Bisher war die öffentliche Meinung über den "Fall Gurlitt" klar; die Bilder waren irgendwie entwendet und gehören dem Staat, der sie an die rechtmässigen Eigentümer zurück gibt. Aber davon sind wir weit entfernt. Von den 1500 Bildern gehören einige in die Kategorie "entartete Kunst", die von den Nazis beschlagnahmt wurden. Gurlitt hat sie den Nazis abgekauft. Der Preis mag lächerlich gering sein aber anyway, sie gehören ihm. Es gibt aber auch jede Menge (mindestens 400) Bilder, die nicht in die Kategorie fallen. Warum der Staat diese Bilder konfiszierte weiss kein Mensch. Anscheinend sind die Bilder in bestem Zustand und sind gut gelagert worden. Dass der Staat in die Wohnung eines Kunstsammlers einbricht und dessen Gemäldesammlung stiehlt dürfte einmalig sein. Gurlitt selber möchte jedenfalls auf keines seiner Bilder verzichten, was die noch amtierende Justizministerin Leut-Schnarr irritiert. Stand der Dinge ist, dass man hofft, Gurlitt möge die Bilder freiwillig dem Staat schenken, zumindest die der "entarteten Kunst". Und die anderen? Warum wurden die überhaupt mitgenommen und Gurlitt bis heute nicht über den Vorfall informiert? "Ich kann es mir nicht erklären. Ich weiß nicht, wie der Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss aussah, aber es ist klar, dass es Versäumnisse gibt in diesem Verfahren", sagte die Ministerin.
Ich kann ja mal spekulieren; um einem langwierigen und aufwändigen Verfahren zu entgehen wird sich der Staat auf einen Deal einlassen, einen Teil der Bilder von Gurlitt bekommen und im Gegenzug weite Teile seiner Sammlung zurückerhalten, die dann quasi legalisiert ist. Damit dürfte Gurlitt auf einem Schlag eine der besten Galerien weltweit besitzen.
Zitat von DP im Beitrag #1Bisher war die öffentliche Meinung über den "Fall Gurlitt" klar; die Bilder waren irgendwie entwendet und gehören dem Staat, der sie an die rechtmässigen Eigentümer zurück gibt.
Die Bilder gehören Gurlitt, das ist doch ganz eindeutig.
Freilich, er wird sie nicht behalten dürfen, dafür werden schon die einschlägigen Anwaltskanzleien in New York sorgen.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Zitat von DP im Beitrag #1Bisher war die öffentliche Meinung über den "Fall Gurlitt" klar; die Bilder waren irgendwie entwendet und gehören dem Staat, der sie an die rechtmässigen Eigentümer zurück gibt. Aber davon sind wir weit entfernt. Von den 1500 Bildern gehören einige in die Kategorie "entartete Kunst", die von den Nazis beschlagnahmt wurden. Gurlitt hat sie den Nazis abgekauft. Der Preis mag lächerlich gering sein aber anyway, sie gehören ihm.
Coole Einstellung. Du meinst also, wenn der Staat jemandem was klaut und das dann billig weiterverkauft (soo entartet waren sie dann wohl doch nicht), ist die Hehlerei damit legalisiert ?
Ich würde das anders sehen.
Aber ansonsten ist das wohl mal wieder das typische Vorgehen bayerischer Justiz.
Der Fall hat doch nur so viel Aufmerksamkeit, weil man ständig "Nazi" einstreuen kann und weil der Begriff "entartet" auftaucht, der ja schon bei Lucke von der AFD für einen Wirbel sorgte. Ansonsten würde sich doch keine Sau dafür interessieren, ausser vielleicht ein paar Kunsthansel, die sich über diese hässlichen Schinken freuen.
Coole Einstellung. Du meinst also, wenn der Staat jemandem was klaut und das dann billig weiterverkauft (soo entartet waren sie dann wohl doch nicht), ist die Hehlerei damit legalisiert ?
Ich würde das anders sehen.
Naja sagen wir, das ist der starting point. Die Sache ist etwas verwickelter, weil Gurlitt den Kauf nicht selber tätigte, das war sein Vater. Gurlitt hat die Bilder somit nur geerbt. Erbt er auch die Schuld? Oder ist das alles längst verjährt? Wenn nicht; müsste dann nicht der deutsche Staat stellvertretend für die Deutschen auch alle anderen von den Nazis ergaunerten Güter zurückgeben oder die ursprünglichen Besitzer entschädigen?
Was ich gar nicht realisiert habe; der Bildersturm fand bereits im Februar 2012 statt! Seit dem lagern die Bilder bei der Justiz; keine Information dazu an die Öffentlichkeit oder an den nun ja mutmasslichen Besitzer. Ist das nicht unfassbar?
