Neben dem "schlechten Ruf" der EU, der von nationalen Politikern, wie Kater geschrieben hat, regelrecht erzeugt wird, ist es der Nationalismus, der meistens von denselben Politikern geschürt wird, um eigene Pfründe zu sichern.
Wenn es wirtschaftlich im Moment nicht so hinhaut, werden auch Iren, die von der EU, wie kaum ein anderes Volk profitiert haben, fremdenfeindlich.
Dann steht Europa für Bedrohung.
Konkrete, nachvollziehbare Gründe für die Ablehnung haben die Neinsager in Irland nicht.
So bleiben europäische Institutionen weiterhin schwach und nationale Politiker agieren weiter gestärkt gegen Europa, um ihre eigene Macht zu sichern.
Anonymer User schrieb am 15.06.2008 12:49
"Vielleicht sollte man mal runterkommen von der Haltung, dass die Leute zu dämlich sind zu wissen was gut für sie ist. "
Auch wenn ich dieser Einschätzung grundsätzlich zustimme, denke ich, dass sie in diesem Fall nicht greift.
Es ist für faule und schlechte Politiker einfach zu verlockend, nötige und vor allem schmerzhafte Reformen der EU in die Schuhe zu schieben. Somit werden von unseren Politikern faktisch alle harten Entscheidungen den Eurokraten zugeschrieben, alles was klappt, wird sich selbst zugeschrieben. Im Extremfall geht das sogar so weit, dass man die eigenen miesen Forderungen dann der EU in die Schuhe schiebt und als Beispiel für die Schlechtigkeit der EU darstellt (unvergessen die Normung des Traktorsitzes). Letztlich ist das auch das Problem der Iren, wobei man denen ja sogar zugestehen muss, dass die mit dem Status Quo am besten weiterfahren. Aus Sicht der Iren ist diese Entscheidung daher sogar logisch.
Auf der Basis ist es kein Wunder, dass die EU so einen schlechten Ruf hat.
Nur halte ich den überwiegend eben nicht für gerechtfertigt.
Gruss
Kater
Kater,
Das greift aber auch nicht; alle Parteien in Irland und somit das gesamte Politestablishment, war für die Annahme des Vertrages und rührte die Werbetrommel.
Für faul und schlecht halte ich den Ansatz, die Bürgern nichts mehr selber entscheiden zu lassen und stattdessen einen immer grösser werdenden Apparat zu entwerfen, der sich von dem Verständnis und wahrscheinlich auch von der Lebenswirklichkeit der Bürger immer mehr entfernt.
Kodo,
"Konkrete, nachvollziehbare Gründe für die Ablehnung haben die Neinsager in Irland nicht."
Wie, noch konkreter und nachvollziehbarer als festzustellen, dass mit dem Vertrag von Nizza die Türkei nicht neues EU Mitglied werden kann?
Lexx schrieb am 15.06.2008 12:48
Ich denke schon, dass eine EU auf Basis eines mächtigen Europaparlamentes bürgernäher ist als die derzeitigen Kungelrunden im Ministerrat. Ob das den Bürgern auch klargemacht werden kann ist natürlich wieder eine andere Sache.
Die Abstimmungsergebnisse - wann immer man das Volk tatsächlich befragt hat - lassen eher darauf schließen, dass die Mehrheit (genau wie ich auch) es bevorzugen würde, wenn nur die absolut notwendigen auf EU-Ebene zu entscheidenden Dinge auch dort entschieden werden würden - und dann natürlich vom EU-Parlament und nicht von Ministerräten und Komissionen.
Das Problem ist derzeit aber, dass die EU eine Menge Dinge entscheidet, die schlicht nicht auf diese Ebene passen. Und genau das stört die Bürger. "In klein" kann man das ja auch in Deutschland sehen, wo der Bund regelmäßig in die Länder reinregiert, und die Länder in die Kommunen. Quasi zur Schadensmaximierung.
Das Problem ist derzeit aber, dass die EU eine Menge Dinge entscheidet, die schlicht nicht auf diese Ebene passen. Und genau das stört die Bürger. "In klein" kann man das ja auch in Deutschland sehen, wo der Bund regelmäßig in die Länder reinregiert, und die Länder in die Kommunen. Quasi zur Schadensmaximierung.
Steffen
Jahaa, alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten?
"Konkrete, nachvollziehbare Gründe für die Ablehnung haben die Neinsager in Irland nicht."
Wie, noch konkreter und nachvollziehbarer als festzustellen, dass mit dem Vertrag von Nizza die Türkei nicht neues EU Mitglied werden kann?
Die Türkei wird mit dem Vertrag von Nizza kein neues EU-Mitglied.
Gleichwohl ich es begrüßen würde, wenn die Türkei zund die Schweiz Mitglied der EU würden.
Man sollte Länder, die wie Irland entscheiden oder sich wie Großbritannien benehmen, einfach abschalten; von Europa abkoppeln.
Das wäre ein ganz einfaches Mittel, um den Leuten zu zeigen, was sie an Europa haben.
Anonymer User schrieb am 15.06.2008 13:40
Für faul und schlecht halte ich den Ansatz, die Bürgern nichts mehr selber entscheiden zu lassen und stattdessen einen immer grösser werdenden Apparat zu entwerfen, der sich von dem Verständnis und wahrscheinlich auch von der Lebenswirklichkeit der Bürger immer mehr entfernt.
