Was kaum jemand für möglich hielt – die FDP scheint den Wiedereinzug in die Landtage von SH und NRW zu schaffen.
Das ist zwar nicht ganz so erstaunlich, wie die Kommentatoren jetzt tun. Aber immerhin, die Nachrufe waren längst veröffentlicht, die Partei war für tot erklärt worden.
Dass die Trendwende nicht ganz so erstaunlich ist, liegt vor allem daran, dass hierzulande fast ausschliesslich Meinungs- und Kampagnenjournalismus betrieben wird und die Meinungsmacher selbst an den Quatsch geglaubt haben, den sie verbreiten. Dabei wurde der Blick auf die Geschichte der Partei verstellt, die eigentlich bis zur 18% Kampage von Möllemann eine Aneinanderreihung von Kämpfen um die 5% Klausel ist. Auch auf Bundesebene übrigens. Es dürfte kaum einen Landtag geben, aus dem die FDP in der Vergangenheit nicht schon mal herausgeflogen war, aus dieser Perspektive betrachtet wäre ein Scheitern in den anstehenden LTW nicht automatisch das Aus für die Partei.
Eigentlich ist die FDP wieder in ihren Normalmodus zurückgefallen. Die komfortablen Ergebnisse >10% waren die Ausnahme, der Kampf ums Überleben die Regel.
Getragen wird die Renaissance nicht von den jungen Wilden sondern erstaunlicherweise von alten Fahrensleuten wie dem Möllemann-Kumpel Kubicki und Brüderle der seit Wochen neben seinem hohen Unterhaltungswert ungeahnte Kämpferqualitäten zeigt. Lindner in NRW versucht seine Herkunft aus der Boy-Group herunterzuspielen und hängt sich lieber an die alten Herren um den positiven Trend nach NRW zu importieren. Vielleicht mit Erfolg auf den letzten Metern.
Ich denke am Ende des Wahljahres 2012 werden die Nachrufe auf die SED Nachfolger geschrieben.
"Ich denke am Ende des Wahljahres 2012 werden die Nachrufe auf die SED Nachfolger geschrieben."
Schön wär's - und noch schöner wenn zu Recht.
Schönen Sonntag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von F-WWas kaum jemand für möglich hielt – die FDP scheint den Wiedereinzug in die Landtage von SH und NRW zu schaffen.
Kubicki stand und steht zur Daueropposition zur FDP in Berlin. Lindner konnte sich durch seinen Rücktritt aus dem Abwärtssog Röslers entziehen. Lindner ist zwar nicht so toll wie alle tun, aber immerhin besitzt er mehr Substanz als der Windbeutel Rösler. Reden kann er zumindest. Insgesamt glaube ich schon, dass die FDP ums Überleben ringt. Wenn sie bis zur Bundestagswahl in der Koalition mit der Union bleibt, wird sie den Wiedereinzug in den Bundestag nicht schaffen. Die Partei wird dann auch finanziell am Ende sein.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Die FDP ist ja unter anderem auch verschrien als Partei der Zahnärtze und Rechtsanwälte.
Aber in der Tat werden Interessen von Freiberuflern (gehobener Mittelstand, kleinere Unternehmer) von keiner Partei richtig vertreten, von den linken schon gar nicht, aber auch nicht von der angeblich unternehmerfreundlichen CDU. Ich weiß, wovon ich spreche.
Ich habe keine Zahlen wieviel Prozent Freiberufler es in Deutschland gibt. Aber vielleicht wäre es ein Konzept für die FDP, das Stigma ins Positive zu drehen und sich als Interessenvertreter dieser Klientel zu positionieren. Meines Wissens ist das eher eine wachsende Gruppe in Deutschland. Wenn man es richtig macht, wählen Familie und Angestellte dieser Leute ja auch diese Partei. Da sollten doch stabile x-10% drin sein.
Was ist das deutsche politische Spektrum doch langweilig. In praktisch jedem Land der Welt zerfallen Parteien, bilden sich neue Bewegungen, Ströme, Auffangbecken, Wahlbündnisse. In D bleibt aber alles beim Alten und so wird sich die alte Klientel auch wieder der Wert der Liberalen bewusst und mit ihrem Aufschwung werden die Piraten wieder von dannen schippern. Sehr zum Unbill von Frau Merkel.
Zitat und so wird sich die alte Klientel auch wieder der Wert der Liberalen bewusst und mit ihrem Aufschwung werden die Piraten wieder von dannen schippern.
Die Mehrheit der derzeitigen Piraten(anhänger) dürfte unter Liberalismus aber etwas anderes verstehen, als nur Steuererleichterungen.
Zitat von DPWas ist das deutsche politische Spektrum doch langweilig. In praktisch jedem Land der Welt zerfallen Parteien, bilden sich neue Bewegungen, Ströme, Auffangbecken, Wahlbündnisse. In D bleibt aber alles beim Alten und so wird sich die alte Klientel auch wieder der Wert der Liberalen bewusst und mit ihrem Aufschwung werden die Piraten wieder von dannen schippern. Sehr zum Unbill von Frau Merkel.
Hm, für diese steile These fallen mir aber keine Beispiele ein. Was man so mitbekommt aus anderen Ländern mit vergleichbarer Historie, ist dort die Parteienlandschaft auch recht statisch, oder auf wen spielst du hier an?
Es spricht aus meiner Sicht auch nichts dagegen, eine lange bestehende und somit bekannte Marke neu zu positionieren. Die Industrie macht das ja auch ständig.
Den Aufschwung der FDP in NRW schreibe ich zu 99% Christian Lindner zu. Schon bei seinem Einstieg in den Ring wurde er als (vermeintlicher) Heilsbringer der Partei beschrien. Dadurch ist er präsent geworden und die FDP in NRW hat das konsequent umgesetzt. Auf den Wahlplakaten ist nur Lindner zu sehen, ein Spruch und darunter "Das ist meine FDP".
Man fährt also wieder die Westerwellsche Ein-Personen-Politik - offenbar mit Erfolg, denn die FDP hat ihre Umfragewerte seit Lindners Einstieg verdreifacht.
DP: "und mit ihrem Aufschwung werden die Piraten wieder von dannen schippern"
Das wird sich noch zeigen müssen. Zwar haben die orangen im Gleichkland mit dem FDP-Aufschwung Stimmen verloren. Aber der Hauptteil der Wählerschaft rekrutiert sich immernoch aus Nichtwählern.
Zitat Zwar haben die orangen im Gleichkland mit dem FDP-Aufschwung Stimmen verloren. Aber der Hauptteil der Wählerschaft rekrutiert sich immernoch aus Nichtwählern.
Und die Nichtwähler haben gute Gründe nicht zu wählen - sie sind mit allen Parteien unzufrieden. Wenn die Piraten sich nun immer mehr den anderen Parteien angleichen, schreckt den Ex-Nichtwähler das schnell wieder ab.
Was reizt denn den Nichtwähler die Piraten zu wählen? Weil die frisch, unangepasst und unabhängig sind. Und wie lange geht das noch? Da darf jeder selbst raten. Ich denke mal 2 Jahre.
"Was reizt denn den Nichtwähler die Piraten zu wählen? Weil die frisch, unangepasst und unabhängig sind. Und wie lange geht das noch? Da darf jeder selbst raten. Ich denke mal 2 Jahre."
Kommt darauf an wie sie weitermachen...
Derzeit gibt es ja eine Strömung innerhalb der Piratenpartei die in die Richtung des Schweizer Wahlsystems geht - das könnte ein Dauerbrenner werden. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann dass man ein solches direktes Wahlsystem in D einführen kann - zu viele verkrustete Strukturen, viel zu viel "St. Floriansprinzip", viel zu wenig politische (Aus-)Bildung und viel zu wenig (politischen) Gemeinsinn. Aber irgendwann muss man ja mal anfangen.
Zu vielen Menschen hierzulande hängt doch der Politbetrieb zum Hals heraus - und wenn der EMS kommt und das Parlament seiner wesentlichen Rechte beraubt sein wird werden wir uns (außer Dir, lieber DP, zumindest vorläufig) im Imperium Europae halt einrichten so gut es geht und uns nach Zeiten zurücksehnen in den "Brave New World" und "1984" noch als Schreckensvisionen galten und nicht als Beschreibung "einer Zeit die noch viel mehr Freiheiten enthielt als wir uns heute (~ 2030) vorstellen können".
Bin ich zu pessimistisch? Ich fürchte - nein.
Trotzdem ein schönes Wochenende WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
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