Ich denke das Thema wird uns noch Jahre beschäftigen.
Zitat Coole Einstellung. Du meinst also, wenn der Staat jemandem was klaut und das dann billig weiterverkauft (soo entartet waren sie dann wohl doch nicht), ist die Hehlerei damit legalisiert ? Ich würde das anders sehen.
War auch nicht ok, dass der Staat Krieg führte und Pommern dabei verspekulierte - ich kriegs trotzdem nicht wieder ;)
Zitat Coole Einstellung. Du meinst also, wenn der Staat jemandem was klaut und das dann billig weiterverkauft (soo entartet waren sie dann wohl doch nicht), ist die Hehlerei damit legalisiert ? Ich würde das anders sehen.
War auch nicht ok, dass der Staat Krieg führte und Pommern dabei verspekulierte - ich kriegs trotzdem nicht wieder ;)
Es gab aber Entschädigungen. Und zumindest in der ehemalligen DDR wurde schon versucht, das Eigentum wieder zurückzugeben, wo das möglich war. Das ist sicher nicht immer optimal gewesen, wurde aber zumindest versucht.
Zitat von DP im Beitrag #5 Naja sagen wir, das ist der starting point. Die Sache ist etwas verwickelter, weil Gurlitt den Kauf nicht selber tätigte, das war sein Vater. Gurlitt hat die Bilder somit nur geerbt. Erbt er auch die Schuld? Oder ist das alles längst verjährt? Wenn nicht; müsste dann nicht der deutsche Staat stellvertretend für die Deutschen auch alle anderen von den Nazis ergaunerten Güter zurückgeben oder die ursprünglichen Besitzer entschädigen?
Wenn die seinem Vater nicht wirklich gehört haben, kann er sie auch nicht geerbt haben. Wäre doch mal interessant, wie die Stimmung wäre, wenn Drach (der Reemtsma Entführer, der vor kurzem entlassen wurde) jetzt stirbt und ein Erbe Anspruch auf das Lösegeld erhebt, mit dem Argument, er wäre ja nur der Erbe, und hätte mit der Tat nichts zu tun. Was das Verhalten des deutschen Staates zu den Nazies angeht, ist das abenteuerlich. Die Beteiligten sind ja nun schon meist tot, aber zumindest im Westen haben die alten Nazies weiter zusammengehalten, wobei denen vom Beamtentum inkl. der Richter schön unter die Arme gegriffen wurde. Den Opfern, denen man jahrzehntelang nicht geholfen hat, jetzt die Verjährung unter die Nase zu reiben, setzt das Treiben der Nazies fort.
Was ich gar nicht realisiert habe; der Bildersturm fand bereits im Februar 2012 statt! Seit dem lagern die Bilder bei der Justiz; keine Information dazu an die Öffentlichkeit oder an den nun ja mutmasslichen Besitzer. Ist das nicht unfassbar?
Ich denke das Thema wird uns noch Jahre beschäftigen.
Das ist allerdings ein echter Knaller, passt allerdings ins Bild der bayerischen Justiz. Sowas kommt dabei raus, wenn es jahrezehntelang keinen Regierungswechsel gibt.
Der Vergleich stimmt aber so nicht; bei Drach war das erpresstes Lösegeld, welches ihm per Definition nicht gehört und er deshalb auch nicht vererben kann. Gurlitts Vater hat die Gemälde rechtens erworben und diese Ware rechtens vererbt. Der Besitzer hat wie man nun erfahren hat darauf sogar Steuern gezahlt.
Die Fälle Drach und Gurlitt unterscheiden sich in einem Punkt sehr wesentlich - der Verjährung. Die Bundesregierung (und zuletzt damit befasst war offensichtlich 2001 rot/grün) hat in Sachen Verjährung nichts unternommen, damit gelten die 30 Jahre. Ebenso wie für den Fall Drach, der sass gerade mal 15 Jahre ein, bis der Fall verjährt ist vergehen noch ein paar Monate. Ein großer Teil des Lösegeldes waren DM, ob die schon jemand in Euro umgetauscht hat? Vielleicht hat man ja zumindest einige der Nummern festgehalten?
Zum Fall Gurlitt - ich sehe da erstmal keinen Zusammenhang mit der bayerischen Staatsregierung - zumindest die Justizministerin war , wenigstens nach ihrer Aussage, darüber nicht informiert worden. Der jetzige Besitzer hat die Sachen Ende der 50er Jahre von seiner Mutter geerbt die es wiederum 1948(?) von ihrem Ehemann vererbt bekam. Möglicherweise wurden 1 oder 2 x Erbschaftsteuern hinterzogen, sicherlich keine Einkommensteuern, denn wenn etwas verkauft wurde war die Spekulationsfrist schon lange abgelaufen.