DP: "Das greift aber auch nicht; alle Parteien in Irland und somit das gesamte Politestablishment, war für die Annahme des Vertrages und rührte die Werbetrommel. "
Soweit ich gehört habe war die Opposition dagegen, hat dagegen geworben und will jetzt gegen alle Versuche vorgehen, den Vertrag auf anderem Wege doch noch durchzubringen.
Steffen: "Die Abstimmungsergebnisse - wann immer man das Volk tatsächlich befragt hat - lassen eher darauf schließen, dass die Mehrheit (genau wie ich auch) es bevorzugen würde, wenn nur die absolut notwendigen auf EU-Ebene zu entscheidenden Dinge auch dort entschieden werden würden - und dann natürlich vom EU-Parlament und nicht von Ministerräten und Komissionen. "
Mit so Sachen wie dem Apfelwein, eurpopaweiter Ausschreibungspflicht und dem ganzen Wirtschaftsgemurks (Regelungen aller Art) macht die EU ebenso Minuspunkte wie mit Ministerrats-Kungelrunden und Kuhhandeln (Milchquoten für Italien gegen Zustimmung zu etwas völlig anderem). Von daher gibt es natürlich mehrere Ursachen für EU-Verdruss.
Wenn die Entscheidungsprozesse demokratischer gestaltet werden sehe ich darin aber schon eine Verbesserung im Sinne der Bürger.
"Konkrete, nachvollziehbare Gründe für die Ablehnung haben die Neinsager in Irland nicht."
Wie, noch konkreter und nachvollziehbarer als festzustellen, dass mit dem Vertrag von Nizza die Türkei nicht neues EU Mitglied werden kann?
Die Türkei wird mit dem Vertrag von Nizza kein neues EU-Mitglied.
Gleichwohl ich es begrüßen würde, wenn die Türkei zund die Schweiz Mitglied der EU würden.
Man sollte Länder, die wie Irland entscheiden oder sich wie Großbritannien benehmen, einfach abschalten; von Europa abkoppeln.
Das wäre ein ganz einfaches Mittel, um den Leuten zu zeigen, was sie an Europa haben.
Die Schweiz wird kein EU Mitglied, daes seine direktdemokratischen Elemente nicht aufgeben wird.
Wenn Länder wie Irland oder Grossbritannien auszuschliessen löst die Probleme nicht, im Gegenteil verliert man dadurch die Geberländer. Mit der zusätzlichen Integration von neuen Nehmerländern wird man wiederum nur den Unmut der aktuellen Geberländer schüren. Gewonnen ist damit nichts.
Lexx schrieb am 15.06.2008 14:49
DP: "Das greift aber auch nicht; alle Parteien in Irland und somit das gesamte Politestablishment, war für die Annahme des Vertrages und rührte die Werbetrommel. "
Soweit ich gehört habe war die Opposition dagegen, hat dagegen geworben und will jetzt gegen alle Versuche vorgehen, den Vertrag auf anderem Wege doch noch durchzubringen.
Reuters schreibt Fast alle Parteien, Unternehmervereinigungen, die Dachorganisation der Gewerkschaften und die Bauernverbände hatten die Menschen aufgefordert, mit Ja zu stimmen.
Lexx schrieb am 15.06.2008 14:49
DP: "Das greift aber auch nicht; alle Parteien in Irland und somit das gesamte Politestablishment, war für die Annahme des Vertrages und rührte die Werbetrommel. "
Soweit ich gehört habe war die Opposition dagegen, hat dagegen geworben und will jetzt gegen alle Versuche vorgehen, den Vertrag auf anderem Wege doch noch durchzubringen.
Reuters schreibt Fast alle Parteien, Unternehmervereinigungen, die Dachorganisation der Gewerkschaften und die Bauernverbände hatten die Menschen aufgefordert, mit Ja zu stimmen.
DP
Nationalistische Parteien wie Sinn Fein haben zum Nein aufgerufen.
Die Schweiz hat 1992 die Mitgliedschaft beantragt.
Ein Beitritt ist aber bis auf weiteres unrealistisch.
jedenfalls so lange es Parteien, wie die SVP gibt.
Obwohl deren Zenit offenbar überschritten ist.
Bei der letzten Volksbefragung, ob die Bürger der Gemeinden Einbürgerungsanträgen zustimmen sollen, ist die SVP ja ganz schön abgeschmiert.
Anonymer User schrieb am 15.06.2008 15:00
Reuters schreibt Fast alle Parteien, Unternehmervereinigungen, die Dachorganisation der Gewerkschaften und die Bauernverbände hatten die Menschen aufgefordert, mit Ja zu stimmen.
DP
Sehr schön. In einer Adelsherrschaft oder Oligarchie wäre das hinreichend. In einer Demokratie sollte die letzte Entscheidung aber bei den Bürgern liegen. Nicht "Parteien" oder "Vereinigungen" sind die Gesellschaft, sondern MENSCHEN sind die Gesellschaft. Andere mögen die irische Entscheidung dumm oder naiv finden - aber es war deren Entscheidung.
Die meisten anderen EU-Bürger hatten nix zu entscheiden.
MfG Frank
Sehr schön. In einer Adelsherrschaft oder Oligarchie wäre das hinreichend. In einer Demokratie sollte die letzte Entscheidung aber bei den Bürgern liegen. Nicht "Parteien" oder "Vereinigungen" sind die Gesellschaft, sondern MENSCHEN sind die Gesellschaft. Andere mögen die irische Entscheidung dumm oder naiv finden - aber es war deren Entscheidung.
Die meisten anderen EU-Bürger hatten nix zu entscheiden.
MfG Frank
Das hatte ich oben mit leicht anderen Worten bereits geschrieben.