von Rundfunk-Parteiapparatschiks und ihren eingesetzten Erfüllungsgehilfen dort hineingelangt.
Insofern auch d'accord mit deinen 'Reformplänen'. Ob ich nun polemisch sage 3sat reicht oder du den realistischeren Ansatz der 1/3 Lösung bringst, kommt aufs gleiche raus: Es muss dringend was passieren, wird aber auf absehbare Zeit nicht.
Nur dem Teil mit dem Internet stehe ich eher neutral gegenüber. Ich betrachte es durchaus als sinnvoll, Sendungen, die im Fernsehen liefen, auch online zur Verfügung zu stellen. Mehr als Newsfeeds aus den Nachrichten und Archiv-/Online-TV braucht es m.E. aber nicht. Wetter, reine Online-Artikel und dergleichen gibt es so viel im Internet, dass ÖR-Engagement m.E. Verschwendung ist - zumal auch das meist nicht werbefrei ist.
►"Es muss dringend was passieren, wird aber auf absehbare Zeit nicht."◄
Das ist ja der Punkt, um den es hier geht. Den ÖR abschaffen zu wollen ist eine utopische Forderung, die in meinen Augen nicht nur nicht wünschenswert, sondern auch unrealistischer ist als Reformforderungen. Denn der ÖR hat - ob einem das gefällt oder nicht - seine Existenzberechtigung aufgrund der deutschen Verfassung. Eine Reform wäre dagegen möglich, wenn das Thema lang genug in der Öffentlichkeit platziert wird. Genau so ist die Umweltpolitik ein so schwerwiegendes Thema in der Welt geworden: Sie war ständig in den Medien präsent. In ähnlicher Weise würde eine andauernde Diskussion über den Status des ÖR früher oder später die Politik beschäftigen, da bin ich ziemlich sicher.
"Eine Reform wäre dagegen möglich, wenn das Thema lang genug in der Öffentlichkeit platziert wird."
Das glaube ich nicht. Das ist genau so ein Thema wie mit den Energiepreisen. Alle jammern, aber eigentlich will keiner, dass sich was ändert, schon gar nicht tut man was dagegen.
Das mag sich in 30 Jahren ändern, wenn meine Generation, die mit den ÖR aufgewachsen sind, das Zeitliche segnet, aber vorher nicht.
Interessant fand ich übrigends, dass Kerner anscheinend mit seiner Sendung bei den Privaten deutlich weniger Einschaltquote hat als vorher bei den ÖR. Es scheint doch einen erheblichen unterschied zu machen, auf welchem Programmplatz eine Sendung ausgestrahlt wird.
Zitat von Lexx Von mir aus könnte man die Senderzahl um 1/3 reduzieren inkl. der Abschaffung des kompletten ZDF, wie ich das mal selbst vorgestellt habe. Die Hälfte der Rundfunkgebühren würde dann für das Programm der ARD, der Dritten und der Spartensender reichen, wobei teure Shows und das, was die Privaten besser können, auf ein Minimalmaß reduziert wird (eine Telenovela statt drei, eine Soap statt fünf). Das Minimalmaß muss schon deswegen sein, weil die Verfassung von einer Grundversorgung spricht, die das BVG als Komplettprogramm definiert hat.
Das wäre zwar schon schön aber da Apparate immer die Tendenz haben grösser, mächtiger, wichtiger zu werden wäre das nur ein Pyrrhussieg. Von mir aus sollte die Verfassung die Grundversorgung dahingehend interpretieren, dass sie auch gewährleistet ist, wenn es Komplettprogramme gibt mit kulturellem, informatorischem und lokalem Inhalt. Das müssen die Privaten auch jetzt schon bieten (deshalb diese komischen DHCP Fenster). Ob diese Programme von öffentlich rechtlichen oder privaten Herstellern produziert werden ist irrelevant. Somit ist das gesamte Gebührensystem obsolet und die noch-Öffis müssen sich neue Umsatzmöglichkeiten suchen (Werbung, Pay TV, Pay per view). Dann wird man sehen, wie schnell man plötzlich sparen kann und es zeigt sich, ob das eine oder andere Spartenkanälchen wirklich gebraucht wird.
