Eon will sein Stromnetz und einzelne Kraftwerke freiwillig verkaufen und prüft nun diese Schritte. Damit kommt sie einer drohenden Zerschlagung durch die EU-Kommission zuvor.
Die EU Behörde hatte mehrfach gedroht, den großen Stromkonzernen ihre Netze wegzunehmen, um so endlich für mehr Wettbewerb zu sorgen. Diesem Druck weicht der Konzern nun offenbar aus.
Der Vorteil von Eon ist; als Erster am Markt werden sie wohl den höchsten Preis erzielen. Wenn erstmal alle Anbieter ihre Netze auf den Markt werfen wird der Preis schnell fallen.
Erstaunlich, wie schnell das alles ging vom EU Beschluss bis zur Umsetzung.
Natürlich ist das auch ein wenig ein Schlag ins Kontor von Merkel und Glos, die gegen den Beschluss immer wieder interveniert haben.
Spannend nun auch, wer sich diese Netze kaufen will bzw. wer überhaupt das Geld dazu hat. Am wahrscheinlichsten sind Finanzinvestoren. Dann haben wir bald die Chinesen im Haus oder die Heuschrecken oder eine Art Mischung aus beidem.
Ich glaube nicht an die befürchtete Entflechtung durch die EU als Grund für das Angebot von Eon. Vielleicht eine von mehreren Fliegen, die mit einer Klappe geschlagen werden.
Neben Deutschland haben sich auch Frankreich und andere grosse EU-Länder gegen die von der EU-Kommission präferierte Trennung von Produktion und Netz ausgesprochen. Gegen diesen Widerstand hätte die Kommission ihren Plan nicht durchsetzen können. Der Grund ist wohl woanders zu suchen.
Er liegt wohl darin, dass sich Eon künftig keinen grossen Profit mehr vom Netz ausrechnet. Deshalb ist auch der in der Presse koloprtierte Verkaufspreis von 1 Mrd. sehr niedrig. Er dürfte weit unterhalb des bilanzierten Anlagevermögens liegen.
Durch die von der Regulierungsbehörde verfügte Seknung der Netzentgelte für die Durchleitung des Stroms dritter Anbieter sinkt die Rendite auf das im Netz investierte Kapital. Dazu kommen die Investitionen, die ja letztlich aus den Entgelten bezahlt werden müssen. Das sind einmal Ersatzinvestitionen für veraltete Anlagen sowie die Neubauten, die für die Aufnahme des Windkraftstroms notwendig sind. Die Realisierung dieser Investitionen ist allerdings schwierig, vor allem wegen der Länge der Genehmigungsverfahren, die sich wegen der Einsprüche der Anlieger oft über Jahre erstrecken. Man schätzt, dass derzeit ca. 12 Mrd. Netzinvestitionen im Genehmigungsstau stecken. Pikant am Rande ist, dass sich die Umweltfraktion dabei selbst blockiert. Einerseits fordert sie den Ausbau der Leitungen um Windmühlenstrom aufnehmen zu können, andererseits blockiert sie neue Trassen mit Einsprüchen. Und die Versorger sitzen mitten drin.
Durchaus möglich, dass Eon in diesem Szenario zu dem Ergebnis kommt, dass Stromnetze kein lukratives Geschäft mehr sind.
Übrigens hatte RWE schon vor Jahren den Verkauf seines Netzes intern diskutiert. Man nahm davon Abstand, vor allem weil man nicht wusste, wie man die Verkaufserlöse sinnvoll hätte investieren sollen.
Wenn man die Berichterstattung über die E.on Ankündigung, sein Netz zu verkaufen liest, kann man nur mit dem Kopf schütteln.
1) Von einer Trennung von Stromproduktion und –Verteilung kann überhaupt nicht die Rede sein. E.on will ca. 10,000 km Höchstspannungsleitungen abgeben, das stimmt. Aber das ungleich grössere Netz von regionalen Mittel- und Niederspannungsleitungen soll beim Konzern verbleiben. Die wettbewerbsverzerrende Mischkalkulation wird also in keiner Weise beseitigt.
2) Die Bundesregierung möchte verhindern, dass das Netz in ausländische Häne übergeht. Wer im Inland das Netz kaufen sollte, darüber hüllt sie sich allerdings in Schweigen. Nur der Staat solle es nicht sein. Dabei gehört es schon jetzt mehrheitlich Ausländern. Laut Angaben von E.on sind lediglich 19% seiner Aktionäre Deutsche aber 54% Ausländer (über ca. 26% macht E.on keine Angaben, wahrscheinlich ist das nicht feststellbar).
