Heute früh wurden die Zentrale der Post und die Villa von Post-Chef Klaus Zumwinkel von Steuerfahndern durchsucht. Es steht der Vorwurf der Steuerhinterziehung im Raum. Zumwinkel soll seit Mitte der achtziger Jahre mittels einer Stiftung in Liechtenstein Millionenbeträge am Fiskus vorbeigeschleust haben.
Rainer Wend, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, gab sich empört: "Es ist unbegreiflich, dass ein Multimillionär wie Zumwinkel es nötig hat, auf diesem Weg ein paar Millionen Steuern zu sparen. Da geht wieder ein Stück Vertrauen in unsere Eliten verloren."
Fragt sich nur, von welchem Vertrauen Herr Wend da faselt. Die Menschen haben schon längst kein Vertrauen mehr in die Eliten (strenggenommen haben wir gar keine "Elite" in Deutschland, wir haben lediglich ein paar sehr reiche, sehr mächtige Personen). Esser, Ackermann, Hartz, Pierer, Kleinschmidt - die Liste ließe sich noch fortführen. Jedenfalls besteht die Möglichkeit, dass der Bilderberger Zumwinkel in nächster Zeit gesiebte Luft atmet.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Mirkalf schrieb am 14.02.2008 14:46
Rainer Wend, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, gab sich empört: "Es ist unbegreiflich, dass ein Multimillionär wie Zumwinkel es nötig hat, auf diesem Weg ein paar Millionen Steuern zu sparen. Da geht wieder ein Stück Vertrauen in unsere Eliten verloren."
Ich frage mich, wie das sein kann, dass der Typ das 20 Jahre lang durchzieht ohne dass das einem auffällt. Da geht für mich ein Stück Vertrauen in den Standort D verloren...
DP schrieb am 14.02.2008 15:25
Ich frage mich, wie das sein kann, dass der Typ das 20 Jahre lang durchzieht ohne dass das einem auffällt. Da geht für mich ein Stück Vertrauen in den Standort D verloren...
„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Die Menschen haben schon längst kein Vertrauen mehr in die Eliten (strenggenommen haben wir gar keine "Elite" in Deutschland, wir haben lediglich ein paar sehr reiche, sehr mächtige Personen).
Dass gerade du als Linker das bemängelst, wundert mich. Den Linken sind Eliten doch von jeher suspekt und sie beäugen alles mit Neid und Argwohn, was nur einen Millimeter über die Grasnarbe guckt. Wenn wir in Deutschland keine sichtbare echte Elite mehr haben, sind die Linken daran nicht ganz unschuldig.
DP schrieb am 14.02.2008 15:25
Ich frage mich, wie das sein kann, dass der Typ das 20 Jahre lang durchzieht ohne dass das einem auffällt. Da geht für mich ein Stück Vertrauen in den Standort D verloren...
Naja, der wird das kaum 20 Jahre durchgezogen haben. Als DAX-Vorstand (zumal eines Unternehmens, das bei seinem Antritt ganz und jetzt immernoch mehrheitlich dem Bund gehört) sind eigene Einkünfte ja derart transparent, daß er das vermutlich nicht nach Liechtenstein gebracht hat.
Ihn holt momentan ein, was er damals als McKinsey-Partner beiseite geschafft hat. Als er dann als Post-Chef so ins Zentrum der Öffentlichkeit geraten ist, war es dann zu spät. Da hat er es dann einfach liegengelassen, zumal er es ja ohnehin nicht brauchte.
Na, wie auch immer, jedenfalls isser erst ma wech vom Fenster:
Zitat:
Zumwinkel tritt zurück
Post-Chef Klaus Zumwinkel tritt wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung von seinem Posten zurück. Die Bundesregierung nahm den vom ihm angebotenen Rücktritt an.
Spock schrieb am 15.02.2008 11:30
Dass gerade du als Linker das bemängelst, wundert mich. Den Linken sind Eliten doch von jeher suspekt und sie beäugen alles mit Neid und Argwohn, was nur einen Millimeter über die Grasnarbe guckt. Wenn wir in Deutschland keine sichtbare echte Elite mehr haben, sind die Linken daran nicht ganz unschuldig.
Naja, als Linker verstehe ich mich eigentlich nicht (kommt natürlich auch darauf an, wie man "links" definiert). Andere haben mich schon in die rechte bzw. rechtsextreme Ecke gestellt.
Ich habe nichts gegen Eliten. Aber sie müssen eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber haben. Friedrich II bezeichnete sich als "ersten Diener seines Staates", es gibt auch das alte Motto "Mehr Sein als Schein".
