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Dieses Thema hat 1.204 Antworten
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ErichF Offline




Beiträge: 3.111

07.05.2012 08:52
Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Die Alltagspolitik mit ihrem auf uns zukommenden Finanz-Tsunami wird durch die gestrigen Wahlen wieder nach ganz vorne gerückt. Was noch alles daraus wird, werden die "Big Spender" an der Euro-Front (also wir Steuerzahler in D und einigen anderen Ländern) noch zu spüren bekommen.

Da rutscht schon der ganze Energie-Krempel aus der Schußlinie raus.
Aber beim Durchstöbern der Beiträge in dem Finanz-Blog "Das Gelbe Forum" (übrigens absolut kein pro-Atom-Forum) fiel mir dieser sarkastische aber zutreffende Beitrag eines anonymen Insiders in die Finger:




Verstaatlichung der Energieversorgung Deutschlands

verfasst von Schissbux E-Mail, 04.05.2012, 19:04

Da ich nicht so recht weiß, ob es einen aktuellen Thread zum deutschen Energiewahnsinn gibt, mache ich mal einen neuen auf.

Wieder habe ich Post von meinen Kumpel aus der Energiewirtschaft bekommen und den unterhaltsamen, fachlich wertvollen und sprachlich stilsicheren Text möchte ich Euch nicht vorenthalten, auch wenn die Sache selbst alles andere als lustig ist.

Verstaatlichung der Energieversorgung Deutschlands

Das vielgepriesene EEG (erneuerbare Energien Gesetz) ist ein politisches Meisterwerk in der Zerstörung eines freien Marktes. Zugleich ist es ein Lehrstück darüber, wie man mit einer Preisverzerrung in einem kleinen Teilmarkt, den man dann wie einen Hefekuchen aufgehen lässt, eine Kostenlavine lostritt, die sich nicht mehr bremsen lässt und immer neue Verwerfungen produziert.

Teil 1: Die Zeitbombe

Jürgen Trittin kreiert das EEG und lässt per Staatsverordnung allen Eigentümern von Windrädern und Solaranlagen eine marktferne Zwangsvergütung ihres Stroms zukommen (so wie in der DDR im H0-Laden). Alle Ökonomen, die dies als nicht marktkonform geißeln, werden als Theoretiker und neoliberal verspottet. In der Tat stellt das EEG anfänglich weder eine merkliche Belastung für den Strompreis noch für die Netze dar, da es so wenig EEG Strom gibt. Da das Gesetz aber für die Zukunft festgeschrieben ist, entsteht eine rasant wachsende subventionierte Industrie im In- und Ausland, welche sich zunehmend an den Deutschen Fördertöpfen labt. Das ist bereits der Tipping Point. "Jetzt sind wir alle Windmüller". Die Menschen werden von den Subventionen abhängig und keiner dreht sie zurück, ohne sich eine blutige Nase zu holen.

Teil 2: Das Ding geht hoch

Mittlerweile gibt es soviel EEG Strom, dass:

a) an vielen Tagen ein Überangebot herrscht, was die Netze destabilisiert
b) ein Strompreis, der häufig negativ wird (man muss Geld bezahlen, um Franzosen und Polen unseren Strom schenken zu dürfen)
c) die Subventionen den Strompreis in den kommenden Jahren extrem in die Höhe treiben werden, da man den Besitzern der EEG Anlagen trotz negativem Abnahmepreis die vollkommen überhöhten Preise garantiert hat und sie jede KWh ihres Stromes einspeisen dürfen, völlig am Bedarf vorbei.
d) der Bau von konventionellen Kraftwerken, die bei Windstille dringend nötig sind, sich nicht mehr rechnet, da die Stillstandzeiten zu groß sind.

Man hat also einen funktionierenden Strommarkt weitgehend in eine Non Profit Zone verwandelt. Die Stromkonzerne wollen keine Kraftwerke mehr bauen, obwohl es eine Stromlücke gibt. Das gibt es in keinem anderen Land der Welt.

Was nun? Die Politik behilft sich als Antwort auf soviel Marktverzerrung und Fehlalokation mit weiteren Verzerrungen. Nun soll der Bau von Gaskraftwerken subventioniert werden (der Strom fehlt vor allem im Süden). Das ist typisch Politiker. Wie man ja aus der Merrit-Order der Kraftwerke an der Strombörse sieht, sind die Gaskraftwerke die unrentabelsten konventionellen Kraftwerke. Am rentabelsten wären nach AKWs die Braunkohlekraftwerke. Aber das K-Wort nimmt von den Politikern keiner in den Mund. Das ist ideologisch nicht opportun.

So werden also Gaskraftwerke gefördert, deren Betrieb sich am wenigsten rechnet. Auch diese Förderung ist einmalig in der Welt. Wir stellen uns staatlich gefördert zweimal die Stromversorgung für ganz Deutschland hin. Einmal grün und gut und einmal fossil und böse - aber notwendig an 180 Tagen im Jahr. Alles staatlich gefördert.

Alles gut dann? Nein: die Netze fehlen. Irgendeiner da, der Lust hat Netze zu bauen? Nein! Weit und breit keiner. Nochmal: es fehlen in einer der größten Industrienationen die Netze (Milliardenmarkt) und keiner will sie bauen. Warum? Weil es die Bundesnetzagentur gibt, welche die Preise reguliert, mit denen die Netze finanziert werden. Also noch ein Markteingriff, der übrigens einmal eingeführt wurde, um die Strompreise zu senken!

Und die Gaskraftwerke? Die wird EON sicherlich mit fetten staatlichen Garantien bauen. Die spannende Frage wird sein: wird EON die Bereitschaft dieser Kraftwerke auch im Windstillefall auch fest garantieren. Die Antwort: ein klares Jein. EON kann die technische Bereitschaft zwar garantieren, nicht aber die Versorgung dieser Kraftwerke mit Gas. Warum? Weil Gasleitungen in den Süden fehlen und bei Gasknappheit die Versorgung von Haushalten Vorrang hat (so geschehen letzten Winter). Es fehlen also Gasnetze in erheblichem Umfang in einer der größten Ökonomien der Welt. Irgendeiner da, der Gasnetze bauen will? Hallo, Milliardenmarkt!!! Keiner. Warum? Weil es die Bundesnetzagentur gibt, welche die Durchleitungspreise für Gas regelt. Die neuen Gasleitungen würden aber nicht sonderlich stark ausgelastet sein, weil man sie ja nur selten braucht. Das sporadische Angebot der regenerativen Energien zieht sich durch die gesamte Energieinfrastruktur und produziert Überangebote, die vom Markt nicht finanziert werden. Man müsste schon am Markt für die Durchleitung dieses "Notgases" sehr viel Geld verlangen dürfen. Geht aber nicht so ohne weiteres, da die Netzagentur dies anders sehen könnte. Dazu kommen Planungsverfahren von Jahrzehnten. Die Lösung? Der Bau dieser Gasnetze müsste mit staatlichen Anreizen usw.... Oder lasst uns doch die Netze direkt verstaatlichen. Das fordert mittlerweile auch David McAllister. Bingo. Das ist aber keine Verstaatlichung, da diese Netze größtenteils garnicht existieren. Der Steuerzahler soll sie voll finanzieren.

Auf der Nachfrageseite gibt es mittlerweile auch Preisverzerrung. Der immer teurere Strom kann von der Industrie nicht mehr bezahlt werden. Wie reagiert die Politik, klaro mit Preisregulierung. Sie nimmt die Industrie von den Erhöhungen aus und legt das auf die Verbraucher um, bis auf sozial schwache... Wer wieviel zahlt ist also eine Frage des sozialen Standes und nicht von Angebot und Nachfrage.

Noch eine Kleinigkeit: Durch das Abschalten der AKWs und den gleichzeitigen Garaus vieler Kohlekraftwerke bleiben dann als Netzstabilisatoren immer mehr Gaskraftwerke. Wo kommt das Gas eigentlich her? Wenn es Russland nicht gefällt, fehlt uns im Winter nicht nur das Gas zum heizen sondern auch der Strom um wenigstens einen Tee zu kochen. So was nenne ich ein echtes Klumpenrisiko.

So, war´s das? Ach ja, Stromspeicher noch: Die sind eine nochmalige Verteuerung der Stromproduktion, da sie alle einen geringen Wirkungsgrad haben und somit beim Speichern von Strom, einen erheblichen Teil der Energie in Abwärme umwandeln. Siemens hat da so einige gigantische Ideen (Wasserstofftechnik etc.) aber "bei solchen Summen muss auch der Staat uns ein klares Signal geben" - übersetzt: am Markt funktioniert so was nicht, es muss staatliche Anreize geben.

So darf jeder mal an der Bude des Energiemarktes einen Schießen und der Staat bezahlt´s.

Derweil erweist sich das allseits gefeierte EEG als Massenvernichtungswaffe für eine günstige und stabile Stromversorung.

[uV]Ephraim Kishon:
"Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."

Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'):
"Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."

Dr. Gottfried Curio, AfD 2017:
„Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“

[/u]





Gruß
Erich

WRL Offline



Beiträge: 1.124

07.05.2012 10:03
#2 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Danke Erich,

der Beitrag bringt es so ziemlich auf den Punkt. Warum sollen Eon und Konsorten investieren bevor der Staat verspricht zu subventionieren? Eine (Abwärts-)Spirale ohne Ende.

Have a nice day
WRL

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

ng Offline



Beiträge: 2.614

07.05.2012 14:44
#3 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Guter Text.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

09.05.2012 08:41
#4 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Schade, der Text ist so treffend, dass hier darüber vermutlich keine Diskussion entstehen wird (Kater?).

DP Offline



Beiträge: 5.248

09.05.2012 13:34
#5 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Das Thema hatten wir im Prinzip auch so auf den Punkt gebracht. Insofern ist das kein heisses Eisen sondern, zumindest für uns, ein abgenagter Knochen.

Man hat also einen funktionierenden Strommarkt weitgehend in eine Non Profit Zone verwandelt.

Allenfalls könnte man einwenden, dass das ja gerade gewollt war. Schliesslich ist das Ziel der Energiewende nicht der rentable Strommarkt sondern die ökologische oder wie auch immer grün (ich meine die Partei, nicht die Umwelt) geartete Energieproduktion. Das kann man bedauern, aber auch hinnehmen in einer funktionierenden Demokratie, in der die Mehrheit bestimmt.

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

09.05.2012 14:21
#6 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Zitat von Lexx
Schade, der Text ist so treffend, dass hier darüber vermutlich keine Diskussion entstehen wird (Kater?).



Der Schreiber des Textes hat etwas wesentliches übersehen: Unsere Probleme sind zum Teil schnell gelöst, wenn wir die Industrie aus dem Süden nach Norden und Osten verlagern. Das geht schneller als jeder Strom- und Gasnetzausbau .

Gruß, Martin

dewo53 Offline



Beiträge: 53

09.05.2012 16:28
#7 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Och, mit der Verlagerung hat die Industrie ja schon angefangen. Zwar nicht von Süden nach Norden, dafür aber von Deutschland ins Ausland (Alu-Norf, zum Beispiel).

Kater Offline



Beiträge: 1.208

11.05.2012 11:14
#8 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Also meines Wissens hat Alunorf gerade einige Millionen in Neuss investiert.

Gruss
Kater

ErichF Offline




Beiträge: 3.111

15.05.2012 06:57
#9 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Hier also die konkreten aber simplen Gründe für die Verzögerungen. Überall da, wo die Politdilettanten die Finger drinhaben, geht's schief.

http://www.wiwo.de/politik/deutschland/e...nn/6619244.html

[uV]Ephraim Kishon:
"Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."

Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'):
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Dr. Gottfried Curio, AfD 2017:
„Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“

[/u]





Gruß
Erich

WRL Offline



Beiträge: 1.124

15.05.2012 07:14
#10 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Aber aber, Erich,
das sind doch nur wieder die bösen bösen Banken, die nicht wollen. Oder so...

Dabei sollten sich die Anleger, von denen die Banken ja das Geld ausleihen müssen, sich über eines im Klaren sein: Wesentlich höhere Zinsen kann es die nächsten 5 bis 10 Jahre nicht geben, denn dies würde die Eurozone höchst gefährden. Wenn der Basiszinssatz um 1 % steigt killen die zusätzlichen Zinsausgaben in den Haushalten der Länder jede noch verbliebene Manövriermasse.

Schönen Tag
WRL

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(Mark Twain)

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

15.05.2012 08:16
#11 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

WRL,

es geht ja nicht nur um den Zinssatz. Es geht darum, wer die Risiken trägt, und für die Banken sind die Offshore-Windfarmen relativ neue unerprobte Technologie. Was allerdings heißen müsste, dass 1% viel zu niedrig ist. 7% über zehn Jahre würde vielleicht doch einige Anleger locken .

Gruß, Martin

ErichF Offline




Beiträge: 3.111

15.05.2012 11:19
#12 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Es geht doch darum, daß Banken bei jeglicher Kreditvergabe dingliche Sicherheiten verlangen und auch bekommen. Die derzeitigen Bedingungen werden gerade von der EU und D. wiederum verschärft, die Banken müssen bei riskanten Anlagen weiter erhöhtes Eigenkapital vorhalten. Aber wie verwertet man ein eingetragenes Recht auf einer Plattform 50km vor der Küste, wenn der Kreditnehmer pleite ist? Und die gehen ganz schnell pleite bei technischen Problemen innerhalb der Kreditlaufzeit, stockender Abnahme infolge zu teuerer Stromgewinnung oder zu geringer Abnahme infolge Wegzugs von industriellen Großabnehmern?

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Gruß
Erich

WRL Offline



Beiträge: 1.124

15.05.2012 12:35
#13 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Na ja, der Materialwert von einem Spargel ist ja soweit ganz ordentlich, abzüglich der "Bergungskosten" aber in jedem Fall mehr als aufgebraucht. Muss also die Bundesregierung dafür bürgen, damit kann man dann wieder preiswertere Spargel in China einkaufen und somit ringelt sich die Spirale weiter - nach unten.

Regieren ist ein, zugegebenermaßen, schwieriges Geschäft - gibt es jemand der es weniger schlecht macht? Die Alternativen zur derzeitigen Regierung sind doch noch grausliger.

Gabriel hat doch schon einen "Currywurst-Wahlkampf" angekündigt - wieviel % Fett darf eigentlich in einer Currywurst drinsein?

Trotzdem - schönen Tag
WRL

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dewo53 Offline



Beiträge: 53

16.05.2012 10:45
#14 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Zitat von WRL
wieviel % Fett darf eigentlich in einer Currywurst drinsein?

Trotzdem - schönen Tag
WRL

Für meinen Geschmack auf jeden Fall deutlich weniger als in Gabriel drin ist. Den machen Sie mir auch mit noch so guter Currysauce nicht schmackhaft. Außerdem brauchen wir auch nicht noch einen Gammelfleischskandal.

ErichF Offline




Beiträge: 3.111

16.05.2012 20:38
#15 RE: Der tägliche Energiewahnsinn Antworten

Jetzt hat E.ON das Handtuch geworfen und seine Gastochter an einen australischen Investor verkauft.

http://de.reuters.com/article/companiesN...E84F04420120516

Mal sehen, ob der jetzt die fehlenden Pipelines in den Süden baut. Verräterisch der Textteil


Wettbewerbs-Probleme muss Macquarie wohl nicht befürchten, da der Betrieb der Netze komplett reguliert ist.

So kann man auch eine faktische Verstaatlichung umschreiben.

[uV]Ephraim Kishon:
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Gruß
Erich

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