Immerhin hat der Stern da eine Liste von ca. 100 Filmen aufgelistet. Und viele der Wiederholungen ergeben sich einfach daraus, dass die auf den dritten Programmen zeitversetzt mehrfach laufen. Das ist bei Premiere nicht anders, da würde die Liste noch viel schlimmer aussehen, übrigends laufen auf Premiere dieselben Filme, nur für noch mehr Geld.
Um mal zwei Beispiele zu nehmen, die mir aufgefallen sind: Miami Vice lief vor einem Jahr auf Premiere und jetzt auf ZDF Neo. Habe ich ansonsten in den letzten 20 Jahren nicht mehr gesehen. Und der genannte Tatort "Reifezeugniss" lief in den letzten Jahren gar nicht, ich habe den dann vor ca. vier Monaten mal wieder gesehen, leider habe ich ihn nicht aufgenommen (ich finde dieses 70er Jahre Ambiente irgendwie kultig), seitdem lief er nicht mehr. Ich wollte auch mal wieder ein paar alte Schimanski Tatorte sehen, die sind aber schon lange nicht mehr gelaufen. Anscheinend gibt es doch so viele (immerhin selbstproduzierte) Tatorte dass man ohne Ende welche zeigen kann, ohne die zu wiederholen.
Ich gebe dem Stern durchaus Recht damit, dass die ÖR viel zu viel Geld verplempern, aber an diesen Beispielen kann man das nicht festmachen.
Kater: Das Argument mit der (sehr langen!) Liste wollte ich auch anbringen. Aber im Kern ging es dem Stern wohl eher um die Verschwendung beim ÖR. Das habe ich nie anders erwartet.
Zitat von KaterNun, was will man denn erwarten ? Immerhin hat der Stern da eine Liste von ca. 100 Filmen aufgelistet. Und viele der Wiederholungen ergeben sich einfach daraus, dass die auf den dritten Programmen zeitversetzt mehrfach laufen. Das ist bei Premiere nicht anders, da würde die Liste noch viel schlimmer aussehen, übrigends laufen auf Premiere dieselben Filme, nur für noch mehr Geld.
Hmm, mal überlegen, was war nochmal der Unterschied zwischen ÖR und Premiere? Ach so, ja, Premiere kann ich im Laden kaufen wenn ich will und dann abbestellen, wenn mir die Wiederholungen über sind.
Ob die Liste nun vollständig ist oder nicht ist nicht das Thema, auch nicht, dass die Privaten (auch hier gab es diverse Jahres- oder Jahresendübersichten) noch grösseren Mist bringen, sondern dass ein 13 Milliarden verschlingendes Monster immer weiterwuchert und nun bereits abkassiert, wenn man ein Handy besitzt, einen PC mit theoretisch möglichem Internetanschluss und demnnächst auch Bratröhre und Zahnplomben, über die man - theoretisch - öffentlich rechtliches Radio empfangen könnte. Das würde mir auch auf den Keks gehen, wenn die ein ganz tolles Programm machen würden mit tatsächlich interessant aufbereitetem Wissen. Dass da dann auch nur dieselbe Kitsch-Volksmusik-Infotainment Kacke rauskommt wie im Free TV der Privaten ist ja nur die Krönung des Ganzen.
Der Unterschied zwischen den Wiederholungen bei Sky (ex Premiere) und den Dritten der ARD ist folgender:
Die Premiere-Kanäle mit den Wiederholungen kommen aus einem Computer des Playout-Center in München. Das ist nahezu kostenneutraler Kundenservice, damit man seinen Lieblingsfilm nicht verpasst.
Die Wiederholungen der Dritten kommen aus zehn Landesfunkhäusern mit immensen kostspieligen Apparaten an Immobilien, Fuhrparken, Verwaltung und Technik. Das ist kein kostenneutraler Kundenservice, sondern das Verprassen von Zwangsgebühren und Sichern von Pfründen in Form der aufgeblasenen Apparate. Synergien mit der Politik natürlich rein zufälig.
DP: "Dass da dann auch nur dieselbe Kitsch-Volksmusik-Infotainment Kacke rauskommt wie im Free TV der Privaten ist ja nur die Krönung des Ganzen."
Hiermit bist du der Ignoranz überführt! Es wurde nachgewiesen, dass das Programm des ÖR sich signifikant von dem des PR unterscheidet.
Warum hetzt du eigentlich die ganze Zeit so polemisch gegen den ÖR? Gerade du als nicht Betroffener könntest dich doch gemütlich zurücklehnen und von deiner neutralen Warte aus das Ganze sachlich betrachten und z.b. mit dem ÖR bzw. Staatsfernsehen in GB, Frankreich, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Italien, den Benelux-Ländern, Spanien, Portugal, Australien, Kanada, oder den USA(!) vergleichen.
Gern vergleiche ich mit dem was ich kenne; das ÖR mit der Schweiz. Interessanterweise macht ein ÖR in unserem Ländle tatsächlich Sinn. Es gibt praktisch kein Privatfernsehen, dafür jede Menge Sprachen, Gruppen, Minderheiten, die informatorisch bedient werden müssen, also z.B. ein Schweizer Programm auf Italienisch oder Rätoromanisch. Viele Gemeinden in den Bergen haben kaum eine andere Möglichkeit sich zu informieren. Dass dies über Gebühren (solidarisch von allen) finanziert werden muss leuchtet mir ein, auch wenn ich hier vergleichsweise mehr zahle als ich in D zahlen würde.
Zitat Zwei Sendungen, fast zur gleichen Uhrzeit: Mittwochs läuft in der ARD die Talkshow „Hart aber fair“ (21.45 Uhr) mit Frank Plasberg, kurz darauf Stefan Raab mit „TV total“ (23.15 Uhr) auf ProSieben. Trotzdem gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen den beiden Sendungen: Während Raabs Show als Trash-TV verschrien ist, pflegt die ARD-Sendung ein Image als Bildungsfernsehen.
Doch das stimmt so nicht. Bemerkenswert ist, dass das Publikum von „Hart aber fair“ weniger gut gebildet ist als das von „TV total“. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben 56 Prozent der Raab-Zuschauer einen Abschluss an weiterführenden Schulen, Abitur und einen Universitätsabschluss. Frank Plasberg dagegen nur 48 Prozent. Damit liegt die RTL2-Reality-Soap „Big Brother“ vom Bildungsniveau der Zuschauer mit 47 Prozent bloß knapp hinter dem Polit-Talk „Hart aber fair“.
Der gekünstelt hohe Anspruch der Öffentlich-Rechtlichen nutzt im Ergebnis also wenig. Es bleibt eh, wie es ist: Durch zu viele, sichere Einnahmen blühen die Ausgaben in alle Richtungen - auch die hohen Produktionskosten wurden ja zu Recht kürzlich kritisiert. Mehr Ausgaben erzeugen nicht automatisch mehr Qualität, während kaufmännisches Denken auch immer die Quote im Auge hat und sich somit - wenn auch nicht immer sichtbar und in kleinen Schritten - verbessert bzw. "näher am Konsumenten" ist.
Endlich ist es belegt! Ich frage mich schon lange, welcher wirklich intelligente Mensch sich diesen allabendlichen Öffi-Talk-Müll antut. Plassberg als Dompteur seiner Stichwortgeber-Gäste mit Einspielfilmchen als Peitsche ... Schlimmer gehts kaum. Da gucke ich lieber nach einem anstrengenden Tag Kopfarbeit den Raab. Das ist zwar meistens Trash, hat aber auch intelligente und subtile Momente.