Im Schwur der Verschwörer vom 20. Juli heißt es: "Wir wollen Führende, die aus allen Schichten des Volkes wachsend, verbunden den göttlichen Mächten, durch grossen Sinn, Zucht und Opfer den anderen vorausgehen."
Das verstehe ich unter Elite, und mit so einer Elite hätte ich auch keinerlei Probleme.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Mirk, mit Schwüren und großen Worten aus grauer Vorzeit hab ichs nicht so. Daher ein praktischeres Beispiel.
Hasso Plattner, der sich mit ein paar Kollegen in den 70er Jahren selbständig gemacht und die Software und das Unternehmen SAP gründete. Damit hat er tausende gutbezahlte Jobs im Technologiesektor geschaffen, nicht nur in seiner Firma. Eine ganze Branche lebt davon und gibt wahrscheinlich hunderttausenden Arbeit. Mehr konkret (nicht nur in Phrasen!) übernommene gesellschaftliche Verantwortung kann ich mir schlecht vorstellen.
So ein Unternehmer ist für mich Elite. Solche Leute werden aber nicht aus den von den Linken propagierten Einheitsschulen und miesen Unis mit unzufriedenen faulen Professoren und kostenlosen Dauerstudenten hervorgehen.
Ich habe aber auch noch niemanden gesehen, der die Höhe des Gehaltes oder Vermögens von Plattner persönlich angeprangert hätte.
Denn im Gegensatz zu den Millionenabfindungen mancher unfähigen Manager hat Plattner sein Vermögen selbst erarbeitet und seine Geld mit der Schaffung und nicht der Vernichtung von Arbeitsplätzen gemacht.
Die Leute können anscheinend sehr gut, jedenfalls weit besser als so manche hier im Forum, zwischen wirklicher Elite im Sinne von wirklich Werte schaffen und einer Pseudoelite, die sich dann wundert, dass man ihnen ihr Geld missgönnt, erkennen.
kater_5 schrieb am 15.02.2008 13:04
Denn im Gegensatz zu den Millionenabfindungen mancher unfähigen Manager hat Plattner sein Vermögen selbst erarbeitet und seine Geld mit der Schaffung und nicht der Vernichtung von Arbeitsplätzen gemacht.
Hebt ihr den nicht etwas zu sehr auf den Sockel?! Der wird sicher nicht eines Tages den Gedanken "Oh, wie kann ich nur gesellschaftliche Verantwortung uebernehmen? Ah, ich gruende ein Unternehmen und schenke den Menschen Arbeitsplaetze" gehabt haben. Der wollte halt Kohle machen - fuer sich - was ja auch nicht schlimm ist - aber deshalb muss man auch nicht grad eine Kerze auf einem Altar anzuenden...
Und was, wenn sich das Unternehmen entwickelt und dazu AP-Abbau noetig ist - ist er dann auch wieder nur noch...:
Zitat:
...Pseudoelite, die sich dann wundert, dass man ihnen ihr Geld missgönnt, erkennen.
Anonymer User schrieb am 15.02.2008 13:39
Hebt ihr den nicht etwas zu sehr auf den Sockel?!
Naja, sagen wir mal so: Plattner hatte, zusammen mit vier Kumpels, 'ne Idee, hat daraus - auf eigenes Risiko, das ist das Entscheidende - 'ne Firma gegründet, deren Boss er heute ist und hat dabei 'n Haufen Kohle gemacht.
Zumwinkel ist, von der kurzen Zeit abgesehen, als er dem väterlichen Betrieb vorstand und diesen a tempo verhökerte, nie was anderes gewesen als ein Angestellter. Einer für sich existenziellen Verantwortung hat er sich also flugs entledigt und danach hat er nie wieder welche gehabt.
Das mal zum Unterschied der beiden Sorten "Manager" deren je ein Vertreter hier benannt wurde. Mit "auf den Sockel heben" hat das wenig zu tun. Die Presse berichtet, die Steuerfahndung hätte noch mehr als 1000 weitere (große und kleine) Zumwinkels im Visier. Vielleicht ist Plattner ja auch einer von diesen, keine Ahnung. Aus dem grundsätzlichen Unterschied der beiden CV's heraus, erscheint mir das zwar eher unwahrscheinlich, aber wer weiß...
kater_5 schrieb am 15.02.2008 13:04
Ich habe aber auch noch niemanden gesehen, der die Höhe des Gehaltes oder Vermögens von Plattner persönlich angeprangert hätte.