3) Man sorgt sich, das Netz könnte in die Hände von Heuschrecken fallen. Aber 73% der E.on Aktien gehören heute institutionellen Investoren – ein anderes Wort für Heuschrecken.
4) Als potentielle Käufer werden bisher Finanzinvestoren, der britische Netzbetreiber National Grid und eine australische, auf Infrastrukturprojekte spezialisierte Bank gehandelt. Den Verkauf an einen Konkurrenten hat E.on ausgeschlossen.
5) Als Verkaufspreis werden immer mal wieder 1 Mrd. € genannt. Von wem diese Zahl stammt weiss ich nicht. Mit wieviel das Netz in der Bilanz steht, weiss man nicht. Der Geschäfstbericht gibt darüber keine Auskunft. Das wäre schon interessant zu wissen, auch wenn das Netz letztlich nur das wert ist, was ein Käufer bereit ist dafür zu zahlen.
Als E.on Aktionär hätte ich Bauchschmerzen bei einem freihändigen Verkauf an einen Investor. Warum überlässt man die Entscheidung über den Verkaufspreis nicht den Aktionären direkt bzw. der Börse? Das ginge recht einfach und es müssten nicht einmal Milliarden bewegt werden, was für einen einzelnen Grossinvestor bei der heutigen Verfassung der Finanzmärkte auch nicht so einfach ist. Man bräuchte das Netz nur in eine neu zu gründende AG einbringen und deren Aktien den Altaktionären übertragen. Danach würde sich im Börsenhandel sehr schnell ein Kurs herausbilden, der meiner Meinung nach die fairste Bewertung darstellt und darüber hinaus jedem Aktionär die Entscheidung überlässt, ob und zu welchem Kurs er verkaufen will.
Ich vermute mal, dass das Netz nur mit eienm Minimalwert in der Bilanz steht.
Eon musste wie alle anderen KKW-Betreiber ausserordentlich tricksen um die ungeheuren Rücklagen für den KKW-Rückbau weitgehend zu verstecken - da sind alle Abschreibungsmöglichkeiten bis aufs äußerste ausgenutzt worden. Und in den letzten Jahren ist ja nicht sehr viel in die Netze investiert worden.
Die Idee mit der Netz-AG währe sicherlich die fairste Lösung, man muss aber sehen, dass in den nächsten Jahren gerade in die Fernleitungen viel Geld fließen muss, um sie zukunftssicher auszubauen. Kein Wunder, dass Eon da vorprescht und schnell verkaufen will.
"Eon musste wie alle anderen KKW-Betreiber ausserordentlich tricksen um die ungeheuren Rücklagen für den KKW-Rückbau weitgehend zu verstecken"
War das nicht einer der ganz grossen Kritikpunkte an der Kernenergie und wie sie buchhalterisch gehandhabt wurde, dass es eben nicht notwendig war, dieses Rücklagen zu verstecken, sondern, dass sie ganz regulär als Rücklage verbucht werden konnten und man da Gewinne unversteuert reinstecken konnte um das Geld dann irgendwo anzulegen.
Und während die Energieerzeuger in der Lage waren, für die gesetzliche Rückbauverpflichtung insgesamt dreistellige Milliardenbeiträge zurückzulegen und noch nebenbei Steuern in der gleichen Höhe zu bezahlen, wird von den Randauslegern behauptet, AKWs würden nicht gewinnbringend arbeiten.
Übrigens dürfen die Rücklagen selbst nicht angestastet werden und auch Risikoanlagen sind verboten. Die _Zinsen_ dürfen allerdings behalten werden, ja tatsächlich. Ach, wie gemein. Erst zwingt man die Betreiber, das Geld festzulegen und dann kriegen die auch noch Zinsen dafür! Das ist brutale Subvention, jawohl, das ist kapitalistisch, unsozial! Und vor allem: so politisch unkorrekt!!!
Wo hast Du Dir eigentlich dieses typische BWLer Verhalten antrainiert ?
Lernt man das an der Uni ?
Ich meine dieses "Wenn man schon keine Ahnung hat, wenigstens fest und sicher auftreten und eventuelle Kritik an den eigenen Argumentationsschwächen gleich im Keim ersticken ?"