Wem aber gehören die Bilder nun? Bis zum Beweis des Gegenteils offensichtlich Herrn Gurlitt - wie beweist man nun das Gegenteil? Zum einen müssen die ehemaligen Eigentümer gefunden werden, dann muss der Familie Gurlitt nachgewiesen werden dass sie die Gemälde unrechtmäßig erworben hat, und zwar jedes einzelne davon.
Nur über die kann man verfügen.
M.M.n. spekuliert die Staatsanwaltschaft mit einer getürkten Anzeige (Steuerhinterziehung) darauf dass "der Alte" seinen Schatz gegen Rücknahme der Anzeige Pappa Staat übereignet oder die Sache sowieso nicht mehr lange durchhält - und dann ist der Staat evtl. der Erbe wenn sonst niemand da ist (zumindest Kinder hat Herr Gurlitt wohl keine wenn man der Presse glauben darf).
Aber vielleicht adoptiert er noch schnell jemand - Herr Gurlitt, bei Bedarf können Sie mich ja hier per PN erreichen...
Have a nice day WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Jo Werner, aber auch das ist erst der Ausgangspunkt. Man kann getrost davon ausgehen, dass bei 95% der Bilder ein Zwangsverkauf oder Raub nie wirklich bewiesen werden kann. Da werden jüdische Anwälte (Mirkalf weiss sogar wo die sitzen) kommen und allenfalls nachweisen können, dass das eine Bild mal im Salon von Tante Eisenstein gehangen hat, anhand von Zeugenaussagen. Wie will man auch beweisen, dass die Familie alles Hab und Gut bei der Flucht zurücklassen musste? Wie beweisen, dass das mal Eigentum war? Und was ist mit all den Bildern, die nicht konfisziert wurden sondern aus Museen genommen und von irgendeinem Obernazi verscherbelt wurde? Vermutlich wird jedes Bild seine eigene Geschichte haben. Eine Aufbereitungsarbeit für Generationen.
M.M.n. spekuliert die Staatsanwaltschaft mit einer getürkten Anzeige (Steuerhinterziehung) darauf dass "der Alte" seinen Schatz gegen Rücknahme der Anzeige Pappa Staat übereignet oder die Sache sowieso nicht mehr lange durchhält - und dann ist der Staat evtl. der Erbe wenn sonst niemand da ist (zumindest Kinder hat Herr Gurlitt wohl keine wenn man der Presse glauben darf).
Tja, das meinte ich mit bayerischer Justiz. Ist irgendwie auf einer Linie mit dem Fall Mollath.
Zitat von DP im Beitrag #11Jo Werner, aber auch das ist erst der Ausgangspunkt. Man kann getrost davon ausgehen, dass bei 95% der Bilder ein Zwangsverkauf oder Raub nie wirklich bewiesen werden kann. Da werden jüdische Anwälte (Mirkalf weiss sogar wo die sitzen) kommen und allenfalls nachweisen können, dass das eine Bild mal im Salon von Tante Eisenstein gehangen hat, anhand von Zeugenaussagen. Wie will man auch beweisen, dass die Familie alles Hab und Gut bei der Flucht zurücklassen musste? Wie beweisen, dass das mal Eigentum war? Und was ist mit all den Bildern, die nicht konfisziert wurden sondern aus Museen genommen und von irgendeinem Obernazi verscherbelt wurde? Vermutlich wird jedes Bild seine eigene Geschichte haben. Eine Aufbereitungsarbeit für Generationen.
Man könnte ja mal damit anfangen, die Bilder zu veröffentlichen. Seit 2012 hätte man ja schon einiges schaffen können und hätte immerhin eine Idee, wie hoch das Ärgerpotential überhaupt ist. Vielleicht meldet sich ja auch gar keiner mit halbwegs nachvollziehbaren Ansprüchen.
Wir reden von Bildern, die teilweise mehrere Millionen Euro wert sein sollen (den Wert erhalten sie dadurch, dass Hitler sie nicht mochte, nicht, weil sie wirklich gut wären). Da dürften sich genug finden, die versuchen, ein Stück vom Kuchen abzukriegen. Um die Details kümmern sich Aasgeier und Knochenlecker wie bspw. der Winkeladvokat Ed Fagan. Bißchen mit der Auschwitzkeule rumfuchteln, und man ist um mehrere hundert Millionen reicher. Ganz einfach.
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„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain