Gefühlt vergeht derzeit kein Tag, an dem sich die Wirtschaftsforscher nicht mit ihren Weltuntergangsprognosen aus dem Fenster lehnen. Gerade lese ich wieder den aktuellen Kassandra-Ruf von IFO.
Ich finde diese Prognoseritis nicht nur nervig, sondern auch tendenziell unseriös und kontraproduktiv. Warum - aus ingenieurtechnischer Sicht:
1. Die Messung ist nicht rückwirkungsfrei. Prognosen beeinflussen Entscheidungen von Unternehmen und Privatpersonen
2. Das System ist viel zu komplex für eine halbwegs genaue Prognose. Jede Meldung beginnt doch so: 'Das Institut ... korrigierte seine Prognose nach unten/oben...' Ja hallo? Wenn ich meinem Chef jeden Tag was anderes erzähle, arbeite ich bald in der Poststelle. Außerdem versagen die Institute regelmäßig bei nicht vorhersehbaren Ereignissen, deren es aber durch die globalen Einflüsse in jedem Vorhersagezeitraum hinreichend viele gibt.
Ich habe ja volles Verständnis dafür, dass eine moderne Wirtschaft Prognosen braucht. In ihrer Häufigkeit und Widersprüchlichkeit finde ich sie inzwischen jedoch genauso schlimm und banal wie die ewigen Planübererfüllungen aus der Aktuellen Kamera. Letztere verbreiteten wenigstens noch einen Hauch Optimismus.
Diese Aussagen werden doch längst nicht mehr für wirtschaftliche Entscheidungsträger gemacht sondern dient ausschliesslich der Fütterung unserer kleinen Zeitungsraubtiere, die täglich mit schrecklichen Untergangs- oder überwältigenden Siegesmeldungen gefüttert und verkauft werden wollen.
Ich würde dir ja zustimmen, aber diese ganze Befragerei und Auswerterei kostet ja richtig viel Geld. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Spiegel Online und Co. das in Mehrheit finanzieren. Die sind doch allenfalls die Aasfresser, die sich von den Abfällen des generierten Output ernähren.
"Diese Aussagen werden doch längst nicht mehr für wirtschaftliche Entscheidungsträger gemacht"
naja, ob die sich auf Dauer den
" sondern dient ausschliesslich der Fütterung unserer kleinen Zeitungsraubtiere, die täglich mit schrecklichen Untergangs- oder überwältigenden Siegesmeldungen gefüttert und verkauft werden wollen."
Meldungen verweigern können, würde ich bezweifeln. Noch dazu, wo diese Meldungen ja durchaus Auswirkungen auf die Konsumenten haben können.
Witzig finde ich allerdings, dass konstant die schlechte Lage und die unschlüssigen Konsumenten mit ihrer Angst und daraus resultierendem Sparzwang beklagt werden, während sowohl die Arbeitsmarktzahlen wie auch die Konsumzahlen anderes erzählen.
Aber dann kann man ja immer noch sagen, dass das schon noch kommt. Naja, wenn man das genügend beschreit, wird es wohl auch so kommen.
"Ich würde dir ja zustimmen, aber diese ganze Befragerei und Auswerterei kostet ja richtig viel Geld."
Das wird von schlechten Managern und deren Firmen bezahlt, die darauf basierend dann Geschäftsentscheidungen treffen, und sich, wenn es schiefgeht, darauf berufen, nicht schuld zu sein.
kater_5 schrieb am 11.12.2008 14:39
"Ich würde dir ja zustimmen, aber diese ganze Befragerei und Auswerterei kostet ja richtig viel Geld."
Das wird von schlechten Managern und deren Firmen bezahlt, die darauf basierend dann Geschäftsentscheidungen treffen, und sich, wenn es schiefgeht, darauf berufen, nicht schuld zu sein.
Es kann sich doch jeder Expertenmeinungen nach seinem Gusto heraussuchen.
Die grosse Herde trampelt gerade auf dem Rezessionspfad. Voran Leithammel Walter von der Deutschen Bank, der uns eine mehrjärige Megarezession von -3% ankündigt.
Es gibt aber auch welche, die sich aus dem Passimismushype heraushalten. Der Chefvolkswirt der Allianz hält eine Trendwende schon im 2. Q 2009 für möglich, vor allem induziert durch die stark gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise. Und auch die Bundesregierung lässt sich von ihren Weisen nicht bequatschen und hält ein Wachstum (!) von 0,2% in 2009 für wahrscheinlich.
Ansonsten halte ich die ganze Prognosterei für Kaffesatzleserei. Die meisten Institute verpennen regelmässig die Trendwenden. Die Finanzkrise hatte fast niemand auf der Rechnung. Wenn der Trend aber gekippt ist, dann überbieten sich alle in der Bestätigung des neuen Trends.
Neulich hat mal jemand vorgeschlagen, den Rat der Wirtschaftsweisen der Bundesregierung einfach abzuschaffen. Einer der vernüftigsten Vorschläge in der Diskussion, finde ich.
"Kommentar
Zweifelhafte Prognosen
Von Thomas Exner 11. Dezember 2008, 02:12 Uhr
Die Prognosen der Wirtschaftsforscher sind alarmierend: Fast im Wochenrhythmus korrigieren sie ihre Wachstumserwartungen nach unten. Selbst ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um bis zu vier Prozent scheint einigen Auguren nicht ausgeschlossen. Dabei haben nicht wenige vor Monaten noch selbst das Bild eines kaum getrübten Aufschwungs gezeichnet.
Zwei Schlüsse lassen sich daraus ziehen. Der erste lautet: Das zeitliche Zusammentreffen eines normalen Abschwungs mit einer Finanzkrise bisher unbekannten Ausmaßes führt zu Kettenreaktionen, die seriöse Prognosen derzeit praktisch unmöglich machen. Und der zweite Schluss: Auch Ökonomen können sich irren - und Konjunkturforscher verpassen sogar in schöner Regelmäßigkeit den Wendepunkt im Zyklus, um sich dann einen Korrekturwettlauf zu liefern. Schlimmer noch. Aus dem Unterschätzen von Risiken wird dann allzu leicht eine fast schon hysterische Abwärtsspirale der Erwartungen.
Sicherlich, es ist unstrittig, dass das Jahr 2009 das Land vor riesige ökonomische Herausforderungen stellen wird. Solange sich das Ausmaß der Probleme aber nicht zuverlässig abschätzen lässt, sollte sich die Therapie nicht auf die Symptome, sondern auf die Ursachen konzentrieren. Statt täglich neue milliardenschwere Ausgabenprogramme mit zweifelhaften Erfolgsaussichten zu diskutieren, müsste das Augenmerk der Politik auf der Reparatur des Finanzsystems liegen. Die USA zeigen jedenfalls, wie man es nicht machen sollte: Dort werden seit Wochen Hilfen für die Automobilindustrie diskutiert; der Häusermarkt geht aber unterdessen ungehindert weiter in die Knie. So werden die Probleme nicht gelöst, sondern jeden Tag nur noch ein Stückchen größer."
[uV]Ephraim Kishon: "Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."
Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'): "Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."
Dr. Gottfried Curio, AfD 2017: „Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“
F-W schrieb am 13.12.2008 01:49
Der Herr Exner hat wohl bei mir abgeschrieben? Zumindest schliesse ich das aus den time-stamps seines und meines Beitrags.
FW
Dann hätte er sich ja an einem Kompetenten orientiert
Aber es ist schon interessant, wie stark in den letzten Jahren die "Experten" daneben gelegen haben, wenn es sich um die Prognose des Dax-Standes ein Jahr später handelte.
Und jetzt wieder die große Lippe riskieren. Die setzen wohl wie die Politiker auch auf die selbsterfüllende Prophezeiung, zu unserer aller Schaden.
Aber nach der Umfrage vertrauen 98% nicht den Expertenmeinungen. Fragt sich nur, woher die Leute dann ihre Verluste herhaben.
[uV]Ephraim Kishon: "Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."
Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'): "Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."
Dr. Gottfried Curio, AfD 2017: „Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“
ErichF schrieb am 13.12.2008 09:23
Fragt sich nur, woher die Leute dann ihre Verluste herhaben.
Kaffeesatz, Teeblätter, Kristallkugel, Sternbilder, Tarotkarten oder (wie das IPCC) aus Computersimulationen, die auf unbewiesenen Annahmen beruhen. Da gibt's 'ne Menge Möglichkeiten.
F-W schrieb am 12.12.2008 00:47
Es kann sich doch jeder Expertenmeinungen nach seinem Gusto heraussuchen.
Die grosse Herde trampelt gerade auf dem Rezessionspfad. Voran Leithammel Walter von der Deutschen Bank, der uns eine mehrjärige Megarezession von -3% ankündigt.
Es gibt aber auch welche, die sich aus dem Passimismushype heraushalten. Der Chefvolkswirt der Allianz hält eine Trendwende schon im 2. Q 2009 für möglich, vor allem induziert durch die stark gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise. Und auch die Bundesregierung lässt sich von ihren Weisen nicht bequatschen und hält ein Wachstum (!) von 0,2% in 2009 für wahrscheinlich.
Ansonsten halte ich die ganze Prognosterei für Kaffesatzleserei. Die meisten Institute verpennen regelmässig die Trendwenden. Die Finanzkrise hatte fast niemand auf der Rechnung. Wenn der Trend aber gekippt ist, dann überbieten sich alle in der Bestätigung des neuen Trends.
Neulich hat mal jemand vorgeschlagen, den Rat der Wirtschaftsweisen der Bundesregierung einfach abzuschaffen. Einer der vernüftigsten Vorschläge in der Diskussion, finde ich.
FW
Unsere Kanzlerin hat sich auch nicht gerade enthusiastisch zum kommenden Jahr geäußert.
Das will schon was für eine Politikerin, noch dazu Merkel, heißen.
Die Wachstumsprognose von 0,2 % ist allerdings Quatsch.
Ich gehe von einem Minus von mehr als 5 % aus.
Trendwende durch stark gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise?
Wer soll denn Autos oder Häuser kaufen?
Der kurz bevorstehende Zusammenbruch der Automobil- und Zuliefererindustrie wird nur der Anfang von was sein, was schlimmer als eine Rezession ist.
Weißt du noch wir fuhren mit dem Sonnenwagen über das Firmament
Und wir pflückten das Zeug aus den Regalen aus den Läden
Und wir waren komplett
Weißt du noch wir regelten unsre Dinge übers Geld
Weißt du noch?
Wir hamm uns alle beschriftet und zogen immer weniger an
Weißt du noch, als wir alle zuviel war'n? Weißt du noch?
Beschriftet und zuviel und unsre Bäuche unsre kaptialistischen Bäuche