Vielleicht haben die Redakteure schnell erkannt, dass der Widerhall gewaltig ist. 300 Kommentare in fünf Stunden bei Focus-online dürfte wohl ein Rekord sein.

Gruß, Martin

Das habe ich nie behauptet, aber das ist ja auch völlig egal, weil es dir ja ausschliesslich darum geht, die Nazi Keule zu schwingen. Ein Glück, dass du hier nicht Moderator bist, sonst wäre ich jetzt schon draussen, wie?

Besonders die letzte Aussage dürfte wohl zutreffend sein. Allerdings hat er auch schon bei der Vorbereitung der Sendung, namentlich bei der Auswahl der Teilnehmer, nicht gerade sorgfältig gearbeitet.

Einen Marion Barth in die Sendung zu setzen war da noch das harmloseste. Der Typ hatte zum Thema nichts zu sagen und hat nur pflichtschuldigst gegrunzt, wenn ein Grunzen aus Gründen der PC oder aufgrund der aktuellen Stimmungslage im Studio angebracht war. Ansonsten können wir den mal vergessen.

Senta Berger war ebenfalls eine Fehlbesetzung. Weil nicht vorbereitet, hatte sie nichts weiter als ihre ollen emanzipatorischen altachtundsechziger Kamellen zu repetieren und das Ganze mit dem rührseligen Schicksal ihrer zwangsweise unemanzipierten Schwiegermutter aufzuhübschen. Ihre Empörung unmittelbar vor Hermans Rausschmiß zollte allerdings Referenz an ihre schauspielerischen Fähigkeiten. Sofort zu erkennen, daß die Sache auf den Climax zutrieb, konnte sie sich blitzschnell noch pflichtschuldigst empören und mit ihrem medienwirksamen Ausmarsch drohen, wobei sie im Traum nicht daran dachte, diesen auch wirklich zu vollziehen. War ja auch gar nicht nötig, und das wußte sie ganz genau.

Bleibt noch die witziger- aber nicht zutreffenderweise als “Talkmasterin“ apostrophierte, geifernde ehemalige Heulsuse des privaten Fernsehens, die der vorgeführten Protagonistin in Bezug auf Stutenbissigkeit in nichts nachstand und sich mit dieser also ein recht amüsantes Wortgefecht lieferte. Ob dabei die Argumente richtig oder falsch waren, muß nicht weiter interessieren, ihr ging es wohl vornehmlich darum, dem vor dem Kerner-Tribunal angeklagten Blondchen ein ums andere Mal tüchtig eins in die Fresse zu geben, was die Angeklagte allerdings nicht minder gut zu parieren verstand. Ansonsten hörte man aus Margaretchens allmählich angegrauten Geifermaul nur die üblichen Worthülsen, die dieser (langweiligen) Mischung aus Nazivergangenheitaufarbeitungsverpflichtung und PC nun einmal zwangsläufig und a tempo entspringen müssen, um in Deutschland medial hoffähig zu bleiben. Ihr Beitrag zur Sache waren ein paar von ihr oder mit ihrer Unterstützung angeleierte Gutmenschendienste, die, wie die Herman dann auch prompt parierte, sich allesamt als so erfolgreich erwiesen hatten, daß inzwischen – im Gegensatz zu den besagten Schriftwerken der Angeklagten – keine Sau mehr davon weiß, geschweige denn, darüber redet.

Was nun der Historienkomiker in der Debatte zu suchen hatte, war ebenfalls nur unter dem Gesichtspunkt eines medienwirksam inszenierten Vorführens der Angeklagten zu begreifen. Sein Exkurs jedenfalls, über den Sinn und Wert oder Unwert des Wortes “Gleichschaltung“ im allgemeinen und dessen Bedeutung im Zusammenhang mit nationalsozialistischen Gräueltaten im besonderen sowie seiner Relevanz durch das Wiederverwenden der Angeklageten trug jedenfalls zur Sache nicht das Mindeste bei. Aber das war ja auch weder notwendig noch überhaupt erwünscht.

Alles in allem war es aber dennoch eine sehenswerte, lustige und vollkommen informationsfreie Unterhaltungssendung, die unter dem Titel “Jeder blamiert sich so gut wie er kann“ bei den Juroren der einschlägigen Fernsehpreisverleiher als preiswürdig angemeldet werden sollte.

Kerner hat da sehr sorgfältig gearbeitet. Die Runde wurde genau so zusammengesetzt, dass sie seinem moralisch-investigativen Gestus entsprach. Mit einem Gast, der das Tribunal infrage gestellt hätte oder gar die eine oder andere These Hermans unterstützt hätte wäre das ganze schöne Konzept den Bach runtergegangen.
Das Ganze hatte etwas kafkaesques; ein Prozess, in dem sich ein Angeklagter Vorwürfen konfrontiert sah, die er nicht einsah und je mehr er dementierte desto mehr verstrickte er sich.

Oder politisch rechts stehende Menschen bevorzugt Leserbriefe schreiben ^^

Was heißt “zwangszubeglücken“? – Man ist ja nicht verpflichtet, solche Blogs überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Aber interessant ist es dennoch, die tiefgreifende Verstörung der deutschen (Medien-)Gesellschaft zu beobachten, die es anscheinend nicht ertragen kann, daß jemand zu seinen Äußerungen kompromißlos steht, selbst wenn sich diese – vollkommen abgesehen von ihrer Befrachtung mit scheinbar nationalsozialistischem Gedankengut durch die sich gesellschaftzschutzverpflichtend sehenden Nazigeschichtsworteinordnungsexperten - auch nicht als besonders intelligent darstellen. “Ich habe es gesagt, und auch wenn’s nicht besonders pfiffig war, ich bleibe dabei, selbst wenn mir jemand unrechtmäßigerweise Verbreitung eines Gedankengutes unterstellt, welches zu verbreiten, wie ich mehrfach nachdrücklich festgestellt habe, nie meine Intention war. Basta!“ ist eine Aussage, die, weil sie dem mit übergroßen Scheuklappen ausgestatteten, geistig beschränkten, phantasielosen medialen Mainstream zuwiderläuft, einfach nicht gemacht werden darf. Sollte sie dennoch gemacht werden, so wie in diesem Fall und sich zudem noch größerem Publikumsbeifall erfreuen, muß die in ihrer Selbstherrlichkeit angegriffen Medienwelt selbstverständlich alles daransetzen, diesen für sie so irritierenden Eindruck zu verwischen, geradezurücken oder aber gar in ihr Gegenteil zu interpretieren.

Insofern würde man sich wünschen, daß dieser blondschopfige Paria der gutmenschlich-deutschen Medienszene noch wiederholt öffentlich darauf hinzuweisen die Gelegneheit erhält, daß er keineswegs zur Rücknahme oder Korrektur seiner Äußerungen bereit sei und, ähnlich wie Pontius Pilatus seinerzeit, darauf besteht, festzustellen: “Was ich gesagt, bleibt gesagt!“

Hm,

haben die Zuschauer so oder so wegen der Herman zugeschaltet, oder war der Eklat schon vorher bekannt gemacht worden? War es also Neugier oder Voyeurismus?

Gruß, Martin