Ich erinnere mich gut an allgemeine Forderungen (die damit auch Menschen vom Schlage Plattners getroffen hätte) nach einer generellen Gehalts- und/oder Vermögensobergrenze. Vorzugsweise von Parteimitgliedern der Linkspartei/PDS/SED, aber auch von Ludwig Stiegler hat man dergleichen schon gehört.
Der Gau für die deutsche Wirtschaftselite
Klaus Zumwinkel hat als Chef der Deutschen Post, Aufsichtsratschef der Telekom und einer der wichtigsten Berater der Bundesregierung alles erreicht. Der Vorwurf der Steuerhinterziehung ist damit schlimmer als alle Skandale, die die deutsche Wirtschaft jüngst erschütterten.
Als Chef der Deutschen Post und Aufsichtsratschef der Telekom gehört er zu den am besten bezahlten angestellten Managern Deutschlands. Zudem startete er seine beeindruckende Karriere bereits als wohlhabender Mann - dank des Verkaufs der elterlichen Einzelhandelsfirma an den Rewe-Konzern. Zumwinkel ist also ein lupenreiner Profiteur des bundesrepublikanischen Systems, ein Günstling. Deswegen kann der Betrug nicht beschämender sein – wenn denn die Vorwürfe stimmen. Viel härter hätte das Misstrauensvotum Zumwinkels gegen das System nicht sein können als durch eine Steuerhinterziehung. Er hat das System hintergangen, das ihn groß gemacht hat. Ein fatales Signal!
Quelle: FTD
Angriff aufs System
Klaus Zumwinkel hat den deutschen Staat um eine Million Euro betrogen. So lässt sich der Verdacht zusammenfassen, den die Bochumer Staatsanwaltschaft gegen den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post erhebt. Wenn es stimmt, was berichtet wird, dann hat Zumwinkel zehn Millionen Euro am Fiskus vorbei nach Liechtenstein geschleust und dort in einer Stiftung angelegt, die das Vermögen mehren sollte. Die Kapitalerträge daraus wurden jedoch offenbar nicht versteuert. Das ist nicht erlaubt.
Hierin liegt deshalb das eigentliche Vergehen: Dass sich einer, der nicht nur vom System profitiert, sondern ihm an leitender Stelle angehört, hinterrücks dagegen gewandt haben soll. Es wäre eine Misstrauenserklärung, die an den Grundlagen unseres Zusammenlebens rührt.
Quelle: Die Zeit
Robert von Heusinger: Die Gier-Wirtschaft
Skandale in deutschen Konzernen zuhauf und nun auch Postchef Zumwinkel unter Verdacht. Die Reste vorhandenen Vertrauens in die Wirtschaft werden im Eiltempo zerstört - von ihren Eliten.
Rund 300 Milliarden Euro haben deutsche Anleger am Fiskus vorbei im Ausland angelegt. Dabei wurden die Steuersätze für Spitzenverdiener immer weiter gesenkt.
Die da oben
Es reiht sich alles wie zu einem Rosenkranz des Desasters: Da sind die Manager mit den frivolen Gehältern; die Aufsichtsräte, die keine Aufsicht üben; die Landesbanken, die sich nicht mehr ums Gemeinwohl scheren; die Vorstände, denen an ihren eigenen Aktienpaketen mehr liegt als an ihren Beschäftigten.
Angesichts des Zusammentreffens solcher Syndrome verlernt die Öffentlichkeit das Differenzieren. Sie unterscheidet nicht mehr zwischen den Gerissenen, Gierigen und Gefährlichen, den Fehlspekulanten und den Untreuen; den Steuervermeidern und den Steuerbetrügern, den nur übertrieben Geschäftstüchtigen, den Unmoralischen und den richtig Kriminellen.
Das Bild, das man sich von den Schrempps, den Hartzens und den Zumwinkels macht, addiert sich zu einem Gesamtbild der Schamlosigkeit.
Edzard Reuter wird 80: „Ich verachte Schrempp und Kopper dafür, dass sie die Kultur dieses Unternehmens auf den Hund gebracht haben. Die Gier wurde oberstes Gebot.“
Und: „Ich wünsche bei Gott, dass Herr Zetsche und der Vorstand das wieder gutmachen.“ Nein, da gibt es keine Versöhnung, keine Milde. Auch nicht zum achtzigsten, also in einem Alter, in dem man mit jener Gelassenheit zurückblicken könnte, die Edzard Reuter sonst zu eigen ist. Bei Jürgen Schrempp, dem früheren Vorstandschef, und Hilmar Kopper, dem Oberaufseher von Daimler-Chrysler, greift sie nicht. Da ist nichts verziehen.
Quelle: Stuttgarter Zeitung
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain