DP: "Was reizt denn den Nichtwähler die Piraten zu wählen?
Als Schweizer wirst du das kaum nachvollziehen können. Es gibt in Deutschland eine Politik(er)verdrossenheit, das ist allgemein bekannt. Deswegen gibt es viele Nicht- und Protestwähler und die früher sicheren Mehrheiten vom schwarz oder rot sind in kaum einem Bundesland mehr vorhanden. Selbst in Bayern nicht, wobei sich das da auf einer etwas anderen Ebene abspielt. Da ist eine nicht vorhandene absolute Mehrheit schon eine Ohrfeige für die CSU.
Und nun kommt die Piratenpartei daher, die mindestens zwei dicke Trümpfe in der Hand hat: 1. besetzt sie ein Thema, nein gleich mehrere, die bisher von ALLEN etablierten Parteien sträflich vernachlässigt wurde und durch den Erfolg der Piraten jetzt zwangsweise alle beschäftigen muss. Gerade heute habe ich ein Wahlplakat gesehen mit dem Spruch "Einmischen possible" zusammen mit einer Facebook-Hand. Es war nicht von den Piraten, sondern von den Grünen.
2. verkörpern die Kandidaten und Sprecher der Piraten den Anti-Typ des verhassten Politikers á la Wulff. Die Piraten bzw. deren medienpräsente Vertreter sind bzw. wirken bürgernah, basisdemokratisch, kompetent im Umgang mit neuen Medien, glaubwürdig, sympathisch, transparent, antikorrupt und vor allem redlich. Die Parteiführung interessiert sich nicht nur für die Meinung an der Basis und der Wähler. Durch ständige Umfragen und Abstimmungen steht sie sogar in direktem Kontakt zu ihr/ihnen. Das ist der attraktive Kontrast zum Gekungel und Geschacher der großen Volksparteien, das wir hierzulande leider immer wieder erleben müssen, aktuell beim Betreuungsgeld.
Und es ist offenbar Grund genug für viele Nichtwähler, diese Partei mit ihrer Repräsentanz zu beauftragen.
Im Moment ist das durch Medien transportiert Ansehen der Piraten ein Selbstläufer. Im Oppositions- oder gar Regierungsalltag wird sich letztlich zeigen, ob das bisherige Konzept so durchzuhalten ist. Zuletzt haben die Piraten mich aber überrascht. Anstatt die basisdemokratischen Beschlüsse in Frage zu stellen, weil die Versammlungen dadurch sehr viel länger dauern als bei anderen, wird eine technische Lösung entwickelt, um die Abstimmungen zu beschleunigen. Es ist also gut möglich, dass die Piraten das Prinzip der "flüssigen Demokratie" auch in der Parlamentsarbeit durchhalten können.
Zitat von Lexxverkörpern die Kandidaten und Sprecher der Piraten den Anti-Typ des verhassten Politikers á la Wulff. Die Piraten bzw. deren medienpräsente Vertreter sind bzw. wirken bürgernah, basisdemokratisch, kompetent im Umgang mit neuen Medien, glaubwürdig, sympathisch, transparent, antikorrupt und vor allem redlich. Die Parteiführung interessiert sich nicht nur für die Meinung an der Basis und der Wähler. Durch ständige Umfragen und Abstimmungen steht sie sogar in direktem Kontakt zu ihr/ihnen. Das ist der attraktive Kontrast zum Gekungel und Geschacher der großen Volksparteien, das wir hierzulande leider immer wieder erleben müssen, aktuell beim Betreuungsgeld.
Was bürgernah, basisdemokratisch, kompetent im Umgang mit neuen Medien, glaubwürdig, sympathisch, transparent, antikorrupt bedeutet haben wir ja gestern bei Günter Jauch gesehen. Der neue Oberguru Johannes Ponader machte es vor. Statt Fragen zu beantworten oder dem Fernsehzuschauer Einblicke in die Politik der neuen Partei zu geben twitterte Ponader die ganze Sendung lang. Als Follower habe ich mir das durchgelesen. Die Tweeds beantworteten überraschenderweise aber auch keine politischen Fragen sondern handelten vom Studiolicht und den Schuhen von Renate Künast.
Auch wenn ich gern zugebe, dass das Blabla von Röttgen bis Gysi auch keine Erkenntnisgewinne brachte weiss ich ehrlich gesagt immer noch nicht ganz, worin die Attraktivität der piratischen Transparenz liegen soll, im Gegensatz "zum Gekungel und Geschacher der großen Volksparteien". Es sei denn Ponaders Follower dürfen mal über die Auswahl seiner Schuhe abstimmen.
DP: "Statt Fragen zu beantworten oder dem Fernsehzuschauer Einblicke in die Politik der neuen Partei zu geben twitterte Ponader die ganze Sendung lang."
Mit anderen Worten: Statt den Fernsehzuschauer mit dem üblichen politischen Geschwafel zu langweilen hat Ponander seinen Followern exklusive Einblicke gegeben, die sie im Fernsehen sonst nicht bekommen. Damit war sein Auftritt bei Jauch vermutlich informativer und fruchtbarer als der der übrigen Politiker mit ihrem immer gleichen Gesülze.
Falls du mehr wissen willst, schlage ich dir vor, mal nach "liquid democracy" zu suchen.
Wenn die Piraten mal was tatsächlich mitentscheiden (und sei es durch fehlende Anwesenheit oder Desintresse), z.B. über den Landeshaushalt, die Landesverteidigung oder über die Verdoppelung deiner Studiengebühren, dann fände ich es noch spannend, ob du das dreiste und respektlose Verhalten dann immer noch lustig findest.
DP: Wenn die Piraten irgendwo mitentscheiden, dann feiere ich den Einzug der direkten Mitbestimmung der Basis in die/das/den (hier bitte das jeweilige Parlament einfügen).
Du magst das Auftreten dreist finden und ich kann dir nicht widersprechen - ich habe Jauch nicht gesehen. Aber letztlich geht es bei den Piraten um etwas ganz anderes.
Du fragst dich, was die Piraten so attraktiv macht. Die Frage ist legitim, denn in der Schweiz kennst und lebst du eine gänzlich andere Form von Demokratie. Zu dieser Frage war die Diskussion bei "Hart aber fair" gestern ziemlich aufschlussreich. Alle reden in Deutschland über Politikverdrossenheit und die größte aller Parteien, die Nichtwähler-Partei. Die Parteien sind hierzulande sehr mächtig. Laut Hans-Olaf Henkel, Gast der Sendung, sind sie in Deutschland sogar mächtiger als irgendwo sonst auf der Welt. Vielleicht ist das der Grund, dass sich die politische Elite immer weiter vom Wähler entfernt hat.
Tatsache ist jedenfalls, dass viele Deutsche immer mehr das Gefühl haben, nicht (mehr) an der Politik teilhaben zu können, keinen Einfluss zu haben. Das ist spätestens seit der Prekariatsdiskussion bekannt. "Die da oben machen sowieso was sie wollen." Wenn man sich die reale Politik so anschaut, dann ist dieser Eindruck so ganz falsch auch nicht, siehe die Diskussion um die Herdprämie, das Steuergeschenk an Hoteliers und Ähnliches. Was die Bürger wollen ist bei solchen Entscheidungen irrelevant. Einfluss auf die Politik hat am ehesten noch die veröffentlichte Volksmeinung in den Medien, die bei der Atomenergie (leider) stark genug war, den Ausstieg aus derselbigen gegen alle Vernunft zu bewirken. Aber der Großteil der Entscheidungen spielt sich im kleinen Elite-Kreis ab, insbesondere wenn es um die Finanzkrise geht. Das neuner-Gremium lässt grüßen.
Da zeigt sich auch in den Entscheidungsstrukturen, etwa der CDU. Dort muss man persönlich anwesend sein, um abstimmen zu können. Die zur Abstimmung stehenden Themen sind vorgegeben und über den Parteivorsitz entscheiden Deligierte - die von anderen Deligierten dorthin geschickt wurden. Die Basis ist also nur höchst indirekt an wichtigen Entscheidungen beteiligt. Und dann kommt da eine orangene Partei daher, die sich frech die Piraten nennt, technisch (und von der Technikkompetenz her) mit der Zeit geht und einem direkte Mitbestimmung ermöglicht. Jedes Parteimitglied kann (online) abstimmen, Themen zur Abstimmung stellen und sogar über den Parteivorsitz direkt selbst mitbestimmen. So etwas ist in der CDU undenkbar.
Begriffe wie "liquid Feedback" und "liquid democracy" machen die Runde; gemeint ist die direkte Rückmeldung von der Parteibasis in Echtzeit bzw. das generelle Konzept der basisdemokratischen Orientierung und die Ausrichtung auf direkte Mitbestimmung. Das sind Konzepte - wohlgemerkt Konzepte formeller Art. Inhaltlich sind die Piraten erst ganz am Anfang - mit denen die Piraten offenbar den Nerv der Menschen treffen. Da ist eine Partei, die sich für direkte Demokratie einsetzt, die einen direkt persönlich am politischen Geschehen teilhaben lässt. Da sind keine Eliten "da oben", die getrennt vom Rest der Welt ihr Ding drehen. Nein, die wichtigen politischen Entscheidungen werden von der Basis getroffen (so können die Piraten ihre politische Meinung übrigens auch leichter ändern. Es verliert nämlich niemand sein Gesicht dadurch, wie es jetzt etwa bei der Herdprämie der Fall ist).
Quasi ein Stück Schweiz für Deutschland - zumindest innerhalb der Piraten.
Und ich muss zugeben, damit haben die Piraten auch bei mir einen Nerv getroffen.
Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich hier vor Jahren schon gegen den Fraktionszwang argumentiert habe. Schon damals waren mir die Parteien zu mächtig, der Einfluss des Bürgers zu gering. So bin ich seit jeher für Volksentscheide auf Landes- und Bundesebene. Deswegen ist es mir herzlich egal, ob ein Ponwieauchimmer vermeintlich respektlos und dreist auftritt oder ein anderer Vertreter zugibt, zu einem Thema noch keine Meinung zu haben (das kann man übriens auch als erfrischend menschliche Ehrlichkeit zwischen all den Egomanen der etablierten Parteien sehen). Es kümmert mich nicht, dass in einigen Kreisverbänden (noch!) bedingungsloses Grundeinkommen oder die Legalisierung von bestimmten Drogen gefordert wird (bis die Basis etwas Anderes entscheidet...). Allein die Tatsache, dass die basisorientierten Konzepte und Mentalitäten der Piraten ihren Weg in die politische Landschaft finden und die zivilo- und technophobe Politikelite aufmischen ist für mich mehr als genug Grund, ihnen am nächsten Sonntag meine Stimme zu geben.
Das ist übrigens nicht lustig, das meine ich bitterernst!
Begriffe wie "liquid Feedback" und "liquid democracy" machen die Runde; (...)
Das sind vollkommen hirnlose Worthülsen. Die Piraten haben da einen Hype entfacht, der bald wieder abflauen wird. Spätestens wenn so "Vollhorste" wie Seehofer auflaufen und meinen eine Facebookparty veranstalten zu müssen. Kubicki hat nicht einmal eine fb-Präsenz und trotzdem hat seine totgesagte Partei 162 Stimmen mehr als die Piraten.
Zitat von DPWenn die Piraten mal was tatsächlich mitentscheiden (und sei es durch fehlende Anwesenheit oder Desintresse), z.B. über den Landeshaushalt, die Landesverteidigung oder über die Verdoppelung deiner Studiengebühren, dann fände ich es noch spannend, ob du das dreiste und respektlose Verhalten dann immer noch lustig findest.
In Schleswig-Holstein habe sie die Abschaffung der Studiengebühren gefordert. Dumm nur, dass es dort so etwas gar nicht gibt.
Zitat von Lexx Tatsache ist jedenfalls, dass viele Deutsche immer mehr das Gefühl haben, nicht (mehr) an der Politik teilhaben zu können, keinen Einfluss zu haben. Das ist spätestens seit der Prekariatsdiskussion bekannt. "Die da oben machen sowieso was sie wollen." Wenn man sich die reale Politik so anschaut, dann ist dieser Eindruck so ganz falsch auch nicht, siehe die Diskussion um die Herdprämie, das Steuergeschenk an Hoteliers und Ähnliches.
Die Mehrheit der Deutschen befürwortet das Betreuungsgeld.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Zitat von LexxDP: Wenn die Piraten irgendwo mitentscheiden, dann feiere ich den Einzug der direkten Mitbestimmung der Basis in die/das/den (hier bitte das jeweilige Parlament einfügen).
Du magst das Auftreten dreist finden und ich kann dir nicht widersprechen - ich habe Jauch nicht gesehen. Aber letztlich geht es bei den Piraten um etwas ganz anderes.
Du fragst dich, was die Piraten so attraktiv macht. Die Frage ist legitim, denn in der Schweiz kennst und lebst du eine gänzlich andere Form von Demokratie. Zu dieser Frage war die Diskussion bei "Hart aber fair" gestern ziemlich aufschlussreich. Alle reden in Deutschland über Politikverdrossenheit und die größte aller Parteien, die Nichtwähler-Partei. Die Parteien sind hierzulande sehr mächtig. Laut Hans-Olaf Henkel, Gast der Sendung, sind sie in Deutschland sogar mächtiger als irgendwo sonst auf der Welt. Vielleicht ist das der Grund, dass sich die politische Elite immer weiter vom Wähler entfernt hat.
Tatsache ist jedenfalls, dass viele Deutsche immer mehr das Gefühl haben, nicht (mehr) an der Politik teilhaben zu können, keinen Einfluss zu haben. Das ist spätestens seit der Prekariatsdiskussion bekannt. "Die da oben machen sowieso was sie wollen." Wenn man sich die reale Politik so anschaut, dann ist dieser Eindruck so ganz falsch auch nicht, siehe die Diskussion um die Herdprämie, das Steuergeschenk an Hoteliers und Ähnliches. Was die Bürger wollen ist bei solchen Entscheidungen irrelevant. Einfluss auf die Politik hat am ehesten noch die veröffentlichte Volksmeinung in den Medien, die bei der Atomenergie (leider) stark genug war, den Ausstieg aus derselbigen gegen alle Vernunft zu bewirken. Aber der Großteil der Entscheidungen spielt sich im kleinen Elite-Kreis ab, insbesondere wenn es um die Finanzkrise geht. Das neuner-Gremium lässt grüßen.
Da zeigt sich auch in den Entscheidungsstrukturen, etwa der CDU. Dort muss man persönlich anwesend sein, um abstimmen zu können. Die zur Abstimmung stehenden Themen sind vorgegeben und über den Parteivorsitz entscheiden Deligierte - die von anderen Deligierten dorthin geschickt wurden. Die Basis ist also nur höchst indirekt an wichtigen Entscheidungen beteiligt. Und dann kommt da eine orangene Partei daher, die sich frech die Piraten nennt, technisch (und von der Technikkompetenz her) mit der Zeit geht und einem direkte Mitbestimmung ermöglicht. Jedes Parteimitglied kann (online) abstimmen, Themen zur Abstimmung stellen und sogar über den Parteivorsitz direkt selbst mitbestimmen. So etwas ist in der CDU undenkbar.
Begriffe wie "liquid Feedback" und "liquid democracy" machen die Runde; gemeint ist die direkte Rückmeldung von der Parteibasis in Echtzeit bzw. das generelle Konzept der basisdemokratischen Orientierung und die Ausrichtung auf direkte Mitbestimmung. Das sind Konzepte - wohlgemerkt Konzepte formeller Art. Inhaltlich sind die Piraten erst ganz am Anfang - mit denen die Piraten offenbar den Nerv der Menschen treffen. Da ist eine Partei, die sich für direkte Demokratie einsetzt, die einen direkt persönlich am politischen Geschehen teilhaben lässt. Da sind keine Eliten "da oben", die getrennt vom Rest der Welt ihr Ding drehen. Nein, die wichtigen politischen Entscheidungen werden von der Basis getroffen (so können die Piraten ihre politische Meinung übrigens auch leichter ändern. Es verliert nämlich niemand sein Gesicht dadurch, wie es jetzt etwa bei der Herdprämie der Fall ist).
Quasi ein Stück Schweiz für Deutschland - zumindest innerhalb der Piraten.
Und ich muss zugeben, damit haben die Piraten auch bei mir einen Nerv getroffen.
Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich hier vor Jahren schon gegen den Fraktionszwang argumentiert habe. Schon damals waren mir die Parteien zu mächtig, der Einfluss des Bürgers zu gering. So bin ich seit jeher für Volksentscheide auf Landes- und Bundesebene. Deswegen ist es mir herzlich egal, ob ein Ponwieauchimmer vermeintlich respektlos und dreist auftritt oder ein anderer Vertreter zugibt, zu einem Thema noch keine Meinung zu haben (das kann man übriens auch als erfrischend menschliche Ehrlichkeit zwischen all den Egomanen der etablierten Parteien sehen). Es kümmert mich nicht, dass in einigen Kreisverbänden (noch!) bedingungsloses Grundeinkommen oder die Legalisierung von bestimmten Drogen gefordert wird (bis die Basis etwas Anderes entscheidet...). Allein die Tatsache, dass die basisorientierten Konzepte und Mentalitäten der Piraten ihren Weg in die politische Landschaft finden und die zivilo- und technophobe Politikelite aufmischen ist für mich mehr als genug Grund, ihnen am nächsten Sonntag meine Stimme zu geben.
Das ist übrigens nicht lustig, das meine ich bitterernst!
Ich denke das war eine gute Zusammenfassung zum Thema, warum eine Bewegung wie die der Piraten Fuss fassen konnte. Ich will das auch nicht irgendwie klein reden oder heruntermachen. Ich sehe im Augenblick einfach noch nichts als Versprechen bei den Piraten und keine einzige Bürgerbeteiligung mehr noch Transparenz, mit Ausnahme des getwitterten Diskussionschaos der Berliner Piraten. Kann sein, dass eine Handvoll Nerds das freakig finden und mitlesen aber wenn die Piraten auch in Zukunft mal einen Landtag von innen sehen wollen muss da schon mehr kommen. Das was du da beschreibst ist erstmal nur Abschöpfen des Frust- oder Langeweilepotenzials. Soweit waren NPD, Marxisten oder Rattenfänger wie Ronald Schill auch schon.
Na ja, zumindest den Landtag von S-H sehen sie jetzt von innen und den von NW demnächst auch.
Und ja, des Eindrucks dass die Piraten auch nicht schlechter sind als die anderen Parteien kann ich mich auch nicht erwehren, Nerds hin oder her. Lehrlingen billigt man ja auch mehr Fehler zu, dafür sind sie ja Lehrlinge.
Nächstes Jahr wählen wir ja hier in BY - wen soll ich denn da wählen? Den Seehofer - nie. Den Ude, ginge ja noch, aber was da an Schwachmaten dranhängt, scheidet also aus. Die FDP - habe noch nie mehr als 3 Worte vom Zeil zu hören bekommen, dann bin ich nämlich schon eingeschlafen, Die Linke oder NPD verbieten sich schon von selber, bleiben noch Freie Wähler oder Piraten. Von der FW sitzt der deutlich schlechtere Teil im Landtag, bleibt nicht mehr viel übrig. Jetzt hab ich doch die Rosa Liste und die Bibeltreuen vergessen... Es kommen harte Zeiten auf den Wähler zu.
Frustpotential - es wäre doch ein ungeheurer Erfolg für die Piraten wenn die "etablierten" Parteien aufwachen würden und anfingen das Frustpotential endlich abzubauen. Nur leider haben die allesamt vergessen wie das gehen könnte.
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat dann fände ich es noch spannend, ob du das dreiste und respektlose Verhalten dann immer noch lustig findest.
Was ist denn dreist und sogar respektlos daran gewesen und warum?
Zitat Allein die Tatsache, dass die basisorientierten Konzepte und Mentalitäten der Piraten ihren Weg in die politische Landschaft finden und die zivilo- und technophobe Politikelite aufmischen ist für mich mehr als genug Grund, ihnen am nächsten Sonntag meine Stimme zu geben. Das ist übrigens nicht lustig, das meine ich bitterernst!
Da kann ich dir nur zustimmen (wie dem Rest des Postings auch)
Zitat Die Mehrheit der Deutschen befürwortet das Betreuungsgeld.
Millionen nutzen ein sogar mehrfach hohes Betreuungsgeld doch längst durch Benutzung der Kitas, Krippen, Ganztagsschulen & Co, die ja nun mit weitaus mehr Kohle von Staat/Steuerzahler finanziert werden, als die von Ewiggestrigen genannte "Herdprämie".
DP: "Soweit waren NPD, Marxisten oder Rattenfänger wie Ronald Schill auch schon."
Du siehst, lediglich ein Abschöpfen von Frust- und Langeweilepotential und setzt die Piraten mit der NPD und der Schill-Partei gleich. Das stimmt insoweit, dass der größte Zustrom der Piraten tatsächlich von den Nichtwählern kommt.
Dagegen spricht allerding, dass die Piraten inzwischen schon (fast) halb so viele Mitglieder haben wie die FDP oder die Linke. Und fast sechsmal so viel wie die NPD. Das sind sicherlich nicht alles Frustmitglieder, die die Partei bald wieder verlassen. Diese Leute und ein Großteil der Wähler werden durch die grundlegende Andersartigkeit an die Partei gebunden. Dagegen spricht auch, dass das Parteiprogramm, also die Schwerpunktthemen und die Standpunkte der Partei zumindest in der jetzigen Organisationsstruktur von der Parteibasis bestimmt werden. Also von den Leuten, die Mitglied sind und ggf. auch von den Nichtmitgliedern, den Wählern. Solange sich das nicht ändert, solange werden diese Leute bleiben. Die Parteiverdrossenheit ist ja kein kurzfristiges Phänomen und existiert schon länger als die Linke.
Ob die Piraten mich als Wähler behalten, hängt tatsächlich von der zukünftigen Parlamentsarbeit und programmatischen Ausrichtung ab. Wie die Umfragewerte und Wahlergebnisse sich entwickeln hängt aber m. E. auch davon ab, ob die Partei ihr Stammwählerpotential vergrößern kann.
Um mich zu verlieren müssten sie aber schon eine Menge falsch machen. Oder die anderen Parteien eine Menge besser. Nach dem derzeitigen NRW-Trend sehen das 9% meiner wahlberechtigen Landesgenossen offenbar ähnlich.
DP: Ein kleiner Nachtrag: Statt Parallelen zur Linken und zu Schill (der übrigens nur über Themen gepunktet hat) sehe ich bei den Piraten eher eine Parallele zu Obamas "Change".
Zitat von Lexx Dagegen spricht auch, dass das Parteiprogramm, also die Schwerpunktthemen und die Standpunkte der Partei zumindest in der jetzigen Organisationsstruktur von der Parteibasis bestimmt werden. Also von den Leuten, die Mitglied sind und ggf. auch von den Nichtmitgliedern, den Wählern.
Somit reagieren die Piraten auf die aktuellen Umfrageergebnisse wie jede andere Partei auch, willkommen im Mainstream. Schlimmer noch, bar jeder Grundüberzeugung besteht hier die Gefahr der totalen Beliebigkeit; heute isdt man für den Atomausstieg, morgen gegen Braunkohle und übermorgen gegen Wind- und Sonnenenergie. Nächste Woche ist man dann wieder pro Atom, je nach neuester Twitterabstimmung. Oder wie muss man sich das vorstellen?